mit seinem langen Nachmittage und so mancher freie Abend, den man jetzt leider im Wirthshause zubringt, wäre gewiß eine passende Zeit für diesen Unterricht und diese Anleitung. Wie viel Segen und Wonne würde eine solche schöne Uebung den Kindern und den Eltern selbst bringen. Möchten darum doch alle Väter den Unterricht ihrer Kinder sich sehr angelegen sein lassen; dann wird an ihnen Gott auch seine Ver- heißung erfüllen: "
Unterweise deinen Sohn, so wird er dich ergötzen und Wonne gewähren deiner Seele" (Spr. Sal. 29, 17).
Der Vater soll ferner seine Kinder an pünkt- lichen Gehorsam gewöhnen. Ohne Gehorsam gibt es keine wahre Erziehung. Sehr zu bedauern ist ein Kind, das in der Jugend keinen Gehorsam gelernt hat. Es wird später der Spielball seiner Launen und Lei- denschaften sein, wird in keiner ernsten Lebenslage sich zurechtfinden und glücklich sein, wird nie einen starken und guten Charakter erhalten. Mangel an Ernst und Festigkeit bei der Erziehung, zu große Schwäche und Nachgiebigkeit, die das Kind nicht zum pünktlichen Gehorsam anleitet, macht eine gediegene Charakterbil- dung unmöglich. Mit Recht sagt ein bekannter Schrift- steller unserer Tage: "Ein Erzieher, der nur Worte und nicht auch Kraft hat, um seine Lehre durchzusetzen, ist das Verderben dessen, den er bilden soll. Darum finden wir so wenige Charaktere auf der Erde, weil so wenige das Glück hatten, einen Meister zu finden, der das Herz von Grund aus kannte und der es nicht
mit seinem langen Nachmittage und so mancher freie Abend, den man jetzt leider im Wirthshause zubringt, wäre gewiß eine passende Zeit für diesen Unterricht und diese Anleitung. Wie viel Segen und Wonne würde eine solche schöne Uebung den Kindern und den Eltern selbst bringen. Möchten darum doch alle Väter den Unterricht ihrer Kinder sich sehr angelegen sein lassen; dann wird an ihnen Gott auch seine Ver- heißung erfüllen: „
Unterweise deinen Sohn, so wird er dich ergötzen und Wonne gewähren deiner Seele“ (Spr. Sal. 29, 17).
Der Vater soll ferner seine Kinder an pünkt- lichen Gehorsam gewöhnen. Ohne Gehorsam gibt es keine wahre Erziehung. Sehr zu bedauern ist ein Kind, das in der Jugend keinen Gehorsam gelernt hat. Es wird später der Spielball seiner Launen und Lei- denschaften sein, wird in keiner ernsten Lebenslage sich zurechtfinden und glücklich sein, wird nie einen starken und guten Charakter erhalten. Mangel an Ernst und Festigkeit bei der Erziehung, zu große Schwäche und Nachgiebigkeit, die das Kind nicht zum pünktlichen Gehorsam anleitet, macht eine gediegene Charakterbil- dung unmöglich. Mit Recht sagt ein bekannter Schrift- steller unserer Tage: „Ein Erzieher, der nur Worte und nicht auch Kraft hat, um seine Lehre durchzusetzen, ist das Verderben dessen, den er bilden soll. Darum finden wir so wenige Charaktere auf der Erde, weil so wenige das Glück hatten, einen Meister zu finden, der das Herz von Grund aus kannte und der es nicht
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[189/0201]
mit seinem langen Nachmittage und so mancher freie
Abend, den man jetzt leider im Wirthshause zubringt,
wäre gewiß eine passende Zeit für diesen Unterricht
und diese Anleitung. Wie viel Segen und Wonne
würde eine solche schöne Uebung den Kindern und den
Eltern selbst bringen. Möchten darum doch alle Väter
den Unterricht ihrer Kinder sich sehr angelegen sein
lassen; dann wird an ihnen Gott auch seine Ver-
heißung erfüllen: „ Unterweise deinen Sohn, so
wird er dich ergötzen und Wonne gewähren
deiner Seele“ (Spr. Sal. 29, 17).
Der Vater soll ferner seine Kinder an pünkt-
lichen Gehorsam gewöhnen. Ohne Gehorsam gibt
es keine wahre Erziehung. Sehr zu bedauern ist ein
Kind, das in der Jugend keinen Gehorsam gelernt hat.
Es wird später der Spielball seiner Launen und Lei-
denschaften sein, wird in keiner ernsten Lebenslage sich
zurechtfinden und glücklich sein, wird nie einen starken
und guten Charakter erhalten. Mangel an Ernst und
Festigkeit bei der Erziehung, zu große Schwäche und
Nachgiebigkeit, die das Kind nicht zum pünktlichen
Gehorsam anleitet, macht eine gediegene Charakterbil-
dung unmöglich. Mit Recht sagt ein bekannter Schrift-
steller unserer Tage: „Ein Erzieher, der nur Worte
und nicht auch Kraft hat, um seine Lehre durchzusetzen,
ist das Verderben dessen, den er bilden soll. Darum
finden wir so wenige Charaktere auf der Erde, weil
so wenige das Glück hatten, einen Meister zu finden,
der das Herz von Grund aus kannte und der es nicht
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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