das Schelten und Fluchen nicht lernen, wenn sie hören, wie der Vater bei jeder kleinsten Unannehmlichkeit wie ein Besessener mit Fluchworten um sich wirft? Wie können sie eingezogen, züchtig und ehrbar bleiben, wenn der Vater unkeusche oder zweideutige Reden führt und sich gerne in Gegenwart der Kinder rühmt, wie lustig und flott er in seiner Jugend gewesen sei, wie bunt er es getrieben habe? Kann man von den Kindern, be- sonders von den Söhnen später erwarten, daß sie mit großem Eifer ihre religiösen Pflichten erfüllen, wenn sie den Vater nie beten, selten in die Kirche, nie zur Beicht und Communion gehen sehen? Wie sollen sie den Geistlichen achten und ehren, wenn sie bei jeder Gelegen- heit den Vater über Papst, Bischöfe und Priester schim- pfen hören? Wie sollen sie artig und höflich werden, wenn sie nichts als Roheiten und Grobheiten sehen? wie friedliebend, wenn der Vater immer zankt und streitet mit der Mutter und mit den Nachbarn in Un- einigkeit lebt? Wie sollen die Söhne an Zucht und Ordnung, an Selbstbeherrschung und Mäßigkeit sich ge- wöhnen, wenn der Vater ein gar eifriger und begeisterter Besucher des Wirthshauses ist und sehr häufig zur Un- zeit und mit einem Rausche nach Hause kommt? Wollt ihr Väter, daß euere Kinder später sich bewähren als gute und eifrige Christen, so gehet ihnen vor Allem mit einem guten Beispiele voran; erfüllet vor ihren Augen treu euere Pflichten gegen Gott, gegen die heilige Kirche und die Mitmenschen; zeiget euch als eifrige, gewissenhafte Christen, welche die Sonn- und Feiertage
das Schelten und Fluchen nicht lernen, wenn sie hören, wie der Vater bei jeder kleinsten Unannehmlichkeit wie ein Besessener mit Fluchworten um sich wirft? Wie können sie eingezogen, züchtig und ehrbar bleiben, wenn der Vater unkeusche oder zweideutige Reden führt und sich gerne in Gegenwart der Kinder rühmt, wie lustig und flott er in seiner Jugend gewesen sei, wie bunt er es getrieben habe? Kann man von den Kindern, be- sonders von den Söhnen später erwarten, daß sie mit großem Eifer ihre religiösen Pflichten erfüllen, wenn sie den Vater nie beten, selten in die Kirche, nie zur Beicht und Communion gehen sehen? Wie sollen sie den Geistlichen achten und ehren, wenn sie bei jeder Gelegen- heit den Vater über Papst, Bischöfe und Priester schim- pfen hören? Wie sollen sie artig und höflich werden, wenn sie nichts als Roheiten und Grobheiten sehen? wie friedliebend, wenn der Vater immer zankt und streitet mit der Mutter und mit den Nachbarn in Un- einigkeit lebt? Wie sollen die Söhne an Zucht und Ordnung, an Selbstbeherrschung und Mäßigkeit sich ge- wöhnen, wenn der Vater ein gar eifriger und begeisterter Besucher des Wirthshauses ist und sehr häufig zur Un- zeit und mit einem Rausche nach Hause kommt? Wollt ihr Väter, daß euere Kinder später sich bewähren als gute und eifrige Christen, so gehet ihnen vor Allem mit einem guten Beispiele voran; erfüllet vor ihren Augen treu euere Pflichten gegen Gott, gegen die heilige Kirche und die Mitmenschen; zeiget euch als eifrige, gewissenhafte Christen, welche die Sonn- und Feiertage
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das Schelten und Fluchen nicht lernen, wenn sie hören,
wie der Vater bei jeder kleinsten Unannehmlichkeit wie
ein Besessener mit Fluchworten um sich wirft? Wie
können sie eingezogen, züchtig und ehrbar bleiben, wenn
der Vater unkeusche oder zweideutige Reden führt und
sich gerne in Gegenwart der Kinder rühmt, wie lustig
und flott er in seiner Jugend gewesen sei, wie bunt er
es getrieben habe? Kann man von den Kindern, be-
sonders von den Söhnen später erwarten, daß sie mit
großem Eifer ihre religiösen Pflichten erfüllen, wenn sie
den Vater nie beten, selten in die Kirche, nie zur Beicht
und Communion gehen sehen? Wie sollen sie den
Geistlichen achten und ehren, wenn sie bei jeder Gelegen-
heit den Vater über Papst, Bischöfe und Priester schim-
pfen hören? Wie sollen sie artig und höflich werden,
wenn sie nichts als Roheiten und Grobheiten sehen?
wie friedliebend, wenn der Vater immer zankt und
streitet mit der Mutter und mit den Nachbarn in Un-
einigkeit lebt? Wie sollen die Söhne an Zucht und
Ordnung, an Selbstbeherrschung und Mäßigkeit sich ge-
wöhnen, wenn der Vater ein gar eifriger und begeisterter
Besucher des Wirthshauses ist und sehr häufig zur Un-
zeit und mit einem Rausche nach Hause kommt? Wollt
ihr Väter, daß euere Kinder später sich bewähren als
gute und eifrige Christen, so gehet ihnen vor Allem
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Augen treu euere Pflichten gegen Gott, gegen die heilige
Kirche und die Mitmenschen; zeiget euch als eifrige,
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/198>, abgerufen am 22.11.2024.
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