und schüttelt ihm mehrmals kräftig und herzlich die Hand. Doch am Nachmittage desselben Tages geht er mit einigen unchristlichen Männern spazieren und be- gegnet demselben Priester, mit dem er vor einigen Stunden so freundlich gesprochen hat; aber jetzt scheint er ihn gar nicht mehr zu kennen; er benimmt sich, als hätte er ihn nie in seinem ganzen Leben gesehen. Ist das nicht ein Verhalten, dessen sich ein Jeder, der noch auf den Namen eines Mannes Anspruch machen will, schämen sollte? Unsere deutsche Sprache bezeichnet solche Männer darum auch mit höchst verächtlichen Namen, mit Namen, die zum Theile aus dem Thierreiche ent- lehnt sind, oder die auf eine gemeine, ganz entehrende Handlungsweise hinweisen. Sie sind allgemein bekannt; ich brauche sie nicht anzuführen.
Von einem Manne erwartet man ferner, daß er Muth und Entschiedenheit besitze. Gott hat in das Herz des Mannes eine gewisse Unerschrockenheit gelegt. In allen Sprachen heißt darum eine muthige That auch eine männliche That. Und der Weltapostel mahnt die Korinther: "
Handelt als Männer und seid stark." (1 Cor. 16, 13.) Ja der Mann darf nicht gleich sein der widerstandslosen Wetterfahne, die von jedem leichten Winde sich die Richtung geben läßt; er darf keine schwache Drahtpuppe sein, die das kleinste Kind durch eine leise Berührung in jede beliebige Be- wegung setzt. Der Mann muß vielmehr an Kraft und Stärke ähnlich sein der festen Eiche. Mag der Sturm noch so gewaltig um dieselbe toben und sie rütteln
und schüttelt ihm mehrmals kräftig und herzlich die Hand. Doch am Nachmittage desselben Tages geht er mit einigen unchristlichen Männern spazieren und be- gegnet demselben Priester, mit dem er vor einigen Stunden so freundlich gesprochen hat; aber jetzt scheint er ihn gar nicht mehr zu kennen; er benimmt sich, als hätte er ihn nie in seinem ganzen Leben gesehen. Ist das nicht ein Verhalten, dessen sich ein Jeder, der noch auf den Namen eines Mannes Anspruch machen will, schämen sollte? Unsere deutsche Sprache bezeichnet solche Männer darum auch mit höchst verächtlichen Namen, mit Namen, die zum Theile aus dem Thierreiche ent- lehnt sind, oder die auf eine gemeine, ganz entehrende Handlungsweise hinweisen. Sie sind allgemein bekannt; ich brauche sie nicht anzuführen.
Von einem Manne erwartet man ferner, daß er Muth und Entschiedenheit besitze. Gott hat in das Herz des Mannes eine gewisse Unerschrockenheit gelegt. In allen Sprachen heißt darum eine muthige That auch eine männliche That. Und der Weltapostel mahnt die Korinther: „
Handelt als Männer und seid stark.“ (1 Cor. 16, 13.) Ja der Mann darf nicht gleich sein der widerstandslosen Wetterfahne, die von jedem leichten Winde sich die Richtung geben läßt; er darf keine schwache Drahtpuppe sein, die das kleinste Kind durch eine leise Berührung in jede beliebige Be- wegung setzt. Der Mann muß vielmehr an Kraft und Stärke ähnlich sein der festen Eiche. Mag der Sturm noch so gewaltig um dieselbe toben und sie rütteln
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und schüttelt ihm mehrmals kräftig und herzlich die
Hand. Doch am Nachmittage desselben Tages geht er
mit einigen unchristlichen Männern spazieren und be-
gegnet demselben Priester, mit dem er vor einigen
Stunden so freundlich gesprochen hat; aber jetzt scheint
er ihn gar nicht mehr zu kennen; er benimmt sich, als
hätte er ihn nie in seinem ganzen Leben gesehen. Ist
das nicht ein Verhalten, dessen sich ein Jeder, der noch
auf den Namen eines Mannes Anspruch machen will,
schämen sollte? Unsere deutsche Sprache bezeichnet solche
Männer darum auch mit höchst verächtlichen Namen,
mit Namen, die zum Theile aus dem Thierreiche ent-
lehnt sind, oder die auf eine gemeine, ganz entehrende
Handlungsweise hinweisen. Sie sind allgemein bekannt;
ich brauche sie nicht anzuführen.
Von einem Manne erwartet man ferner, daß er
Muth und Entschiedenheit besitze. Gott hat in das
Herz des Mannes eine gewisse Unerschrockenheit gelegt.
In allen Sprachen heißt darum eine muthige That auch
eine männliche That. Und der Weltapostel mahnt die
Korinther: „ Handelt als Männer und seid
stark.“ (1 Cor. 16, 13.) Ja der Mann darf nicht
gleich sein der widerstandslosen Wetterfahne, die von
jedem leichten Winde sich die Richtung geben läßt; er
darf keine schwache Drahtpuppe sein, die das kleinste
Kind durch eine leise Berührung in jede beliebige Be-
wegung setzt. Der Mann muß vielmehr an Kraft und
Stärke ähnlich sein der festen Eiche. Mag der Sturm
noch so gewaltig um dieselbe toben und sie rütteln
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/175>, abgerufen am 24.11.2024.
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