ständen wir heute noch, wenn nicht damals die Kirche bildend und veredelnd auf die naturkräftigen Völker Deutschlands als Lehrerin und Führerin eingewirkt, wenn die Kirche nicht damals in den Zeiten blutiger Kriege und verheerender Raubzüge die wissenschaftlichen Schätze des Alterthums in ihren Klöstern und Schulen uns aufbewahrt hätte?
Und wie wir uns der Kirche selbst nicht zu schämen brauchen, so auch nicht des christlichen Lebens, zu dem sie uns anleitet. Sie lehrt uns, Gott, den unendlich Liebenswürdigen, über Alles lieben und zu ihm als unserm höchsten Herrn und größten Wohlthäter in De- muth und Dankbarkeit beten; sie lehrt und mahnt uns immer wieder, dem Nächsten gegenüber liebevoll, freundlich und geduldig zu sein und gegen die Armen und Nothleidenden ein barmherziges Herz und eine offene, wohlthätige Hand zu haben; sie spornt uns be- ständig an, unsere eigenen bösen Neigungen zu be- kämpfen und den Versuchungen Widerstand zu leisten, damit wir nicht dem Laster und den Leidenschaften anheimfallen; sie hält uns an, durch den öftern Em- pfang der heiligen Sakramente uns mit himmlischen, übernatürlichen Kräften zu stärken, damit wir um so sicherer tugendhaft wandeln und all' unsern Pflichten gewissenhaft entsprechen. Sind das Dinge, deren man sich schämen muß? Ist alles dies nicht viel mehr dazu angethan, uns bei Gott und allen vernünftigen Men- schen Ehre und Achtung zu erwerben?
Erst recht braucht man sich aber der Kirche und
ständen wir heute noch, wenn nicht damals die Kirche bildend und veredelnd auf die naturkräftigen Völker Deutschlands als Lehrerin und Führerin eingewirkt, wenn die Kirche nicht damals in den Zeiten blutiger Kriege und verheerender Raubzüge die wissenschaftlichen Schätze des Alterthums in ihren Klöstern und Schulen uns aufbewahrt hätte?
Und wie wir uns der Kirche selbst nicht zu schämen brauchen, so auch nicht des christlichen Lebens, zu dem sie uns anleitet. Sie lehrt uns, Gott, den unendlich Liebenswürdigen, über Alles lieben und zu ihm als unserm höchsten Herrn und größten Wohlthäter in De- muth und Dankbarkeit beten; sie lehrt und mahnt uns immer wieder, dem Nächsten gegenüber liebevoll, freundlich und geduldig zu sein und gegen die Armen und Nothleidenden ein barmherziges Herz und eine offene, wohlthätige Hand zu haben; sie spornt uns be- ständig an, unsere eigenen bösen Neigungen zu be- kämpfen und den Versuchungen Widerstand zu leisten, damit wir nicht dem Laster und den Leidenschaften anheimfallen; sie hält uns an, durch den öftern Em- pfang der heiligen Sakramente uns mit himmlischen, übernatürlichen Kräften zu stärken, damit wir um so sicherer tugendhaft wandeln und all' unsern Pflichten gewissenhaft entsprechen. Sind das Dinge, deren man sich schämen muß? Ist alles dies nicht viel mehr dazu angethan, uns bei Gott und allen vernünftigen Men- schen Ehre und Achtung zu erwerben?
Erst recht braucht man sich aber der Kirche und
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ständen wir heute noch, wenn nicht damals die Kirche
bildend und veredelnd auf die naturkräftigen Völker
Deutschlands als Lehrerin und Führerin eingewirkt,
wenn die Kirche nicht damals in den Zeiten blutiger
Kriege und verheerender Raubzüge die wissenschaftlichen
Schätze des Alterthums in ihren Klöstern und Schulen
uns aufbewahrt hätte?
Und wie wir uns der Kirche selbst nicht zu schämen
brauchen, so auch nicht des christlichen Lebens, zu dem
sie uns anleitet. Sie lehrt uns, Gott, den unendlich
Liebenswürdigen, über Alles lieben und zu ihm als
unserm höchsten Herrn und größten Wohlthäter in De-
muth und Dankbarkeit beten; sie lehrt und mahnt uns
immer wieder, dem Nächsten gegenüber liebevoll,
freundlich und geduldig zu sein und gegen die Armen
und Nothleidenden ein barmherziges Herz und eine
offene, wohlthätige Hand zu haben; sie spornt uns be-
ständig an, unsere eigenen bösen Neigungen zu be-
kämpfen und den Versuchungen Widerstand zu leisten,
damit wir nicht dem Laster und den Leidenschaften
anheimfallen; sie hält uns an, durch den öftern Em-
pfang der heiligen Sakramente uns mit himmlischen,
übernatürlichen Kräften zu stärken, damit wir um so
sicherer tugendhaft wandeln und all' unsern Pflichten
gewissenhaft entsprechen. Sind das Dinge, deren man
sich schämen muß? Ist alles dies nicht viel mehr dazu
angethan, uns bei Gott und allen vernünftigen Men-
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/169>, abgerufen am 23.07.2024.
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