Menschenfurcht an den Pranger stellen und ernstlich bestrafen. "
Wer mich vor den Menschen be- kennt, den will ich auch bekennen vor meinem Vater, der im Himmel ist; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den will ich auch vor meinem Vater ver- leugnen, der im Himmel ist" (Matth. 10, 32).
Die Menschenfurcht ist eines katholischen Christen höchst unwürdig; denn er braucht sich wahrhaf- tig der Kirche nicht zu schämen, der er an- gehört. Man hat noch nie erfahren, daß ein starker und gesunder Mann sich seiner Kraft und Lebensfülle geschämt hat, wenn er einem Menschen begegnete, wel- cher den Keim einer zehrenden Krankheit in sich trug. Man hat noch nie gesehen, daß ein Mann mit geraden und gesunden Gliedern schamroth wurde, wenn er einen andern sah, der nur mit Beihilfe von Krücken sich weiter bewegte. Noch nie hat ein vernünftiger Mensch es sich zur Schande angerechnet, daß er einer guten, vorzüglichen Familie angehört, in der Tugend und Rechtschaffenheit erblich ist. Im Gegentheil, man freut sich darüber, dankt Gott für diese große Gnade und bedauert alle Jene, die das große Unglück haben, einer verkom- menen Familie zu entstammen. Man schämt sich über- haupt, so lange man Verstand hat, nie einer guten Sache.
Steht dieser Grundsatz fest und wird er von allen vernünftigen Menschen als richtig anerkannt, haben wir Katholiken dann Ursache, uns unserer heiligen
Menschenfurcht an den Pranger stellen und ernstlich bestrafen. „
Wer mich vor den Menschen be- kennt, den will ich auch bekennen vor meinem Vater, der im Himmel ist; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den will ich auch vor meinem Vater ver- leugnen, der im Himmel ist“ (Matth. 10, 32).
Die Menschenfurcht ist eines katholischen Christen höchst unwürdig; denn er braucht sich wahrhaf- tig der Kirche nicht zu schämen, der er an- gehört. Man hat noch nie erfahren, daß ein starker und gesunder Mann sich seiner Kraft und Lebensfülle geschämt hat, wenn er einem Menschen begegnete, wel- cher den Keim einer zehrenden Krankheit in sich trug. Man hat noch nie gesehen, daß ein Mann mit geraden und gesunden Gliedern schamroth wurde, wenn er einen andern sah, der nur mit Beihilfe von Krücken sich weiter bewegte. Noch nie hat ein vernünftiger Mensch es sich zur Schande angerechnet, daß er einer guten, vorzüglichen Familie angehört, in der Tugend und Rechtschaffenheit erblich ist. Im Gegentheil, man freut sich darüber, dankt Gott für diese große Gnade und bedauert alle Jene, die das große Unglück haben, einer verkom- menen Familie zu entstammen. Man schämt sich über- haupt, so lange man Verstand hat, nie einer guten Sache.
Steht dieser Grundsatz fest und wird er von allen vernünftigen Menschen als richtig anerkannt, haben wir Katholiken dann Ursache, uns unserer heiligen
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Menschenfurcht an den Pranger stellen und ernstlich
bestrafen. „ Wer mich vor den Menschen be-
kennt, den will ich auch bekennen vor
meinem Vater, der im Himmel ist; wer
mich aber vor den Menschen verleugnet,
den will ich auch vor meinem Vater ver-
leugnen, der im Himmel ist“ (Matth. 10, 32).
Die Menschenfurcht ist eines katholischen Christen
höchst unwürdig; denn er braucht sich wahrhaf-
tig der Kirche nicht zu schämen, der er an-
gehört. Man hat noch nie erfahren, daß ein starker
und gesunder Mann sich seiner Kraft und Lebensfülle
geschämt hat, wenn er einem Menschen begegnete, wel-
cher den Keim einer zehrenden Krankheit in sich trug.
Man hat noch nie gesehen, daß ein Mann mit geraden
und gesunden Gliedern schamroth wurde, wenn er einen
andern sah, der nur mit Beihilfe von Krücken sich
weiter bewegte. Noch nie hat ein vernünftiger Mensch
es sich zur Schande angerechnet, daß er einer guten,
vorzüglichen Familie angehört, in der Tugend und
Rechtschaffenheit erblich ist. Im Gegentheil, man freut
sich darüber, dankt Gott für diese große Gnade und bedauert
alle Jene, die das große Unglück haben, einer verkom-
menen Familie zu entstammen. Man schämt sich über-
haupt, so lange man Verstand hat, nie einer guten
Sache.
Steht dieser Grundsatz fest und wird er von allen
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/167>, abgerufen am 23.07.2024.
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