seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch" (Pred. 12, 13). Hat ein Unterthan Audienz bei seinem Fürsten, so schenkt er dem Diener, der ihn ein- führt, nicht die Hauptaufmerksamkeit; ihm erweist er nicht die größte Ehre, sondern doch offenbar seinem Könige. An dem Wohlwollen des Königs liegt ihm ja viel mehr, als an dem des Dieners. Aehnlich denkt und handelt der wahre Christ. Auf Gott sieht er vor Allem hin; Gottes Wohlgefallen sich zu er- werben, ist seine Hauptsorge. Er weiß ja, daß Gott sein höchster Herr ist, dem er Alles zu danken hat; er weiß, daß er nach wenigen Jahren oder vielleicht schon Tagen vor ihm als seinem gerechten Richter stehen wird, um über all' seine freiwilligen Gedanken, Worte und Hand- lungen Rechenschaft abzulegen, daß dann von demselben das entscheidende Urtheil über seine ganze Ewigkeit ge- fällt wird. Dagegen weiß er auch, daß die Menschen nur schwache Geschöpfe sind, die heute leben und morgen in's Grab sinken; er weiß, daß auch der mächtigste und angesehenste Mann Gott gegenüber unendlich schwach und klein ist, daß von seiner ganzen Macht und Herrlich- keit nach Jahren nur eine Hand voll Staub übrig bleibt.
Der ehrwürdige P. Clemens Hoffbauer wollte eines Tages einem vornehmen Herrn, der von sich und seinem Ansehen etwas zu viel eingenommen war, zeigen, was der Mensch sei. Er bückte sich zur Erde, nahm ein wenig Staub in die Hand, hielt ihm dieselbe vor das Angesicht und sprach mit ernstem Nachdruck: "Sehen Sie, das ist der Mensch, eine Hand voll Staub." Was
seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch“ (Pred. 12, 13). Hat ein Unterthan Audienz bei seinem Fürsten, so schenkt er dem Diener, der ihn ein- führt, nicht die Hauptaufmerksamkeit; ihm erweist er nicht die größte Ehre, sondern doch offenbar seinem Könige. An dem Wohlwollen des Königs liegt ihm ja viel mehr, als an dem des Dieners. Aehnlich denkt und handelt der wahre Christ. Auf Gott sieht er vor Allem hin; Gottes Wohlgefallen sich zu er- werben, ist seine Hauptsorge. Er weiß ja, daß Gott sein höchster Herr ist, dem er Alles zu danken hat; er weiß, daß er nach wenigen Jahren oder vielleicht schon Tagen vor ihm als seinem gerechten Richter stehen wird, um über all' seine freiwilligen Gedanken, Worte und Hand- lungen Rechenschaft abzulegen, daß dann von demselben das entscheidende Urtheil über seine ganze Ewigkeit ge- fällt wird. Dagegen weiß er auch, daß die Menschen nur schwache Geschöpfe sind, die heute leben und morgen in's Grab sinken; er weiß, daß auch der mächtigste und angesehenste Mann Gott gegenüber unendlich schwach und klein ist, daß von seiner ganzen Macht und Herrlich- keit nach Jahren nur eine Hand voll Staub übrig bleibt.
Der ehrwürdige P. Clemens Hoffbauer wollte eines Tages einem vornehmen Herrn, der von sich und seinem Ansehen etwas zu viel eingenommen war, zeigen, was der Mensch sei. Er bückte sich zur Erde, nahm ein wenig Staub in die Hand, hielt ihm dieselbe vor das Angesicht und sprach mit ernstem Nachdruck: „Sehen Sie, das ist der Mensch, eine Hand voll Staub.“ Was
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seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch“
(Pred. 12, 13). Hat ein Unterthan Audienz bei
seinem Fürsten, so schenkt er dem Diener, der ihn ein-
führt, nicht die Hauptaufmerksamkeit; ihm erweist er
nicht die größte Ehre, sondern doch offenbar seinem
Könige. An dem Wohlwollen des Königs liegt ihm
ja viel mehr, als an dem des Dieners. Aehnlich
denkt und handelt der wahre Christ. Auf Gott sieht
er vor Allem hin; Gottes Wohlgefallen sich zu er-
werben, ist seine Hauptsorge. Er weiß ja, daß Gott sein
höchster Herr ist, dem er Alles zu danken hat; er weiß,
daß er nach wenigen Jahren oder vielleicht schon Tagen
vor ihm als seinem gerechten Richter stehen wird, um
über all' seine freiwilligen Gedanken, Worte und Hand-
lungen Rechenschaft abzulegen, daß dann von demselben
das entscheidende Urtheil über seine ganze Ewigkeit ge-
fällt wird. Dagegen weiß er auch, daß die Menschen
nur schwache Geschöpfe sind, die heute leben und morgen
in's Grab sinken; er weiß, daß auch der mächtigste
und angesehenste Mann Gott gegenüber unendlich schwach
und klein ist, daß von seiner ganzen Macht und Herrlich-
keit nach Jahren nur eine Hand voll Staub übrig bleibt.
Der ehrwürdige P. Clemens Hoffbauer wollte eines
Tages einem vornehmen Herrn, der von sich und seinem
Ansehen etwas zu viel eingenommen war, zeigen, was
der Mensch sei. Er bückte sich zur Erde, nahm ein
wenig Staub in die Hand, hielt ihm dieselbe vor das
Angesicht und sprach mit ernstem Nachdruck: „Sehen
Sie, das ist der Mensch, eine Hand voll Staub.“ Was
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/164>, abgerufen am 22.11.2024.
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