Stätten der Pflichtvergessenheit, der Sünde und Unzu- friedenheit, dann strömt aus ihnen Jahr für Jahr wie aus unzähligen Quellen immer neues Gift, neues Verderben über die Staaten. An Ehrlichkeit und Redlichkeit der Bürger ist dann nicht mehr zu denken und die Beamten, die Wächter der Gerechtigkeit und Ordnung, werden selbst bald käuflich und jeder Dieberei fähig sein. Aus schlechten Familien kann der Staat nur schlechte Unterthanen und schlechte Beamten er- halten. Die Sonntagsentheiligung untergräbt endlich den zeitlichen Wohlstand eines Volkes, weil sie ihm den Segen Gottes entzieht und sittliche Eigenschaften in ihm erzeugt, die zur leichtsinnigen Verschwendung der irdischen Güter führen müssen. Daß aber der zeit- liche Wohlstand für das staatliche Leben von großer Wichtigkeit sei, gestehen selbst solche Staatsmänner ein, welche für den Werth der höhern Güter eines Volkes kein Auge und kein Herz besitzen.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die gewissen- hafte Feier der Tage des Herrn sehr Vieles zum Heile und Wohle der Staaten beitragen kann. Das haben die weisesten Staatsmänner auch zu allen Zeiten er- kannt und darum durch strenge Gesetze auf eine echt christliche Sonntagsfeier hingewirkt. Und merkwürdig ist es, daß unter diesen gerade jene, die im Kriege als wackere Helden das blanke Schwert vortrefflich zu handhaben verstanden, im Frieden oft als die christ- lichsten Fürsten sich zeigten. Ich erinnere nur an den weltberühmten Constantin, der nach Eusebius die
Stätten der Pflichtvergessenheit, der Sünde und Unzu- friedenheit, dann strömt aus ihnen Jahr für Jahr wie aus unzähligen Quellen immer neues Gift, neues Verderben über die Staaten. An Ehrlichkeit und Redlichkeit der Bürger ist dann nicht mehr zu denken und die Beamten, die Wächter der Gerechtigkeit und Ordnung, werden selbst bald käuflich und jeder Dieberei fähig sein. Aus schlechten Familien kann der Staat nur schlechte Unterthanen und schlechte Beamten er- halten. Die Sonntagsentheiligung untergräbt endlich den zeitlichen Wohlstand eines Volkes, weil sie ihm den Segen Gottes entzieht und sittliche Eigenschaften in ihm erzeugt, die zur leichtsinnigen Verschwendung der irdischen Güter führen müssen. Daß aber der zeit- liche Wohlstand für das staatliche Leben von großer Wichtigkeit sei, gestehen selbst solche Staatsmänner ein, welche für den Werth der höhern Güter eines Volkes kein Auge und kein Herz besitzen.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die gewissen- hafte Feier der Tage des Herrn sehr Vieles zum Heile und Wohle der Staaten beitragen kann. Das haben die weisesten Staatsmänner auch zu allen Zeiten er- kannt und darum durch strenge Gesetze auf eine echt christliche Sonntagsfeier hingewirkt. Und merkwürdig ist es, daß unter diesen gerade jene, die im Kriege als wackere Helden das blanke Schwert vortrefflich zu handhaben verstanden, im Frieden oft als die christ- lichsten Fürsten sich zeigten. Ich erinnere nur an den weltberühmten Constantin, der nach Eusebius die
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Stätten der Pflichtvergessenheit, der Sünde und Unzu-
friedenheit, dann strömt aus ihnen Jahr für Jahr wie
aus unzähligen Quellen immer neues Gift, neues
Verderben über die Staaten. An Ehrlichkeit und
Redlichkeit der Bürger ist dann nicht mehr zu denken
und die Beamten, die Wächter der Gerechtigkeit und
Ordnung, werden selbst bald käuflich und jeder Dieberei
fähig sein. Aus schlechten Familien kann der Staat
nur schlechte Unterthanen und schlechte Beamten er-
halten. Die Sonntagsentheiligung untergräbt endlich
den zeitlichen Wohlstand eines Volkes, weil sie ihm
den Segen Gottes entzieht und sittliche Eigenschaften
in ihm erzeugt, die zur leichtsinnigen Verschwendung
der irdischen Güter führen müssen. Daß aber der zeit-
liche Wohlstand für das staatliche Leben von großer
Wichtigkeit sei, gestehen selbst solche Staatsmänner ein,
welche für den Werth der höhern Güter eines Volkes
kein Auge und kein Herz besitzen.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die gewissen-
hafte Feier der Tage des Herrn sehr Vieles zum Heile
und Wohle der Staaten beitragen kann. Das haben
die weisesten Staatsmänner auch zu allen Zeiten er-
kannt und darum durch strenge Gesetze auf eine echt
christliche Sonntagsfeier hingewirkt. Und merkwürdig
ist es, daß unter diesen gerade jene, die im Kriege
als wackere Helden das blanke Schwert vortrefflich zu
handhaben verstanden, im Frieden oft als die christ-
lichsten Fürsten sich zeigten. Ich erinnere nur an den
weltberühmten Constantin, der nach Eusebius die
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/159>, abgerufen am 22.11.2024.
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