unterstützen. Noch mehr aber als Staat und Kirche ist der einzelne Mensch mit der Familie verwachsen. Ob derselbe später sich durch Tugend oder Laster auszeichnet, ob er zum Heile oder Verderben der Gesellschaft wirkt, ob er ewig selig wird oder ewig verloren geht, das hängt zum großen Theile von der Familie ab, in welcher er geboren wird und seine erste Erziehung er- hält. Weil nun die Familie eine so hohe Bedeutung hat, darum ist es ein furchtbares und folgenschweres Vergehen, die Familie zu verderben, sie ihrer Würde, ihrer Heiligkeit und ihres Segens zu berauben. Das geschieht nun aber durch die gewohnheitsmäßige Ent- heiligung des Sonntages.
Soll die Familie den angegebenen großen und heilsamen Einfluß ausüben, so ist vor Allem ein Zweifaches nothwendig. Erstens muß sie ein ge- schlossenes Ganze bilden; es muß Liebe, Eintracht und Friede in derselben herrschen. Ist das nicht der Fall, so verfehlt sie ihren hohen Beruf; kein Segen, sondern Unheil geht dann von ihr aus; sie ist kein Bild des Himmels, sondern der Hölle mit ihrer Zwietracht und Unordnung. Das Haus, das du, christlicher Mann, mit deinen Angehörigen bewohnst, wird von der Ein- heit zusammengehalten; ein Stein ist schön und passend an den anderen gefügt; eine Mauer schließt sich ruhig und nachgiebig an die andere an. Nur durch diese Einheit und Harmonie kann ein Gebäude entstehen, in dem sich wohnen läßt. Das ist ein Bild, wie es auch im Innern des Hauses, in der Familie bestellt sein
unterstützen. Noch mehr aber als Staat und Kirche ist der einzelne Mensch mit der Familie verwachsen. Ob derselbe später sich durch Tugend oder Laster auszeichnet, ob er zum Heile oder Verderben der Gesellschaft wirkt, ob er ewig selig wird oder ewig verloren geht, das hängt zum großen Theile von der Familie ab, in welcher er geboren wird und seine erste Erziehung er- hält. Weil nun die Familie eine so hohe Bedeutung hat, darum ist es ein furchtbares und folgenschweres Vergehen, die Familie zu verderben, sie ihrer Würde, ihrer Heiligkeit und ihres Segens zu berauben. Das geschieht nun aber durch die gewohnheitsmäßige Ent- heiligung des Sonntages.
Soll die Familie den angegebenen großen und heilsamen Einfluß ausüben, so ist vor Allem ein Zweifaches nothwendig. Erstens muß sie ein ge- schlossenes Ganze bilden; es muß Liebe, Eintracht und Friede in derselben herrschen. Ist das nicht der Fall, so verfehlt sie ihren hohen Beruf; kein Segen, sondern Unheil geht dann von ihr aus; sie ist kein Bild des Himmels, sondern der Hölle mit ihrer Zwietracht und Unordnung. Das Haus, das du, christlicher Mann, mit deinen Angehörigen bewohnst, wird von der Ein- heit zusammengehalten; ein Stein ist schön und passend an den anderen gefügt; eine Mauer schließt sich ruhig und nachgiebig an die andere an. Nur durch diese Einheit und Harmonie kann ein Gebäude entstehen, in dem sich wohnen läßt. Das ist ein Bild, wie es auch im Innern des Hauses, in der Familie bestellt sein
<TEI><text><body><divn="6"><divn="3"><p><pbfacs="#f0150"xml:id="B836_001_1901_pb0138_0001"n="138"/>
unterstützen. Noch mehr aber als Staat und Kirche ist<lb/>
der einzelne Mensch mit der Familie verwachsen. Ob<lb/>
derselbe später sich durch Tugend oder Laster auszeichnet,<lb/>
ob er zum Heile oder Verderben der Gesellschaft wirkt,<lb/>
ob er ewig selig wird oder ewig verloren geht, das<lb/>
hängt zum großen Theile von der Familie ab, in<lb/>
welcher er geboren wird und seine erste Erziehung er-<lb/>
hält. Weil nun die Familie eine so hohe Bedeutung<lb/>
hat, darum ist es ein furchtbares und folgenschweres<lb/>
Vergehen, die Familie zu verderben, sie ihrer Würde,<lb/>
ihrer Heiligkeit und ihres Segens zu berauben. Das<lb/>
geschieht nun aber durch die gewohnheitsmäßige Ent-<lb/>
heiligung des Sonntages.</p><p>Soll die Familie den angegebenen großen und<lb/>
heilsamen Einfluß ausüben, so ist vor Allem ein<lb/>
Zweifaches nothwendig. Erstens muß sie ein ge-<lb/>
schlossenes Ganze bilden; es muß Liebe, Eintracht und<lb/>
Friede in derselben herrschen. Ist das nicht der Fall,<lb/>
so verfehlt sie ihren hohen Beruf; kein Segen, sondern<lb/>
Unheil geht dann von ihr aus; sie ist kein Bild des<lb/>
Himmels, sondern der Hölle mit ihrer Zwietracht und<lb/>
Unordnung. Das Haus, das du, christlicher Mann,<lb/>
mit deinen Angehörigen bewohnst, wird von der Ein-<lb/>
heit zusammengehalten; ein Stein ist schön und passend<lb/>
an den anderen gefügt; eine Mauer schließt sich ruhig<lb/>
und nachgiebig an die andere an. Nur durch diese<lb/>
Einheit und Harmonie kann ein Gebäude entstehen, in<lb/>
dem sich wohnen läßt. Das ist ein Bild, wie es auch<lb/>
im Innern des Hauses, in der Familie bestellt sein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[138/0150]
unterstützen. Noch mehr aber als Staat und Kirche ist
der einzelne Mensch mit der Familie verwachsen. Ob
derselbe später sich durch Tugend oder Laster auszeichnet,
ob er zum Heile oder Verderben der Gesellschaft wirkt,
ob er ewig selig wird oder ewig verloren geht, das
hängt zum großen Theile von der Familie ab, in
welcher er geboren wird und seine erste Erziehung er-
hält. Weil nun die Familie eine so hohe Bedeutung
hat, darum ist es ein furchtbares und folgenschweres
Vergehen, die Familie zu verderben, sie ihrer Würde,
ihrer Heiligkeit und ihres Segens zu berauben. Das
geschieht nun aber durch die gewohnheitsmäßige Ent-
heiligung des Sonntages.
Soll die Familie den angegebenen großen und
heilsamen Einfluß ausüben, so ist vor Allem ein
Zweifaches nothwendig. Erstens muß sie ein ge-
schlossenes Ganze bilden; es muß Liebe, Eintracht und
Friede in derselben herrschen. Ist das nicht der Fall,
so verfehlt sie ihren hohen Beruf; kein Segen, sondern
Unheil geht dann von ihr aus; sie ist kein Bild des
Himmels, sondern der Hölle mit ihrer Zwietracht und
Unordnung. Das Haus, das du, christlicher Mann,
mit deinen Angehörigen bewohnst, wird von der Ein-
heit zusammengehalten; ein Stein ist schön und passend
an den anderen gefügt; eine Mauer schließt sich ruhig
und nachgiebig an die andere an. Nur durch diese
Einheit und Harmonie kann ein Gebäude entstehen, in
dem sich wohnen läßt. Das ist ein Bild, wie es auch
im Innern des Hauses, in der Familie bestellt sein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/150>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.