Fußstapfen traten. Doch die gelästerte, gehaßte und schwer geschädigte Kirche erstarkte in ihrer Gotteskraft, sie gewann immer mehr Seelen für Christus und erfüllte die Welt mit ihrem Segen.
Dann kam die Völkerwanderung. Die Gothen und Vandalen, die Hunnen, Westgothen, Longobarden und andere barbarische Volksstämme drangen aus dem Norden in das römische Reich ein und verwüsteten die schönsten Gegenden. Sie plünderten die Städte, machten die Tempel dem Erdboden gleich, Ruinen und Ver- wüstungen bezeichneten ihren Weg. Die ganze alt- römische Cultur wurde in Trümmer gelegt, alle Ord- nung des privaten und öffentlichen Lebens umgestoßen. Müßte da nicht auch die Kirche gleich den andern Institutionen zu Grunde gehen und unter dem eisernen Schritte dieser Barbaren zertreten werden?
"Man hätte es glauben sollen. Doch die Kirche ging nicht unter. Im Gegentheil. Von Rom als ihrem Mittelpunkte aus, drang sie in den Schooß dieser barbarischen Völker vor, und wie sie ehedem die heid- nische Welt ungeachtet aller Hindernisse an sich gezogen, so trug sie den Samen christlichen Glaubens und christ- licher Sitte auch zu diesen barbarischen Völkern und erzog sie zum christlichen Glauben und zum christlichen Leben. Groß, ja furchtbar waren die Hindernisse, welche der wilde, barbarische Geist dieser Völker ihrer Christianisirung entgegensetzte, aber die Lebenskraft der Kirche war stark genug, um auch diese Hindernisse zu besiegen und den christlichen Geist gerade bei diesen
Fußstapfen traten. Doch die gelästerte, gehaßte und schwer geschädigte Kirche erstarkte in ihrer Gotteskraft, sie gewann immer mehr Seelen für Christus und erfüllte die Welt mit ihrem Segen.
Dann kam die Völkerwanderung. Die Gothen und Vandalen, die Hunnen, Westgothen, Longobarden und andere barbarische Volksstämme drangen aus dem Norden in das römische Reich ein und verwüsteten die schönsten Gegenden. Sie plünderten die Städte, machten die Tempel dem Erdboden gleich, Ruinen und Ver- wüstungen bezeichneten ihren Weg. Die ganze alt- römische Cultur wurde in Trümmer gelegt, alle Ord- nung des privaten und öffentlichen Lebens umgestoßen. Müßte da nicht auch die Kirche gleich den andern Institutionen zu Grunde gehen und unter dem eisernen Schritte dieser Barbaren zertreten werden?
„Man hätte es glauben sollen. Doch die Kirche ging nicht unter. Im Gegentheil. Von Rom als ihrem Mittelpunkte aus, drang sie in den Schooß dieser barbarischen Völker vor, und wie sie ehedem die heid- nische Welt ungeachtet aller Hindernisse an sich gezogen, so trug sie den Samen christlichen Glaubens und christ- licher Sitte auch zu diesen barbarischen Völkern und erzog sie zum christlichen Glauben und zum christlichen Leben. Groß, ja furchtbar waren die Hindernisse, welche der wilde, barbarische Geist dieser Völker ihrer Christianisirung entgegensetzte, aber die Lebenskraft der Kirche war stark genug, um auch diese Hindernisse zu besiegen und den christlichen Geist gerade bei diesen
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Fußstapfen traten. Doch die gelästerte, gehaßte und
schwer geschädigte Kirche erstarkte in ihrer Gotteskraft,
sie gewann immer mehr Seelen für Christus und
erfüllte die Welt mit ihrem Segen.
Dann kam die Völkerwanderung. Die Gothen und
Vandalen, die Hunnen, Westgothen, Longobarden und
andere barbarische Volksstämme drangen aus dem
Norden in das römische Reich ein und verwüsteten die
schönsten Gegenden. Sie plünderten die Städte, machten
die Tempel dem Erdboden gleich, Ruinen und Ver-
wüstungen bezeichneten ihren Weg. Die ganze alt-
römische Cultur wurde in Trümmer gelegt, alle Ord-
nung des privaten und öffentlichen Lebens umgestoßen.
Müßte da nicht auch die Kirche gleich den andern
Institutionen zu Grunde gehen und unter dem eisernen
Schritte dieser Barbaren zertreten werden?
„Man hätte es glauben sollen. Doch die Kirche
ging nicht unter. Im Gegentheil. Von Rom als
ihrem Mittelpunkte aus, drang sie in den Schooß dieser
barbarischen Völker vor, und wie sie ehedem die heid-
nische Welt ungeachtet aller Hindernisse an sich gezogen,
so trug sie den Samen christlichen Glaubens und christ-
licher Sitte auch zu diesen barbarischen Völkern und
erzog sie zum christlichen Glauben und zum christlichen
Leben. Groß, ja furchtbar waren die Hindernisse,
welche der wilde, barbarische Geist dieser Völker ihrer
Christianisirung entgegensetzte, aber die Lebenskraft der
Kirche war stark genug, um auch diese Hindernisse zu
besiegen und den christlichen Geist gerade bei diesen
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/113>, abgerufen am 25.11.2024.
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