man noch besonders zu den gemachten Versuchen durch die scheinbar günstigen, weiter unten dar- zulegenden Erfolge der Austernkultur an der englischen und französischen Küste ermuthigt, welche mit Wahrscheinlichkeit auch von der Züchtung der Perlenmuscheln an der Küste von Tinnevelly erwartet werden konnten.
Den wesentlichsten Umstand, der bei den Züchtungsversuchen in Betracht zu ziehen war, bildete der Unterschied zwischen der gewöhnlichen Auster, welche (wo sie nicht anwachsen) einfach mit der konveren Seite der Schale auf dem Grunde liegen, während die Perlenmuschel sich mit Hülfe des Byssus an den Felsen anheftet. Diesen Byssus kann jedoch das Thier nach den Untersuchungen des Dr.Celaart auf Ceylon willkürlich und ohne Schaden abwerfen, um sich an anderen Stellen anzuheften, wenn der eingenommene Platz nicht mehr konvenirt. Auch gehört nach Dr.Celaart's Versuchen die Perlenmuschel mit zu den hartlebigsten Muscheln; sie lebt selbst in Brakwasser und an Stellen, welche so seicht sind, daß sie täglich drei Stunden lang der Sonne und atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt ist. Auch Kapitän Philipps hat sich von dieser, für die Züchtung der Muscheln sehr günstigen Zähigkeit überzeugt und seine Einrichtung in folgender Weise getroffen.
Der Hafen von Tuticorin wird gebildet von zwei langen Jnseln, zwischen welchen und dem Festlande sich eine, drei englische Meilen lange und eine Meile breite Bank ungefähr 3 bis 7 Fuß unter der Oberfläche der See hinzieht. Dieselbe ist geschützt vor der Brandung, frei von Strömung und Zufluß von süßem Wasser. Diese Bank hat man nun lose mit Korallenstämmen umgeben, welche einen Rand bilden, der sich ungefähr 3 Fuß über die Hochwassermarke erhebt und so eine Art von Bassin bildet. Jn letzteres werden lebende Korallen gebracht, welche in einigen Jahren ein festes Riff bilden werden, welches dann geeignet ist, als Unterlage für die zu züchtenden jungen Muscheln zu dienen. Dieses Bassin ist dann ferner in drei Abtheilungen zu theilen, von welchen eine bestimmt ist, die älteren Muscheln aufzunehmen, die beiden anderen die junge Brut. Jst die für die erstere der Abtheilungen bestimmte Menge von gesunden Muscheln eingelegt, so müssen sie sorgfältig überwacht werden, bis die Befruchtung stattgefunden und die Entwicklung der jungen Muscheln Platz gegriffen hat. Man entfernt nun die letzteren, die man in die für sie bestimmten Abtheilungen bringt, wo sie dann bleiben, bis sie hinreichend erstarkt sind, um in die offene See versetzt werden zu können. Diese letztere Operation ist aus dem Grunde nothwendig, weil es unmöglich wäre, einen so großen Raum herzustellen, als er für eine hinreichende Menge von Perlenmuscheln nöthig wäre; außerdem soll auch die Qualität von der Tiefe und Klarheit des Meeres abhängen. Diese Procedur, immerwährend fortgesetzt, sichert eine reichliche Bevölkerung der Perlenmuschelbänke mit starken Thieren, was schon daraus hervorgeht, das eine sechsjährige Muschel oft 12 Millionen (?) Eier enthält. Da die Anzahl der 1861 im Ganzen gefischten Perl- muscheln 15,874,800 Stück betrug, so dürfen jährlich schon beträchtliche Mengen der jungen Muscheln zu Grunde gehen, ohne daß die Bestockung der Perlbänke leiden würde, während zugleich der Ertrag der jährlichen Fischerei gesichert wäre. Jn wie weit dieses schöne Projekt seit 1865 ausgeführt worden und gedeihlich fortgeschritten ist, haben wir bis heute, Sommer 1868, nicht in Erfahrung bringen können.
Als ich im Mai und Juni 1850 im Bergen-Fjord mit dem Schleppnetz sammelte, wußte ich noch nicht, daß es nestbauende Muscheln gäbe. Da erbeutete ich eines Tages einen, etwa 5 Zoll im Durchmesser habenden und äußerlich sehr ungehobelt aussehenden Klumpen, der aus lauter Steinchen und Muschelfragmenten bestand und, wie sich auf den ersten Blick ergab, durch ein Gewirr gelblicher und brauner Fäden zusammengehalten wurde. "Ein Muschelnest!" riefen meine Ruderer, und richtig, wie ich den Ballen umdrehte, glänzte mir aus einer ziemlich engen Spalte die weiße Schale der Feilenmuschel(Lima hians) entgegen. Jch spülte das Thier aus seinem Neste heraus und konnte mich vorerst, nachdem ich es in ein weites Glasgefäß gethan, nicht satt
Muſcheln. Monomyarien. Hammermuſcheln.
man noch beſonders zu den gemachten Verſuchen durch die ſcheinbar günſtigen, weiter unten dar- zulegenden Erfolge der Auſternkultur an der engliſchen und franzöſiſchen Küſte ermuthigt, welche mit Wahrſcheinlichkeit auch von der Züchtung der Perlenmuſcheln an der Küſte von Tinnevelly erwartet werden konnten.
Den weſentlichſten Umſtand, der bei den Züchtungsverſuchen in Betracht zu ziehen war, bildete der Unterſchied zwiſchen der gewöhnlichen Auſter, welche (wo ſie nicht anwachſen) einfach mit der konveren Seite der Schale auf dem Grunde liegen, während die Perlenmuſchel ſich mit Hülfe des Byſſus an den Felſen anheftet. Dieſen Byſſus kann jedoch das Thier nach den Unterſuchungen des Dr.Celaart auf Ceylon willkürlich und ohne Schaden abwerfen, um ſich an anderen Stellen anzuheften, wenn der eingenommene Platz nicht mehr konvenirt. Auch gehört nach Dr.Celaart’s Verſuchen die Perlenmuſchel mit zu den hartlebigſten Muſcheln; ſie lebt ſelbſt in Brakwaſſer und an Stellen, welche ſo ſeicht ſind, daß ſie täglich drei Stunden lang der Sonne und atmoſphäriſchen Einflüſſen ausgeſetzt iſt. Auch Kapitän Philipps hat ſich von dieſer, für die Züchtung der Muſcheln ſehr günſtigen Zähigkeit überzeugt und ſeine Einrichtung in folgender Weiſe getroffen.
Der Hafen von Tuticorin wird gebildet von zwei langen Jnſeln, zwiſchen welchen und dem Feſtlande ſich eine, drei engliſche Meilen lange und eine Meile breite Bank ungefähr 3 bis 7 Fuß unter der Oberfläche der See hinzieht. Dieſelbe iſt geſchützt vor der Brandung, frei von Strömung und Zufluß von ſüßem Waſſer. Dieſe Bank hat man nun loſe mit Korallenſtämmen umgeben, welche einen Rand bilden, der ſich ungefähr 3 Fuß über die Hochwaſſermarke erhebt und ſo eine Art von Baſſin bildet. Jn letzteres werden lebende Korallen gebracht, welche in einigen Jahren ein feſtes Riff bilden werden, welches dann geeignet iſt, als Unterlage für die zu züchtenden jungen Muſcheln zu dienen. Dieſes Baſſin iſt dann ferner in drei Abtheilungen zu theilen, von welchen eine beſtimmt iſt, die älteren Muſcheln aufzunehmen, die beiden anderen die junge Brut. Jſt die für die erſtere der Abtheilungen beſtimmte Menge von geſunden Muſcheln eingelegt, ſo müſſen ſie ſorgfältig überwacht werden, bis die Befruchtung ſtattgefunden und die Entwicklung der jungen Muſcheln Platz gegriffen hat. Man entfernt nun die letzteren, die man in die für ſie beſtimmten Abtheilungen bringt, wo ſie dann bleiben, bis ſie hinreichend erſtarkt ſind, um in die offene See verſetzt werden zu können. Dieſe letztere Operation iſt aus dem Grunde nothwendig, weil es unmöglich wäre, einen ſo großen Raum herzuſtellen, als er für eine hinreichende Menge von Perlenmuſcheln nöthig wäre; außerdem ſoll auch die Qualität von der Tiefe und Klarheit des Meeres abhängen. Dieſe Procedur, immerwährend fortgeſetzt, ſichert eine reichliche Bevölkerung der Perlenmuſchelbänke mit ſtarken Thieren, was ſchon daraus hervorgeht, das eine ſechsjährige Muſchel oft 12 Millionen (?) Eier enthält. Da die Anzahl der 1861 im Ganzen gefiſchten Perl- muſcheln 15,874,800 Stück betrug, ſo dürfen jährlich ſchon beträchtliche Mengen der jungen Muſcheln zu Grunde gehen, ohne daß die Beſtockung der Perlbänke leiden würde, während zugleich der Ertrag der jährlichen Fiſcherei geſichert wäre. Jn wie weit dieſes ſchöne Projekt ſeit 1865 ausgeführt worden und gedeihlich fortgeſchritten iſt, haben wir bis heute, Sommer 1868, nicht in Erfahrung bringen können.
Als ich im Mai und Juni 1850 im Bergen-Fjord mit dem Schleppnetz ſammelte, wußte ich noch nicht, daß es neſtbauende Muſcheln gäbe. Da erbeutete ich eines Tages einen, etwa 5 Zoll im Durchmeſſer habenden und äußerlich ſehr ungehobelt ausſehenden Klumpen, der aus lauter Steinchen und Muſchelfragmenten beſtand und, wie ſich auf den erſten Blick ergab, durch ein Gewirr gelblicher und brauner Fäden zuſammengehalten wurde. „Ein Muſchelneſt!“ riefen meine Ruderer, und richtig, wie ich den Ballen umdrehte, glänzte mir aus einer ziemlich engen Spalte die weiße Schale der Feilenmuſchel(Lima hians) entgegen. Jch ſpülte das Thier aus ſeinem Neſte heraus und konnte mich vorerſt, nachdem ich es in ein weites Glasgefäß gethan, nicht ſatt
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Muſcheln. Monomyarien. Hammermuſcheln.
man noch beſonders zu den gemachten Verſuchen durch die ſcheinbar günſtigen, weiter unten dar-
zulegenden Erfolge der Auſternkultur an der engliſchen und franzöſiſchen Küſte ermuthigt, welche
mit Wahrſcheinlichkeit auch von der Züchtung der Perlenmuſcheln an der Küſte von Tinnevelly
erwartet werden konnten.
Den weſentlichſten Umſtand, der bei den Züchtungsverſuchen in Betracht zu ziehen war, bildete
der Unterſchied zwiſchen der gewöhnlichen Auſter, welche (wo ſie nicht anwachſen) einfach mit der
konveren Seite der Schale auf dem Grunde liegen, während die Perlenmuſchel ſich mit Hülfe
des Byſſus an den Felſen anheftet. Dieſen Byſſus kann jedoch das Thier nach den Unterſuchungen
des Dr. Celaart auf Ceylon willkürlich und ohne Schaden abwerfen, um ſich an anderen Stellen
anzuheften, wenn der eingenommene Platz nicht mehr konvenirt. Auch gehört nach Dr. Celaart’s
Verſuchen die Perlenmuſchel mit zu den hartlebigſten Muſcheln; ſie lebt ſelbſt in Brakwaſſer und
an Stellen, welche ſo ſeicht ſind, daß ſie täglich drei Stunden lang der Sonne und atmoſphäriſchen
Einflüſſen ausgeſetzt iſt. Auch Kapitän Philipps hat ſich von dieſer, für die Züchtung der
Muſcheln ſehr günſtigen Zähigkeit überzeugt und ſeine Einrichtung in folgender Weiſe getroffen.
Der Hafen von Tuticorin wird gebildet von zwei langen Jnſeln, zwiſchen welchen und dem
Feſtlande ſich eine, drei engliſche Meilen lange und eine Meile breite Bank ungefähr 3 bis 7 Fuß
unter der Oberfläche der See hinzieht. Dieſelbe iſt geſchützt vor der Brandung, frei von Strömung
und Zufluß von ſüßem Waſſer. Dieſe Bank hat man nun loſe mit Korallenſtämmen umgeben,
welche einen Rand bilden, der ſich ungefähr 3 Fuß über die Hochwaſſermarke erhebt und ſo eine
Art von Baſſin bildet. Jn letzteres werden lebende Korallen gebracht, welche in einigen Jahren
ein feſtes Riff bilden werden, welches dann geeignet iſt, als Unterlage für die zu züchtenden
jungen Muſcheln zu dienen. Dieſes Baſſin iſt dann ferner in drei Abtheilungen zu theilen, von
welchen eine beſtimmt iſt, die älteren Muſcheln aufzunehmen, die beiden anderen die junge Brut.
Jſt die für die erſtere der Abtheilungen beſtimmte Menge von geſunden Muſcheln eingelegt, ſo
müſſen ſie ſorgfältig überwacht werden, bis die Befruchtung ſtattgefunden und die Entwicklung
der jungen Muſcheln Platz gegriffen hat. Man entfernt nun die letzteren, die man in die für ſie
beſtimmten Abtheilungen bringt, wo ſie dann bleiben, bis ſie hinreichend erſtarkt ſind, um in die
offene See verſetzt werden zu können. Dieſe letztere Operation iſt aus dem Grunde nothwendig,
weil es unmöglich wäre, einen ſo großen Raum herzuſtellen, als er für eine hinreichende Menge
von Perlenmuſcheln nöthig wäre; außerdem ſoll auch die Qualität von der Tiefe und Klarheit des
Meeres abhängen. Dieſe Procedur, immerwährend fortgeſetzt, ſichert eine reichliche Bevölkerung
der Perlenmuſchelbänke mit ſtarken Thieren, was ſchon daraus hervorgeht, das eine ſechsjährige
Muſchel oft 12 Millionen (?) Eier enthält. Da die Anzahl der 1861 im Ganzen gefiſchten Perl-
muſcheln 15,874,800 Stück betrug, ſo dürfen jährlich ſchon beträchtliche Mengen der jungen
Muſcheln zu Grunde gehen, ohne daß die Beſtockung der Perlbänke leiden würde, während zugleich
der Ertrag der jährlichen Fiſcherei geſichert wäre. Jn wie weit dieſes ſchöne Projekt ſeit 1865
ausgeführt worden und gedeihlich fortgeſchritten iſt, haben wir bis heute, Sommer 1868, nicht
in Erfahrung bringen können.
Als ich im Mai und Juni 1850 im Bergen-Fjord mit dem Schleppnetz ſammelte, wußte ich
noch nicht, daß es neſtbauende Muſcheln gäbe. Da erbeutete ich eines Tages einen, etwa 5 Zoll
im Durchmeſſer habenden und äußerlich ſehr ungehobelt ausſehenden Klumpen, der aus lauter
Steinchen und Muſchelfragmenten beſtand und, wie ſich auf den erſten Blick ergab, durch ein
Gewirr gelblicher und brauner Fäden zuſammengehalten wurde. „Ein Muſchelneſt!“ riefen meine
Ruderer, und richtig, wie ich den Ballen umdrehte, glänzte mir aus einer ziemlich engen Spalte
die weiße Schale der Feilenmuſchel (Lima hians) entgegen. Jch ſpülte das Thier aus ſeinem
Neſte heraus und konnte mich vorerſt, nachdem ich es in ein weites Glasgefäß gethan, nicht ſatt
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/992>, abgerufen am 23.11.2024.
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