Klumpen an einander hängend, hervorgezogen werden; oder die Muscheln liegen in weichem Boden und sandigem Grunde, in welchem sie, mit dem einen Ende aufgerichtet, theils bewegungslos stecken, theils meist mit dem Schlosse voraus, langsame, in querer Richtung erfolgende Wanderungen anstellen. Die Höhe, bis zu welcher die Bänke aufgeschichtet liegen, ist verschieden; nach der Aussage verständiger Taucher beträgt sie nicht über 11/2 bis 2 Fuß, und ihre Tiefe im Meere reicht oft von 3 bis 15, gewöhnlich 5 bis 8 Faden."
Die werthvollste und zugleich am weitesten verbreitete Art ist Avicula meleagrina, die ächte Perlenmuschel, von Linne einst Mytilus margaritifer genannt. Sie findet sich im persischen Golfe, an den Küsten von Ceylon, den Jnseln des großen Oceans, im rothen Meere, im Meer- busen von Panama und Merico und an der californischen Küste vor, allerdings in manchfachen Abänderungen, welche sich vorzugsweise auf die Größe und auf die Dicke der Perlmutterschicht beziehen. So sind die Schalen der Thiere von Ceylon nur 2 bis 21/2 Zoll lang und 21/2 bis 3 Zoll hoch, dünn und durchscheinend und für den Handel unbrauchbar, die des persischen Golfes aber viel dicker, und in der Sundasee ist eine 1 bis 2 Pfund schwer werdende Sorte mit einer dicken, herrlich glänzenden Perlmutterschichte. "Die preiswürdigsten Perlen", theilt von Heßling weiter mit, "sollen sich vorzüglich im muskulösen Theile des Mantels nahe am Schalenschlosse finden, doch kommen sie auch in allen anderen Theilen des Thieres, wie an der inneren Schalenfläche, in dem Schalenschließer, von der Größe des kleinsten Stecknadelkopfes (Seed pearls) bis zu bedeutendem Umfange vor; und wie sich oft viel in einer Muschel finden lassen -- Kapitän Stuart z. B. zählte in einer einzigen 67, Cordiner bis zu 150 Perlen -- eben so werden auch Hunderte von Muscheln geöffnet, in welchen nicht eine einzige Perle anzutreffen ist. Nicht uninteressant, weil mit unserer Flußperlenmuschel übereinstimmend, ist die Behauptung der Perlenfischer im Orient, daß sie in vollkommen ausgebildeten und glatten Schalen niemals schöne Perlen erwarteten, wohl aber dieselben gewiß fänden in Thieren mit verdrehten und verkrüppelten Schalen, so wie in solchen, welche an den tiefsten Stellen des Meeres- grundes lagern."
Aus den lückenlosen Nachweisen des einstigen und des jetzigen Zustandes (bis 1859) der See-Perlensischereien auf der ganzen Erde, welche sich in von Heßling's Werk finden, heben wir nur einige der wichtigsten und anziehendsten Stellen heraus, zunächst über die Perlensischereien des persischen Golfes. "Sie sind gegenwärtig im Besitz des Sultaus von Maskate und der Perlenhandel befindet sich fast ausschließlich in den Händen der großen Banianer Kaufleute, welche in Maskate eine eigne Handelsgilde bilden. Das wichtigste Perlenrevier dehnt sich vom Hafen Scharja westwärts bis zu Biddulphs Jsland aus, und auf dieser Strecke steht es Jedem frei, zu fischen. Die Boote sind von verschiedener Größe und verschiedenem Bau, im Durchschnitt von 10 bis 18 Tonnen. Man rechnet, daß während der Fischzeit, von Juni bis Mitte Septembers, die Jnsel Bahrein 3500 Boote jeder Größe, die persische Küste 100 und das Land zwischen Bahrein und der Mündung des Golfes mit Einschluß der Piratenküste 700 liefert. Die Boote führen 8 bis 40 Mann, und die Zahl der Leute, welche in der günstigsten Jahreszeit mit der Fischerei beschäftigt sind, mag über 30,000 betragen. Keiner erhält einen bestimmten Lohn, sondern jeder hat einen Antheil am Gewinn. Der Scheikh des Hafens, zu dem jedes Schiff gehört, erhebt eine kleine Abgabe von 1 bis 2 Dollars. Sie leben während der Fischzeit von Datteln, Fischen, und der Reis, den die Engländer liefern, ist ihnen eine sehr willkommene Zugabe. Wo es viele Polypen gieht, wickeln sich die Taucher in ein weißes Kleid, gewöhnlich aber sind sie, mit Ausnahme eines Tuches um die Lenden, ganz nackt. Wenn sie an die Arbeit gehen, so theilen sie sich in zwei Abtheilungen, von denen die eine im Boote bleibt, um die andre, welche untertaucht, wieder heraufzuziehen. Die letzteren versehen sich mit einem kleinen Korbe, springen über Bord und stellen ihre Füße auf einen Stein, an dem eine Leine befestigt ist. Auf ein gegebenes Signal läßt man diese los und sie sinken mit derselben zu Boden. Sind die
Muſcheln. Monomyarien. Hammermuſcheln.
Klumpen an einander hängend, hervorgezogen werden; oder die Muſcheln liegen in weichem Boden und ſandigem Grunde, in welchem ſie, mit dem einen Ende aufgerichtet, theils bewegungslos ſtecken, theils meiſt mit dem Schloſſe voraus, langſame, in querer Richtung erfolgende Wanderungen anſtellen. Die Höhe, bis zu welcher die Bänke aufgeſchichtet liegen, iſt verſchieden; nach der Ausſage verſtändiger Taucher beträgt ſie nicht über 1½ bis 2 Fuß, und ihre Tiefe im Meere reicht oft von 3 bis 15, gewöhnlich 5 bis 8 Faden.“
Die werthvollſte und zugleich am weiteſten verbreitete Art iſt Avicula meleagrina, die ächte Perlenmuſchel, von Linné einſt Mytilus margaritifer genannt. Sie findet ſich im perſiſchen Golfe, an den Küſten von Ceylon, den Jnſeln des großen Oceans, im rothen Meere, im Meer- buſen von Panama und Merico und an der californiſchen Küſte vor, allerdings in manchfachen Abänderungen, welche ſich vorzugsweiſe auf die Größe und auf die Dicke der Perlmutterſchicht beziehen. So ſind die Schalen der Thiere von Ceylon nur 2 bis 2½ Zoll lang und 2½ bis 3 Zoll hoch, dünn und durchſcheinend und für den Handel unbrauchbar, die des perſiſchen Golfes aber viel dicker, und in der Sundaſee iſt eine 1 bis 2 Pfund ſchwer werdende Sorte mit einer dicken, herrlich glänzenden Perlmutterſchichte. „Die preiswürdigſten Perlen“, theilt von Heßling weiter mit, „ſollen ſich vorzüglich im muskulöſen Theile des Mantels nahe am Schalenſchloſſe finden, doch kommen ſie auch in allen anderen Theilen des Thieres, wie an der inneren Schalenfläche, in dem Schalenſchließer, von der Größe des kleinſten Stecknadelkopfes (Seed pearls) bis zu bedeutendem Umfange vor; und wie ſich oft viel in einer Muſchel finden laſſen — Kapitän Stuart z. B. zählte in einer einzigen 67, Cordiner bis zu 150 Perlen — eben ſo werden auch Hunderte von Muſcheln geöffnet, in welchen nicht eine einzige Perle anzutreffen iſt. Nicht unintereſſant, weil mit unſerer Flußperlenmuſchel übereinſtimmend, iſt die Behauptung der Perlenfiſcher im Orient, daß ſie in vollkommen ausgebildeten und glatten Schalen niemals ſchöne Perlen erwarteten, wohl aber dieſelben gewiß fänden in Thieren mit verdrehten und verkrüppelten Schalen, ſo wie in ſolchen, welche an den tiefſten Stellen des Meeres- grundes lagern.“
Aus den lückenloſen Nachweiſen des einſtigen und des jetzigen Zuſtandes (bis 1859) der See-Perlenſiſchereien auf der ganzen Erde, welche ſich in von Heßling’s Werk finden, heben wir nur einige der wichtigſten und anziehendſten Stellen heraus, zunächſt über die Perlenſiſchereien des perſiſchen Golfes. „Sie ſind gegenwärtig im Beſitz des Sultaus von Maskate und der Perlenhandel befindet ſich faſt ausſchließlich in den Händen der großen Banianer Kaufleute, welche in Maskate eine eigne Handelsgilde bilden. Das wichtigſte Perlenrevier dehnt ſich vom Hafen Scharja weſtwärts bis zu Biddulphs Jsland aus, und auf dieſer Strecke ſteht es Jedem frei, zu fiſchen. Die Boote ſind von verſchiedener Größe und verſchiedenem Bau, im Durchſchnitt von 10 bis 18 Tonnen. Man rechnet, daß während der Fiſchzeit, von Juni bis Mitte Septembers, die Jnſel Bahrein 3500 Boote jeder Größe, die perſiſche Küſte 100 und das Land zwiſchen Bahrein und der Mündung des Golfes mit Einſchluß der Piratenküſte 700 liefert. Die Boote führen 8 bis 40 Mann, und die Zahl der Leute, welche in der günſtigſten Jahreszeit mit der Fiſcherei beſchäftigt ſind, mag über 30,000 betragen. Keiner erhält einen beſtimmten Lohn, ſondern jeder hat einen Antheil am Gewinn. Der Scheikh des Hafens, zu dem jedes Schiff gehört, erhebt eine kleine Abgabe von 1 bis 2 Dollars. Sie leben während der Fiſchzeit von Datteln, Fiſchen, und der Reis, den die Engländer liefern, iſt ihnen eine ſehr willkommene Zugabe. Wo es viele Polypen gieht, wickeln ſich die Taucher in ein weißes Kleid, gewöhnlich aber ſind ſie, mit Ausnahme eines Tuches um die Lenden, ganz nackt. Wenn ſie an die Arbeit gehen, ſo theilen ſie ſich in zwei Abtheilungen, von denen die eine im Boote bleibt, um die andre, welche untertaucht, wieder heraufzuziehen. Die letzteren verſehen ſich mit einem kleinen Korbe, ſpringen über Bord und ſtellen ihre Füße auf einen Stein, an dem eine Leine befeſtigt iſt. Auf ein gegebenes Signal läßt man dieſe los und ſie ſinken mit derſelben zu Boden. Sind die
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Muſcheln. Monomyarien. Hammermuſcheln.
Klumpen an einander hängend, hervorgezogen werden; oder die Muſcheln liegen in weichem Boden
und ſandigem Grunde, in welchem ſie, mit dem einen Ende aufgerichtet, theils bewegungslos
ſtecken, theils meiſt mit dem Schloſſe voraus, langſame, in querer Richtung erfolgende Wanderungen
anſtellen. Die Höhe, bis zu welcher die Bänke aufgeſchichtet liegen, iſt verſchieden; nach der
Ausſage verſtändiger Taucher beträgt ſie nicht über 1½ bis 2 Fuß, und ihre Tiefe im Meere
reicht oft von 3 bis 15, gewöhnlich 5 bis 8 Faden.“
Die werthvollſte und zugleich am weiteſten verbreitete Art iſt Avicula meleagrina, die ächte
Perlenmuſchel, von Linné einſt Mytilus margaritifer genannt. Sie findet ſich im perſiſchen
Golfe, an den Küſten von Ceylon, den Jnſeln des großen Oceans, im rothen Meere, im Meer-
buſen von Panama und Merico und an der californiſchen Küſte vor, allerdings in manchfachen
Abänderungen, welche ſich vorzugsweiſe auf die Größe und auf die Dicke der Perlmutterſchicht
beziehen. So ſind die Schalen der Thiere von Ceylon nur 2 bis 2½ Zoll lang und 2½ bis
3 Zoll hoch, dünn und durchſcheinend und für den Handel unbrauchbar, die des perſiſchen
Golfes aber viel dicker, und in der Sundaſee iſt eine 1 bis 2 Pfund ſchwer werdende Sorte
mit einer dicken, herrlich glänzenden Perlmutterſchichte. „Die preiswürdigſten Perlen“, theilt
von Heßling weiter mit, „ſollen ſich vorzüglich im muskulöſen Theile des Mantels nahe am
Schalenſchloſſe finden, doch kommen ſie auch in allen anderen Theilen des Thieres, wie an der
inneren Schalenfläche, in dem Schalenſchließer, von der Größe des kleinſten Stecknadelkopfes
(Seed pearls) bis zu bedeutendem Umfange vor; und wie ſich oft viel in einer Muſchel finden
laſſen — Kapitän Stuart z. B. zählte in einer einzigen 67, Cordiner bis zu 150 Perlen —
eben ſo werden auch Hunderte von Muſcheln geöffnet, in welchen nicht eine einzige Perle
anzutreffen iſt. Nicht unintereſſant, weil mit unſerer Flußperlenmuſchel übereinſtimmend, iſt die
Behauptung der Perlenfiſcher im Orient, daß ſie in vollkommen ausgebildeten und glatten Schalen
niemals ſchöne Perlen erwarteten, wohl aber dieſelben gewiß fänden in Thieren mit verdrehten
und verkrüppelten Schalen, ſo wie in ſolchen, welche an den tiefſten Stellen des Meeres-
grundes lagern.“
Aus den lückenloſen Nachweiſen des einſtigen und des jetzigen Zuſtandes (bis 1859) der
See-Perlenſiſchereien auf der ganzen Erde, welche ſich in von Heßling’s Werk finden, heben wir
nur einige der wichtigſten und anziehendſten Stellen heraus, zunächſt über die Perlenſiſchereien
des perſiſchen Golfes. „Sie ſind gegenwärtig im Beſitz des Sultaus von Maskate und der
Perlenhandel befindet ſich faſt ausſchließlich in den Händen der großen Banianer Kaufleute,
welche in Maskate eine eigne Handelsgilde bilden. Das wichtigſte Perlenrevier dehnt ſich vom
Hafen Scharja weſtwärts bis zu Biddulphs Jsland aus, und auf dieſer Strecke ſteht es Jedem
frei, zu fiſchen. Die Boote ſind von verſchiedener Größe und verſchiedenem Bau, im Durchſchnitt
von 10 bis 18 Tonnen. Man rechnet, daß während der Fiſchzeit, von Juni bis Mitte Septembers,
die Jnſel Bahrein 3500 Boote jeder Größe, die perſiſche Küſte 100 und das Land zwiſchen
Bahrein und der Mündung des Golfes mit Einſchluß der Piratenküſte 700 liefert. Die Boote
führen 8 bis 40 Mann, und die Zahl der Leute, welche in der günſtigſten Jahreszeit mit der
Fiſcherei beſchäftigt ſind, mag über 30,000 betragen. Keiner erhält einen beſtimmten Lohn,
ſondern jeder hat einen Antheil am Gewinn. Der Scheikh des Hafens, zu dem jedes Schiff
gehört, erhebt eine kleine Abgabe von 1 bis 2 Dollars. Sie leben während der Fiſchzeit von
Datteln, Fiſchen, und der Reis, den die Engländer liefern, iſt ihnen eine ſehr willkommene
Zugabe. Wo es viele Polypen gieht, wickeln ſich die Taucher in ein weißes Kleid, gewöhnlich
aber ſind ſie, mit Ausnahme eines Tuches um die Lenden, ganz nackt. Wenn ſie an die Arbeit
gehen, ſo theilen ſie ſich in zwei Abtheilungen, von denen die eine im Boote bleibt, um die
andre, welche untertaucht, wieder heraufzuziehen. Die letzteren verſehen ſich mit einem kleinen
Korbe, ſpringen über Bord und ſtellen ihre Füße auf einen Stein, an dem eine Leine befeſtigt iſt.
Auf ein gegebenes Signal läßt man dieſe los und ſie ſinken mit derſelben zu Boden. Sind die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/988>, abgerufen am 23.11.2024.
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