diesem neu aufgetauchten Schmarotzerthiere zu Liebe aufs sorgfältigste untersucht und nicht in einem Unio war ein Schmarotzer oder ein Ei, oder ein Merkmal, eine Spur irgend eines Herdes davon anzutreffen. Gleiches begegnete mir bei Perlmuscheln aus anderen Gegenden, z. B. aus Böhmen."
Gleichwohl haben die Perlen von Unio margaritifer, deren Bildungsstätte der Mantel ist, Kerne, und der Münchner Naturforscher hat in Folgendem die Resultate seiner mühsamen Beobachtungen über die Entstehung der Perlen zusammengefaßt. Zwei Ursachen scheinen besonders dazu beizutragen, äußere und innere. Die ersteren sind die seltneren und bedingt durch die Eigenthümlichkeit des Gefäßsystems, nach außen offen zu stehen. Dadurch dringen mit dem einströmenden Wasser fremde Körper, wie Quarzkörnchen, Pflanzenmoleküle in den Kreislauf, werden entweder innerhalb desselben oder außerhalb der Gefäße, nachdem ihre Wandungen ein- gerissen sind ins Parenchym der Organe, namentlich des Mantels deponirt und mit der Substanz der Schalenschichten umgeben. Die zweite, innere Ursache, hängt mit den Bildungs- und Wachs- thumsverhältnissen der Schale zusammen, indem fast in der Regel kleine bis Linien große Stückchen der Substanz, aus welcher die Oberhaut der Schalen besteht, den Kern der Perlen abgeben. Die Umhüllungen des Kernes werden von den mikroskopischen Zellen des Gefäßsystems und des Mantels abgeschieden, und der Aufenthalt der Perle, ihr Ort im Thiere bedingt die Auswahl von den drei Schichten der Schale. Perlen, deren Kerne in derjenigen Schichte des Mantels sitzen, welche die schöne Perlmutterschichte der Schale ausscheidet, werden auch diese Perlmutterumlagerung erhalten und also zu sogenannten Perlen von schönem Wasser werden. Perlen, deren Kerne in demjenigen Theile des Mantelsaumes sitzen, welcher die Ober- haut- und Stäbchenschichte bildet, werden auch die Struktur dieser beiden sich aneignen, nament- lich der letzteren, also nicht zu preiswürdigen Perlen werden. Aus den in von Heßling's Werke nachgewiesenen Gründen, welche die Verschiedenheit der Umlagerungsschichten bedingen und den Perlen ihre manchfachen Farbentöne verleihen, geht auch zur Genüge hervor, daß die beliebte Eintheilung von reifen und unreifen Perlen eine vollkommen unrichtige ist, da von einem Reifen nirgends die Rede sein kann, vielmehr, wenn man will, sie während ihres Anfenthaltes im Thier immer fort reifen; eine Perle, welche kaum unter dem Mikroskop im Mantelgewebe ent- deckt wird, ist eben so reif, wie eine prachtvolle Perle in der Krone eines Königs: die Quantität der Umlagerungsschichten gibt ihre Größe und Form, die Qualität derselben ihre Brauchbarkeit oder ihre Werthlosigkeit.
Gegen die enormen Summen, welche der Handel mit Seeperlen in Umlauf setzt, verschwindet fast das geringe Erträgniß, welches die Flußperlenmuschel liefert. Jn Sachsen war von 1826 bis 1836 für 140 Stück Perlen der Ertrag 81 Thaler. Die Perlenfischereien Bayerns ergaben in den 43 Jahren von 1814 bis 1857 die Einnahme von 158,880 Perlen. Wegen dieser überall und zu allen Zeiten sparsamen Ausbeute, welche die Flußperlenmuscheln geben, ist man daher schon längst, in China seit ein Paar tausend Jahren darauf bedacht gewesen, die Produktion der Perlen und besonders der Flußperlen zu steigern oder, wie von Heßling sagt, die Muschelthiere zu Bildung von Perlen in kürzerer Zeit und größerer Menge zu bestimmen. Das eine Verfahren der künstlichen Perlenvermehrung durch Verletzung, Anbohrung der Schalen wurde im vorigen Jahrhundert von Linne als ein Geheimniß zum Verkauf ausgeboten. Die eigentliche Methode Linne's ist aber trotz einiger Mittheilungen darüber noch keineswegs vollständig bekannt. Eine zweite Methode, in den Muschelthieren Perlen zu erzengen, besteht darin, daß fremde Körper in sie zwischen Mantel und Schale theils ohne, theils mit Verletzung der letzteren eingeführt werden. Sie wurde schon seit vielen Jahrhunderten und wird noch von den Chinesen betrieben und der von von Heßling mitgetheilte Bericht des britischen Konfuls Hague zu Ningpo, sowie des amerikanischen Arztes Mac Gowan über diesen Jndustriezweig lautet folgendermaßen:
Muſcheln. Dimyarier. Najaden.
dieſem neu aufgetauchten Schmarotzerthiere zu Liebe aufs ſorgfältigſte unterſucht und nicht in einem Unio war ein Schmarotzer oder ein Ei, oder ein Merkmal, eine Spur irgend eines Herdes davon anzutreffen. Gleiches begegnete mir bei Perlmuſcheln aus anderen Gegenden, z. B. aus Böhmen.“
Gleichwohl haben die Perlen von Unio margaritifer, deren Bildungsſtätte der Mantel iſt, Kerne, und der Münchner Naturforſcher hat in Folgendem die Reſultate ſeiner mühſamen Beobachtungen über die Entſtehung der Perlen zuſammengefaßt. Zwei Urſachen ſcheinen beſonders dazu beizutragen, äußere und innere. Die erſteren ſind die ſeltneren und bedingt durch die Eigenthümlichkeit des Gefäßſyſtems, nach außen offen zu ſtehen. Dadurch dringen mit dem einſtrömenden Waſſer fremde Körper, wie Quarzkörnchen, Pflanzenmoleküle in den Kreislauf, werden entweder innerhalb deſſelben oder außerhalb der Gefäße, nachdem ihre Wandungen ein- geriſſen ſind ins Parenchym der Organe, namentlich des Mantels deponirt und mit der Subſtanz der Schalenſchichten umgeben. Die zweite, innere Urſache, hängt mit den Bildungs- und Wachs- thumsverhältniſſen der Schale zuſammen, indem faſt in der Regel kleine bis Linien große Stückchen der Subſtanz, aus welcher die Oberhaut der Schalen beſteht, den Kern der Perlen abgeben. Die Umhüllungen des Kernes werden von den mikroſkopiſchen Zellen des Gefäßſyſtems und des Mantels abgeſchieden, und der Aufenthalt der Perle, ihr Ort im Thiere bedingt die Auswahl von den drei Schichten der Schale. Perlen, deren Kerne in derjenigen Schichte des Mantels ſitzen, welche die ſchöne Perlmutterſchichte der Schale ausſcheidet, werden auch dieſe Perlmutterumlagerung erhalten und alſo zu ſogenannten Perlen von ſchönem Waſſer werden. Perlen, deren Kerne in demjenigen Theile des Mantelſaumes ſitzen, welcher die Ober- haut- und Stäbchenſchichte bildet, werden auch die Struktur dieſer beiden ſich aneignen, nament- lich der letzteren, alſo nicht zu preiswürdigen Perlen werden. Aus den in von Heßling’s Werke nachgewieſenen Gründen, welche die Verſchiedenheit der Umlagerungsſchichten bedingen und den Perlen ihre manchfachen Farbentöne verleihen, geht auch zur Genüge hervor, daß die beliebte Eintheilung von reifen und unreifen Perlen eine vollkommen unrichtige iſt, da von einem Reifen nirgends die Rede ſein kann, vielmehr, wenn man will, ſie während ihres Anfenthaltes im Thier immer fort reifen; eine Perle, welche kaum unter dem Mikroſkop im Mantelgewebe ent- deckt wird, iſt eben ſo reif, wie eine prachtvolle Perle in der Krone eines Königs: die Quantität der Umlagerungsſchichten gibt ihre Größe und Form, die Qualität derſelben ihre Brauchbarkeit oder ihre Werthloſigkeit.
Gegen die enormen Summen, welche der Handel mit Seeperlen in Umlauf ſetzt, verſchwindet faſt das geringe Erträgniß, welches die Flußperlenmuſchel liefert. Jn Sachſen war von 1826 bis 1836 für 140 Stück Perlen der Ertrag 81 Thaler. Die Perlenfiſchereien Bayerns ergaben in den 43 Jahren von 1814 bis 1857 die Einnahme von 158,880 Perlen. Wegen dieſer überall und zu allen Zeiten ſparſamen Ausbeute, welche die Flußperlenmuſcheln geben, iſt man daher ſchon längſt, in China ſeit ein Paar tauſend Jahren darauf bedacht geweſen, die Produktion der Perlen und beſonders der Flußperlen zu ſteigern oder, wie von Heßling ſagt, die Muſchelthiere zu Bildung von Perlen in kürzerer Zeit und größerer Menge zu beſtimmen. Das eine Verfahren der künſtlichen Perlenvermehrung durch Verletzung, Anbohrung der Schalen wurde im vorigen Jahrhundert von Linné als ein Geheimniß zum Verkauf ausgeboten. Die eigentliche Methode Linné’s iſt aber trotz einiger Mittheilungen darüber noch keineswegs vollſtändig bekannt. Eine zweite Methode, in den Muſchelthieren Perlen zu erzengen, beſteht darin, daß fremde Körper in ſie zwiſchen Mantel und Schale theils ohne, theils mit Verletzung der letzteren eingeführt werden. Sie wurde ſchon ſeit vielen Jahrhunderten und wird noch von den Chineſen betrieben und der von von Heßling mitgetheilte Bericht des britiſchen Konfuls Hague zu Ningpo, ſowie des amerikaniſchen Arztes Mac Gowan über dieſen Jnduſtriezweig lautet folgendermaßen:
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[908/0956]
Muſcheln. Dimyarier. Najaden.
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einem Unio war ein Schmarotzer oder ein Ei, oder ein Merkmal, eine Spur irgend eines
Herdes davon anzutreffen. Gleiches begegnete mir bei Perlmuſcheln aus anderen Gegenden,
z. B. aus Böhmen.“
Gleichwohl haben die Perlen von Unio margaritifer, deren Bildungsſtätte der Mantel iſt,
Kerne, und der Münchner Naturforſcher hat in Folgendem die Reſultate ſeiner mühſamen
Beobachtungen über die Entſtehung der Perlen zuſammengefaßt. Zwei Urſachen ſcheinen
beſonders dazu beizutragen, äußere und innere. Die erſteren ſind die ſeltneren und bedingt durch
die Eigenthümlichkeit des Gefäßſyſtems, nach außen offen zu ſtehen. Dadurch dringen mit dem
einſtrömenden Waſſer fremde Körper, wie Quarzkörnchen, Pflanzenmoleküle in den Kreislauf,
werden entweder innerhalb deſſelben oder außerhalb der Gefäße, nachdem ihre Wandungen ein-
geriſſen ſind ins Parenchym der Organe, namentlich des Mantels deponirt und mit der Subſtanz
der Schalenſchichten umgeben. Die zweite, innere Urſache, hängt mit den Bildungs- und Wachs-
thumsverhältniſſen der Schale zuſammen, indem faſt in der Regel kleine [FORMEL] bis [FORMEL] Linien
große Stückchen der Subſtanz, aus welcher die Oberhaut der Schalen beſteht, den Kern der
Perlen abgeben. Die Umhüllungen des Kernes werden von den mikroſkopiſchen Zellen des
Gefäßſyſtems und des Mantels abgeſchieden, und der Aufenthalt der Perle, ihr Ort im Thiere
bedingt die Auswahl von den drei Schichten der Schale. Perlen, deren Kerne in derjenigen
Schichte des Mantels ſitzen, welche die ſchöne Perlmutterſchichte der Schale ausſcheidet, werden
auch dieſe Perlmutterumlagerung erhalten und alſo zu ſogenannten Perlen von ſchönem Waſſer
werden. Perlen, deren Kerne in demjenigen Theile des Mantelſaumes ſitzen, welcher die Ober-
haut- und Stäbchenſchichte bildet, werden auch die Struktur dieſer beiden ſich aneignen, nament-
lich der letzteren, alſo nicht zu preiswürdigen Perlen werden. Aus den in von Heßling’s Werke
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Perlen ihre manchfachen Farbentöne verleihen, geht auch zur Genüge hervor, daß die beliebte
Eintheilung von reifen und unreifen Perlen eine vollkommen unrichtige iſt, da von einem
Reifen nirgends die Rede ſein kann, vielmehr, wenn man will, ſie während ihres Anfenthaltes
im Thier immer fort reifen; eine Perle, welche kaum unter dem Mikroſkop im Mantelgewebe ent-
deckt wird, iſt eben ſo reif, wie eine prachtvolle Perle in der Krone eines Königs: die Quantität
der Umlagerungsſchichten gibt ihre Größe und Form, die Qualität derſelben ihre Brauchbarkeit
oder ihre Werthloſigkeit.
Gegen die enormen Summen, welche der Handel mit Seeperlen in Umlauf ſetzt, verſchwindet
faſt das geringe Erträgniß, welches die Flußperlenmuſchel liefert. Jn Sachſen war von 1826
bis 1836 für 140 Stück Perlen der Ertrag 81 Thaler. Die Perlenfiſchereien Bayerns ergaben
in den 43 Jahren von 1814 bis 1857 die Einnahme von 158,880 Perlen. Wegen dieſer überall
und zu allen Zeiten ſparſamen Ausbeute, welche die Flußperlenmuſcheln geben, iſt man daher
ſchon längſt, in China ſeit ein Paar tauſend Jahren darauf bedacht geweſen, die Produktion der
Perlen und beſonders der Flußperlen zu ſteigern oder, wie von Heßling ſagt, die Muſchelthiere
zu Bildung von Perlen in kürzerer Zeit und größerer Menge zu beſtimmen. Das eine Verfahren
der künſtlichen Perlenvermehrung durch Verletzung, Anbohrung der Schalen wurde im
vorigen Jahrhundert von Linné als ein Geheimniß zum Verkauf ausgeboten. Die eigentliche
Methode Linné’s iſt aber trotz einiger Mittheilungen darüber noch keineswegs vollſtändig bekannt.
Eine zweite Methode, in den Muſchelthieren Perlen zu erzengen, beſteht darin, daß fremde
Körper in ſie zwiſchen Mantel und Schale theils ohne, theils mit Verletzung der letzteren eingeführt
werden. Sie wurde ſchon ſeit vielen Jahrhunderten und wird noch von den Chineſen betrieben
und der von von Heßling mitgetheilte Bericht des britiſchen Konfuls Hague zu Ningpo, ſowie
des amerikaniſchen Arztes Mac Gowan über dieſen Jnduſtriezweig lautet folgendermaßen:
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/956>, abgerufen am 23.11.2024.
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