Zwecke des Ortswechsels besitzt unter allen Bauchfüßern unzweifelhaft die Sippe Janthina. Man hatte sie anfangs für einen ausschließlichen Bewohner der tropischen Meere gehalten, jedoch später auch einige Arten im mittelländischen und im britischen Meere entdeckt. Jhr Wohnort ist die hohe See, auf welcher sie langsam umherschwimmt. Am Hintertheile ihres Fußes nun ist ein großer blasiger Anhang, von Fabius Columna ganz passend spuma cartilaginea -- knorpeliger Schaum -- genannt, indem die Bläschen so durchsichtig, wie die des Schaumes sind, während ihre Hülle knorpelig oder häutig ist. An diesen Luftblasen hängend schwebt Janthina leicht auf dem Wasser, ohne jedoch aufs Gerathewohl jeder Strömung desselben oder jedem Lüftchen, das über seinen Weg haucht, preisgegeben zu sein, da ihre Richtung durch eine kleine Flosse zu beiden Seiten des Fußes und etwas über dessen Rande gelenkt werden kann. Nur wenn des Sturmes Athem heftig weht, überläßt sich die Schnecke seiner Gewalt und leidet Schiff- bruch an ungastlichem Gestade." Es war festgestellt, daß das Thier ohne den Blasen- apparat an der Oberfläche nicht verweilen könne, daß derselbe bloß mechanisch an den Fuß angeheftet sei und beim Zurückziehen des Thieres nur zum kleinsten Theil in der Schale mit Platz finde; auch hatte ein englischer Naturforscher, Coates, ziemlich genau die Art und Weise angegeben, wie das Floß gebildet und ausgebessert werde, bis Lacaze-Duthiers während eines Aufenthaltes an der afrikanischen Küste bei Lacalle Gelegenheit fand zu den genauesten Untersuchungen. Wir lassen ihn selbst reden.
"Starke Nordwest-Stürme hatten eine große Menge der Schaumapparate der Janthinen auf das sandige Ufer der Bai von Bouliff bei Lacalle geworfen, und ich fand dabei auch eine gute Anzahl noch lebender Thiere. Es lag mir daran, sie zu beobachten, und indem ich sie in Aquarien setzte und ihnen reines und frisches Wasser gab, konnte ich sehen, wie sie ihr vom Sturm und dem Aufschlagen auf das Gestade beschädigtes Floß ausbesserten. Anfangs war ich erstaunt, zu bemerken, wie alle Janthinen, welche die Luftblasen gänzlich verloren hatten, auf dem Grunde des Wassers blieben, obwohl sie vollständig munter waren; wie einige der lebhaftesten mit Anstrengung vermittelst des Fußes an den Wänden der Glasbehälter in die Höhe krochen, die Oberfläche erreichten, dort sich rückwärts beugten, aber fast nie dazu kommen konnten, ihr Floß wieder herzustellen, und wie sie endlich unbeholfen wieder zu Boden sanken. Nie sah ich sie nach Art so vieler Schnecken durch Ausdehnung und Zusammenziehung ihres Fußes schwimmen. Möglicher Weise ist es auf offenem Meere anders, aber Alles scheint anzuzeigen, daß Schale und Thier schwerer wiegen, als daß sie ohne Ballen zu schwimmen vermöchten. Zu bemerken ist auch, daß die Thiere am Grunde des Wassers sehr schnell sterben."
"Die vergeblichen Anstrengungen, welche die Thiere machten, um an die Oberfläche zu gelangen oder ihr Floß *) wieder herzustellen, veranlaßten mich, sie in eine solche Lage zu bringen, welche sie zu suchen schienen. Gleich meinen Vorgängern hatte ich erkannt, daß zwischen dem Floß und dem Körper kein organischer Zusammenhang bestehe, daß es einfach am Fuße befestigt sei und daß folglich die eingeschlossene Luft nicht aus dem Körper abgeschieden sein könne, sondern mechanisch in die Bläschen eingeschlossen sein müsse. Man hatte also nach dem Mittel oder Mechanismus zu suchen, wodurch das Thier die Luft in die einzelnen Blasen zu bringen im Stande ist. Sieht man genau auf das vordere, dem Kopfe zunächst liegende Ende des Flosses, so kann man ganz gut die Bläschen zählen und Umfang, Gestalt und Lage derselben erkennen. Man kann daher die Vorgänge beobachten, wenn das Thier an der Herstellung und Vergrößerung des Flosses arbeitet."
"Der Fuß ist sehr deutlich in zwei verschiedene Abschnitte getheilt. Der hintere, größere, an welchem das Floß sich anheftet, ist flach; der vordere (p) ist vorn abgerundet und bildet durch den Umschlag der Ränder nach unten einen seine Form jeden Augenblick ändernden Kanal.
*) Jm französischen Original steht "ludion", wohl so viel als "Schwimmgürtel".
Cerithium. Litiopa. Janthina.
Zwecke des Ortswechſels beſitzt unter allen Bauchfüßern unzweifelhaft die Sippe Janthina. Man hatte ſie anfangs für einen ausſchließlichen Bewohner der tropiſchen Meere gehalten, jedoch ſpäter auch einige Arten im mittelländiſchen und im britiſchen Meere entdeckt. Jhr Wohnort iſt die hohe See, auf welcher ſie langſam umherſchwimmt. Am Hintertheile ihres Fußes nun iſt ein großer blaſiger Anhang, von Fabius Columna ganz paſſend spuma cartilaginea — knorpeliger Schaum — genannt, indem die Bläschen ſo durchſichtig, wie die des Schaumes ſind, während ihre Hülle knorpelig oder häutig iſt. An dieſen Luftblaſen hängend ſchwebt Janthina leicht auf dem Waſſer, ohne jedoch aufs Gerathewohl jeder Strömung deſſelben oder jedem Lüftchen, das über ſeinen Weg haucht, preisgegeben zu ſein, da ihre Richtung durch eine kleine Floſſe zu beiden Seiten des Fußes und etwas über deſſen Rande gelenkt werden kann. Nur wenn des Sturmes Athem heftig weht, überläßt ſich die Schnecke ſeiner Gewalt und leidet Schiff- bruch an ungaſtlichem Geſtade.“ Es war feſtgeſtellt, daß das Thier ohne den Blaſen- apparat an der Oberfläche nicht verweilen könne, daß derſelbe bloß mechaniſch an den Fuß angeheftet ſei und beim Zurückziehen des Thieres nur zum kleinſten Theil in der Schale mit Platz finde; auch hatte ein engliſcher Naturforſcher, Coates, ziemlich genau die Art und Weiſe angegeben, wie das Floß gebildet und ausgebeſſert werde, bis Lacaze-Duthiers während eines Aufenthaltes an der afrikaniſchen Küſte bei Lacalle Gelegenheit fand zu den genaueſten Unterſuchungen. Wir laſſen ihn ſelbſt reden.
„Starke Nordweſt-Stürme hatten eine große Menge der Schaumapparate der Janthinen auf das ſandige Ufer der Bai von Bouliff bei Lacalle geworfen, und ich fand dabei auch eine gute Anzahl noch lebender Thiere. Es lag mir daran, ſie zu beobachten, und indem ich ſie in Aquarien ſetzte und ihnen reines und friſches Waſſer gab, konnte ich ſehen, wie ſie ihr vom Sturm und dem Aufſchlagen auf das Geſtade beſchädigtes Floß ausbeſſerten. Anfangs war ich erſtaunt, zu bemerken, wie alle Janthinen, welche die Luftblaſen gänzlich verloren hatten, auf dem Grunde des Waſſers blieben, obwohl ſie vollſtändig munter waren; wie einige der lebhafteſten mit Anſtrengung vermittelſt des Fußes an den Wänden der Glasbehälter in die Höhe krochen, die Oberfläche erreichten, dort ſich rückwärts beugten, aber faſt nie dazu kommen konnten, ihr Floß wieder herzuſtellen, und wie ſie endlich unbeholfen wieder zu Boden ſanken. Nie ſah ich ſie nach Art ſo vieler Schnecken durch Ausdehnung und Zuſammenziehung ihres Fußes ſchwimmen. Möglicher Weiſe iſt es auf offenem Meere anders, aber Alles ſcheint anzuzeigen, daß Schale und Thier ſchwerer wiegen, als daß ſie ohne Ballen zu ſchwimmen vermöchten. Zu bemerken iſt auch, daß die Thiere am Grunde des Waſſers ſehr ſchnell ſterben.“
„Die vergeblichen Anſtrengungen, welche die Thiere machten, um an die Oberfläche zu gelangen oder ihr Floß *) wieder herzuſtellen, veranlaßten mich, ſie in eine ſolche Lage zu bringen, welche ſie zu ſuchen ſchienen. Gleich meinen Vorgängern hatte ich erkannt, daß zwiſchen dem Floß und dem Körper kein organiſcher Zuſammenhang beſtehe, daß es einfach am Fuße befeſtigt ſei und daß folglich die eingeſchloſſene Luft nicht aus dem Körper abgeſchieden ſein könne, ſondern mechaniſch in die Bläschen eingeſchloſſen ſein müſſe. Man hatte alſo nach dem Mittel oder Mechanismus zu ſuchen, wodurch das Thier die Luft in die einzelnen Blaſen zu bringen im Stande iſt. Sieht man genau auf das vordere, dem Kopfe zunächſt liegende Ende des Floſſes, ſo kann man ganz gut die Bläschen zählen und Umfang, Geſtalt und Lage derſelben erkennen. Man kann daher die Vorgänge beobachten, wenn das Thier an der Herſtellung und Vergrößerung des Floſſes arbeitet.“
„Der Fuß iſt ſehr deutlich in zwei verſchiedene Abſchnitte getheilt. Der hintere, größere, an welchem das Floß ſich anheftet, iſt flach; der vordere (p) iſt vorn abgerundet und bildet durch den Umſchlag der Ränder nach unten einen ſeine Form jeden Augenblick ändernden Kanal.
*) Jm franzöſiſchen Original ſteht „ludion“, wohl ſo viel als „Schwimmgürtel“.
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hatte ſie anfangs für einen ausſchließlichen Bewohner der tropiſchen Meere gehalten, jedoch ſpäter
auch einige Arten im mittelländiſchen und im britiſchen Meere entdeckt. Jhr Wohnort iſt die
hohe See, auf welcher ſie langſam umherſchwimmt. Am Hintertheile ihres Fußes nun iſt ein
großer blaſiger Anhang, von Fabius Columna ganz paſſend spuma cartilaginea — knorpeliger
Schaum — genannt, indem die Bläschen ſo durchſichtig, wie die des Schaumes ſind, während
ihre Hülle knorpelig oder häutig iſt. An dieſen Luftblaſen hängend ſchwebt Janthina leicht auf
dem Waſſer, ohne jedoch aufs Gerathewohl jeder Strömung deſſelben oder jedem Lüftchen, das
über ſeinen Weg haucht, preisgegeben zu ſein, da ihre Richtung durch eine kleine Floſſe zu
beiden Seiten des Fußes und etwas über deſſen Rande gelenkt werden kann. Nur wenn des
Sturmes Athem heftig weht, überläßt ſich die Schnecke ſeiner Gewalt und leidet Schiff-
bruch an ungaſtlichem Geſtade.“ Es war feſtgeſtellt, daß das Thier ohne den Blaſen-
apparat an der Oberfläche nicht verweilen könne, daß derſelbe bloß mechaniſch an den Fuß
angeheftet ſei und beim Zurückziehen des Thieres nur zum kleinſten Theil in der Schale mit
Platz finde; auch hatte ein engliſcher Naturforſcher, Coates, ziemlich genau die Art und Weiſe
angegeben, wie das Floß gebildet und ausgebeſſert werde, bis Lacaze-Duthiers während
eines Aufenthaltes an der afrikaniſchen Küſte bei Lacalle Gelegenheit fand zu den genaueſten
Unterſuchungen. Wir laſſen ihn ſelbſt reden.
„Starke Nordweſt-Stürme hatten eine große Menge der Schaumapparate der Janthinen auf
das ſandige Ufer der Bai von Bouliff bei Lacalle geworfen, und ich fand dabei auch eine gute
Anzahl noch lebender Thiere. Es lag mir daran, ſie zu beobachten, und indem ich ſie in
Aquarien ſetzte und ihnen reines und friſches Waſſer gab, konnte ich ſehen, wie ſie ihr vom
Sturm und dem Aufſchlagen auf das Geſtade beſchädigtes Floß ausbeſſerten. Anfangs war ich
erſtaunt, zu bemerken, wie alle Janthinen, welche die Luftblaſen gänzlich verloren hatten, auf
dem Grunde des Waſſers blieben, obwohl ſie vollſtändig munter waren; wie einige der
lebhafteſten mit Anſtrengung vermittelſt des Fußes an den Wänden der Glasbehälter in die
Höhe krochen, die Oberfläche erreichten, dort ſich rückwärts beugten, aber faſt nie dazu kommen
konnten, ihr Floß wieder herzuſtellen, und wie ſie endlich unbeholfen wieder zu Boden ſanken.
Nie ſah ich ſie nach Art ſo vieler Schnecken durch Ausdehnung und Zuſammenziehung ihres
Fußes ſchwimmen. Möglicher Weiſe iſt es auf offenem Meere anders, aber Alles ſcheint
anzuzeigen, daß Schale und Thier ſchwerer wiegen, als daß ſie ohne Ballen zu ſchwimmen
vermöchten. Zu bemerken iſt auch, daß die Thiere am Grunde des Waſſers ſehr ſchnell ſterben.“
„Die vergeblichen Anſtrengungen, welche die Thiere machten, um an die Oberfläche zu
gelangen oder ihr Floß *) wieder herzuſtellen, veranlaßten mich, ſie in eine ſolche Lage zu bringen,
welche ſie zu ſuchen ſchienen. Gleich meinen Vorgängern hatte ich erkannt, daß zwiſchen dem Floß
und dem Körper kein organiſcher Zuſammenhang beſtehe, daß es einfach am Fuße befeſtigt ſei
und daß folglich die eingeſchloſſene Luft nicht aus dem Körper abgeſchieden ſein könne, ſondern
mechaniſch in die Bläschen eingeſchloſſen ſein müſſe. Man hatte alſo nach dem Mittel oder
Mechanismus zu ſuchen, wodurch das Thier die Luft in die einzelnen Blaſen zu bringen im
Stande iſt. Sieht man genau auf das vordere, dem Kopfe zunächſt liegende Ende des Floſſes,
ſo kann man ganz gut die Bläschen zählen und Umfang, Geſtalt und Lage derſelben erkennen.
Man kann daher die Vorgänge beobachten, wenn das Thier an der Herſtellung und Vergrößerung
des Floſſes arbeitet.“
„Der Fuß iſt ſehr deutlich in zwei verſchiedene Abſchnitte getheilt. Der hintere, größere, an
welchem das Floß ſich anheftet, iſt flach; der vordere (p) iſt vorn abgerundet und bildet durch
den Umſchlag der Ränder nach unten einen ſeine Form jeden Augenblick ändernden Kanal.
*) Jm franzöſiſchen Original ſteht „ludion“, wohl ſo viel als „Schwimmgürtel“.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/873>, abgerufen am 24.11.2024.
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