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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Kopffüßer. Zweikiemer. Achtfüßer.
geliefert, die, 20 Fuß und darüber lang, selbst Menschen und kleinen Schiffen gefährlich
werden können."

Nach Kefersteins Ueberschlag sind etwa 2000 Arten von Kopffüßern bekannt, von denen
jedoch nur 218 der jetzigen Schöpfung angehören.



Erste Ordnung.
Zweikiemer (Dibranchiata).

Wir haben oben einen Zweikiemer zum Ausgangspunkt unserer Darstellung gewählt und
verstehen darunter also solche Cephalopoden, deren um den Mund im Kreise gestellte Arme
Saugnäpfe tragen und in deren Mantelhöhle 2 Kiemen, eine rechte und eine linke, sich befinden.
Alle sind mit einem Tintenbeutel versehen. Die übergroße Mehrzahl der jetzt lebenden Arten,
nämlich 212, gehört dieser Abtheilung an, welche ihrem geologischen Erscheinen nach auch die
viel jüngere ist.

Die folgenden Schilderungen sind vorzugsweise aus Veranys Prachtwerk geschöpft. Es
gibt keinen zweiten so ausgezeichneten Beobachter dieser Thiere, die wir übrigens natürlich auch
selbst kennen zu lernen vielfache Gelegenheit gehabt haben.

Die eine Gruppe umfaßt die achtfüßigen Cephalopoden. Sie haben fast alle einen
beutelförmigen Rumpf und tragen acht Arme. Nie befindet sich im Rücken des Mantels eine
Schalenabsonderung. Die meisten Achtfüßer (Octopoden) leben in der Nähe des Gestades
und kriechen und gehen mehr, als sie schwimmen. Jhr gewöhnlicher Aufenthalt sind Felslöcher
und Spalten, von wo aus sie auf Beute spähen. Sie können nach allen Richtungen kriechen,
lieben jedoch die Bewegung nach der Seite am meisten. Dabei breiten sie die Arme aus, erheben
den Kopf, neigen den Körper etwas auf das vierte Armpaar und wenden die Oeffnung des Trichters
auf eine Seite. Sie vollführen die Seitenbewegung vorzugsweise mit den beiden mittleren Arm-
paaren, während die oberen und unteren Arme nur beiläufig, wie es gerade das Terrain erfordert,
gebraucht werden. Sie kommen dabei sowohl im als außer dem Wasser ziemlich schnell von der
Stelle. Von selbst verlassen sie zwar nie ihr Element, doch können einzelne Arten stundenlang
außer dem Wasser leben. Jhr Jnstinkt, das Meer wieder zu gewinnen, wenn sie eine Strecke
weit ins Land gebracht worden sind, ist bewunderungswürdig; auch ohne das Wasser zu sehen,
gehen sie über Steindämme in gerader Linie darauf los.

Noch heute werden an den italienischen Küsten ein Paar Gattungen, Octopus und Eledone,
mit dem Namen bezeichnet, der ihnen schon von den Griechen und Römern beigelegt wurde, Polpo,
Poulpe, d. h. Vielfuß. Die meisten Arten von Octopus haben einen beutelförmig abgerundeten
Körper und ihre gleich oder sehr ungleichmäßig langen Arme sind auf der Jnnenseite mit zwei
Reihen von Saugnäpfen besetzt.

Die gemeinste, am weitesten verbreitete Art, welche auch die größten Dimensionen erreicht,
ist der gemeine Vielfuß (Octopus vulgaris), von weißgrauer Farbe, die im Zustande der
Aufregung in braune, rothe und gelbe Tinten übergeht. Dabei bedeckt sich die ganze obere Seite
des Körpers mit warzigen Hervorragungen. Das wichtigste Artzeichen sind drei große Fühler
auf jedem Augapfel. Seine Verbreitung erstreckt sich nicht blos über das ganze Mittelmeer; er
kommt auch an allen Küsten des atlantischen Oceans, an den west- und ostindischen Jnseln und
bei Jsle de France vor. Er hält sich auf felsigem Grunde auf und verbirgt sich gewöhnlich in

Kopffüßer. Zweikiemer. Achtfüßer.
geliefert, die, 20 Fuß und darüber lang, ſelbſt Menſchen und kleinen Schiffen gefährlich
werden können.“

Nach Keferſteins Ueberſchlag ſind etwa 2000 Arten von Kopffüßern bekannt, von denen
jedoch nur 218 der jetzigen Schöpfung angehören.



Erſte Ordnung.
Zweikiemer (Dibranchiata).

Wir haben oben einen Zweikiemer zum Ausgangspunkt unſerer Darſtellung gewählt und
verſtehen darunter alſo ſolche Cephalopoden, deren um den Mund im Kreiſe geſtellte Arme
Saugnäpfe tragen und in deren Mantelhöhle 2 Kiemen, eine rechte und eine linke, ſich befinden.
Alle ſind mit einem Tintenbeutel verſehen. Die übergroße Mehrzahl der jetzt lebenden Arten,
nämlich 212, gehört dieſer Abtheilung an, welche ihrem geologiſchen Erſcheinen nach auch die
viel jüngere iſt.

Die folgenden Schilderungen ſind vorzugsweiſe aus Veranys Prachtwerk geſchöpft. Es
gibt keinen zweiten ſo ausgezeichneten Beobachter dieſer Thiere, die wir übrigens natürlich auch
ſelbſt kennen zu lernen vielfache Gelegenheit gehabt haben.

Die eine Gruppe umfaßt die achtfüßigen Cephalopoden. Sie haben faſt alle einen
beutelförmigen Rumpf und tragen acht Arme. Nie befindet ſich im Rücken des Mantels eine
Schalenabſonderung. Die meiſten Achtfüßer (Octopoden) leben in der Nähe des Geſtades
und kriechen und gehen mehr, als ſie ſchwimmen. Jhr gewöhnlicher Aufenthalt ſind Felslöcher
und Spalten, von wo aus ſie auf Beute ſpähen. Sie können nach allen Richtungen kriechen,
lieben jedoch die Bewegung nach der Seite am meiſten. Dabei breiten ſie die Arme aus, erheben
den Kopf, neigen den Körper etwas auf das vierte Armpaar und wenden die Oeffnung des Trichters
auf eine Seite. Sie vollführen die Seitenbewegung vorzugsweiſe mit den beiden mittleren Arm-
paaren, während die oberen und unteren Arme nur beiläufig, wie es gerade das Terrain erfordert,
gebraucht werden. Sie kommen dabei ſowohl im als außer dem Waſſer ziemlich ſchnell von der
Stelle. Von ſelbſt verlaſſen ſie zwar nie ihr Element, doch können einzelne Arten ſtundenlang
außer dem Waſſer leben. Jhr Jnſtinkt, das Meer wieder zu gewinnen, wenn ſie eine Strecke
weit ins Land gebracht worden ſind, iſt bewunderungswürdig; auch ohne das Waſſer zu ſehen,
gehen ſie über Steindämme in gerader Linie darauf los.

Noch heute werden an den italieniſchen Küſten ein Paar Gattungen, Octopus und Eledone,
mit dem Namen bezeichnet, der ihnen ſchon von den Griechen und Römern beigelegt wurde, Polpo,
Poulpe, d. h. Vielfuß. Die meiſten Arten von Octopus haben einen beutelförmig abgerundeten
Körper und ihre gleich oder ſehr ungleichmäßig langen Arme ſind auf der Jnnenſeite mit zwei
Reihen von Saugnäpfen beſetzt.

Die gemeinſte, am weiteſten verbreitete Art, welche auch die größten Dimenſionen erreicht,
iſt der gemeine Vielfuß (Octopus vulgaris), von weißgrauer Farbe, die im Zuſtande der
Aufregung in braune, rothe und gelbe Tinten übergeht. Dabei bedeckt ſich die ganze obere Seite
des Körpers mit warzigen Hervorragungen. Das wichtigſte Artzeichen ſind drei große Fühler
auf jedem Augapfel. Seine Verbreitung erſtreckt ſich nicht blos über das ganze Mittelmeer; er
kommt auch an allen Küſten des atlantiſchen Oceans, an den weſt- und oſtindiſchen Jnſeln und
bei Jsle de France vor. Er hält ſich auf felſigem Grunde auf und verbirgt ſich gewöhnlich in

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[764/0808] Kopffüßer. Zweikiemer. Achtfüßer. geliefert, die, 20 Fuß und darüber lang, ſelbſt Menſchen und kleinen Schiffen gefährlich werden können.“ Nach Keferſteins Ueberſchlag ſind etwa 2000 Arten von Kopffüßern bekannt, von denen jedoch nur 218 der jetzigen Schöpfung angehören. Erſte Ordnung. Zweikiemer (Dibranchiata). Wir haben oben einen Zweikiemer zum Ausgangspunkt unſerer Darſtellung gewählt und verſtehen darunter alſo ſolche Cephalopoden, deren um den Mund im Kreiſe geſtellte Arme Saugnäpfe tragen und in deren Mantelhöhle 2 Kiemen, eine rechte und eine linke, ſich befinden. Alle ſind mit einem Tintenbeutel verſehen. Die übergroße Mehrzahl der jetzt lebenden Arten, nämlich 212, gehört dieſer Abtheilung an, welche ihrem geologiſchen Erſcheinen nach auch die viel jüngere iſt. Die folgenden Schilderungen ſind vorzugsweiſe aus Veranys Prachtwerk geſchöpft. Es gibt keinen zweiten ſo ausgezeichneten Beobachter dieſer Thiere, die wir übrigens natürlich auch ſelbſt kennen zu lernen vielfache Gelegenheit gehabt haben. Die eine Gruppe umfaßt die achtfüßigen Cephalopoden. Sie haben faſt alle einen beutelförmigen Rumpf und tragen acht Arme. Nie befindet ſich im Rücken des Mantels eine Schalenabſonderung. Die meiſten Achtfüßer (Octopoden) leben in der Nähe des Geſtades und kriechen und gehen mehr, als ſie ſchwimmen. Jhr gewöhnlicher Aufenthalt ſind Felslöcher und Spalten, von wo aus ſie auf Beute ſpähen. Sie können nach allen Richtungen kriechen, lieben jedoch die Bewegung nach der Seite am meiſten. Dabei breiten ſie die Arme aus, erheben den Kopf, neigen den Körper etwas auf das vierte Armpaar und wenden die Oeffnung des Trichters auf eine Seite. Sie vollführen die Seitenbewegung vorzugsweiſe mit den beiden mittleren Arm- paaren, während die oberen und unteren Arme nur beiläufig, wie es gerade das Terrain erfordert, gebraucht werden. Sie kommen dabei ſowohl im als außer dem Waſſer ziemlich ſchnell von der Stelle. Von ſelbſt verlaſſen ſie zwar nie ihr Element, doch können einzelne Arten ſtundenlang außer dem Waſſer leben. Jhr Jnſtinkt, das Meer wieder zu gewinnen, wenn ſie eine Strecke weit ins Land gebracht worden ſind, iſt bewunderungswürdig; auch ohne das Waſſer zu ſehen, gehen ſie über Steindämme in gerader Linie darauf los. Noch heute werden an den italieniſchen Küſten ein Paar Gattungen, Octopus und Eledone, mit dem Namen bezeichnet, der ihnen ſchon von den Griechen und Römern beigelegt wurde, Polpo, Poulpe, d. h. Vielfuß. Die meiſten Arten von Octopus haben einen beutelförmig abgerundeten Körper und ihre gleich oder ſehr ungleichmäßig langen Arme ſind auf der Jnnenſeite mit zwei Reihen von Saugnäpfen beſetzt. Die gemeinſte, am weiteſten verbreitete Art, welche auch die größten Dimenſionen erreicht, iſt der gemeine Vielfuß (Octopus vulgaris), von weißgrauer Farbe, die im Zuſtande der Aufregung in braune, rothe und gelbe Tinten übergeht. Dabei bedeckt ſich die ganze obere Seite des Körpers mit warzigen Hervorragungen. Das wichtigſte Artzeichen ſind drei große Fühler auf jedem Augapfel. Seine Verbreitung erſtreckt ſich nicht blos über das ganze Mittelmeer; er kommt auch an allen Küſten des atlantiſchen Oceans, an den weſt- und oſtindiſchen Jnſeln und bei Jsle de France vor. Er hält ſich auf felſigem Grunde auf und verbirgt ſich gewöhnlich in

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/808>, abgerufen am 19.11.2024.