Ein zwar nicht häufiger, aber unter Umständen höchst gefährlicher, den Tod herbeiführender Parasit des Menschen und einiger Thiere (Wiederkäuer, Schweine, Affen) ist der sogenannte Hülsenwurm (Echinococcus der älteren Systematik), die Blasenwurmform eines gleichfalls im Hunde lebenden Bandwurmes, der Taenia echinococcus. Derselbe ist so klein, kaum etwas über 2 Linien lang und 1/6 Linie breit, daß er den früheren Beobachtern entging und ebenfalls erst durch das neuere Studium der Lebensverhältnisse der Blasenwürmer ordentlich entdeckt wurde Er weicht auch darin von den übrigen Tänien höchst auffallend ab, daß er schon im dritten Gliede ge- schlechtsreif wird, welches letzte Glied so lang ist, wie die beiden ersten sammt dem Kopfe. Die aus dem sechshakigen Embryo hervorgehende Blase ist nun ebenfalls, wie die Drehwurmblase, die Brutstätte sehr vieler Köpfchen. Dieselben entstehen aber nicht direkt auf der Wand der Blase, sondern in besonderen, aus dieser Wand hervorgehenden Brutkapseln, auf deren Außenfläche die erste Anlage der Köpfchen unter der Form eines hohlen Anhanges zur Entwickelung kommt. Dieser hohle Zapfen stülpt sich dann in das Jnnere der Brutkapseln, in welche schließlich die Band-
[Abbildung]
Taenia echinococcus (rechts) und ein vergrößertes Stück des Hülfenwurmes.
wurmköpfchen an dünnen Stielen hineinhängen. Die einzelnen Brutkapseln enthalten mit- unter 12 bis 15, selten mehr als 20 Köpfchen und haben 1/2 bis 3/4 Linie im Durchmesser. Ungemein verschieden ist aber die Größe der Echinococcusblase, ehe sie Brutkapseln hervorbringt. Leuckart beobachtete dies bei einem Durchmesser von 1/2 Linie, andre fand er noch leer bei einem Volumen eines Hühnereies. Neben diesen einfachen, eben beschriebenen Hülsenwürmern kommt eine andre Form, die zusammengesetzte, vor, in welchem Falle neue, sogenannte Tochter- blasen sich bilden, entweder nach Außen hin, oder nach innen, so daß dann die ursprüngliche Blase eine ganze Nachkommenschaft ihr gleicher Blasen einschließt. Nicht selten wird die Ent- wickelung hiermit abgebrochen, indem weder an der Mutter- noch an den Töchterblasen Brut- kapseln mit Köpfchen entstehen. Das ganze Gebilde macht dann am wenigsten den Eindruck eines thierischen, parasitischen Körpers, sondern sieht wie eine bloße Wassergeschwulst (Hydatide) aus.
"Unter den menschlichen Parasiten, heißt es bei Leuckart, ist kein zweiter, der sich durch die Manchfaltigkeit seines Vorkommens mit dem Hülsenwurm vergleichen ließe. Selbst die (Schweine-) Finne, die wir wegen ihres Aufenthaltes in so verschiedenen Organen mit Recht den verbreitetsten Helminthen zugerechnet haben, steht in dieser Beziehung weit hinter dem Echinococcus zurück. Es ist kaum ein Organ des menschlichen Körpers, das demselben nicht gelegentlich zum Wohnort diente. Sogar die Knochen werden bisweilen von ihm heimgesucht. Aber nicht alle diese Organe beherbergen unsern Wurm mit gleicher Häusigkeit. Der Echinococcus hat eben so, wie die Finne, Lieblingssitze und andre, die er weniger häufig, vielleicht nur selten aufsucht. Freilich sind die Lieblingssitze beider sehr verschieden. Das Zellgewebe zwischen den Muskeln, das die Finne mit besonderer Vorliebe bewohnt, ist nur in seltenen Fällen der Sitz des Echinococcus. Auch im Hirn und namentlich im Auge wird die Finne ungleich häufiger gefunden, als der Hülsenwurm, der dafür seinerseits die von der gemeinen Finne meist verschmäheten Eingeweide und vor allen anderen namentlich die Leber aufsucht. Hier erreicht der Hülsenwurm nicht selten die Größe eines Kinderkopfes. -- Wahrscheinlich ist der Hund der einzige Träger des Echinococcus-Bandwurmes, der mit ihm wohl über die ganze Erde verbreitet ist. Auf keinem Punkte dürfte er aber zu einer solchen Plage geworden sein, als in Jsland, wo der sechste bis fünfte Theil der gesammten Bevölkerung von ihm dahingerasst werden soll.
Taschenberg und Schmidt, wirbellese Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 48
Taenia. Dreh- und Hülſenwurm und ihre Bandwürmer.
Ein zwar nicht häufiger, aber unter Umſtänden höchſt gefährlicher, den Tod herbeiführender Paraſit des Menſchen und einiger Thiere (Wiederkäuer, Schweine, Affen) iſt der ſogenannte Hülſenwurm (Echinococcus der älteren Syſtematik), die Blaſenwurmform eines gleichfalls im Hunde lebenden Bandwurmes, der Taenia echinococcus. Derſelbe iſt ſo klein, kaum etwas über 2 Linien lang und ⅙ Linie breit, daß er den früheren Beobachtern entging und ebenfalls erſt durch das neuere Studium der Lebensverhältniſſe der Blaſenwürmer ordentlich entdeckt wurde Er weicht auch darin von den übrigen Tänien höchſt auffallend ab, daß er ſchon im dritten Gliede ge- ſchlechtsreif wird, welches letzte Glied ſo lang iſt, wie die beiden erſten ſammt dem Kopfe. Die aus dem ſechshakigen Embryo hervorgehende Blaſe iſt nun ebenfalls, wie die Drehwurmblaſe, die Brutſtätte ſehr vieler Köpfchen. Dieſelben entſtehen aber nicht direkt auf der Wand der Blaſe, ſondern in beſonderen, aus dieſer Wand hervorgehenden Brutkapſeln, auf deren Außenfläche die erſte Anlage der Köpfchen unter der Form eines hohlen Anhanges zur Entwickelung kommt. Dieſer hohle Zapfen ſtülpt ſich dann in das Jnnere der Brutkapſeln, in welche ſchließlich die Band-
[Abbildung]
Taenia echinococcus (rechts) und ein vergrößertes Stück des Hülfenwurmes.
wurmköpfchen an dünnen Stielen hineinhängen. Die einzelnen Brutkapſeln enthalten mit- unter 12 bis 15, ſelten mehr als 20 Köpfchen und haben ½ bis ¾ Linie im Durchmeſſer. Ungemein verſchieden iſt aber die Größe der Echinococcusblaſe, ehe ſie Brutkapſeln hervorbringt. Leuckart beobachtete dies bei einem Durchmeſſer von ½ Linie, andre fand er noch leer bei einem Volumen eines Hühnereies. Neben dieſen einfachen, eben beſchriebenen Hülſenwürmern kommt eine andre Form, die zuſammengeſetzte, vor, in welchem Falle neue, ſogenannte Tochter- blaſen ſich bilden, entweder nach Außen hin, oder nach innen, ſo daß dann die urſprüngliche Blaſe eine ganze Nachkommenſchaft ihr gleicher Blaſen einſchließt. Nicht ſelten wird die Ent- wickelung hiermit abgebrochen, indem weder an der Mutter- noch an den Töchterblaſen Brut- kapſeln mit Köpfchen entſtehen. Das ganze Gebilde macht dann am wenigſten den Eindruck eines thieriſchen, paraſitiſchen Körpers, ſondern ſieht wie eine bloße Waſſergeſchwulſt (Hydatide) aus.
„Unter den menſchlichen Paraſiten, heißt es bei Leuckart, iſt kein zweiter, der ſich durch die Manchfaltigkeit ſeines Vorkommens mit dem Hülſenwurm vergleichen ließe. Selbſt die (Schweine-) Finne, die wir wegen ihres Aufenthaltes in ſo verſchiedenen Organen mit Recht den verbreitetſten Helminthen zugerechnet haben, ſteht in dieſer Beziehung weit hinter dem Echinococcus zurück. Es iſt kaum ein Organ des menſchlichen Körpers, das demſelben nicht gelegentlich zum Wohnort diente. Sogar die Knochen werden bisweilen von ihm heimgeſucht. Aber nicht alle dieſe Organe beherbergen unſern Wurm mit gleicher Häuſigkeit. Der Echinococcus hat eben ſo, wie die Finne, Lieblingsſitze und andre, die er weniger häufig, vielleicht nur ſelten aufſucht. Freilich ſind die Lieblingsſitze beider ſehr verſchieden. Das Zellgewebe zwiſchen den Muskeln, das die Finne mit beſonderer Vorliebe bewohnt, iſt nur in ſeltenen Fällen der Sitz des Echinococcus. Auch im Hirn und namentlich im Auge wird die Finne ungleich häufiger gefunden, als der Hülſenwurm, der dafür ſeinerſeits die von der gemeinen Finne meiſt verſchmäheten Eingeweide und vor allen anderen namentlich die Leber aufſucht. Hier erreicht der Hülſenwurm nicht ſelten die Größe eines Kinderkopfes. — Wahrſcheinlich iſt der Hund der einzige Träger des Echinococcus-Bandwurmes, der mit ihm wohl über die ganze Erde verbreitet iſt. Auf keinem Punkte dürfte er aber zu einer ſolchen Plage geworden ſein, als in Jsland, wo der ſechſte bis fünfte Theil der geſammten Bevölkerung von ihm dahingeraſſt werden ſoll.
Taſchenberg und Schmidt, wirbelleſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 48
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0797"n="753"/><fwplace="top"type="header">Taenia. Dreh- und Hülſenwurm und ihre Bandwürmer.</fw><lb/><p>Ein zwar nicht häufiger, aber unter Umſtänden <hirendition="#g">höchſt gefährlicher,</hi> den Tod herbeiführender<lb/><hirendition="#g">Paraſit des Menſchen</hi> und einiger Thiere (Wiederkäuer, Schweine, Affen) iſt der ſogenannte<lb/><hirendition="#g">Hülſenwurm</hi> (<hirendition="#aq">Echinococcus</hi> der älteren Syſtematik), die Blaſenwurmform eines gleichfalls im<lb/>
Hunde lebenden Bandwurmes, der <hirendition="#aq">Taenia echinococcus.</hi> Derſelbe iſt ſo klein, kaum etwas über<lb/>
2 Linien lang und ⅙ Linie breit, daß er den früheren Beobachtern entging und ebenfalls erſt<lb/>
durch das neuere Studium der Lebensverhältniſſe der Blaſenwürmer ordentlich entdeckt wurde<lb/>
Er weicht auch darin von den übrigen Tänien höchſt<lb/>
auffallend ab, daß er ſchon im dritten Gliede ge-<lb/>ſchlechtsreif wird, welches letzte Glied ſo lang iſt,<lb/>
wie die beiden erſten ſammt dem Kopfe. Die aus<lb/>
dem ſechshakigen Embryo hervorgehende Blaſe iſt nun<lb/>
ebenfalls, wie die Drehwurmblaſe, die Brutſtätte ſehr<lb/>
vieler Köpfchen. Dieſelben entſtehen aber nicht direkt<lb/>
auf der Wand der Blaſe, ſondern in beſonderen, aus<lb/>
dieſer Wand hervorgehenden Brutkapſeln, auf deren<lb/>
Außenfläche die erſte Anlage der Köpfchen unter der<lb/>
Form eines hohlen Anhanges zur Entwickelung kommt.<lb/>
Dieſer hohle Zapfen ſtülpt ſich dann in das Jnnere<lb/>
der Brutkapſeln, in welche ſchließlich die Band-<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#aq">Taenia echinococcus</hi> (rechts) und ein vergrößertes<lb/>
Stück des <hirendition="#g">Hülfenwurmes.</hi></hi></head></figure><lb/>
wurmköpfchen an dünnen Stielen hineinhängen. Die einzelnen Brutkapſeln enthalten mit-<lb/>
unter 12 bis 15, ſelten mehr als 20 Köpfchen und haben ½ bis ¾ Linie im Durchmeſſer.<lb/>
Ungemein verſchieden iſt aber die Größe der Echinococcusblaſe, ehe ſie Brutkapſeln hervorbringt.<lb/><hirendition="#g">Leuckart</hi> beobachtete dies bei einem Durchmeſſer von ½ Linie, andre fand er noch leer bei einem<lb/>
Volumen eines Hühnereies. Neben dieſen einfachen, eben beſchriebenen Hülſenwürmern kommt<lb/>
eine andre Form, die zuſammengeſetzte, vor, in welchem Falle neue, ſogenannte <hirendition="#g">Tochter-<lb/>
blaſen</hi>ſich bilden, entweder nach Außen hin, oder nach innen, ſo daß dann die urſprüngliche<lb/>
Blaſe eine ganze Nachkommenſchaft ihr gleicher Blaſen einſchließt. Nicht ſelten wird die Ent-<lb/>
wickelung hiermit abgebrochen, indem weder an der Mutter- noch an den Töchterblaſen Brut-<lb/>
kapſeln mit Köpfchen entſtehen. Das ganze Gebilde macht dann am wenigſten den Eindruck eines<lb/>
thieriſchen, paraſitiſchen Körpers, ſondern ſieht wie eine bloße Waſſergeſchwulſt (Hydatide) aus.</p><lb/><p>„Unter den menſchlichen Paraſiten, heißt es bei <hirendition="#g">Leuckart,</hi> iſt kein zweiter, der ſich durch die<lb/>
Manchfaltigkeit ſeines Vorkommens mit dem Hülſenwurm vergleichen ließe. Selbſt die (Schweine-)<lb/>
Finne, die wir wegen ihres Aufenthaltes in ſo verſchiedenen Organen mit Recht den verbreitetſten<lb/>
Helminthen zugerechnet haben, ſteht in dieſer Beziehung weit hinter dem Echinococcus zurück.<lb/>
Es iſt kaum ein Organ des menſchlichen Körpers, das demſelben nicht gelegentlich zum Wohnort<lb/>
diente. Sogar die Knochen werden bisweilen von ihm heimgeſucht. Aber nicht alle dieſe Organe<lb/>
beherbergen unſern Wurm mit gleicher Häuſigkeit. Der Echinococcus hat eben ſo, wie die Finne,<lb/>
Lieblingsſitze und andre, die er weniger häufig, vielleicht nur ſelten aufſucht. Freilich ſind die<lb/>
Lieblingsſitze beider ſehr verſchieden. Das Zellgewebe zwiſchen den Muskeln, das die Finne mit<lb/>
beſonderer Vorliebe bewohnt, iſt nur in ſeltenen Fällen der Sitz des Echinococcus. Auch im<lb/>
Hirn und namentlich im Auge wird die Finne ungleich häufiger gefunden, als der Hülſenwurm,<lb/>
der dafür ſeinerſeits die von der gemeinen Finne meiſt verſchmäheten Eingeweide und vor allen<lb/>
anderen namentlich die Leber aufſucht. Hier erreicht der Hülſenwurm nicht ſelten die Größe eines<lb/>
Kinderkopfes. — Wahrſcheinlich iſt der Hund der einzige Träger des Echinococcus-Bandwurmes,<lb/>
der mit ihm wohl über die ganze Erde verbreitet iſt. Auf keinem Punkte dürfte er aber zu<lb/>
einer ſolchen Plage geworden ſein, als in Jsland, wo der ſechſte bis fünfte Theil der geſammten<lb/>
Bevölkerung von ihm dahingeraſſt werden ſoll.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Taſchenberg</hi> und <hirendition="#g">Schmidt,</hi> wirbelleſe Thiere. (<hirendition="#g">Brehm,</hi> Thierleben. <hirendition="#aq">VI.</hi>) 48</fw><lb/></div></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[753/0797]
Taenia. Dreh- und Hülſenwurm und ihre Bandwürmer.
Ein zwar nicht häufiger, aber unter Umſtänden höchſt gefährlicher, den Tod herbeiführender
Paraſit des Menſchen und einiger Thiere (Wiederkäuer, Schweine, Affen) iſt der ſogenannte
Hülſenwurm (Echinococcus der älteren Syſtematik), die Blaſenwurmform eines gleichfalls im
Hunde lebenden Bandwurmes, der Taenia echinococcus. Derſelbe iſt ſo klein, kaum etwas über
2 Linien lang und ⅙ Linie breit, daß er den früheren Beobachtern entging und ebenfalls erſt
durch das neuere Studium der Lebensverhältniſſe der Blaſenwürmer ordentlich entdeckt wurde
Er weicht auch darin von den übrigen Tänien höchſt
auffallend ab, daß er ſchon im dritten Gliede ge-
ſchlechtsreif wird, welches letzte Glied ſo lang iſt,
wie die beiden erſten ſammt dem Kopfe. Die aus
dem ſechshakigen Embryo hervorgehende Blaſe iſt nun
ebenfalls, wie die Drehwurmblaſe, die Brutſtätte ſehr
vieler Köpfchen. Dieſelben entſtehen aber nicht direkt
auf der Wand der Blaſe, ſondern in beſonderen, aus
dieſer Wand hervorgehenden Brutkapſeln, auf deren
Außenfläche die erſte Anlage der Köpfchen unter der
Form eines hohlen Anhanges zur Entwickelung kommt.
Dieſer hohle Zapfen ſtülpt ſich dann in das Jnnere
der Brutkapſeln, in welche ſchließlich die Band-
[Abbildung Taenia echinococcus (rechts) und ein vergrößertes
Stück des Hülfenwurmes.]
wurmköpfchen an dünnen Stielen hineinhängen. Die einzelnen Brutkapſeln enthalten mit-
unter 12 bis 15, ſelten mehr als 20 Köpfchen und haben ½ bis ¾ Linie im Durchmeſſer.
Ungemein verſchieden iſt aber die Größe der Echinococcusblaſe, ehe ſie Brutkapſeln hervorbringt.
Leuckart beobachtete dies bei einem Durchmeſſer von ½ Linie, andre fand er noch leer bei einem
Volumen eines Hühnereies. Neben dieſen einfachen, eben beſchriebenen Hülſenwürmern kommt
eine andre Form, die zuſammengeſetzte, vor, in welchem Falle neue, ſogenannte Tochter-
blaſen ſich bilden, entweder nach Außen hin, oder nach innen, ſo daß dann die urſprüngliche
Blaſe eine ganze Nachkommenſchaft ihr gleicher Blaſen einſchließt. Nicht ſelten wird die Ent-
wickelung hiermit abgebrochen, indem weder an der Mutter- noch an den Töchterblaſen Brut-
kapſeln mit Köpfchen entſtehen. Das ganze Gebilde macht dann am wenigſten den Eindruck eines
thieriſchen, paraſitiſchen Körpers, ſondern ſieht wie eine bloße Waſſergeſchwulſt (Hydatide) aus.
„Unter den menſchlichen Paraſiten, heißt es bei Leuckart, iſt kein zweiter, der ſich durch die
Manchfaltigkeit ſeines Vorkommens mit dem Hülſenwurm vergleichen ließe. Selbſt die (Schweine-)
Finne, die wir wegen ihres Aufenthaltes in ſo verſchiedenen Organen mit Recht den verbreitetſten
Helminthen zugerechnet haben, ſteht in dieſer Beziehung weit hinter dem Echinococcus zurück.
Es iſt kaum ein Organ des menſchlichen Körpers, das demſelben nicht gelegentlich zum Wohnort
diente. Sogar die Knochen werden bisweilen von ihm heimgeſucht. Aber nicht alle dieſe Organe
beherbergen unſern Wurm mit gleicher Häuſigkeit. Der Echinococcus hat eben ſo, wie die Finne,
Lieblingsſitze und andre, die er weniger häufig, vielleicht nur ſelten aufſucht. Freilich ſind die
Lieblingsſitze beider ſehr verſchieden. Das Zellgewebe zwiſchen den Muskeln, das die Finne mit
beſonderer Vorliebe bewohnt, iſt nur in ſeltenen Fällen der Sitz des Echinococcus. Auch im
Hirn und namentlich im Auge wird die Finne ungleich häufiger gefunden, als der Hülſenwurm,
der dafür ſeinerſeits die von der gemeinen Finne meiſt verſchmäheten Eingeweide und vor allen
anderen namentlich die Leber aufſucht. Hier erreicht der Hülſenwurm nicht ſelten die Größe eines
Kinderkopfes. — Wahrſcheinlich iſt der Hund der einzige Träger des Echinococcus-Bandwurmes,
der mit ihm wohl über die ganze Erde verbreitet iſt. Auf keinem Punkte dürfte er aber zu
einer ſolchen Plage geworden ſein, als in Jsland, wo der ſechſte bis fünfte Theil der geſammten
Bevölkerung von ihm dahingeraſſt werden ſoll.
Taſchenberg und Schmidt, wirbelleſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 48
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/797>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.