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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Trichine.
demselben in die Muskeln über, halten sich aber unter normalen Verhältnissen 5 Wochen
und länger in demselben auf, und die von jedem Weibchen producirte Anzahl von Nachkommen
kann auf einige Tausende geschätzt werden. Jn dem unteren Theile des längeren Schlauches, in
dessen oberen Theile die Eizellen sich bilden, liegen die Embryone dicht
gepackt an einander und erreichen die zum Austritt reifen eine Länge
von etwa dem 20. Theil einer Linie. Sie verweilen nur ganz kurze
Zeit im Aufenthaltsorte ihrer Eltern und ihr Biograph kann das
über ihre erste Jugendzeit handelnde Kapitel überschreiben:

Die Trichinen auf der Wanderung. Der Jnhalt dieses
Kapitels ist aber ein sehr unsicherer. Jn die Blutgefäße scheinen sie
nur ausnahmsweise zu gelangen, um von dem Blutstrom weiter fort
in entferntere Körpertheile getragen zu werden. Jhr Weg dürfte viel-
mehr vornehmlich ein freiwilliger in dem sogenannten Bindegewebe
sein, welches die Muskeln umkleidet und durchsetzt. Je reicher die
Muskeln vom Bindegewebe umgeben sind, desto größer ist die An-
zahl der einwandernden Trichinen. Jedoch gilt allgemein, daß die
Einwanderung in die vom Rumpfe entfernteren Theile eine viel geringere
ist, als in die näheren. Am meisten heimgesucht sind das Zwerchfell,
die Kaumuskeln, kurz solche Muskelgruppen, welche beim Athmen und
Kauen gebraucht und beständig oder fast beständig beschäftigt sind.
Man darf annehmen, daß die Bewegung der Muskeln selbst zum Vor-
wärtskommen der wandernden Trichinen beiträgt. Mit dem Ende
der Wanderschaft beginnt die Periode der

Muskeltrichinen. Wir lassen über diese Zeit und die damit
verbundene Einkapselung Virchow reden. "Wenn eine junge Trichine
in eine Muskelfaser hineingekrochen ist, so bewegt sie sich, wie es
scheint, in der Regel eine gewisse Strecke fort. Sie durchbricht
dabei die feineren Bestandtheile des Faserinhaltes und wirkt wahr-
scheinlich schon dadurch zerstörend auf die innere Zusammensetzung
der Faser. Aber es läßt sich auch nicht bezweifeln, daß sie von dem
Jnhalt derselben selbst Theile in sich aufnimmt. Sie hat Mund,
Speiseröhre und Darm; sie wächst im Laufe weniger Wochen um ein
Vielfaches; sie muß also Nahrung aufnehmen und diese kann sie nicht
anders woher beziehen, als aus der Umgebung, in der sie sich befindet.
Wenn sie auf diese Weise die Muskelsubstanz, den Fleischstoff un-
mittelbar angreift, so wirkt sie zugleich reizend auf die umliegenden
Theile."

"Um diese Wirkungen zu verstehen, muß man sich die Zusammen-
setzung der Muskeln vergegenwärtigen. Schon für das bloße Auge besteht
alles Fleisch aus kleinen, parallel neben einander gelagerten und durch ein
zartes Bindegewebe zusammengehaltenen Faserbündeln. Jedes Bündel

[Abbildung] Männchen von Trichina spiralis.
Vergrößert.
läßt sich mit feinen Nadeln leicht in kleinere Bündelchen und diese wieder in einzelne Fasern
zerlegen. Mikroskopisch zeigt sich auch die einzelne Faser wieder zusammengesetzt. Außen besitzt
sie eine strukturlose cylindrische Hülle; in dieser liegt der eigentliche Fleischstoff, der seinerseits aus
kleinsten Körnchen besteht. Die Körnchen sind der Länge nach in Form von allerfeinsten Fäserchen
(Primitivfibrillen), der Breite nach in Form von Plättchen (Fleischscheiben) angeordnet. Zwischen
ihnen befinden sich in kleinen Abständen gewisse, mit Kernen versehene Gebilde, die sogenannten
Muskelkörperchen. Die zerstörende Wirkung, welche die Trichinen ausüben, gibt sich nun

Taschenberg und Schmidt, wirbellose Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 46

Trichine.
demſelben in die Muskeln über, halten ſich aber unter normalen Verhältniſſen 5 Wochen
und länger in demſelben auf, und die von jedem Weibchen producirte Anzahl von Nachkommen
kann auf einige Tauſende geſchätzt werden. Jn dem unteren Theile des längeren Schlauches, in
deſſen oberen Theile die Eizellen ſich bilden, liegen die Embryone dicht
gepackt an einander und erreichen die zum Austritt reifen eine Länge
von etwa dem 20. Theil einer Linie. Sie verweilen nur ganz kurze
Zeit im Aufenthaltsorte ihrer Eltern und ihr Biograph kann das
über ihre erſte Jugendzeit handelnde Kapitel überſchreiben:

Die Trichinen auf der Wanderung. Der Jnhalt dieſes
Kapitels iſt aber ein ſehr unſicherer. Jn die Blutgefäße ſcheinen ſie
nur ausnahmsweiſe zu gelangen, um von dem Blutſtrom weiter fort
in entferntere Körpertheile getragen zu werden. Jhr Weg dürfte viel-
mehr vornehmlich ein freiwilliger in dem ſogenannten Bindegewebe
ſein, welches die Muskeln umkleidet und durchſetzt. Je reicher die
Muskeln vom Bindegewebe umgeben ſind, deſto größer iſt die An-
zahl der einwandernden Trichinen. Jedoch gilt allgemein, daß die
Einwanderung in die vom Rumpfe entfernteren Theile eine viel geringere
iſt, als in die näheren. Am meiſten heimgeſucht ſind das Zwerchfell,
die Kaumuskeln, kurz ſolche Muskelgruppen, welche beim Athmen und
Kauen gebraucht und beſtändig oder faſt beſtändig beſchäftigt ſind.
Man darf annehmen, daß die Bewegung der Muskeln ſelbſt zum Vor-
wärtskommen der wandernden Trichinen beiträgt. Mit dem Ende
der Wanderſchaft beginnt die Periode der

Muskeltrichinen. Wir laſſen über dieſe Zeit und die damit
verbundene Einkapſelung Virchow reden. „Wenn eine junge Trichine
in eine Muskelfaſer hineingekrochen iſt, ſo bewegt ſie ſich, wie es
ſcheint, in der Regel eine gewiſſe Strecke fort. Sie durchbricht
dabei die feineren Beſtandtheile des Faſerinhaltes und wirkt wahr-
ſcheinlich ſchon dadurch zerſtörend auf die innere Zuſammenſetzung
der Faſer. Aber es läßt ſich auch nicht bezweifeln, daß ſie von dem
Jnhalt derſelben ſelbſt Theile in ſich aufnimmt. Sie hat Mund,
Speiſeröhre und Darm; ſie wächſt im Laufe weniger Wochen um ein
Vielfaches; ſie muß alſo Nahrung aufnehmen und dieſe kann ſie nicht
anders woher beziehen, als aus der Umgebung, in der ſie ſich befindet.
Wenn ſie auf dieſe Weiſe die Muskelſubſtanz, den Fleiſchſtoff un-
mittelbar angreift, ſo wirkt ſie zugleich reizend auf die umliegenden
Theile.“

„Um dieſe Wirkungen zu verſtehen, muß man ſich die Zuſammen-
ſetzung der Muskeln vergegenwärtigen. Schon für das bloße Auge beſteht
alles Fleiſch aus kleinen, parallel neben einander gelagerten und durch ein
zartes Bindegewebe zuſammengehaltenen Faſerbündeln. Jedes Bündel

[Abbildung] Männchen von Trichina spiralis.
Vergrößert.
läßt ſich mit feinen Nadeln leicht in kleinere Bündelchen und dieſe wieder in einzelne Faſern
zerlegen. Mikroſkopiſch zeigt ſich auch die einzelne Faſer wieder zuſammengeſetzt. Außen beſitzt
ſie eine ſtrukturloſe cylindriſche Hülle; in dieſer liegt der eigentliche Fleiſchſtoff, der ſeinerſeits aus
kleinſten Körnchen beſteht. Die Körnchen ſind der Länge nach in Form von allerfeinſten Fäſerchen
(Primitivfibrillen), der Breite nach in Form von Plättchen (Fleiſchſcheiben) angeordnet. Zwiſchen
ihnen befinden ſich in kleinen Abſtänden gewiſſe, mit Kernen verſehene Gebilde, die ſogenannten
Muskelkörperchen. Die zerſtörende Wirkung, welche die Trichinen ausüben, gibt ſich nun

Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 46
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[721/0765] Trichine. demſelben in die Muskeln über, halten ſich aber unter normalen Verhältniſſen 5 Wochen und länger in demſelben auf, und die von jedem Weibchen producirte Anzahl von Nachkommen kann auf einige Tauſende geſchätzt werden. Jn dem unteren Theile des längeren Schlauches, in deſſen oberen Theile die Eizellen ſich bilden, liegen die Embryone dicht gepackt an einander und erreichen die zum Austritt reifen eine Länge von etwa dem 20. Theil einer Linie. Sie verweilen nur ganz kurze Zeit im Aufenthaltsorte ihrer Eltern und ihr Biograph kann das über ihre erſte Jugendzeit handelnde Kapitel überſchreiben: Die Trichinen auf der Wanderung. Der Jnhalt dieſes Kapitels iſt aber ein ſehr unſicherer. Jn die Blutgefäße ſcheinen ſie nur ausnahmsweiſe zu gelangen, um von dem Blutſtrom weiter fort in entferntere Körpertheile getragen zu werden. Jhr Weg dürfte viel- mehr vornehmlich ein freiwilliger in dem ſogenannten Bindegewebe ſein, welches die Muskeln umkleidet und durchſetzt. Je reicher die Muskeln vom Bindegewebe umgeben ſind, deſto größer iſt die An- zahl der einwandernden Trichinen. Jedoch gilt allgemein, daß die Einwanderung in die vom Rumpfe entfernteren Theile eine viel geringere iſt, als in die näheren. Am meiſten heimgeſucht ſind das Zwerchfell, die Kaumuskeln, kurz ſolche Muskelgruppen, welche beim Athmen und Kauen gebraucht und beſtändig oder faſt beſtändig beſchäftigt ſind. Man darf annehmen, daß die Bewegung der Muskeln ſelbſt zum Vor- wärtskommen der wandernden Trichinen beiträgt. Mit dem Ende der Wanderſchaft beginnt die Periode der Muskeltrichinen. Wir laſſen über dieſe Zeit und die damit verbundene Einkapſelung Virchow reden. „Wenn eine junge Trichine in eine Muskelfaſer hineingekrochen iſt, ſo bewegt ſie ſich, wie es ſcheint, in der Regel eine gewiſſe Strecke fort. Sie durchbricht dabei die feineren Beſtandtheile des Faſerinhaltes und wirkt wahr- ſcheinlich ſchon dadurch zerſtörend auf die innere Zuſammenſetzung der Faſer. Aber es läßt ſich auch nicht bezweifeln, daß ſie von dem Jnhalt derſelben ſelbſt Theile in ſich aufnimmt. Sie hat Mund, Speiſeröhre und Darm; ſie wächſt im Laufe weniger Wochen um ein Vielfaches; ſie muß alſo Nahrung aufnehmen und dieſe kann ſie nicht anders woher beziehen, als aus der Umgebung, in der ſie ſich befindet. Wenn ſie auf dieſe Weiſe die Muskelſubſtanz, den Fleiſchſtoff un- mittelbar angreift, ſo wirkt ſie zugleich reizend auf die umliegenden Theile.“ „Um dieſe Wirkungen zu verſtehen, muß man ſich die Zuſammen- ſetzung der Muskeln vergegenwärtigen. Schon für das bloße Auge beſteht alles Fleiſch aus kleinen, parallel neben einander gelagerten und durch ein zartes Bindegewebe zuſammengehaltenen Faſerbündeln. Jedes Bündel [Abbildung Männchen von Trichina spiralis. Vergrößert.] läßt ſich mit feinen Nadeln leicht in kleinere Bündelchen und dieſe wieder in einzelne Faſern zerlegen. Mikroſkopiſch zeigt ſich auch die einzelne Faſer wieder zuſammengeſetzt. Außen beſitzt ſie eine ſtrukturloſe cylindriſche Hülle; in dieſer liegt der eigentliche Fleiſchſtoff, der ſeinerſeits aus kleinſten Körnchen beſteht. Die Körnchen ſind der Länge nach in Form von allerfeinſten Fäſerchen (Primitivfibrillen), der Breite nach in Form von Plättchen (Fleiſchſcheiben) angeordnet. Zwiſchen ihnen befinden ſich in kleinen Abſtänden gewiſſe, mit Kernen verſehene Gebilde, die ſogenannten Muskelkörperchen. Die zerſtörende Wirkung, welche die Trichinen ausüben, gibt ſich nun Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 46

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/765>, abgerufen am 23.11.2024.