fläche des braunrothen Körpers ist dicht mit weißen, runden Grübchen besetzt, von welchen die punktförmigen, besonders am Rande und an der hinteren Körperhälfte in Längsreihen, etwas größere, vorzugsweise der vordern Rückenfläche zufallende, mehr in Querreihen geordnet auftreten, sofern überhaupt von einer Ordnung die Rede sein kann. Die Augen fehlen. Jn dieser Beziehung, sowie in Rücksicht auf Bildung der Beine und des Rüssels hat die genannte Art die größte Aehnlichkeit mit einer zweiten, welche als deutsche eine nähere Berücksichtigung verdient.
Die muschelförmige Saumzecke (Argas reflexus), welche unsere Abbildung von der Rücken- und Bauchseite vergegenwärtigt, scheint in sehr ähnlicher Weise wie die persische "Giftwanze" zu leben. Sie hält sich in den menschlichen Wohnungen auf, am Tage versteckt in Mauerritzen und nährt sich bei Nacht vom Blute der Tauben, vorzugsweise der jungen, welche nicht selten davon zu Grunde gehen. So berichtet Latreille über diese Milbe und unabhängig von ihm ein zweiter französischer Schriftsteller, Hermann, welcher sie in seinem Memoire apterologique (Straßburg 1808) Rhynchoprion columbae nennt und seine Verwunderung darüber ausspricht, daß sie Niemand erwähnt, da sie sein Vater doch schon seit dreißig Jahren als lästigen Parasiten der Tauben kenne. Bis dahin wird Frankreich und Jtalien als das Vaterland der muschelförmigen Saumzecke angegeben und von anderer Seite (Herrich-Schäffer) die Vermuthung ausgesprochen, daß sie auch in Deutschland vorkommen könne. Diese Vermuthung hat sich denn auch vor zehn Jahren und noch später für zwei sehr auseinander liegende Gegenden unseres Vaterlandes bestätigt und zwar unter höchst interessanten Nebenumständen. Zu Camen in Westphalen fand sich die Zecke, nach dem Bericht des Dr.Boschulte, zu Anfang des Jahres 1859 (und auch schon in den vorangegangenen Jahren) im obern Theile eines massiven Hauses und zwar an den tapezirten Wänden verschiedener Zimmer, vorzugsweise einer Schlafkammer, welche den mittleren Theil eines gleichfalls massiven Thurmes einnahm und mittelst eines Fensters bis 1857 in naher Verbindung mit einem Tauben- schlage gestanden hatte. Dem weiteren Bericht zufolge saß die Zecke an den Wänden der bezeich- neten Räume, so daß man zu jeder Tages- und Jahreszeit ohne große Mühe eine oder die andere sammeln konnte, und der Umstand, daß man Jndividuen von den verschiedensten Größen antraf, spricht für die gedeihliche Fortpflanzung derselben, obschon nur wenige Bewohner im Hause bei- sammen waren, keine Tauben in Verbindung mit demselben mehr standen und angeblich alle bemerkten Exemplare getödtet wurden. Eine Zecke, welche sich in der Fläche der hohlen Hand nahe dem Daumen festgesogen hatte, blieb ungefähr 27 Minuten sitzen, nahm in merklich regel- mäßigen Zügen Nahrung zu sich und ließ, nachdem sie die Dicke einer kleinen Bohne erlangt hatte, freiwillig los. Jm Jahre 1863 lieferte der Prediger zu Friedeburg a. d. Saale zwei lebende Exemplare desselben Thieres auf dem hiesigen zoologischen Museum ab, mit dem Bemerken, daß es seine Kinder des Nachts durch empfindliche Stiche sehr quäle. Da mir die vorangegangene Mittheilung erst in jüngster Zeit zu Gesicht kam, so bat ich nachträglich den Herrn Pastor Neide um möglichst ausführlichen Bericht, welchen ich sofort (unter dem 24. März 1868) erhielt und seinem wesentlichen Jnhalte nach hier wiedergebe. Unter dem Zimmer im obern Stockwerke der Amtswohnung, in welchem fast ausschließlich die Zecken gefunden worden sind, ging bis zum Jahre 1859 eine Thorfahrt durch, in welcher sich längs der Wände Taubenhöhlen befanden. Durch einen Umbau wurde die Einfahrt in ein Wohnzimmer verwandelt und der darüber befind- liche Raum, welcher bis dahin als Fußboden nur die Tragbalken, gewöhnliche Lehmstaken und Bretter- dielen darüber gehabt hatte, jetzt erst zum Schlafen benutzt. Jm Laufe des Jahres 1860 und weiter zeigten sich nun die Zecken in jenem obern, sehr vereinzelt auch im untern Zimmer und sind bis auf den heutigen Tag dort noch nicht völlig ausgestorben. Am Tage ließ sich niemals eine blicken, weder am Körper, noch an Kleidern, noch in den Betten, sondern blos des Abends sah man sie an den Wänden oder der Decke nur sitzen, nie kriechen; denn bei jeder Annäherung saßen sie fest und bei der Berührung wurden sie wie leblos. Jn diesem Betragen fand man auch das einzige Mittel, sie zu bekämpfen. Vor dem Zubettegehen wurde nämlich an den Wänden umher-
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Perſiſche und muſchelförmige Saumzecke.
fläche des braunrothen Körpers iſt dicht mit weißen, runden Grübchen beſetzt, von welchen die punktförmigen, beſonders am Rande und an der hinteren Körperhälfte in Längsreihen, etwas größere, vorzugsweiſe der vordern Rückenfläche zufallende, mehr in Querreihen geordnet auftreten, ſofern überhaupt von einer Ordnung die Rede ſein kann. Die Augen fehlen. Jn dieſer Beziehung, ſowie in Rückſicht auf Bildung der Beine und des Rüſſels hat die genannte Art die größte Aehnlichkeit mit einer zweiten, welche als deutſche eine nähere Berückſichtigung verdient.
Die muſchelförmige Saumzecke (Argas reflexus), welche unſere Abbildung von der Rücken- und Bauchſeite vergegenwärtigt, ſcheint in ſehr ähnlicher Weiſe wie die perſiſche „Giftwanze“ zu leben. Sie hält ſich in den menſchlichen Wohnungen auf, am Tage verſteckt in Mauerritzen und nährt ſich bei Nacht vom Blute der Tauben, vorzugsweiſe der jungen, welche nicht ſelten davon zu Grunde gehen. So berichtet Latreille über dieſe Milbe und unabhängig von ihm ein zweiter franzöſiſcher Schriftſteller, Hermann, welcher ſie in ſeinem Mémoire aptérologique (Straßburg 1808) Rhynchoprion columbae nennt und ſeine Verwunderung darüber ausſpricht, daß ſie Niemand erwähnt, da ſie ſein Vater doch ſchon ſeit dreißig Jahren als läſtigen Paraſiten der Tauben kenne. Bis dahin wird Frankreich und Jtalien als das Vaterland der muſchelförmigen Saumzecke angegeben und von anderer Seite (Herrich-Schäffer) die Vermuthung ausgeſprochen, daß ſie auch in Deutſchland vorkommen könne. Dieſe Vermuthung hat ſich denn auch vor zehn Jahren und noch ſpäter für zwei ſehr auseinander liegende Gegenden unſeres Vaterlandes beſtätigt und zwar unter höchſt intereſſanten Nebenumſtänden. Zu Camen in Weſtphalen fand ſich die Zecke, nach dem Bericht des Dr.Boſchulte, zu Anfang des Jahres 1859 (und auch ſchon in den vorangegangenen Jahren) im obern Theile eines maſſiven Hauſes und zwar an den tapezirten Wänden verſchiedener Zimmer, vorzugsweiſe einer Schlafkammer, welche den mittleren Theil eines gleichfalls maſſiven Thurmes einnahm und mittelſt eines Fenſters bis 1857 in naher Verbindung mit einem Tauben- ſchlage geſtanden hatte. Dem weiteren Bericht zufolge ſaß die Zecke an den Wänden der bezeich- neten Räume, ſo daß man zu jeder Tages- und Jahreszeit ohne große Mühe eine oder die andere ſammeln konnte, und der Umſtand, daß man Jndividuen von den verſchiedenſten Größen antraf, ſpricht für die gedeihliche Fortpflanzung derſelben, obſchon nur wenige Bewohner im Hauſe bei- ſammen waren, keine Tauben in Verbindung mit demſelben mehr ſtanden und angeblich alle bemerkten Exemplare getödtet wurden. Eine Zecke, welche ſich in der Fläche der hohlen Hand nahe dem Daumen feſtgeſogen hatte, blieb ungefähr 27 Minuten ſitzen, nahm in merklich regel- mäßigen Zügen Nahrung zu ſich und ließ, nachdem ſie die Dicke einer kleinen Bohne erlangt hatte, freiwillig los. Jm Jahre 1863 lieferte der Prediger zu Friedeburg a. d. Saale zwei lebende Exemplare deſſelben Thieres auf dem hieſigen zoologiſchen Muſeum ab, mit dem Bemerken, daß es ſeine Kinder des Nachts durch empfindliche Stiche ſehr quäle. Da mir die vorangegangene Mittheilung erſt in jüngſter Zeit zu Geſicht kam, ſo bat ich nachträglich den Herrn Paſtor Neide um möglichſt ausführlichen Bericht, welchen ich ſofort (unter dem 24. März 1868) erhielt und ſeinem weſentlichen Jnhalte nach hier wiedergebe. Unter dem Zimmer im obern Stockwerke der Amtswohnung, in welchem faſt ausſchließlich die Zecken gefunden worden ſind, ging bis zum Jahre 1859 eine Thorfahrt durch, in welcher ſich längs der Wände Taubenhöhlen befanden. Durch einen Umbau wurde die Einfahrt in ein Wohnzimmer verwandelt und der darüber befind- liche Raum, welcher bis dahin als Fußboden nur die Tragbalken, gewöhnliche Lehmſtaken und Bretter- dielen darüber gehabt hatte, jetzt erſt zum Schlafen benutzt. Jm Laufe des Jahres 1860 und weiter zeigten ſich nun die Zecken in jenem obern, ſehr vereinzelt auch im untern Zimmer und ſind bis auf den heutigen Tag dort noch nicht völlig ausgeſtorben. Am Tage ließ ſich niemals eine blicken, weder am Körper, noch an Kleidern, noch in den Betten, ſondern blos des Abends ſah man ſie an den Wänden oder der Decke nur ſitzen, nie kriechen; denn bei jeder Annäherung ſaßen ſie feſt und bei der Berührung wurden ſie wie leblos. Jn dieſem Betragen fand man auch das einzige Mittel, ſie zu bekämpfen. Vor dem Zubettegehen wurde nämlich an den Wänden umher-
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Perſiſche und muſchelförmige Saumzecke.
fläche des braunrothen Körpers iſt dicht mit weißen, runden Grübchen beſetzt, von welchen die
punktförmigen, beſonders am Rande und an der hinteren Körperhälfte in Längsreihen, etwas
größere, vorzugsweiſe der vordern Rückenfläche zufallende, mehr in Querreihen geordnet auftreten,
ſofern überhaupt von einer Ordnung die Rede ſein kann. Die Augen fehlen. Jn dieſer Beziehung,
ſowie in Rückſicht auf Bildung der Beine und des Rüſſels hat die genannte Art die größte
Aehnlichkeit mit einer zweiten, welche als deutſche eine nähere Berückſichtigung verdient.
Die muſchelförmige Saumzecke (Argas reflexus), welche unſere Abbildung von der Rücken-
und Bauchſeite vergegenwärtigt, ſcheint in ſehr ähnlicher Weiſe wie die perſiſche „Giftwanze“ zu
leben. Sie hält ſich in den menſchlichen Wohnungen auf, am Tage verſteckt in Mauerritzen und
nährt ſich bei Nacht vom Blute der Tauben, vorzugsweiſe der jungen, welche nicht ſelten davon
zu Grunde gehen. So berichtet Latreille über dieſe Milbe und unabhängig von ihm ein zweiter
franzöſiſcher Schriftſteller, Hermann, welcher ſie in ſeinem Mémoire aptérologique (Straßburg
1808) Rhynchoprion columbae nennt und ſeine Verwunderung darüber ausſpricht, daß ſie Niemand
erwähnt, da ſie ſein Vater doch ſchon ſeit dreißig Jahren als läſtigen Paraſiten der Tauben kenne.
Bis dahin wird Frankreich und Jtalien als das Vaterland der muſchelförmigen Saumzecke angegeben
und von anderer Seite (Herrich-Schäffer) die Vermuthung ausgeſprochen, daß ſie auch in
Deutſchland vorkommen könne. Dieſe Vermuthung hat ſich denn auch vor zehn Jahren und noch
ſpäter für zwei ſehr auseinander liegende Gegenden unſeres Vaterlandes beſtätigt und zwar unter höchſt
intereſſanten Nebenumſtänden. Zu Camen in Weſtphalen fand ſich die Zecke, nach dem Bericht
des Dr. Boſchulte, zu Anfang des Jahres 1859 (und auch ſchon in den vorangegangenen
Jahren) im obern Theile eines maſſiven Hauſes und zwar an den tapezirten Wänden verſchiedener
Zimmer, vorzugsweiſe einer Schlafkammer, welche den mittleren Theil eines gleichfalls maſſiven
Thurmes einnahm und mittelſt eines Fenſters bis 1857 in naher Verbindung mit einem Tauben-
ſchlage geſtanden hatte. Dem weiteren Bericht zufolge ſaß die Zecke an den Wänden der bezeich-
neten Räume, ſo daß man zu jeder Tages- und Jahreszeit ohne große Mühe eine oder die andere
ſammeln konnte, und der Umſtand, daß man Jndividuen von den verſchiedenſten Größen antraf,
ſpricht für die gedeihliche Fortpflanzung derſelben, obſchon nur wenige Bewohner im Hauſe bei-
ſammen waren, keine Tauben in Verbindung mit demſelben mehr ſtanden und angeblich alle
bemerkten Exemplare getödtet wurden. Eine Zecke, welche ſich in der Fläche der hohlen Hand
nahe dem Daumen feſtgeſogen hatte, blieb ungefähr 27 Minuten ſitzen, nahm in merklich regel-
mäßigen Zügen Nahrung zu ſich und ließ, nachdem ſie die Dicke einer kleinen Bohne erlangt
hatte, freiwillig los. Jm Jahre 1863 lieferte der Prediger zu Friedeburg a. d. Saale zwei
lebende Exemplare deſſelben Thieres auf dem hieſigen zoologiſchen Muſeum ab, mit dem Bemerken,
daß es ſeine Kinder des Nachts durch empfindliche Stiche ſehr quäle. Da mir die vorangegangene
Mittheilung erſt in jüngſter Zeit zu Geſicht kam, ſo bat ich nachträglich den Herrn Paſtor Neide
um möglichſt ausführlichen Bericht, welchen ich ſofort (unter dem 24. März 1868) erhielt und
ſeinem weſentlichen Jnhalte nach hier wiedergebe. Unter dem Zimmer im obern Stockwerke der
Amtswohnung, in welchem faſt ausſchließlich die Zecken gefunden worden ſind, ging bis zum
Jahre 1859 eine Thorfahrt durch, in welcher ſich längs der Wände Taubenhöhlen befanden.
Durch einen Umbau wurde die Einfahrt in ein Wohnzimmer verwandelt und der darüber befind-
liche Raum, welcher bis dahin als Fußboden nur die Tragbalken, gewöhnliche Lehmſtaken und Bretter-
dielen darüber gehabt hatte, jetzt erſt zum Schlafen benutzt. Jm Laufe des Jahres 1860 und
weiter zeigten ſich nun die Zecken in jenem obern, ſehr vereinzelt auch im untern Zimmer und
ſind bis auf den heutigen Tag dort noch nicht völlig ausgeſtorben. Am Tage ließ ſich niemals eine
blicken, weder am Körper, noch an Kleidern, noch in den Betten, ſondern blos des Abends ſah
man ſie an den Wänden oder der Decke nur ſitzen, nie kriechen; denn bei jeder Annäherung ſaßen
ſie feſt und bei der Berührung wurden ſie wie leblos. Jn dieſem Betragen fand man auch das
einzige Mittel, ſie zu bekämpfen. Vor dem Zubettegehen wurde nämlich an den Wänden umher-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/649>, abgerufen am 24.11.2024.
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