Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Gerandete Jagdspinne. Gartenluchsspinne.
Kieles. Die Augen stehen in drei Reihen, vier kleine vorn gedrängt in einer, meist geraden
Linie, zwei bedeutend größere dahinter und einander genähert, die beiden letzten, gleichfalls großen
noch weiter nach hinten und weit aus einander gerückt. Von den schlanken Beinen übertrifft das
letzte Paar alle andern an Länge, aber alle laufen in die gewöhnlich gebildeten zwei Hauptkrallen
und eine meist un gezähnte Vorkralle aus, nur einer Gattung (Zora) fehlt diese gänzlich. Eine
mehrzähnige Klaue bewehrt die weiblichen Taster.

Manche Wolfsspinnen halten sich mit Vorliebe an feuchten und sumpfigen Stellen auf und
laufen bei Verfolgung ihrer Beute bisweilen auch eine Strecke auf dem Wasser entlang, ohne
jedoch zu tauchen; dahin gehört u. a. die gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriata). Sie
ist auf der Oberseite des Körpers olivenbraun, an beiden Hälsten desselben breit gelb oder weiß
umsäumt. Nicht selten unterscheidet man auf der Mitte des Hinterleibes vier Längsreihen silber-
weißer Punkte, deren beide äußere aus sieben Punkten bestehend, über die ganze Länge gehen,
während die inneren sich auf drei bis vier undeutliche Punkte der hintern Hälfte beschränken. Die
Brust ist gelb, braun gerandet, der Bauch grau und schwarz gestreift. Die gelblichen Beine
tragen schwarze Punkte und Stachelhaare. Schon im Juni treiben sich die Jungen oft in großen
Mengen an den verschiedenen Pflanzen sumpfiger Gegenden umher. Das befruchtete Weibchen,
welches bisweilen die bedeutende Länge von einem Zoll erreicht, während das Männchen nur
fünf Linien mißt, hängt das kugelrunde, von lockerem und weißem Gespinnst gebildete Eiersäckchen
an einen Halm und hält Wache dabei. Der Gattung Dolomedes kommen zwei lange und
krumme Zähne an der Afterklaue zu; die vier kleinen vordern Augen stehen etwas hoch an der
schräg abgedachten Kopffläche und die vier hinteren, sehr großen bilden ein kurzes Trapez, dessen
Hinterecken doppelt so weit auseinanderstehen wie die vordern. Ein heller Seitenrand des
dunkleren, sammetartigen Grundes gehört zu der charakteristischen Zeichnung des Vorder- und
Hinterleibes sämmtlicher Gattungsgenossen.

Die Arten, welche eine ungezähnte Afterklane, einen sehr schmalen und vorn hoch abgedachten
Kopf haben, die Augen in der Art geordnet und eine Körperzeichnung tragen, wie die folgende
Abbildung beide vorführt, hat man neuerdings unter dem Gattungsnamen Pardosa zusammen-
gefaßt. Die verbreitetste von allen ist die Gartenluchsspinne, die Sackspinne (P. [Lycosa]
saccata
), welche im Jugendalter zu den kühnen Luftschiffern und mit Beginn des nächsten Jahres
zu den ersten Kerfen gehört, welche, aus der

[Abbildung] Die Gartenluchsspinne (Pardosa saccata).
Wintererstarrung erwacht, an sonnigen Stel-
len zum Vorschein kommen. Die Paarung
muß zeitig erfolgen; denn schon in der zweiten
Hälfte des Mai, wenn der Winter nicht unge-
wöhnlich lange anhielt, sieht man die Weibchen
mit ihrem etwas plattgedrückten Eiersacke am
Bauche zwischen dürrem Laube umherlaufen.
Die ausgeschlüpften Jungen halten sich längere
Zeit darin auf, kriechen auch auf dem Leibe
der Mutter umher. Als ich einst mehrere
dieser Spinnen einfing und in Weingeist warf,
war ich nicht wenig erstannt, eine große An-
zahl Junger in der Flasche zu finden, welche sich im Todeskampfe aus dem Eiersacke heraus-
gearbeitet haben mochten. Die in Rede stehende Art ist höchstens drei Linien lang, braungrau
von Farbe und hat einen gelblichen Längsfleck auf dem Rücken des Vorderleibes, einen schwarzen
Gabelfleck am Grunde, zwei Reihen schwarzer Flecken auf dem Rücken des Hinterleibes und
bräunlichgelbe, schwarzgeringelte Beine. Es giebt mehrere, sehr ähnliche und ebenso lebende
Arten (P. montana, arenaria u. a.), welche ohne umständliche Beschreibung nicht leicht unterschieden

38*

Gerandete Jagdſpinne. Gartenluchsſpinne.
Kieles. Die Augen ſtehen in drei Reihen, vier kleine vorn gedrängt in einer, meiſt geraden
Linie, zwei bedeutend größere dahinter und einander genähert, die beiden letzten, gleichfalls großen
noch weiter nach hinten und weit aus einander gerückt. Von den ſchlanken Beinen übertrifft das
letzte Paar alle andern an Länge, aber alle laufen in die gewöhnlich gebildeten zwei Hauptkrallen
und eine meiſt un gezähnte Vorkralle aus, nur einer Gattung (Zora) fehlt dieſe gänzlich. Eine
mehrzähnige Klaue bewehrt die weiblichen Taſter.

Manche Wolfsſpinnen halten ſich mit Vorliebe an feuchten und ſumpfigen Stellen auf und
laufen bei Verfolgung ihrer Beute bisweilen auch eine Strecke auf dem Waſſer entlang, ohne
jedoch zu tauchen; dahin gehört u. a. die gerandete Jagdſpinne (Dolomedes fimbriata). Sie
iſt auf der Oberſeite des Körpers olivenbraun, an beiden Hälſten deſſelben breit gelb oder weiß
umſäumt. Nicht ſelten unterſcheidet man auf der Mitte des Hinterleibes vier Längsreihen ſilber-
weißer Punkte, deren beide äußere aus ſieben Punkten beſtehend, über die ganze Länge gehen,
während die inneren ſich auf drei bis vier undeutliche Punkte der hintern Hälfte beſchränken. Die
Bruſt iſt gelb, braun gerandet, der Bauch grau und ſchwarz geſtreift. Die gelblichen Beine
tragen ſchwarze Punkte und Stachelhaare. Schon im Juni treiben ſich die Jungen oft in großen
Mengen an den verſchiedenen Pflanzen ſumpfiger Gegenden umher. Das befruchtete Weibchen,
welches bisweilen die bedeutende Länge von einem Zoll erreicht, während das Männchen nur
fünf Linien mißt, hängt das kugelrunde, von lockerem und weißem Geſpinnſt gebildete Eierſäckchen
an einen Halm und hält Wache dabei. Der Gattung Dolomedes kommen zwei lange und
krumme Zähne an der Afterklaue zu; die vier kleinen vordern Augen ſtehen etwas hoch an der
ſchräg abgedachten Kopffläche und die vier hinteren, ſehr großen bilden ein kurzes Trapez, deſſen
Hinterecken doppelt ſo weit auseinanderſtehen wie die vordern. Ein heller Seitenrand des
dunkleren, ſammetartigen Grundes gehört zu der charakteriſtiſchen Zeichnung des Vorder- und
Hinterleibes ſämmtlicher Gattungsgenoſſen.

Die Arten, welche eine ungezähnte Afterklane, einen ſehr ſchmalen und vorn hoch abgedachten
Kopf haben, die Augen in der Art geordnet und eine Körperzeichnung tragen, wie die folgende
Abbildung beide vorführt, hat man neuerdings unter dem Gattungsnamen Pardosa zuſammen-
gefaßt. Die verbreitetſte von allen iſt die Gartenluchsſpinne, die Sackſpinne (P. [Lycosa]
saccata
), welche im Jugendalter zu den kühnen Luftſchiffern und mit Beginn des nächſten Jahres
zu den erſten Kerfen gehört, welche, aus der

[Abbildung] Die Gartenluchsſpinne (Pardosa saccata).
Wintererſtarrung erwacht, an ſonnigen Stel-
len zum Vorſchein kommen. Die Paarung
muß zeitig erfolgen; denn ſchon in der zweiten
Hälfte des Mai, wenn der Winter nicht unge-
wöhnlich lange anhielt, ſieht man die Weibchen
mit ihrem etwas plattgedrückten Eierſacke am
Bauche zwiſchen dürrem Laube umherlaufen.
Die ausgeſchlüpften Jungen halten ſich längere
Zeit darin auf, kriechen auch auf dem Leibe
der Mutter umher. Als ich einſt mehrere
dieſer Spinnen einfing und in Weingeiſt warf,
war ich nicht wenig erſtannt, eine große An-
zahl Junger in der Flaſche zu finden, welche ſich im Todeskampfe aus dem Eierſacke heraus-
gearbeitet haben mochten. Die in Rede ſtehende Art iſt höchſtens drei Linien lang, braungrau
von Farbe und hat einen gelblichen Längsfleck auf dem Rücken des Vorderleibes, einen ſchwarzen
Gabelfleck am Grunde, zwei Reihen ſchwarzer Flecken auf dem Rücken des Hinterleibes und
bräunlichgelbe, ſchwarzgeringelte Beine. Es giebt mehrere, ſehr ähnliche und ebenſo lebende
Arten (P. montana, arenaria u. a.), welche ohne umſtändliche Beſchreibung nicht leicht unterſchieden

38*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <div n="3">
                <p><pb facs="#f0633" n="595"/><fw place="top" type="header">Gerandete Jagd&#x017F;pinne. Gartenluchs&#x017F;pinne.</fw><lb/>
Kieles. Die Augen &#x017F;tehen in <hi rendition="#g">drei</hi> Reihen, vier kleine vorn gedrängt in einer, mei&#x017F;t geraden<lb/>
Linie, zwei bedeutend größere dahinter und einander genähert, die beiden letzten, gleichfalls großen<lb/>
noch weiter nach hinten und weit aus einander gerückt. Von den &#x017F;chlanken Beinen übertrifft das<lb/>
letzte Paar alle andern an Länge, aber alle laufen in die gewöhnlich gebildeten zwei Hauptkrallen<lb/>
und eine mei&#x017F;t <hi rendition="#g">un</hi> gezähnte Vorkralle aus, nur einer Gattung (<hi rendition="#aq">Zora</hi>) fehlt die&#x017F;e gänzlich. Eine<lb/>
mehrzähnige Klaue bewehrt die weiblichen Ta&#x017F;ter.</p><lb/>
                <p>Manche Wolfs&#x017F;pinnen halten &#x017F;ich mit Vorliebe an feuchten und &#x017F;umpfigen Stellen auf und<lb/>
laufen bei Verfolgung ihrer Beute bisweilen auch eine Strecke auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er entlang, ohne<lb/>
jedoch zu tauchen; dahin gehört u. a. die <hi rendition="#g">gerandete Jagd&#x017F;pinne</hi> (<hi rendition="#aq">Dolomedes fimbriata</hi>). Sie<lb/>
i&#x017F;t auf der Ober&#x017F;eite des Körpers olivenbraun, an beiden Häl&#x017F;ten de&#x017F;&#x017F;elben breit gelb oder weiß<lb/>
um&#x017F;äumt. Nicht &#x017F;elten unter&#x017F;cheidet man auf der Mitte des Hinterleibes vier Längsreihen &#x017F;ilber-<lb/>
weißer Punkte, deren beide äußere aus &#x017F;ieben Punkten be&#x017F;tehend, über die ganze Länge gehen,<lb/>
während die inneren &#x017F;ich auf drei bis vier undeutliche Punkte der hintern Hälfte be&#x017F;chränken. Die<lb/>
Bru&#x017F;t i&#x017F;t gelb, braun gerandet, der Bauch grau und &#x017F;chwarz ge&#x017F;treift. Die gelblichen Beine<lb/>
tragen &#x017F;chwarze Punkte und Stachelhaare. Schon im Juni treiben &#x017F;ich die Jungen oft in großen<lb/>
Mengen an den ver&#x017F;chiedenen Pflanzen &#x017F;umpfiger Gegenden umher. Das befruchtete Weibchen,<lb/>
welches bisweilen die bedeutende Länge von einem Zoll erreicht, während das Männchen nur<lb/>
fünf Linien mißt, hängt das kugelrunde, von lockerem und weißem Ge&#x017F;pinn&#x017F;t gebildete Eier&#x017F;äckchen<lb/>
an einen Halm und hält Wache dabei. Der Gattung <hi rendition="#aq">Dolomedes</hi> kommen zwei lange und<lb/>
krumme Zähne an der Afterklaue zu; die vier kleinen vordern Augen &#x017F;tehen etwas hoch an der<lb/>
&#x017F;chräg abgedachten Kopffläche und die vier hinteren, &#x017F;ehr großen bilden ein kurzes Trapez, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hinterecken doppelt &#x017F;o weit auseinander&#x017F;tehen wie die vordern. Ein heller Seitenrand des<lb/>
dunkleren, &#x017F;ammetartigen Grundes gehört zu der charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen Zeichnung des Vorder- und<lb/>
Hinterleibes &#x017F;ämmtlicher Gattungsgeno&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>Die Arten, welche eine ungezähnte Afterklane, einen &#x017F;ehr &#x017F;chmalen und vorn hoch abgedachten<lb/>
Kopf haben, die Augen in der Art geordnet und eine Körperzeichnung tragen, wie die folgende<lb/>
Abbildung beide vorführt, hat man neuerdings unter dem Gattungsnamen <hi rendition="#aq">Pardosa</hi> zu&#x017F;ammen-<lb/>
gefaßt. Die verbreitet&#x017F;te von allen i&#x017F;t die <hi rendition="#g">Gartenluchs&#x017F;pinne</hi>, die <hi rendition="#g">Sack&#x017F;pinne</hi> (<hi rendition="#aq">P. [Lycosa]<lb/>
saccata</hi>), welche im Jugendalter zu den kühnen Luft&#x017F;chiffern und mit Beginn des näch&#x017F;ten Jahres<lb/>
zu den er&#x017F;ten Kerfen gehört, welche, aus der<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Gartenluchs&#x017F;pinne</hi> (<hi rendition="#aq">Pardosa saccata</hi>).</hi></head></figure><lb/>
Winterer&#x017F;tarrung erwacht, an &#x017F;onnigen Stel-<lb/>
len zum Vor&#x017F;chein kommen. Die Paarung<lb/>
muß zeitig erfolgen; denn &#x017F;chon in der zweiten<lb/>
Hälfte des Mai, wenn der Winter nicht unge-<lb/>
wöhnlich lange anhielt, &#x017F;ieht man die Weibchen<lb/>
mit ihrem etwas plattgedrückten Eier&#x017F;acke am<lb/>
Bauche zwi&#x017F;chen dürrem Laube umherlaufen.<lb/>
Die ausge&#x017F;chlüpften Jungen halten &#x017F;ich längere<lb/>
Zeit darin auf, kriechen auch auf dem Leibe<lb/>
der Mutter umher. Als ich ein&#x017F;t mehrere<lb/>
die&#x017F;er Spinnen einfing und in Weingei&#x017F;t warf,<lb/>
war ich nicht wenig er&#x017F;tannt, eine große An-<lb/>
zahl Junger in der Fla&#x017F;che zu finden, welche &#x017F;ich im Todeskampfe aus dem Eier&#x017F;acke heraus-<lb/>
gearbeitet haben mochten. Die in Rede &#x017F;tehende Art i&#x017F;t höch&#x017F;tens drei Linien lang, braungrau<lb/>
von Farbe und hat einen gelblichen Längsfleck auf dem Rücken des Vorderleibes, einen &#x017F;chwarzen<lb/>
Gabelfleck am Grunde, zwei Reihen &#x017F;chwarzer Flecken auf dem Rücken des Hinterleibes und<lb/>
bräunlichgelbe, &#x017F;chwarzgeringelte Beine. Es giebt mehrere, &#x017F;ehr ähnliche und eben&#x017F;o lebende<lb/>
Arten (<hi rendition="#aq">P. montana, arenaria</hi> u. a.), welche ohne um&#x017F;tändliche Be&#x017F;chreibung nicht leicht unter&#x017F;chieden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">38*</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[595/0633] Gerandete Jagdſpinne. Gartenluchsſpinne. Kieles. Die Augen ſtehen in drei Reihen, vier kleine vorn gedrängt in einer, meiſt geraden Linie, zwei bedeutend größere dahinter und einander genähert, die beiden letzten, gleichfalls großen noch weiter nach hinten und weit aus einander gerückt. Von den ſchlanken Beinen übertrifft das letzte Paar alle andern an Länge, aber alle laufen in die gewöhnlich gebildeten zwei Hauptkrallen und eine meiſt un gezähnte Vorkralle aus, nur einer Gattung (Zora) fehlt dieſe gänzlich. Eine mehrzähnige Klaue bewehrt die weiblichen Taſter. Manche Wolfsſpinnen halten ſich mit Vorliebe an feuchten und ſumpfigen Stellen auf und laufen bei Verfolgung ihrer Beute bisweilen auch eine Strecke auf dem Waſſer entlang, ohne jedoch zu tauchen; dahin gehört u. a. die gerandete Jagdſpinne (Dolomedes fimbriata). Sie iſt auf der Oberſeite des Körpers olivenbraun, an beiden Hälſten deſſelben breit gelb oder weiß umſäumt. Nicht ſelten unterſcheidet man auf der Mitte des Hinterleibes vier Längsreihen ſilber- weißer Punkte, deren beide äußere aus ſieben Punkten beſtehend, über die ganze Länge gehen, während die inneren ſich auf drei bis vier undeutliche Punkte der hintern Hälfte beſchränken. Die Bruſt iſt gelb, braun gerandet, der Bauch grau und ſchwarz geſtreift. Die gelblichen Beine tragen ſchwarze Punkte und Stachelhaare. Schon im Juni treiben ſich die Jungen oft in großen Mengen an den verſchiedenen Pflanzen ſumpfiger Gegenden umher. Das befruchtete Weibchen, welches bisweilen die bedeutende Länge von einem Zoll erreicht, während das Männchen nur fünf Linien mißt, hängt das kugelrunde, von lockerem und weißem Geſpinnſt gebildete Eierſäckchen an einen Halm und hält Wache dabei. Der Gattung Dolomedes kommen zwei lange und krumme Zähne an der Afterklaue zu; die vier kleinen vordern Augen ſtehen etwas hoch an der ſchräg abgedachten Kopffläche und die vier hinteren, ſehr großen bilden ein kurzes Trapez, deſſen Hinterecken doppelt ſo weit auseinanderſtehen wie die vordern. Ein heller Seitenrand des dunkleren, ſammetartigen Grundes gehört zu der charakteriſtiſchen Zeichnung des Vorder- und Hinterleibes ſämmtlicher Gattungsgenoſſen. Die Arten, welche eine ungezähnte Afterklane, einen ſehr ſchmalen und vorn hoch abgedachten Kopf haben, die Augen in der Art geordnet und eine Körperzeichnung tragen, wie die folgende Abbildung beide vorführt, hat man neuerdings unter dem Gattungsnamen Pardosa zuſammen- gefaßt. Die verbreitetſte von allen iſt die Gartenluchsſpinne, die Sackſpinne (P. [Lycosa] saccata), welche im Jugendalter zu den kühnen Luftſchiffern und mit Beginn des nächſten Jahres zu den erſten Kerfen gehört, welche, aus der [Abbildung Die Gartenluchsſpinne (Pardosa saccata).] Wintererſtarrung erwacht, an ſonnigen Stel- len zum Vorſchein kommen. Die Paarung muß zeitig erfolgen; denn ſchon in der zweiten Hälfte des Mai, wenn der Winter nicht unge- wöhnlich lange anhielt, ſieht man die Weibchen mit ihrem etwas plattgedrückten Eierſacke am Bauche zwiſchen dürrem Laube umherlaufen. Die ausgeſchlüpften Jungen halten ſich längere Zeit darin auf, kriechen auch auf dem Leibe der Mutter umher. Als ich einſt mehrere dieſer Spinnen einfing und in Weingeiſt warf, war ich nicht wenig erſtannt, eine große An- zahl Junger in der Flaſche zu finden, welche ſich im Todeskampfe aus dem Eierſacke heraus- gearbeitet haben mochten. Die in Rede ſtehende Art iſt höchſtens drei Linien lang, braungrau von Farbe und hat einen gelblichen Längsfleck auf dem Rücken des Vorderleibes, einen ſchwarzen Gabelfleck am Grunde, zwei Reihen ſchwarzer Flecken auf dem Rücken des Hinterleibes und bräunlichgelbe, ſchwarzgeringelte Beine. Es giebt mehrere, ſehr ähnliche und ebenſo lebende Arten (P. montana, arenaria u. a.), welche ohne umſtändliche Beſchreibung nicht leicht unterſchieden 38*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/633
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/633>, abgerufen am 24.11.2024.