Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Flinkkäfer. Allgemeines über die Schwimmkäfer. Laufkäfer zu sehen, mit den im Wasser lebenden ist es freilich ein ander Ding. Um sie zubeobachten, muß man mehr Muse und Jnteresse haben, als ein gewöhnlicher Spaziergänger; man muß an Dümpfeln, Lachen, Gräben mit stehendem Wasser sich umhertummeln und aufmerksam beobachten. Da gibt es allerlei wunderbare Dinge zu sehen und viel zu berichten für den, welcher sich einigermaßen kümmerte um das Geschmeiß, das hier zeitweilig oder für immer lebt, um zu fressen und gefressen zu werden. Denn nimmt das Morden unter dergleichen Gefindel in der Luft und auf der weiten Erdoberfläche kein Ende, so gehört es zum ausschließlichen Hand- werke derer, welche das Geschick in ein Wasserloch einsperrte, wo so leicht kein Entkommen ist und der Schwächere dem Stärkeren immer unterliegen muß. Könnten wir durch die Berichte, die sich auf die dritte Familie, die Schwimmkäfer, Tauchkäfer (Dyticidae oder Hydrocan- thari) beziehen, unsere Leser für einen nur kleinen Theil jener Wasserbewohner interessiren und sie veranlassen, selbst hinzugehen und zu sehen, so würden wir unseren Zweck erreicht haben und sie wären reichlich belohnt; denn sie würden mehr sehen, als wir ihnen hier erzählen können. Die Schwimmkäfer, um welche es sich zunächst handelt, sind für das Wasserleben umgeschaffene Laufkäfer. Da aber dieses weniger Abwechselung bietet, wie das in der freien Luft, so finden wir auch bei weitem nicht den Wechsel der Formen von vorher. Mundtheile und Fühler der Schwimmkäfer unterscheiden sich nicht von denen der Läufer, der Körper jedoch verbreitert sich ganz allgemein und wird zum regelmäßigen Oval mit mehr oder weniger scharfen Kanten ringsum. Jn gleicher Weise werden die Beine, vorzugsweise die hintersten, breit und bewimpern sich zur Nachhilfe stark mit Haaren, denn sie dienen als Ruder, ihre Hüften sind meist groß, quer, reichen fast bis zum Seitenrande des Körpers und verwachsen mit dem Hinterbrustbeine vollständig. Bisweilen verkümmert das vierte Fußglied der Vorderbeine, während beim Männchen die drei ersten desselben Paares, manchmal auch des folgenden in zum Theil eigenthümlicher Weise sich erweitern. Bis auf die Verwachsung der drei vordersten der sieben Bauchringe erstreckt sich die Uebereinstimmung mit den Gliedern der beiden voraufgehenden Familien. Neben der Schwimm- fähigkeit fehlt den Dyticiden keineswegs die zum Fliegen. Da sie fast ausschließlich in stehenden Wässern leben, deren manche im Sommer austrocknen, so würden sie einem sicheren Tode ent- gegengehen, wenn nicht die Flugfertigkeit vorgesehen wäre. Am Tage verlassen sie ihr Element nicht, sondern des Nachts von einer Wasserpflanze aus, an der in die Höhe gekrochen wurde, und daher ist es zu erklären, daß man in Regenfässern, Röhrtrögen und ähnlichen Wasserbehältern manchmal gerade die größeren Arten zu sehen bekommt, daß sie des Morgens, weit entfernt von ihrem gewöhnlichen Aufenthalte, auf dem Rücken hilflos daliegend, gefunden worden sind auf den Glasfenstern von Treibhäusern und Warmbeeten, die sie entschieden für eine glänzende Wasser- fläche gehalten haben mußten. Sehr viele benutzen ihr Flugvermögen, um unter Moos in den Wäldern ihr Winterquartier zu suchen, wo ich sie schon neben Laufkäfern, Kurzflüglern und in der Erstarrung angetroffen habe. Da sie nicht durch Kiemen athmen, so bedürfen sie der Luft oberhalb des Wassers, kommen dann und wann aus der Tiefe hervor und hängen gleichsam mit ihrer Hinterleibsspitze, wo das letzte Tracheenpaar mündet, an dem Wasserspiegel, um frische Luft aufzunehmen; warmer Sonnenschein lockt sie besonders an die Oberfläche und belebt ihre Thätigkeit, während sie an trüben Tagen sich im Schlamme verkriechen, oder verborgen unter Wasserpflanzen sitzen; denn fehlen diese einem Wasserdümpfel, so fehlen auch sie. Die überwiegende Anzahl von ihnen, mit sehr großen und nach vorn erweiterten Hüften, schwimmen unter gleichzeitiger Bewegung der Hinterbeine, also nach den Regeln dieser edlen Kunst, einige kleinere Arten mit schmalen Hinterhüften, unter abwechselnder Bewegung der Hinterbeine; es sind die Wasser treter. Jn Bezug auf die Larven müssen wir wieder unsere große Unwissenheit bekennen; von den paar beschriebenen läßt sich nur anführen, daß sie mit sechs schlanken, bewimperten und zwei klauigen Beinen ausgerüstet sind, aus elf Leibesgliedern bestehen, welche auf dem Rücken von Hornschildern bedeckt werden; nur das letzte röhrenförmige ist ganz hornig und läuft in zwei ungegliederte, aber Flinkkäfer. Allgemeines über die Schwimmkäfer. Laufkäfer zu ſehen, mit den im Waſſer lebenden iſt es freilich ein ander Ding. Um ſie zubeobachten, muß man mehr Muſe und Jntereſſe haben, als ein gewöhnlicher Spaziergänger; man muß an Dümpfeln, Lachen, Gräben mit ſtehendem Waſſer ſich umhertummeln und aufmerkſam beobachten. Da gibt es allerlei wunderbare Dinge zu ſehen und viel zu berichten für den, welcher ſich einigermaßen kümmerte um das Geſchmeiß, das hier zeitweilig oder für immer lebt, um zu freſſen und gefreſſen zu werden. Denn nimmt das Morden unter dergleichen Gefindel in der Luft und auf der weiten Erdoberfläche kein Ende, ſo gehört es zum ausſchließlichen Hand- werke derer, welche das Geſchick in ein Waſſerloch einſperrte, wo ſo leicht kein Entkommen iſt und der Schwächere dem Stärkeren immer unterliegen muß. Könnten wir durch die Berichte, die ſich auf die dritte Familie, die Schwimmkäfer, Tauchkäfer (Dyticidae oder Hydrocan- thari) beziehen, unſere Leſer für einen nur kleinen Theil jener Waſſerbewohner intereſſiren und ſie veranlaſſen, ſelbſt hinzugehen und zu ſehen, ſo würden wir unſeren Zweck erreicht haben und ſie wären reichlich belohnt; denn ſie würden mehr ſehen, als wir ihnen hier erzählen können. Die Schwimmkäfer, um welche es ſich zunächſt handelt, ſind für das Waſſerleben umgeſchaffene Laufkäfer. Da aber dieſes weniger Abwechſelung bietet, wie das in der freien Luft, ſo finden wir auch bei weitem nicht den Wechſel der Formen von vorher. Mundtheile und Fühler der Schwimmkäfer unterſcheiden ſich nicht von denen der Läufer, der Körper jedoch verbreitert ſich ganz allgemein und wird zum regelmäßigen Oval mit mehr oder weniger ſcharfen Kanten ringsum. Jn gleicher Weiſe werden die Beine, vorzugsweiſe die hinterſten, breit und bewimpern ſich zur Nachhilfe ſtark mit Haaren, denn ſie dienen als Ruder, ihre Hüften ſind meiſt groß, quer, reichen faſt bis zum Seitenrande des Körpers und verwachſen mit dem Hinterbruſtbeine vollſtändig. Bisweilen verkümmert das vierte Fußglied der Vorderbeine, während beim Männchen die drei erſten deſſelben Paares, manchmal auch des folgenden in zum Theil eigenthümlicher Weiſe ſich erweitern. Bis auf die Verwachſung der drei vorderſten der ſieben Bauchringe erſtreckt ſich die Uebereinſtimmung mit den Gliedern der beiden voraufgehenden Familien. Neben der Schwimm- fähigkeit fehlt den Dyticiden keineswegs die zum Fliegen. Da ſie faſt ausſchließlich in ſtehenden Wäſſern leben, deren manche im Sommer austrocknen, ſo würden ſie einem ſicheren Tode ent- gegengehen, wenn nicht die Flugfertigkeit vorgeſehen wäre. Am Tage verlaſſen ſie ihr Element nicht, ſondern des Nachts von einer Waſſerpflanze aus, an der in die Höhe gekrochen wurde, und daher iſt es zu erklären, daß man in Regenfäſſern, Röhrtrögen und ähnlichen Waſſerbehältern manchmal gerade die größeren Arten zu ſehen bekommt, daß ſie des Morgens, weit entfernt von ihrem gewöhnlichen Aufenthalte, auf dem Rücken hilflos daliegend, gefunden worden ſind auf den Glasfenſtern von Treibhäuſern und Warmbeeten, die ſie entſchieden für eine glänzende Waſſer- fläche gehalten haben mußten. Sehr viele benutzen ihr Flugvermögen, um unter Moos in den Wäldern ihr Winterquartier zu ſuchen, wo ich ſie ſchon neben Laufkäfern, Kurzflüglern und in der Erſtarrung angetroffen habe. Da ſie nicht durch Kiemen athmen, ſo bedürfen ſie der Luft oberhalb des Waſſers, kommen dann und wann aus der Tiefe hervor und hängen gleichſam mit ihrer Hinterleibsſpitze, wo das letzte Tracheenpaar mündet, an dem Waſſerſpiegel, um friſche Luft aufzunehmen; warmer Sonnenſchein lockt ſie beſonders an die Oberfläche und belebt ihre Thätigkeit, während ſie an trüben Tagen ſich im Schlamme verkriechen, oder verborgen unter Waſſerpflanzen ſitzen; denn fehlen dieſe einem Waſſerdümpfel, ſo fehlen auch ſie. Die überwiegende Anzahl von ihnen, mit ſehr großen und nach vorn erweiterten Hüften, ſchwimmen unter gleichzeitiger Bewegung der Hinterbeine, alſo nach den Regeln dieſer edlen Kunſt, einige kleinere Arten mit ſchmalen Hinterhüften, unter abwechſelnder Bewegung der Hinterbeine; es ſind die Waſſer treter. Jn Bezug auf die Larven müſſen wir wieder unſere große Unwiſſenheit bekennen; von den paar beſchriebenen läßt ſich nur anführen, daß ſie mit ſechs ſchlanken, bewimperten und zwei klauigen Beinen ausgerüſtet ſind, aus elf Leibesgliedern beſtehen, welche auf dem Rücken von Hornſchildern bedeckt werden; nur das letzte röhrenförmige iſt ganz hornig und läuft in zwei ungegliederte, aber <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="43"/><fw place="top" type="header">Flinkkäfer. Allgemeines über die Schwimmkäfer.</fw><lb/> Laufkäfer zu ſehen, mit den im Waſſer lebenden iſt es freilich ein ander Ding. Um ſie zu<lb/> beobachten, muß man mehr Muſe und Jntereſſe haben, als ein gewöhnlicher Spaziergänger; man<lb/> muß an Dümpfeln, Lachen, Gräben mit ſtehendem Waſſer ſich umhertummeln und aufmerkſam<lb/> beobachten. 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Flinkkäfer. Allgemeines über die Schwimmkäfer.
Laufkäfer zu ſehen, mit den im Waſſer lebenden iſt es freilich ein ander Ding. Um ſie zu
beobachten, muß man mehr Muſe und Jntereſſe haben, als ein gewöhnlicher Spaziergänger; man
muß an Dümpfeln, Lachen, Gräben mit ſtehendem Waſſer ſich umhertummeln und aufmerkſam
beobachten. Da gibt es allerlei wunderbare Dinge zu ſehen und viel zu berichten für den,
welcher ſich einigermaßen kümmerte um das Geſchmeiß, das hier zeitweilig oder für immer lebt,
um zu freſſen und gefreſſen zu werden. Denn nimmt das Morden unter dergleichen Gefindel in
der Luft und auf der weiten Erdoberfläche kein Ende, ſo gehört es zum ausſchließlichen Hand-
werke derer, welche das Geſchick in ein Waſſerloch einſperrte, wo ſo leicht kein Entkommen iſt
und der Schwächere dem Stärkeren immer unterliegen muß. Könnten wir durch die Berichte,
die ſich auf die dritte Familie, die Schwimmkäfer, Tauchkäfer (Dyticidae oder Hydrocan-
thari) beziehen, unſere Leſer für einen nur kleinen Theil jener Waſſerbewohner intereſſiren und
ſie veranlaſſen, ſelbſt hinzugehen und zu ſehen, ſo würden wir unſeren Zweck erreicht haben und
ſie wären reichlich belohnt; denn ſie würden mehr ſehen, als wir ihnen hier erzählen können.
Die Schwimmkäfer, um welche es ſich zunächſt handelt, ſind für das Waſſerleben umgeſchaffene
Laufkäfer. Da aber dieſes weniger Abwechſelung bietet, wie das in der freien Luft, ſo finden
wir auch bei weitem nicht den Wechſel der Formen von vorher. Mundtheile und Fühler der
Schwimmkäfer unterſcheiden ſich nicht von denen der Läufer, der Körper jedoch verbreitert ſich
ganz allgemein und wird zum regelmäßigen Oval mit mehr oder weniger ſcharfen Kanten ringsum.
Jn gleicher Weiſe werden die Beine, vorzugsweiſe die hinterſten, breit und bewimpern ſich zur
Nachhilfe ſtark mit Haaren, denn ſie dienen als Ruder, ihre Hüften ſind meiſt groß, quer, reichen
faſt bis zum Seitenrande des Körpers und verwachſen mit dem Hinterbruſtbeine vollſtändig.
Bisweilen verkümmert das vierte Fußglied der Vorderbeine, während beim Männchen die drei
erſten deſſelben Paares, manchmal auch des folgenden in zum Theil eigenthümlicher Weiſe ſich
erweitern. Bis auf die Verwachſung der drei vorderſten der ſieben Bauchringe erſtreckt ſich die
Uebereinſtimmung mit den Gliedern der beiden voraufgehenden Familien. Neben der Schwimm-
fähigkeit fehlt den Dyticiden keineswegs die zum Fliegen. Da ſie faſt ausſchließlich in ſtehenden
Wäſſern leben, deren manche im Sommer austrocknen, ſo würden ſie einem ſicheren Tode ent-
gegengehen, wenn nicht die Flugfertigkeit vorgeſehen wäre. Am Tage verlaſſen ſie ihr Element
nicht, ſondern des Nachts von einer Waſſerpflanze aus, an der in die Höhe gekrochen wurde,
und daher iſt es zu erklären, daß man in Regenfäſſern, Röhrtrögen und ähnlichen Waſſerbehältern
manchmal gerade die größeren Arten zu ſehen bekommt, daß ſie des Morgens, weit entfernt von
ihrem gewöhnlichen Aufenthalte, auf dem Rücken hilflos daliegend, gefunden worden ſind auf den
Glasfenſtern von Treibhäuſern und Warmbeeten, die ſie entſchieden für eine glänzende Waſſer-
fläche gehalten haben mußten. Sehr viele benutzen ihr Flugvermögen, um unter Moos in den
Wäldern ihr Winterquartier zu ſuchen, wo ich ſie ſchon neben Laufkäfern, Kurzflüglern und in
der Erſtarrung angetroffen habe. Da ſie nicht durch Kiemen athmen, ſo bedürfen ſie der Luft
oberhalb des Waſſers, kommen dann und wann aus der Tiefe hervor und hängen gleichſam mit
ihrer Hinterleibsſpitze, wo das letzte Tracheenpaar mündet, an dem Waſſerſpiegel, um friſche Luft
aufzunehmen; warmer Sonnenſchein lockt ſie beſonders an die Oberfläche und belebt ihre Thätigkeit,
während ſie an trüben Tagen ſich im Schlamme verkriechen, oder verborgen unter Waſſerpflanzen
ſitzen; denn fehlen dieſe einem Waſſerdümpfel, ſo fehlen auch ſie. Die überwiegende Anzahl von
ihnen, mit ſehr großen und nach vorn erweiterten Hüften, ſchwimmen unter gleichzeitiger Bewegung
der Hinterbeine, alſo nach den Regeln dieſer edlen Kunſt, einige kleinere Arten mit ſchmalen
Hinterhüften, unter abwechſelnder Bewegung der Hinterbeine; es ſind die Waſſer treter. Jn
Bezug auf die Larven müſſen wir wieder unſere große Unwiſſenheit bekennen; von den paar
beſchriebenen läßt ſich nur anführen, daß ſie mit ſechs ſchlanken, bewimperten und zwei klauigen
Beinen ausgerüſtet ſind, aus elf Leibesgliedern beſtehen, welche auf dem Rücken von Hornſchildern
bedeckt werden; nur das letzte röhrenförmige iſt ganz hornig und läuft in zwei ungegliederte, aber
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