einer alten Weide bei einander, so fließen die zahlreichen Schaumbläschen in Tropfen zusammen und träufeln herab und "die Weiden thränen", besonders wenn ein wolkenloser Himmel warmes, trocknes Wetter verkündigt. Erst wenn die Larve ihre Häutungen bestanden hat und mit der letzten zum vollkommenen Kerf geworden ist, kommt sie aus ihrer Umhüllung hervor und treibt sich auf Gebüsch und benachbarten Gräsern umher, jene aber verschwindet durch Eintrocknen. Die Schaumzirpe erscheint in Wirklichkeit nach hinten mehr zugespitzt, als auf unserem Bilde, wo ihr die Flügeldecken klassen, von Farbe gelbgrau, mit Ausnahme von zwei unbestimmt abgegrenzten lichten Streisen auf jeder Flügeldecke. Sie charakterisirt sich sammt den übrigen Gattungsgenossen durch den dreiseitigen Scheitel, welchen eine scharfe Kante von der mäßig gewölbten Stirn trennt, durch das siebeneckige Halsschild, die kurz kegelförmigen Hinterhüften so wie durch die cylindrischen Schienen, welche mit drei kräftigen Dornen bewehrt sind. -- Eine einfarbig gelbgraue, etwas gestrecktere Art, die Weidencikade (Aphrophora salicisFallen's oder lacrymansEversmann's) bringt an den Weiden im Ohrenburgischen dieselbe Erscheinung hervor, wie die abgebildete in Deutschland, und auf Madagaskar sitzt wieder eine andere Art an den Maulbeerbäumen, von welchen bei brennendem Sonnenscheine ein förmlicher erquickender Regen herabträufeln soll, indem die Larven klumpenweise rund um die stärksten Schößlinge sich festsaugen.
Bei den Stirnzirpen(Cercopis) greift die aufgetriebene Stirn über den Vorderrand des dadurch gekürzten Scheitels, der gegen seine Mitte hin die Nebenaugen in Grübchen birgt. Am Halsschilde, welches vorn zwei Eindrücke kennzeichnen, zählt man nur sechs Ecken, weil es am kleinen Schildchen nicht winkelig einspringt. Wegen der ziemlich breiten, bunten Flügeldecken erscheinen die Thiere weniger gestreckt als die andern bisher zur Sprache gebrachten. Jhre Hinter- hüften treten kurz kegelförmig heraus und von den kantigen Schienen werden die hintersten am Ende von Borsten umkränzt. Zahlreiche Arten dieser Zirpen breiten sich über alle Erdtheile aus, darunter die größten der ganzen Familie über den heißen Gürtel. Links auf dem Orangenblatte unseres Gruppenbildes ist die doppelt bandirte Stirnzirpe(C. bivittata) aus Java dargestellt. Sie ist glänzend schwarz und an jeder ihrer Flügeldecken mit zwei weißen Querbinden geschmückt. -- Es bedarf jedoch nicht einer Reise nach fernen Ländern, um Vertreter dieser Gattung in der Natur beobachten zu können. Ein zierliches Thierchen von nur 41/2 Linien Länge belebt stellen- weise die Gebüsche des hügeligen Deutschlands. Es sitzt ruhig auf der Oberseite der Blätter, leuchtet weit hin durch die drei blutrothen Flecke auf jeder seiner Flügeldecken; kommt man ihm aber zu nahe, so verschwindet es durch einen mächtigen Sprung und zwar um so eiliger, je schöner sein Gewand in der Sonne erglänzt. Die Art führt mit Necht den Namen der blutfleckigen Stirn- zirpe(C. sanguinolenta), hat aber noch manche ihr sehr ähnliche Schwestern, darum sei zu ihrer Charakteristik noch bemerkt, daß der vorderste der Blutflecke die Wurzel einnimmt, der folgende, runde und kleinste die Mitte und der hinterste als Binde über die ganze Fläche reicht.
Andere, durchschnittlich nicht größere Arten als die bereits besprochenen, aber eintönigere in der grünen oder düstern Färbung des Körpers, wurden darum zu der Familie der Buckel- zirpen(Membracina) vereinigt, weil ihr Halsschild in den manchfachsten Gestaltungen den übrigen Körper überwuchert und durch Auswüchse und Anhängsel, oft der sonderbarsten Art, als der am meisten entwickelte Körpertheil auftritt. Der Kopf rückt dadurch bei allen nach unten, eine scharfe Sonderung zwischen Scheitel und Stirn, wie bisher, fällt weg, indem beide mit einander verschmelzen; zwischen den Netzaugen stehen zwei Punktaugen und die sehr kurzen Fühler verstecken sich unter dem Stirnrande. Häufig bleiben die Vorderflügel ebenso dünnhäutig und durchsichtig wie die Hinterflügel und es kommen Wucherungen des Halsschildes vor, welche nicht nur Mittel-
Die Schnabelkerfe. Buckelzirpen.
einer alten Weide bei einander, ſo fließen die zahlreichen Schaumbläschen in Tropfen zuſammen und träufeln herab und „die Weiden thränen“, beſonders wenn ein wolkenloſer Himmel warmes, trocknes Wetter verkündigt. Erſt wenn die Larve ihre Häutungen beſtanden hat und mit der letzten zum vollkommenen Kerf geworden iſt, kommt ſie aus ihrer Umhüllung hervor und treibt ſich auf Gebüſch und benachbarten Gräſern umher, jene aber verſchwindet durch Eintrocknen. Die Schaumzirpe erſcheint in Wirklichkeit nach hinten mehr zugeſpitzt, als auf unſerem Bilde, wo ihr die Flügeldecken klaſſen, von Farbe gelbgrau, mit Ausnahme von zwei unbeſtimmt abgegrenzten lichten Streiſen auf jeder Flügeldecke. Sie charakteriſirt ſich ſammt den übrigen Gattungsgenoſſen durch den dreiſeitigen Scheitel, welchen eine ſcharfe Kante von der mäßig gewölbten Stirn trennt, durch das ſiebeneckige Halsſchild, die kurz kegelförmigen Hinterhüften ſo wie durch die cylindriſchen Schienen, welche mit drei kräftigen Dornen bewehrt ſind. — Eine einfarbig gelbgraue, etwas geſtrecktere Art, die Weidencikade (Aphrophora salicisFallen’s oder lacrymansEversmann’s) bringt an den Weiden im Ohrenburgiſchen dieſelbe Erſcheinung hervor, wie die abgebildete in Deutſchland, und auf Madagaskar ſitzt wieder eine andere Art an den Maulbeerbäumen, von welchen bei brennendem Sonnenſcheine ein förmlicher erquickender Regen herabträufeln ſoll, indem die Larven klumpenweiſe rund um die ſtärkſten Schößlinge ſich feſtſaugen.
Bei den Stirnzirpen(Cercopis) greift die aufgetriebene Stirn über den Vorderrand des dadurch gekürzten Scheitels, der gegen ſeine Mitte hin die Nebenaugen in Grübchen birgt. Am Halsſchilde, welches vorn zwei Eindrücke kennzeichnen, zählt man nur ſechs Ecken, weil es am kleinen Schildchen nicht winkelig einſpringt. Wegen der ziemlich breiten, bunten Flügeldecken erſcheinen die Thiere weniger geſtreckt als die andern bisher zur Sprache gebrachten. Jhre Hinter- hüften treten kurz kegelförmig heraus und von den kantigen Schienen werden die hinterſten am Ende von Borſten umkränzt. Zahlreiche Arten dieſer Zirpen breiten ſich über alle Erdtheile aus, darunter die größten der ganzen Familie über den heißen Gürtel. Links auf dem Orangenblatte unſeres Gruppenbildes iſt die doppelt bandirte Stirnzirpe(C. bivittata) aus Java dargeſtellt. Sie iſt glänzend ſchwarz und an jeder ihrer Flügeldecken mit zwei weißen Querbinden geſchmückt. — Es bedarf jedoch nicht einer Reiſe nach fernen Ländern, um Vertreter dieſer Gattung in der Natur beobachten zu können. Ein zierliches Thierchen von nur 4½ Linien Länge belebt ſtellen- weiſe die Gebüſche des hügeligen Deutſchlands. Es ſitzt ruhig auf der Oberſeite der Blätter, leuchtet weit hin durch die drei blutrothen Flecke auf jeder ſeiner Flügeldecken; kommt man ihm aber zu nahe, ſo verſchwindet es durch einen mächtigen Sprung und zwar um ſo eiliger, je ſchöner ſein Gewand in der Sonne erglänzt. Die Art führt mit Necht den Namen der blutfleckigen Stirn- zirpe(C. sanguinolenta), hat aber noch manche ihr ſehr ähnliche Schweſtern, darum ſei zu ihrer Charakteriſtik noch bemerkt, daß der vorderſte der Blutflecke die Wurzel einnimmt, der folgende, runde und kleinſte die Mitte und der hinterſte als Binde über die ganze Fläche reicht.
Andere, durchſchnittlich nicht größere Arten als die bereits beſprochenen, aber eintönigere in der grünen oder düſtern Färbung des Körpers, wurden darum zu der Familie der Buckel- zirpen(Membracina) vereinigt, weil ihr Halsſchild in den manchfachſten Geſtaltungen den übrigen Körper überwuchert und durch Auswüchſe und Anhängſel, oft der ſonderbarſten Art, als der am meiſten entwickelte Körpertheil auftritt. Der Kopf rückt dadurch bei allen nach unten, eine ſcharfe Sonderung zwiſchen Scheitel und Stirn, wie bisher, fällt weg, indem beide mit einander verſchmelzen; zwiſchen den Netzaugen ſtehen zwei Punktaugen und die ſehr kurzen Fühler verſtecken ſich unter dem Stirnrande. Häufig bleiben die Vorderflügel ebenſo dünnhäutig und durchſichtig wie die Hinterflügel und es kommen Wucherungen des Halsſchildes vor, welche nicht nur Mittel-
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[518/0550]
Die Schnabelkerfe. Buckelzirpen.
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und träufeln herab und „die Weiden thränen“, beſonders wenn ein wolkenloſer Himmel warmes,
trocknes Wetter verkündigt. Erſt wenn die Larve ihre Häutungen beſtanden hat und mit der
letzten zum vollkommenen Kerf geworden iſt, kommt ſie aus ihrer Umhüllung hervor und treibt
ſich auf Gebüſch und benachbarten Gräſern umher, jene aber verſchwindet durch Eintrocknen.
Die Schaumzirpe erſcheint in Wirklichkeit nach hinten mehr zugeſpitzt, als auf unſerem Bilde, wo
ihr die Flügeldecken klaſſen, von Farbe gelbgrau, mit Ausnahme von zwei unbeſtimmt abgegrenzten
lichten Streiſen auf jeder Flügeldecke. Sie charakteriſirt ſich ſammt den übrigen Gattungsgenoſſen
durch den dreiſeitigen Scheitel, welchen eine ſcharfe Kante von der mäßig gewölbten Stirn trennt,
durch das ſiebeneckige Halsſchild, die kurz kegelförmigen Hinterhüften ſo wie durch die cylindriſchen
Schienen, welche mit drei kräftigen Dornen bewehrt ſind. — Eine einfarbig gelbgraue, etwas
geſtrecktere Art, die Weidencikade (Aphrophora salicis Fallen’s oder lacrymans Eversmann’s)
bringt an den Weiden im Ohrenburgiſchen dieſelbe Erſcheinung hervor, wie die abgebildete in
Deutſchland, und auf Madagaskar ſitzt wieder eine andere Art an den Maulbeerbäumen, von
welchen bei brennendem Sonnenſcheine ein förmlicher erquickender Regen herabträufeln ſoll, indem
die Larven klumpenweiſe rund um die ſtärkſten Schößlinge ſich feſtſaugen.
Bei den Stirnzirpen (Cercopis) greift die aufgetriebene Stirn über den Vorderrand des
dadurch gekürzten Scheitels, der gegen ſeine Mitte hin die Nebenaugen in Grübchen birgt. Am
Halsſchilde, welches vorn zwei Eindrücke kennzeichnen, zählt man nur ſechs Ecken, weil es am
kleinen Schildchen nicht winkelig einſpringt. Wegen der ziemlich breiten, bunten Flügeldecken
erſcheinen die Thiere weniger geſtreckt als die andern bisher zur Sprache gebrachten. Jhre Hinter-
hüften treten kurz kegelförmig heraus und von den kantigen Schienen werden die hinterſten am
Ende von Borſten umkränzt. Zahlreiche Arten dieſer Zirpen breiten ſich über alle Erdtheile aus,
darunter die größten der ganzen Familie über den heißen Gürtel. Links auf dem Orangenblatte
unſeres Gruppenbildes iſt die doppelt bandirte Stirnzirpe (C. bivittata) aus Java dargeſtellt.
Sie iſt glänzend ſchwarz und an jeder ihrer Flügeldecken mit zwei weißen Querbinden geſchmückt. —
Es bedarf jedoch nicht einer Reiſe nach fernen Ländern, um Vertreter dieſer Gattung in der
Natur beobachten zu können. Ein zierliches Thierchen von nur 4½ Linien Länge belebt ſtellen-
weiſe die Gebüſche des hügeligen Deutſchlands. Es ſitzt ruhig auf der Oberſeite der Blätter,
leuchtet weit hin durch die drei blutrothen Flecke auf jeder ſeiner Flügeldecken; kommt man ihm aber
zu nahe, ſo verſchwindet es durch einen mächtigen Sprung und zwar um ſo eiliger, je ſchöner ſein
Gewand in der Sonne erglänzt. Die Art führt mit Necht den Namen der blutfleckigen Stirn-
zirpe (C. sanguinolenta), hat aber noch manche ihr ſehr ähnliche Schweſtern, darum ſei zu ihrer
Charakteriſtik noch bemerkt, daß der vorderſte der Blutflecke die Wurzel einnimmt, der folgende,
runde und kleinſte die Mitte und der hinterſte als Binde über die ganze Fläche reicht.
Andere, durchſchnittlich nicht größere Arten als die bereits beſprochenen, aber eintönigere
in der grünen oder düſtern Färbung des Körpers, wurden darum zu der Familie der Buckel-
zirpen (Membracina) vereinigt, weil ihr Halsſchild in den manchfachſten Geſtaltungen den übrigen
Körper überwuchert und durch Auswüchſe und Anhängſel, oft der ſonderbarſten Art, als der am
meiſten entwickelte Körpertheil auftritt. Der Kopf rückt dadurch bei allen nach unten, eine
ſcharfe Sonderung zwiſchen Scheitel und Stirn, wie bisher, fällt weg, indem beide mit einander
verſchmelzen; zwiſchen den Netzaugen ſtehen zwei Punktaugen und die ſehr kurzen Fühler verſtecken
ſich unter dem Stirnrande. Häufig bleiben die Vorderflügel ebenſo dünnhäutig und durchſichtig
wie die Hinterflügel und es kommen Wucherungen des Halsſchildes vor, welche nicht nur Mittel-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/550>, abgerufen am 23.11.2024.
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