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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Schnabelkerfe. Schildläuse.
runzeliger Oberfläche man die Quereinschnitte des Hinterleibes noch sehr wohl unterscheidet.
Aeußerlich zeigen sie eine schwarzbraune, mehr oder weniger weiß bestäubte, inwendig eine dunkel
purpurrothe Färbung, auf die Zunge wirken sie bitterlich und etwas zusammenziehend, färben
gleichzeitig den Speichel roth und sollen diese Eigenschaften länger als hundert Jahre bewahren.
Weicht man sie in warmem Wasser ein, so kann man meist noch die Beinchen und Fühler unter-
scheiden, und in der rothen, körnigen Masse, welche sich aus dem Körper herausdrücken läßt, hat
schon Reaumur die Eier erkannt.

Jm Handel werden mehrere Sorten unterschieden: 1) nach dem verschiedenen Vorkommen:
die feine Cochenille, Grana fina oder Mestica, weil sie zu Mesteque in der Provinz Honduras
gezogen wird, und die ordinäre, Grana silvestra oder Capesiana, welche aus etwas kleineren
Körnern besteht; 2) nach der Verschiedenheit in der Zubereitung: die Renegrida, eine dadurch
dunkelbraun erscheinende Sorte, weil die Thiere durch Tödten in heißem Wasser ihren weißen
Staubüberzug verloren haben, wird von der Jaspeada, der weißmarmorirten Sorte unter-
schieden. Die Tödtung erfolgt in heißen Oefen und verwischt die weiße Farbe nicht. Hierbei
kann es jedoch geschehen, daß die Körner etwas zu stark erhitzt und schwärzlich werden. Solche
heißen dann Negra. Eine aus großen und kleinen oder abgeriebenen Thieren bestehende Sorte,
eine Art von Ausschuß endlich führt den Namen der Granilla. Weil die weißbunte Sorte
gesuchter war, als die anderen, so verfälschte man sie, indem man die Körner, welche den weißen
Puder verloren hatten, 24 bis 48 Stunden an einen feuchten Ort (in den Keller) brachte und sie
dann mit zerriebenem Talk tüchtig durchschüttelte.

Die Manna-Schildlaus (C. manniparus) lebt in der Umgebung des Berges Sinai auf
der Manna-Tamariske und erzeugt durch ihren Stich den Ausfluß des Zuckersaftes, welcher ein-
trocknet und abfällt, oder, durch den Regen gelöst, in größern Tropfen herunterträufelt und als
die eine Art von Manna in den Handel gelangt. Die wachsgelbe Hautfarbe des Weibchens wird
von weißem Flaum überzogen; das andere Geschlecht kennt man noch nicht.

Die Lackschildlaus (C. lacca) liefert in ihrem Körper den rothen Lack und in den Aus-
schwitzungen aus dessen Haut die in verschiedenen Formen unter dem Namen Stock- und Schellack
oder Gummilack in den Handel kommenden Produkte. Die wenigen Nachrichten, welche über die
Lebensweise dieser ostindischen Schildlaus bekannt geworden sind, stimmen nicht in allen Punkten
überein und lassen überdies manche Lücke. Nach Kerr und Rorburgh schmarotzt sie auf einigen
Feigenarten (Ficus religiosa und indica), auf der Plaso (Butea frondosa) und drei verschiedenen
Mimosen, nach Carter bei Bombay auf dem schuppigen Flaschenbaume (Anona squamosa). Die
jungen Thiere zeichnen sich durch lanzettförmigen Körperumriß, zwei lange Schwanzborsten, sechs
Beine und mit drei astartigen Borsten versehene, fünfgliederige Fühler aus. Sobald sich die
Weibchen angesogen haben, schwellen sie an und bekommen unter Verlust der Füße und Fühler
eine birn- oder fast kugelförmige Gestalt, im letzteren Falle jedoch am vorderen Ende eine bemerk-
bare Verengung. Diese Anschwellung hängt mit der sofort nach dem Ansangen beginnenden
Lackbildung zusammen, denn dieser überzieht das Thier vollkommen, jedoch porös, so daß eine
Verbindung des Körpers mit der äußern Luftschicht behufs des Athmens ermöglicht wird. Nach
Carters Beobachtungen schlüpfen die Larven zweimal des Jahres aus den Eiern, das entwickelte
Männchen erscheint später als das Weibchen, und je nach der Jahreszeit in zwei verschiedenen
Gestalten, im September ungeflügelt, im März geflügelt und dem Männchen der Cochinelle sehr
ähnlich. Gleich nach der Paarung soll es in der flockigen Masse, welche das Weibchen rasch aus-
schwitzt, umkommen. Die Lackfarbe wäre im weiblichen Eierstocke enthalten, das Gummi, wie
bereits erwähnt, die Ausschwitzungen der Körperhaut in Folge des Festsaugens an der Nähr-
pflanze. Aus den Lackgehäusen sind verschiedene Schmarotzer erzogen worden.

Einen von den bisher beschriebenen Weibchen abweichenden Anblick gewährt die durch ihre schnee-
weiße, stängelige Ausscheidung den ganzen Körper mit Ausnahme der Fühler und Beine in eine

Die Schnabelkerfe. Schildläuſe.
runzeliger Oberfläche man die Quereinſchnitte des Hinterleibes noch ſehr wohl unterſcheidet.
Aeußerlich zeigen ſie eine ſchwarzbraune, mehr oder weniger weiß beſtäubte, inwendig eine dunkel
purpurrothe Färbung, auf die Zunge wirken ſie bitterlich und etwas zuſammenziehend, färben
gleichzeitig den Speichel roth und ſollen dieſe Eigenſchaften länger als hundert Jahre bewahren.
Weicht man ſie in warmem Waſſer ein, ſo kann man meiſt noch die Beinchen und Fühler unter-
ſcheiden, und in der rothen, körnigen Maſſe, welche ſich aus dem Körper herausdrücken läßt, hat
ſchon Réaumur die Eier erkannt.

Jm Handel werden mehrere Sorten unterſchieden: 1) nach dem verſchiedenen Vorkommen:
die feine Cochenille, Grana fina oder Mestica, weil ſie zu Meſteque in der Provinz Honduras
gezogen wird, und die ordinäre, Grana silvestra oder Capesiana, welche aus etwas kleineren
Körnern beſteht; 2) nach der Verſchiedenheit in der Zubereitung: die Renegrida, eine dadurch
dunkelbraun erſcheinende Sorte, weil die Thiere durch Tödten in heißem Waſſer ihren weißen
Staubüberzug verloren haben, wird von der Jaspeada, der weißmarmorirten Sorte unter-
ſchieden. Die Tödtung erfolgt in heißen Oefen und verwiſcht die weiße Farbe nicht. Hierbei
kann es jedoch geſchehen, daß die Körner etwas zu ſtark erhitzt und ſchwärzlich werden. Solche
heißen dann Negra. Eine aus großen und kleinen oder abgeriebenen Thieren beſtehende Sorte,
eine Art von Ausſchuß endlich führt den Namen der Granilla. Weil die weißbunte Sorte
geſuchter war, als die anderen, ſo verfälſchte man ſie, indem man die Körner, welche den weißen
Puder verloren hatten, 24 bis 48 Stunden an einen feuchten Ort (in den Keller) brachte und ſie
dann mit zerriebenem Talk tüchtig durchſchüttelte.

Die Manna-Schildlaus (C. manniparus) lebt in der Umgebung des Berges Sinai auf
der Manna-Tamariske und erzeugt durch ihren Stich den Ausfluß des Zuckerſaftes, welcher ein-
trocknet und abfällt, oder, durch den Regen gelöſt, in größern Tropfen herunterträufelt und als
die eine Art von Manna in den Handel gelangt. Die wachsgelbe Hautfarbe des Weibchens wird
von weißem Flaum überzogen; das andere Geſchlecht kennt man noch nicht.

Die Lackſchildlaus (C. lacca) liefert in ihrem Körper den rothen Lack und in den Aus-
ſchwitzungen aus deſſen Haut die in verſchiedenen Formen unter dem Namen Stock- und Schellack
oder Gummilack in den Handel kommenden Produkte. Die wenigen Nachrichten, welche über die
Lebensweiſe dieſer oſtindiſchen Schildlaus bekannt geworden ſind, ſtimmen nicht in allen Punkten
überein und laſſen überdies manche Lücke. Nach Kerr und Rorburgh ſchmarotzt ſie auf einigen
Feigenarten (Ficus religiosa und indica), auf der Plaſo (Butea frondosa) und drei verſchiedenen
Mimoſen, nach Carter bei Bombay auf dem ſchuppigen Flaſchenbaume (Anona squamosa). Die
jungen Thiere zeichnen ſich durch lanzettförmigen Körperumriß, zwei lange Schwanzborſten, ſechs
Beine und mit drei aſtartigen Borſten verſehene, fünfgliederige Fühler aus. Sobald ſich die
Weibchen angeſogen haben, ſchwellen ſie an und bekommen unter Verluſt der Füße und Fühler
eine birn- oder faſt kugelförmige Geſtalt, im letzteren Falle jedoch am vorderen Ende eine bemerk-
bare Verengung. Dieſe Anſchwellung hängt mit der ſofort nach dem Anſangen beginnenden
Lackbildung zuſammen, denn dieſer überzieht das Thier vollkommen, jedoch porös, ſo daß eine
Verbindung des Körpers mit der äußern Luftſchicht behufs des Athmens ermöglicht wird. Nach
Carters Beobachtungen ſchlüpfen die Larven zweimal des Jahres aus den Eiern, das entwickelte
Männchen erſcheint ſpäter als das Weibchen, und je nach der Jahreszeit in zwei verſchiedenen
Geſtalten, im September ungeflügelt, im März geflügelt und dem Männchen der Cochinelle ſehr
ähnlich. Gleich nach der Paarung ſoll es in der flockigen Maſſe, welche das Weibchen raſch aus-
ſchwitzt, umkommen. Die Lackfarbe wäre im weiblichen Eierſtocke enthalten, das Gummi, wie
bereits erwähnt, die Ausſchwitzungen der Körperhaut in Folge des Feſtſaugens an der Nähr-
pflanze. Aus den Lackgehäuſen ſind verſchiedene Schmarotzer erzogen worden.

Einen von den bisher beſchriebenen Weibchen abweichenden Anblick gewährt die durch ihre ſchnee-
weiße, ſtängelige Ausſcheidung den ganzen Körper mit Ausnahme der Fühler und Beine in eine

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[508/0540] Die Schnabelkerfe. Schildläuſe. runzeliger Oberfläche man die Quereinſchnitte des Hinterleibes noch ſehr wohl unterſcheidet. Aeußerlich zeigen ſie eine ſchwarzbraune, mehr oder weniger weiß beſtäubte, inwendig eine dunkel purpurrothe Färbung, auf die Zunge wirken ſie bitterlich und etwas zuſammenziehend, färben gleichzeitig den Speichel roth und ſollen dieſe Eigenſchaften länger als hundert Jahre bewahren. Weicht man ſie in warmem Waſſer ein, ſo kann man meiſt noch die Beinchen und Fühler unter- ſcheiden, und in der rothen, körnigen Maſſe, welche ſich aus dem Körper herausdrücken läßt, hat ſchon Réaumur die Eier erkannt. Jm Handel werden mehrere Sorten unterſchieden: 1) nach dem verſchiedenen Vorkommen: die feine Cochenille, Grana fina oder Mestica, weil ſie zu Meſteque in der Provinz Honduras gezogen wird, und die ordinäre, Grana silvestra oder Capesiana, welche aus etwas kleineren Körnern beſteht; 2) nach der Verſchiedenheit in der Zubereitung: die Renegrida, eine dadurch dunkelbraun erſcheinende Sorte, weil die Thiere durch Tödten in heißem Waſſer ihren weißen Staubüberzug verloren haben, wird von der Jaspeada, der weißmarmorirten Sorte unter- ſchieden. Die Tödtung erfolgt in heißen Oefen und verwiſcht die weiße Farbe nicht. Hierbei kann es jedoch geſchehen, daß die Körner etwas zu ſtark erhitzt und ſchwärzlich werden. Solche heißen dann Negra. Eine aus großen und kleinen oder abgeriebenen Thieren beſtehende Sorte, eine Art von Ausſchuß endlich führt den Namen der Granilla. Weil die weißbunte Sorte geſuchter war, als die anderen, ſo verfälſchte man ſie, indem man die Körner, welche den weißen Puder verloren hatten, 24 bis 48 Stunden an einen feuchten Ort (in den Keller) brachte und ſie dann mit zerriebenem Talk tüchtig durchſchüttelte. Die Manna-Schildlaus (C. manniparus) lebt in der Umgebung des Berges Sinai auf der Manna-Tamariske und erzeugt durch ihren Stich den Ausfluß des Zuckerſaftes, welcher ein- trocknet und abfällt, oder, durch den Regen gelöſt, in größern Tropfen herunterträufelt und als die eine Art von Manna in den Handel gelangt. Die wachsgelbe Hautfarbe des Weibchens wird von weißem Flaum überzogen; das andere Geſchlecht kennt man noch nicht. Die Lackſchildlaus (C. lacca) liefert in ihrem Körper den rothen Lack und in den Aus- ſchwitzungen aus deſſen Haut die in verſchiedenen Formen unter dem Namen Stock- und Schellack oder Gummilack in den Handel kommenden Produkte. Die wenigen Nachrichten, welche über die Lebensweiſe dieſer oſtindiſchen Schildlaus bekannt geworden ſind, ſtimmen nicht in allen Punkten überein und laſſen überdies manche Lücke. Nach Kerr und Rorburgh ſchmarotzt ſie auf einigen Feigenarten (Ficus religiosa und indica), auf der Plaſo (Butea frondosa) und drei verſchiedenen Mimoſen, nach Carter bei Bombay auf dem ſchuppigen Flaſchenbaume (Anona squamosa). Die jungen Thiere zeichnen ſich durch lanzettförmigen Körperumriß, zwei lange Schwanzborſten, ſechs Beine und mit drei aſtartigen Borſten verſehene, fünfgliederige Fühler aus. Sobald ſich die Weibchen angeſogen haben, ſchwellen ſie an und bekommen unter Verluſt der Füße und Fühler eine birn- oder faſt kugelförmige Geſtalt, im letzteren Falle jedoch am vorderen Ende eine bemerk- bare Verengung. Dieſe Anſchwellung hängt mit der ſofort nach dem Anſangen beginnenden Lackbildung zuſammen, denn dieſer überzieht das Thier vollkommen, jedoch porös, ſo daß eine Verbindung des Körpers mit der äußern Luftſchicht behufs des Athmens ermöglicht wird. Nach Carters Beobachtungen ſchlüpfen die Larven zweimal des Jahres aus den Eiern, das entwickelte Männchen erſcheint ſpäter als das Weibchen, und je nach der Jahreszeit in zwei verſchiedenen Geſtalten, im September ungeflügelt, im März geflügelt und dem Männchen der Cochinelle ſehr ähnlich. Gleich nach der Paarung ſoll es in der flockigen Maſſe, welche das Weibchen raſch aus- ſchwitzt, umkommen. Die Lackfarbe wäre im weiblichen Eierſtocke enthalten, das Gummi, wie bereits erwähnt, die Ausſchwitzungen der Körperhaut in Folge des Feſtſaugens an der Nähr- pflanze. Aus den Lackgehäuſen ſind verſchiedene Schmarotzer erzogen worden. Einen von den bisher beſchriebenen Weibchen abweichenden Anblick gewährt die durch ihre ſchnee- weiße, ſtängelige Ausſcheidung den ganzen Körper mit Ausnahme der Fühler und Beine in eine

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/540>, abgerufen am 16.07.2024.