wurden. Nach sechs Wochen sollen die weißen Lärvchen auskriechen und zwar gleichfalls unter dem Schutze der Mutter; sie mitten unter ihren Kleinen abermals unter einem Steine sitzen zu sehen, gewährt einen überraschenden Anblick. Jch hatte dieses Schauspiel am 5. Mai (1866), die Eier mußten daher schon im März gelegt worden sein. Wie viele Häutungen die Thiere bestehen, ehe die Fühlerglieder vollzählig, die Flügel vollkommen werden und die dunkle Färbung eintritt, kann ich mit Bestimmtheit ebenso wenig angeben, wie den Zeitpunkt in dem die Mutter von der Schaubühne abtritt. Daß die Ohrwürmer ausschließlich Pflanzenfresser seien, glaube ich nicht, allerlei Anzeigen bringen mich auf die Vermuthung, daß sie Fleischnahrung nicht verschmähen und auch in dieser Beziehung den Grillen und andern hüpfenden Schrecken nahe stehen.
Noch eine dritte Art, der kleine Ohrwurm(Forficula minor) kommt ebenfalls in ganz Europa, aber seltener vor, und wird seiner geringen Länge von 3 Linien wegen häufig übersehen. Der Körper ist kurz anliegend behaart, die Hinterleibsspitze sammt der Zange roth, die Farbe der Beine noch bleicher; höchstens vierzehn Glieder setzen die Fühler zusammen. Daß diese Art lebhaft im Sonnenscheine umherfliegt, habe ich einst beobachtet, hielt das Thierchen aber anfänglich für einen kurzflügeligen Käfer. Marsham erzählt etwas Aehnliches. Er bemerkte eines Abends Kerfe in einer Richtung über seinen Kopf wegfliegen, sing einige und erkannte sie als kleine Ohrwürmer. Er gab in Folge dessen mehrere Abende auf die Erscheinung Acht und als er an einem derselben um ein Melonenbeet Jnsekten suchte, sah er diese Oehrlinge sich auf die Einfassung niedersetzen, hurtig die Flügel fatten, nach der Seite hinlaufen und sich in die lockere Erde des Bodens eingraben. Dies bemerkte er an mehreren Septemberabenden. Wenn dieser kleine Ohr- wurm keine abweichenden Gewohnheiten hat, so bedeuten sonach die abendlichen Flüge der größeren Arten nicht den Anfang ihrer Lebendigkeit, sondern das Ende derselben und man dürfte sie nicht den nächtlichen Thieren beizählen, obschon sie bei Tage das Licht scheuen.
Eine Anzahl winziger Thierchen, welche hinsichtlich ihrer allgemeinen Körpertracht und der Beweglichkeit des schlanken Hinterleibes den Oehrlingen nachahmen, durch den schief von oben nach unten und hinten gestellten Kopf aber den Schaben gleichen, der Eigenthümlichkeiten jedoch so viele haben, daß sie weder mit den einen, noch mit den andern verbunden werden können, vereinigte Haliday unter dem Namen Thysanoptera (Fransenflügler) zu einer besondern Ordnung. Die deutschen Entomologen der Neuzeit schließen sie als Blasenfüßer(Thripidae) den Geradflüglern an, obschon die Mundbildung eine wesentlich andere ist und die winzigen Wesen als Bindeglied zwischen diese und die folgende Ordnung treten läßt. Der Kopf erscheint walzig, weil sich der Mund rüsselartig verlängert; statt der Kinnbacken hat er Borsten, verlängerte, der Oberlippe angefügte Kinnladen, an denen zwei- oder dreigliederige Taster sitzen und zweigliederige Lippen- taster. Sie saugen mithin ihre Nahrung, welche in Pflanzensäften besteht. Zwischen den großen Augen entspringen auf dem Scheitel die höchstens neungliederigen Fühler und dahinter lassen sich auch Punktaugen entdecken, alles dies natürlich nur bei sehr guter Vergrößerung; denn die meisten dieser kleinen Wesen erreichen nicht die Länge einer Linie und übertreffen sie nur in seltenen Fällen. Der vorderste Brustring ist schmäler als die beiden folgenden, denen die lanzettförmigen, außerordentlich schmalen und stark befransten Flügelchen ansitzen. Sie alle vier bedürfen, weil derb, kaum der Adern; öfter bunt gefleckt oder bandirt, liegen sie flach auf dem Hinterleibe, ver- kümmern auch mehr oder weniger oder fehlen gänzlich. Eine weitere Sonderbarkeit dieser kleinen, allerhand Blumen belebenden "Striche" besteht darin, daß die Füße nicht mit Klauen, sondern mit runden Haftscheiben enden, welche nach Kirby's Angabe ein sehr lästiges Kribbeln verursachen, wenn die Thierchen an schwülen Tagen sich auf das Gesicht des Menschen setzen. Jn England
Die Geradflügler. Blaſenfüßer.
wurden. Nach ſechs Wochen ſollen die weißen Lärvchen auskriechen und zwar gleichfalls unter dem Schutze der Mutter; ſie mitten unter ihren Kleinen abermals unter einem Steine ſitzen zu ſehen, gewährt einen überraſchenden Anblick. Jch hatte dieſes Schauſpiel am 5. Mai (1866), die Eier mußten daher ſchon im März gelegt worden ſein. Wie viele Häutungen die Thiere beſtehen, ehe die Fühlerglieder vollzählig, die Flügel vollkommen werden und die dunkle Färbung eintritt, kann ich mit Beſtimmtheit ebenſo wenig angeben, wie den Zeitpunkt in dem die Mutter von der Schaubühne abtritt. Daß die Ohrwürmer ausſchließlich Pflanzenfreſſer ſeien, glaube ich nicht, allerlei Anzeigen bringen mich auf die Vermuthung, daß ſie Fleiſchnahrung nicht verſchmähen und auch in dieſer Beziehung den Grillen und andern hüpfenden Schrecken nahe ſtehen.
Noch eine dritte Art, der kleine Ohrwurm(Forficula minor) kommt ebenfalls in ganz Europa, aber ſeltener vor, und wird ſeiner geringen Länge von 3 Linien wegen häufig überſehen. Der Körper iſt kurz anliegend behaart, die Hinterleibsſpitze ſammt der Zange roth, die Farbe der Beine noch bleicher; höchſtens vierzehn Glieder ſetzen die Fühler zuſammen. Daß dieſe Art lebhaft im Sonnenſcheine umherfliegt, habe ich einſt beobachtet, hielt das Thierchen aber anfänglich für einen kurzflügeligen Käfer. Marsham erzählt etwas Aehnliches. Er bemerkte eines Abends Kerfe in einer Richtung über ſeinen Kopf wegfliegen, ſing einige und erkannte ſie als kleine Ohrwürmer. Er gab in Folge deſſen mehrere Abende auf die Erſcheinung Acht und als er an einem derſelben um ein Melonenbeet Jnſekten ſuchte, ſah er dieſe Oehrlinge ſich auf die Einfaſſung niederſetzen, hurtig die Flügel fatten, nach der Seite hinlaufen und ſich in die lockere Erde des Bodens eingraben. Dies bemerkte er an mehreren Septemberabenden. Wenn dieſer kleine Ohr- wurm keine abweichenden Gewohnheiten hat, ſo bedeuten ſonach die abendlichen Flüge der größeren Arten nicht den Anfang ihrer Lebendigkeit, ſondern das Ende derſelben und man dürfte ſie nicht den nächtlichen Thieren beizählen, obſchon ſie bei Tage das Licht ſcheuen.
Eine Anzahl winziger Thierchen, welche hinſichtlich ihrer allgemeinen Körpertracht und der Beweglichkeit des ſchlanken Hinterleibes den Oehrlingen nachahmen, durch den ſchief von oben nach unten und hinten geſtellten Kopf aber den Schaben gleichen, der Eigenthümlichkeiten jedoch ſo viele haben, daß ſie weder mit den einen, noch mit den andern verbunden werden können, vereinigte Haliday unter dem Namen Thysanoptera (Franſenflügler) zu einer beſondern Ordnung. Die deutſchen Entomologen der Neuzeit ſchließen ſie als Blaſenfüßer(Thripidae) den Geradflüglern an, obſchon die Mundbildung eine weſentlich andere iſt und die winzigen Weſen als Bindeglied zwiſchen dieſe und die folgende Ordnung treten läßt. Der Kopf erſcheint walzig, weil ſich der Mund rüſſelartig verlängert; ſtatt der Kinnbacken hat er Borſten, verlängerte, der Oberlippe angefügte Kinnladen, an denen zwei- oder dreigliederige Taſter ſitzen und zweigliederige Lippen- taſter. Sie ſaugen mithin ihre Nahrung, welche in Pflanzenſäften beſteht. Zwiſchen den großen Augen entſpringen auf dem Scheitel die höchſtens neungliederigen Fühler und dahinter laſſen ſich auch Punktaugen entdecken, alles dies natürlich nur bei ſehr guter Vergrößerung; denn die meiſten dieſer kleinen Weſen erreichen nicht die Länge einer Linie und übertreffen ſie nur in ſeltenen Fällen. Der vorderſte Bruſtring iſt ſchmäler als die beiden folgenden, denen die lanzettförmigen, außerordentlich ſchmalen und ſtark befranſten Flügelchen anſitzen. Sie alle vier bedürfen, weil derb, kaum der Adern; öfter bunt gefleckt oder bandirt, liegen ſie flach auf dem Hinterleibe, ver- kümmern auch mehr oder weniger oder fehlen gänzlich. Eine weitere Sonderbarkeit dieſer kleinen, allerhand Blumen belebenden „Striche“ beſteht darin, daß die Füße nicht mit Klauen, ſondern mit runden Haftſcheiben enden, welche nach Kirby’s Angabe ein ſehr läſtiges Kribbeln verurſachen, wenn die Thierchen an ſchwülen Tagen ſich auf das Geſicht des Menſchen ſetzen. Jn England
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[498/0530]
Die Geradflügler. Blaſenfüßer.
wurden. Nach ſechs Wochen ſollen die weißen Lärvchen auskriechen und zwar gleichfalls unter
dem Schutze der Mutter; ſie mitten unter ihren Kleinen abermals unter einem Steine ſitzen zu
ſehen, gewährt einen überraſchenden Anblick. Jch hatte dieſes Schauſpiel am 5. Mai (1866),
die Eier mußten daher ſchon im März gelegt worden ſein. Wie viele Häutungen die Thiere
beſtehen, ehe die Fühlerglieder vollzählig, die Flügel vollkommen werden und die dunkle Färbung
eintritt, kann ich mit Beſtimmtheit ebenſo wenig angeben, wie den Zeitpunkt in dem die Mutter
von der Schaubühne abtritt. Daß die Ohrwürmer ausſchließlich Pflanzenfreſſer ſeien, glaube ich
nicht, allerlei Anzeigen bringen mich auf die Vermuthung, daß ſie Fleiſchnahrung nicht verſchmähen
und auch in dieſer Beziehung den Grillen und andern hüpfenden Schrecken nahe ſtehen.
Noch eine dritte Art, der kleine Ohrwurm (Forficula minor) kommt ebenfalls in ganz Europa,
aber ſeltener vor, und wird ſeiner geringen Länge von 3 Linien wegen häufig überſehen. Der
Körper iſt kurz anliegend behaart, die Hinterleibsſpitze ſammt der Zange roth, die Farbe der
Beine noch bleicher; höchſtens vierzehn Glieder ſetzen die Fühler zuſammen. Daß dieſe Art lebhaft
im Sonnenſcheine umherfliegt, habe ich einſt beobachtet, hielt das Thierchen aber anfänglich für
einen kurzflügeligen Käfer. Marsham erzählt etwas Aehnliches. Er bemerkte eines Abends
Kerfe in einer Richtung über ſeinen Kopf wegfliegen, ſing einige und erkannte ſie als kleine
Ohrwürmer. Er gab in Folge deſſen mehrere Abende auf die Erſcheinung Acht und als er an
einem derſelben um ein Melonenbeet Jnſekten ſuchte, ſah er dieſe Oehrlinge ſich auf die Einfaſſung
niederſetzen, hurtig die Flügel fatten, nach der Seite hinlaufen und ſich in die lockere Erde des
Bodens eingraben. Dies bemerkte er an mehreren Septemberabenden. Wenn dieſer kleine Ohr-
wurm keine abweichenden Gewohnheiten hat, ſo bedeuten ſonach die abendlichen Flüge der größeren
Arten nicht den Anfang ihrer Lebendigkeit, ſondern das Ende derſelben und man dürfte ſie nicht
den nächtlichen Thieren beizählen, obſchon ſie bei Tage das Licht ſcheuen.
Eine Anzahl winziger Thierchen, welche hinſichtlich ihrer allgemeinen Körpertracht und der
Beweglichkeit des ſchlanken Hinterleibes den Oehrlingen nachahmen, durch den ſchief von oben nach
unten und hinten geſtellten Kopf aber den Schaben gleichen, der Eigenthümlichkeiten jedoch ſo
viele haben, daß ſie weder mit den einen, noch mit den andern verbunden werden können, vereinigte
Haliday unter dem Namen Thysanoptera (Franſenflügler) zu einer beſondern Ordnung. Die
deutſchen Entomologen der Neuzeit ſchließen ſie als Blaſenfüßer (Thripidae) den Geradflüglern
an, obſchon die Mundbildung eine weſentlich andere iſt und die winzigen Weſen als Bindeglied
zwiſchen dieſe und die folgende Ordnung treten läßt. Der Kopf erſcheint walzig, weil ſich der
Mund rüſſelartig verlängert; ſtatt der Kinnbacken hat er Borſten, verlängerte, der Oberlippe
angefügte Kinnladen, an denen zwei- oder dreigliederige Taſter ſitzen und zweigliederige Lippen-
taſter. Sie ſaugen mithin ihre Nahrung, welche in Pflanzenſäften beſteht. Zwiſchen den großen
Augen entſpringen auf dem Scheitel die höchſtens neungliederigen Fühler und dahinter laſſen ſich
auch Punktaugen entdecken, alles dies natürlich nur bei ſehr guter Vergrößerung; denn die meiſten
dieſer kleinen Weſen erreichen nicht die Länge einer Linie und übertreffen ſie nur in ſeltenen
Fällen. Der vorderſte Bruſtring iſt ſchmäler als die beiden folgenden, denen die lanzettförmigen,
außerordentlich ſchmalen und ſtark befranſten Flügelchen anſitzen. Sie alle vier bedürfen, weil
derb, kaum der Adern; öfter bunt gefleckt oder bandirt, liegen ſie flach auf dem Hinterleibe, ver-
kümmern auch mehr oder weniger oder fehlen gänzlich. Eine weitere Sonderbarkeit dieſer kleinen,
allerhand Blumen belebenden „Striche“ beſteht darin, daß die Füße nicht mit Klauen, ſondern
mit runden Haftſcheiben enden, welche nach Kirby’s Angabe ein ſehr läſtiges Kribbeln verurſachen,
wenn die Thierchen an ſchwülen Tagen ſich auf das Geſicht des Menſchen ſetzen. Jn England
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/530>, abgerufen am 24.11.2024.
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