anzündend, aber Alles war vergeblich. Die Gräben füllten sich mit den Leichnamen an, die Feuer erloschen. Nach einigen Tagen folgten neue Schaaren eben erst ausgekrochener Heuschrecken nach. Sie zernagten die kleinen Zweige und die Rinde der Bäume, von denen ihre Vorläufer die Früchte und Blätter gefressen hatten. So verlebten die Plagegeister ungefähr einen Monat, bis sie völlig erwachsen waren, wurden noch gefräßiger und beweglicher, doch zerstreuten sie sich nun und legten Eier.
Ein Bericht aus neuester Zeit bezieht sich auf die südafrikanische Wanderheuschrecke (Gryllus devastatorLichtenstein's), welcher um so interessanter erscheint, weil er Aufschluß gibt über die Lebensverhältnisse dieser in gewissen Zwischenräumen stets wiederkehrenden Landplage. Dr.Fritsch sagt: "die Eier der Wanderheuschrecken werden, etwa zu je 30 bis 60 an Zahl, eingehüllt in einen braunen, maschigen Ueberzug, von dem Weibchen in kleine runde Erdlöcher versenkt. Diese Röhrchen finden sich stets in großer Anzahl vereinigt an dem Abhange eines unbedeutenden Hügels oder auf einer sanften Bodenerhebung, wahrscheinlich um die Eier vor dem schädlichen Einflusse plötzlicher Regengüsse zu schützen, und geben dem Platze ein siebartiges Ansehen. Die Löcher werden wieder zugescharrt, verwehen auch, und der Boden schließt sich dicht über den länglichen Eiklumpen, welche so mehrere Jahre liegen können, ohne die Entwickelungs- fähigkeit zu verlieren. Sie liefern aber auch schon in der nächsten Regenzeit, also da das Land deren zwei hat, bereits nach einigen Monaten die Jungen, so daß die Gegend, welche sich kaum von den Zerstörungen dieser gefräßigen Jnsekten erholt hat, aufs Neue überfluthet wird. Die Feuchtigkeit scheint bei ihrer Entwickelung von wesentlicher Bedeutung zu sein; denn in einer Neihe von trocknen Jahren, in denen die frühe Regenzeit im August gar nicht, die Hauptregen- zeit im November und December nur schwach eintritt, hört man nichts von den Wanderhen- schrecken. Der Schafzüchter, welcher durch Wassermangel vielleicht den größten Theil seiner Heerden verloren hat, begrüßt alsdann das Wiedererscheinen der Heuschrecken mit einer gewissen Freude, als ein Zeichen besserer Zeiten, in denen die periodische Trockenheit vorüber ist, und opfert lieber den geflügelten Plünderern seinen kleinen, mühsam gepflegten Garten, wenn nur die Heerden gedeihen und die versiegten Quellen der Farm wieder hervorbrechen. Jm Jahre 1863 endigte eine mehrjährige Periode von Trockenheit in Südafrika, während welcher sich nirgends Heuschrecken gezeigt hatten. Von 1862 bis 1863 drohte der furchtbarste Wassermangel alles Leben zu ver- nichten, und weit und breit war kein Jnsekt auf dem tennenartigen Boden zu entdecken; trotzdem brachen am Ende des Jahres 1863, als die Regen in ungewöhnlicher Stärke einsetzten, die Heu- schrecken in so zahllosen Massen hervor, wie sie kaum je vorher beobachtet worden waren und bedeckten als Larven große Länderstrecken. Diese haben im Jugendzustande schwarze Zeichnungen auf braunrothem Grunde, erscheinen daher hunt und werden vom Bör "Rooi Batjes" d. h. Roth- röcke oder "Vötganger", Fußgänger genannt, weil sich bei ihnen schon in der Jugend der Wander- trieb unverkennbar ausspricht. Die erste Benennung enthält zugleich eine feine Anspielung auf die rothuniformirten englischen Soldaten, ein dem afrikanischen Bör besonders verhaßtes Geschlecht, und die Vergleichung wird um so treffender, als die jungen Heuschrecken sich ebenfalls zu Zügen ordnen und geschlossen über die Gegend marschiren. Jn ihnen günstigen Jahren sieht man ganze Armeen derselben auf dem Marsche, die meist eine bestimmte Richtung einhalten und dieselbe nicht gern aufgeben. Kommen die Thiere an stehendes Wasser, so pflegen sie hindurchzugehen, indem die Nachgänger ihren Weg über die Leichen der Vorgänger fortsetzen, fließendes Wasser dagegen scheuen sie. Am Abend machen die Reisenden Halt, lassen sich auf den Gesträuchen der Nachbar- schaft nieder und vertilgen alles Grün. Sieht der Farmer, daß die heranrückenden Schaaren eine Richtung verfolgen, welche seinem Garten gefährlich werden könnte, so sucht er dieselben von ihrem Laufe abzulenken, indem er zu Pferde von hinten her in dieselben hineinsprengt und dabei nach rechts und links ein großes Tuch schwenkt. Bei jedem Durchreiten dreht eine Anzahl der Feinde um, und jenes läßt sich so oft wiederholen, bis der ganze Schwarm abgelenkt ist. Reitet
anzündend, aber Alles war vergeblich. Die Gräben füllten ſich mit den Leichnamen an, die Feuer erloſchen. Nach einigen Tagen folgten neue Schaaren eben erſt ausgekrochener Heuſchrecken nach. Sie zernagten die kleinen Zweige und die Rinde der Bäume, von denen ihre Vorläufer die Früchte und Blätter gefreſſen hatten. So verlebten die Plagegeiſter ungefähr einen Monat, bis ſie völlig erwachſen waren, wurden noch gefräßiger und beweglicher, doch zerſtreuten ſie ſich nun und legten Eier.
Ein Bericht aus neueſter Zeit bezieht ſich auf die ſüdafrikaniſche Wanderheuſchrecke (Gryllus devastatorLichtenſtein’s), welcher um ſo intereſſanter erſcheint, weil er Aufſchluß gibt über die Lebensverhältniſſe dieſer in gewiſſen Zwiſchenräumen ſtets wiederkehrenden Landplage. Dr.Fritſch ſagt: „die Eier der Wanderheuſchrecken werden, etwa zu je 30 bis 60 an Zahl, eingehüllt in einen braunen, maſchigen Ueberzug, von dem Weibchen in kleine runde Erdlöcher verſenkt. Dieſe Röhrchen finden ſich ſtets in großer Anzahl vereinigt an dem Abhange eines unbedeutenden Hügels oder auf einer ſanften Bodenerhebung, wahrſcheinlich um die Eier vor dem ſchädlichen Einfluſſe plötzlicher Regengüſſe zu ſchützen, und geben dem Platze ein ſiebartiges Anſehen. Die Löcher werden wieder zugeſcharrt, verwehen auch, und der Boden ſchließt ſich dicht über den länglichen Eiklumpen, welche ſo mehrere Jahre liegen können, ohne die Entwickelungs- fähigkeit zu verlieren. Sie liefern aber auch ſchon in der nächſten Regenzeit, alſo da das Land deren zwei hat, bereits nach einigen Monaten die Jungen, ſo daß die Gegend, welche ſich kaum von den Zerſtörungen dieſer gefräßigen Jnſekten erholt hat, aufs Neue überfluthet wird. Die Feuchtigkeit ſcheint bei ihrer Entwickelung von weſentlicher Bedeutung zu ſein; denn in einer Neihe von trocknen Jahren, in denen die frühe Regenzeit im Auguſt gar nicht, die Hauptregen- zeit im November und December nur ſchwach eintritt, hört man nichts von den Wanderhen- ſchrecken. Der Schafzüchter, welcher durch Waſſermangel vielleicht den größten Theil ſeiner Heerden verloren hat, begrüßt alsdann das Wiedererſcheinen der Heuſchrecken mit einer gewiſſen Freude, als ein Zeichen beſſerer Zeiten, in denen die periodiſche Trockenheit vorüber iſt, und opfert lieber den geflügelten Plünderern ſeinen kleinen, mühſam gepflegten Garten, wenn nur die Heerden gedeihen und die verſiegten Quellen der Farm wieder hervorbrechen. Jm Jahre 1863 endigte eine mehrjährige Periode von Trockenheit in Südafrika, während welcher ſich nirgends Heuſchrecken gezeigt hatten. Von 1862 bis 1863 drohte der furchtbarſte Waſſermangel alles Leben zu ver- nichten, und weit und breit war kein Jnſekt auf dem tennenartigen Boden zu entdecken; trotzdem brachen am Ende des Jahres 1863, als die Regen in ungewöhnlicher Stärke einſetzten, die Heu- ſchrecken in ſo zahlloſen Maſſen hervor, wie ſie kaum je vorher beobachtet worden waren und bedeckten als Larven große Länderſtrecken. Dieſe haben im Jugendzuſtande ſchwarze Zeichnungen auf braunrothem Grunde, erſcheinen daher hunt und werden vom Bör „Rooi Batjes“ d. h. Roth- röcke oder „Vötganger“, Fußgänger genannt, weil ſich bei ihnen ſchon in der Jugend der Wander- trieb unverkennbar ausſpricht. Die erſte Benennung enthält zugleich eine feine Anſpielung auf die rothuniformirten engliſchen Soldaten, ein dem afrikaniſchen Bör beſonders verhaßtes Geſchlecht, und die Vergleichung wird um ſo treffender, als die jungen Heuſchrecken ſich ebenfalls zu Zügen ordnen und geſchloſſen über die Gegend marſchiren. Jn ihnen günſtigen Jahren ſieht man ganze Armeen derſelben auf dem Marſche, die meiſt eine beſtimmte Richtung einhalten und dieſelbe nicht gern aufgeben. Kommen die Thiere an ſtehendes Waſſer, ſo pflegen ſie hindurchzugehen, indem die Nachgänger ihren Weg über die Leichen der Vorgänger fortſetzen, fließendes Waſſer dagegen ſcheuen ſie. Am Abend machen die Reiſenden Halt, laſſen ſich auf den Geſträuchen der Nachbar- ſchaft nieder und vertilgen alles Grün. Sieht der Farmer, daß die heranrückenden Schaaren eine Richtung verfolgen, welche ſeinem Garten gefährlich werden könnte, ſo ſucht er dieſelben von ihrem Laufe abzulenken, indem er zu Pferde von hinten her in dieſelben hineinſprengt und dabei nach rechts und links ein großes Tuch ſchwenkt. Bei jedem Durchreiten dreht eine Anzahl der Feinde um, und jenes läßt ſich ſo oft wiederholen, bis der ganze Schwarm abgelenkt iſt. Reitet
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[481/0511]
Henſchreckenverwüſtungen.
anzündend, aber Alles war vergeblich. Die Gräben füllten ſich mit den Leichnamen an, die
Feuer erloſchen. Nach einigen Tagen folgten neue Schaaren eben erſt ausgekrochener Heuſchrecken
nach. Sie zernagten die kleinen Zweige und die Rinde der Bäume, von denen ihre Vorläufer
die Früchte und Blätter gefreſſen hatten. So verlebten die Plagegeiſter ungefähr einen Monat,
bis ſie völlig erwachſen waren, wurden noch gefräßiger und beweglicher, doch zerſtreuten ſie ſich
nun und legten Eier.
Ein Bericht aus neueſter Zeit bezieht ſich auf die ſüdafrikaniſche Wanderheuſchrecke
(Gryllus devastator Lichtenſtein’s), welcher um ſo intereſſanter erſcheint, weil er Aufſchluß gibt über
die Lebensverhältniſſe dieſer in gewiſſen Zwiſchenräumen ſtets wiederkehrenden Landplage. Dr. Fritſch
ſagt: „die Eier der Wanderheuſchrecken werden, etwa zu je 30 bis 60 an Zahl, eingehüllt in
einen braunen, maſchigen Ueberzug, von dem Weibchen in kleine runde Erdlöcher verſenkt. Dieſe
Röhrchen finden ſich ſtets in großer Anzahl vereinigt an dem Abhange eines unbedeutenden
Hügels oder auf einer ſanften Bodenerhebung, wahrſcheinlich um die Eier vor dem ſchädlichen
Einfluſſe plötzlicher Regengüſſe zu ſchützen, und geben dem Platze ein ſiebartiges Anſehen. Die
Löcher werden wieder zugeſcharrt, verwehen auch, und der Boden ſchließt ſich dicht über den
länglichen Eiklumpen, welche ſo mehrere Jahre liegen können, ohne die Entwickelungs-
fähigkeit zu verlieren. Sie liefern aber auch ſchon in der nächſten Regenzeit, alſo da das
Land deren zwei hat, bereits nach einigen Monaten die Jungen, ſo daß die Gegend, welche ſich
kaum von den Zerſtörungen dieſer gefräßigen Jnſekten erholt hat, aufs Neue überfluthet wird.
Die Feuchtigkeit ſcheint bei ihrer Entwickelung von weſentlicher Bedeutung zu ſein; denn in einer
Neihe von trocknen Jahren, in denen die frühe Regenzeit im Auguſt gar nicht, die Hauptregen-
zeit im November und December nur ſchwach eintritt, hört man nichts von den Wanderhen-
ſchrecken. Der Schafzüchter, welcher durch Waſſermangel vielleicht den größten Theil ſeiner
Heerden verloren hat, begrüßt alsdann das Wiedererſcheinen der Heuſchrecken mit einer gewiſſen
Freude, als ein Zeichen beſſerer Zeiten, in denen die periodiſche Trockenheit vorüber iſt, und opfert
lieber den geflügelten Plünderern ſeinen kleinen, mühſam gepflegten Garten, wenn nur die Heerden
gedeihen und die verſiegten Quellen der Farm wieder hervorbrechen. Jm Jahre 1863 endigte
eine mehrjährige Periode von Trockenheit in Südafrika, während welcher ſich nirgends Heuſchrecken
gezeigt hatten. Von 1862 bis 1863 drohte der furchtbarſte Waſſermangel alles Leben zu ver-
nichten, und weit und breit war kein Jnſekt auf dem tennenartigen Boden zu entdecken; trotzdem
brachen am Ende des Jahres 1863, als die Regen in ungewöhnlicher Stärke einſetzten, die Heu-
ſchrecken in ſo zahlloſen Maſſen hervor, wie ſie kaum je vorher beobachtet worden waren und
bedeckten als Larven große Länderſtrecken. Dieſe haben im Jugendzuſtande ſchwarze Zeichnungen
auf braunrothem Grunde, erſcheinen daher hunt und werden vom Bör „Rooi Batjes“ d. h. Roth-
röcke oder „Vötganger“, Fußgänger genannt, weil ſich bei ihnen ſchon in der Jugend der Wander-
trieb unverkennbar ausſpricht. Die erſte Benennung enthält zugleich eine feine Anſpielung auf
die rothuniformirten engliſchen Soldaten, ein dem afrikaniſchen Bör beſonders verhaßtes Geſchlecht,
und die Vergleichung wird um ſo treffender, als die jungen Heuſchrecken ſich ebenfalls zu Zügen
ordnen und geſchloſſen über die Gegend marſchiren. Jn ihnen günſtigen Jahren ſieht man ganze
Armeen derſelben auf dem Marſche, die meiſt eine beſtimmte Richtung einhalten und dieſelbe
nicht gern aufgeben. Kommen die Thiere an ſtehendes Waſſer, ſo pflegen ſie hindurchzugehen, indem
die Nachgänger ihren Weg über die Leichen der Vorgänger fortſetzen, fließendes Waſſer dagegen
ſcheuen ſie. Am Abend machen die Reiſenden Halt, laſſen ſich auf den Geſträuchen der Nachbar-
ſchaft nieder und vertilgen alles Grün. Sieht der Farmer, daß die heranrückenden Schaaren
eine Richtung verfolgen, welche ſeinem Garten gefährlich werden könnte, ſo ſucht er dieſelben von
ihrem Laufe abzulenken, indem er zu Pferde von hinten her in dieſelben hineinſprengt und dabei
nach rechts und links ein großes Tuch ſchwenkt. Bei jedem Durchreiten dreht eine Anzahl der
Feinde um, und jenes läßt ſich ſo oft wiederholen, bis der ganze Schwarm abgelenkt iſt. Reitet
Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 31
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/511>, abgerufen am 23.11.2024.
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