Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geradflügler. Termiten.
Eingang zu den Wegen, die abschüssig nach dem Bau verlaufen. Diese Wege münden in die
durch Thonpseiler gestützten Räume im Grunde jenes. Die Pfeiler tragen eine Anzahl Bogen-
baue, die Zellen, die königlichen Wohnungen und die übrigen inneren Räume. Die Umgebung
der Hügel besteht in einem Thonwalle von 6 Zoll bis 11/2 Fuß Stärke und enthält Zellen, Höhlungen
und Wege, die sich verbinden, oder von der Basis bis zur Spitze laufen und die Verbindung mit
dem inneren Dom vermitteln. Unten in der Basis, ein bis zwei Fuß über der Bodenfläche, im
Centrum des Hügels liegt die königliche Kammer, umgeben von anderen Gemächern mit Eiern,
Jungen verschiedener Größe, je nach der Entwickelungsstufe. Smeathman gibt eine tiefere Lage
der königlichen Zelle an. Wie es scheint, liegt sie je nach der Beschaffenheit der Oertlichkeiten
etwas höher oder tiefer, aber immer hoch genug, um vor dem Wasserstande nach heftigen Regen-
güssen geschützt zu sein. Unmittelbar über der Königskammer, quer durch den Hügel hindurch
und rings herum bis 2/3 seiner Höhe liegen die "Wochenstuben". Eine gelbe, trockne, körnige
und scheibenförmige Substanz ist in einen feuchten Thon, so daß er mit den Händen geballt werden
kann, eingeschlossen. Jn dieser Masse finden sich viele enge, gekrümmte Wege oder Zellen, welche
Eier und Brut verschiedenen Alters enthalten. Die Oberfläche derselben zeigt im frischen Zustande
viele kleine, kugelige Pilze. Unmittelbar über und nach innen von den Wochenstuben aus, liegen
bis zur Höhe von etwa einem Fuß die "Magazine", wie Smeathman diese Räume nennt.
Sie bestehen aus einem Zellenwerk von weichem Thone, gefüllt mit einer dunkelbraunen, körnigen
Masse, die pflanzlicher Natur zu sein scheint und für Futter gehalten wird, welches die Thiere
zubereiteten. Viele andere Beobachter fanden niemals Vorräthe, welche Widersprüche in den
andern Lebensverhällnissen verschiedener Arten ihre Erklärung sinden dürften. Zwischen der könig-
lichen Zelle und den Wochenstuben befindet sich Smeathman's "erstes Stockwerk", unmittelbar
über dem Magazin das "zweite", dann kommt der "Dom", eine weite Höhle im oberen Theile
des Baues, welche durch zahlreiche Gänge und Röhren mit den verschiedenen Theilen des Nestes
in Verbindung steht und nach Savage's Meinung den Durchzug der erwärmten Luft regeln soll.

Das übermäßige Anschwellen des weiblichen Hinterleibes spricht dafür, daß nach der
Befruchtung erst einige Zeit vergeht, bis die Eier gelegt werden, ist aber einmal damit begonnen,
so dauert es auch ohne Anstrengung in rhythmischen Bewegungen fort und es ist kaum anzunehmen,
daß eine Unterbrechung eintrete, zumal die peristaltischen Bewegungen dem Willen des Thieres
nicht unterworfen sind. Smeathman hat nach wiederholten Beobachtungen in der Minnte
60 Eier ablegen sehen, spricht von vier Jahren, während welcher eine Königin thätig sein könne
und hiernach berechne sich jeder selbst die enorme Anzahl der zum Vorschein kommenden Eier. --
Der Geschäfte der Arbeiter ward bereits gedacht; ob die Soldaten sich bei Herrichtung des Futters
für Königin und junge Brut betheiligen, ist wohl noch nicht festgestellt worden, obwohl es manche
annehmen. Gewiß ist, daß sie, wie auch ihre Benennung andeuten soll, eine Art von Schutzwache
für die übrigen vollständig wehrlosen Genossen bilden. Wird ein Bau irgendwo geöffnet, so ver-
schwinden die Arbeiter und alsbald recken rings um den Rand Soldaten drohend ihre Köpfe empor,
beißen wild um sich und lassen einen zischenden Ton vernehmen, welcher durch das Aufschlagen
ihrer kräftigen Kinnbacken erzeugt werden soll. Nach einiger Zeit wagen sich die Arbeiter unter
dem Schutze jener hervor um die Bresche wieder zu schließen. Am obern Rande beginnend, kleben
sie Krümchen an Krümchen, welche sie mit dem Maule herbeitragen und mit dessen Speichel mischen.

Die neuesten Nachrichten von kuppelförmigen Hügelbauten, die sich über den größten Theil
der Cap-Kolonie, über die Freistaaten des obern Natal und einen Strich Landes nördlich vom
Orange-Flusse ausbreiten, gibt der oben erwähnte Dr. Fritsch. Derselbe läßt es unentschieden,
ob sie von Termes capensis Degner's oder T. angustatus Rambur's oder von beiden herrühren.
Sie werden von den dortigen Bauern "Rysmieren" genannt und vom Berichterstatter als wahre
Steppenbewohner bezeichnet, welche sich weit und breit über eine Gegend zerstreuen, in der
nicht so viel Holz aufzufinden ist, um ein Kesselchen Wassers damit zum Kochen bringen zu

Die Geradflügler. Termiten.
Eingang zu den Wegen, die abſchüſſig nach dem Bau verlaufen. Dieſe Wege münden in die
durch Thonpſeiler geſtützten Räume im Grunde jenes. Die Pfeiler tragen eine Anzahl Bogen-
baue, die Zellen, die königlichen Wohnungen und die übrigen inneren Räume. Die Umgebung
der Hügel beſteht in einem Thonwalle von 6 Zoll bis 1½ Fuß Stärke und enthält Zellen, Höhlungen
und Wege, die ſich verbinden, oder von der Baſis bis zur Spitze laufen und die Verbindung mit
dem inneren Dom vermitteln. Unten in der Baſis, ein bis zwei Fuß über der Bodenfläche, im
Centrum des Hügels liegt die königliche Kammer, umgeben von anderen Gemächern mit Eiern,
Jungen verſchiedener Größe, je nach der Entwickelungsſtufe. Smeathman gibt eine tiefere Lage
der königlichen Zelle an. Wie es ſcheint, liegt ſie je nach der Beſchaffenheit der Oertlichkeiten
etwas höher oder tiefer, aber immer hoch genug, um vor dem Waſſerſtande nach heftigen Regen-
güſſen geſchützt zu ſein. Unmittelbar über der Königskammer, quer durch den Hügel hindurch
und rings herum bis ⅔ ſeiner Höhe liegen die „Wochenſtuben“. Eine gelbe, trockne, körnige
und ſcheibenförmige Subſtanz iſt in einen feuchten Thon, ſo daß er mit den Händen geballt werden
kann, eingeſchloſſen. Jn dieſer Maſſe finden ſich viele enge, gekrümmte Wege oder Zellen, welche
Eier und Brut verſchiedenen Alters enthalten. Die Oberfläche derſelben zeigt im friſchen Zuſtande
viele kleine, kugelige Pilze. Unmittelbar über und nach innen von den Wochenſtuben aus, liegen
bis zur Höhe von etwa einem Fuß die „Magazine“, wie Smeathman dieſe Räume nennt.
Sie beſtehen aus einem Zellenwerk von weichem Thone, gefüllt mit einer dunkelbraunen, körnigen
Maſſe, die pflanzlicher Natur zu ſein ſcheint und für Futter gehalten wird, welches die Thiere
zubereiteten. Viele andere Beobachter fanden niemals Vorräthe, welche Widerſprüche in den
andern Lebensverhällniſſen verſchiedener Arten ihre Erklärung ſinden dürften. Zwiſchen der könig-
lichen Zelle und den Wochenſtuben befindet ſich Smeathman’s „erſtes Stockwerk“, unmittelbar
über dem Magazin das „zweite“, dann kommt der „Dom“, eine weite Höhle im oberen Theile
des Baues, welche durch zahlreiche Gänge und Röhren mit den verſchiedenen Theilen des Neſtes
in Verbindung ſteht und nach Savage’s Meinung den Durchzug der erwärmten Luft regeln ſoll.

Das übermäßige Anſchwellen des weiblichen Hinterleibes ſpricht dafür, daß nach der
Befruchtung erſt einige Zeit vergeht, bis die Eier gelegt werden, iſt aber einmal damit begonnen,
ſo dauert es auch ohne Anſtrengung in rhythmiſchen Bewegungen fort und es iſt kaum anzunehmen,
daß eine Unterbrechung eintrete, zumal die periſtaltiſchen Bewegungen dem Willen des Thieres
nicht unterworfen ſind. Smeathman hat nach wiederholten Beobachtungen in der Minnte
60 Eier ablegen ſehen, ſpricht von vier Jahren, während welcher eine Königin thätig ſein könne
und hiernach berechne ſich jeder ſelbſt die enorme Anzahl der zum Vorſchein kommenden Eier. —
Der Geſchäfte der Arbeiter ward bereits gedacht; ob die Soldaten ſich bei Herrichtung des Futters
für Königin und junge Brut betheiligen, iſt wohl noch nicht feſtgeſtellt worden, obwohl es manche
annehmen. Gewiß iſt, daß ſie, wie auch ihre Benennung andeuten ſoll, eine Art von Schutzwache
für die übrigen vollſtändig wehrloſen Genoſſen bilden. Wird ein Bau irgendwo geöffnet, ſo ver-
ſchwinden die Arbeiter und alsbald recken rings um den Rand Soldaten drohend ihre Köpfe empor,
beißen wild um ſich und laſſen einen ziſchenden Ton vernehmen, welcher durch das Aufſchlagen
ihrer kräftigen Kinnbacken erzeugt werden ſoll. Nach einiger Zeit wagen ſich die Arbeiter unter
dem Schutze jener hervor um die Breſche wieder zu ſchließen. Am obern Rande beginnend, kleben
ſie Krümchen an Krümchen, welche ſie mit dem Maule herbeitragen und mit deſſen Speichel miſchen.

Die neueſten Nachrichten von kuppelförmigen Hügelbauten, die ſich über den größten Theil
der Cap-Kolonie, über die Freiſtaaten des obern Natal und einen Strich Landes nördlich vom
Orange-Fluſſe ausbreiten, gibt der oben erwähnte Dr. Fritſch. Derſelbe läßt es unentſchieden,
ob ſie von Termes capensis Degner’s oder T. angustatus Rambur’s oder von beiden herrühren.
Sie werden von den dortigen Bauern „Rysmieren“ genannt und vom Berichterſtatter als wahre
Steppenbewohner bezeichnet, welche ſich weit und breit über eine Gegend zerſtreuen, in der
nicht ſo viel Holz aufzufinden iſt, um ein Keſſelchen Waſſers damit zum Kochen bringen zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0488" n="458"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Geradflügler. Termiten.</hi></fw><lb/>
Eingang zu den Wegen, die ab&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;ig nach dem Bau verlaufen. Die&#x017F;e Wege münden in die<lb/>
durch Thonp&#x017F;eiler ge&#x017F;tützten Räume im Grunde jenes. Die Pfeiler tragen eine Anzahl Bogen-<lb/>
baue, die Zellen, die königlichen Wohnungen und die übrigen inneren Räume. Die Umgebung<lb/>
der Hügel be&#x017F;teht in einem Thonwalle von 6 Zoll bis 1½ Fuß Stärke und enthält Zellen, Höhlungen<lb/>
und Wege, die &#x017F;ich verbinden, oder von der Ba&#x017F;is bis zur Spitze laufen und die Verbindung mit<lb/>
dem inneren Dom vermitteln. Unten in der Ba&#x017F;is, ein bis zwei Fuß über der Bodenfläche, im<lb/>
Centrum des Hügels liegt die königliche Kammer, umgeben von anderen Gemächern mit Eiern,<lb/>
Jungen ver&#x017F;chiedener Größe, je nach der Entwickelungs&#x017F;tufe. <hi rendition="#g">Smeathman</hi> gibt eine tiefere Lage<lb/>
der königlichen Zelle an. Wie es &#x017F;cheint, liegt &#x017F;ie je nach der Be&#x017F;chaffenheit der Oertlichkeiten<lb/>
etwas höher oder tiefer, aber immer hoch genug, um vor dem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tande nach heftigen Regen-<lb/>&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chützt zu &#x017F;ein. Unmittelbar über der Königskammer, quer durch den Hügel hindurch<lb/>
und rings herum bis &#x2154; &#x017F;einer Höhe liegen die &#x201E;Wochen&#x017F;tuben&#x201C;. Eine gelbe, trockne, körnige<lb/>
und &#x017F;cheibenförmige Sub&#x017F;tanz i&#x017F;t in einen feuchten Thon, &#x017F;o daß er mit den Händen geballt werden<lb/>
kann, einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Jn die&#x017F;er Ma&#x017F;&#x017F;e finden &#x017F;ich viele enge, gekrümmte Wege oder Zellen, welche<lb/>
Eier und Brut ver&#x017F;chiedenen Alters enthalten. Die Oberfläche der&#x017F;elben zeigt im fri&#x017F;chen Zu&#x017F;tande<lb/>
viele kleine, kugelige Pilze. Unmittelbar über und nach innen von den Wochen&#x017F;tuben aus, liegen<lb/>
bis zur Höhe von etwa einem Fuß die &#x201E;Magazine&#x201C;, wie <hi rendition="#g">Smeathman</hi> die&#x017F;e Räume nennt.<lb/>
Sie be&#x017F;tehen aus einem Zellenwerk von weichem Thone, gefüllt mit einer dunkelbraunen, körnigen<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e, die pflanzlicher Natur zu &#x017F;ein &#x017F;cheint und für Futter gehalten wird, welches die Thiere<lb/>
zubereiteten. Viele andere Beobachter fanden niemals Vorräthe, welche Wider&#x017F;prüche in den<lb/>
andern Lebensverhällni&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;chiedener Arten ihre Erklärung &#x017F;inden dürften. Zwi&#x017F;chen der könig-<lb/>
lichen Zelle und den Wochen&#x017F;tuben befindet &#x017F;ich <hi rendition="#g">Smeathman&#x2019;s</hi> &#x201E;er&#x017F;tes Stockwerk&#x201C;, unmittelbar<lb/>
über dem Magazin das &#x201E;zweite&#x201C;, dann kommt der &#x201E;Dom&#x201C;, eine weite Höhle im oberen Theile<lb/>
des Baues, welche durch zahlreiche Gänge und Röhren mit den ver&#x017F;chiedenen Theilen des Ne&#x017F;tes<lb/>
in Verbindung &#x017F;teht und nach <hi rendition="#g">Savage&#x2019;s</hi> Meinung den Durchzug der erwärmten Luft regeln &#x017F;oll.</p><lb/>
              <p>Das übermäßige An&#x017F;chwellen des weiblichen Hinterleibes &#x017F;pricht dafür, daß nach der<lb/>
Befruchtung er&#x017F;t einige Zeit vergeht, bis die Eier gelegt werden, i&#x017F;t aber einmal damit begonnen,<lb/>
&#x017F;o dauert es auch ohne An&#x017F;trengung in rhythmi&#x017F;chen Bewegungen fort und es i&#x017F;t kaum anzunehmen,<lb/>
daß eine Unterbrechung eintrete, zumal die peri&#x017F;talti&#x017F;chen Bewegungen dem Willen des Thieres<lb/>
nicht unterworfen &#x017F;ind. <hi rendition="#g">Smeathman</hi> hat nach wiederholten Beobachtungen in der Minnte<lb/>
60 Eier ablegen &#x017F;ehen, &#x017F;pricht von vier Jahren, während welcher eine Königin thätig &#x017F;ein könne<lb/>
und hiernach berechne &#x017F;ich jeder &#x017F;elb&#x017F;t die enorme Anzahl der zum Vor&#x017F;chein kommenden Eier. &#x2014;<lb/>
Der Ge&#x017F;chäfte der Arbeiter ward bereits gedacht; ob die Soldaten &#x017F;ich bei Herrichtung des Futters<lb/>
für Königin und junge Brut betheiligen, i&#x017F;t wohl noch nicht fe&#x017F;tge&#x017F;tellt worden, obwohl es manche<lb/>
annehmen. Gewiß i&#x017F;t, daß &#x017F;ie, wie auch ihre Benennung andeuten &#x017F;oll, eine Art von Schutzwache<lb/>
für die übrigen voll&#x017F;tändig wehrlo&#x017F;en Geno&#x017F;&#x017F;en bilden. Wird ein Bau irgendwo geöffnet, &#x017F;o ver-<lb/>
&#x017F;chwinden die Arbeiter und alsbald recken rings um den Rand Soldaten drohend ihre Köpfe empor,<lb/>
beißen wild um &#x017F;ich und la&#x017F;&#x017F;en einen zi&#x017F;chenden Ton vernehmen, welcher durch das Auf&#x017F;chlagen<lb/>
ihrer kräftigen Kinnbacken erzeugt werden &#x017F;oll. Nach einiger Zeit wagen &#x017F;ich die Arbeiter unter<lb/>
dem Schutze jener hervor um die Bre&#x017F;che wieder zu &#x017F;chließen. Am obern Rande beginnend, kleben<lb/>
&#x017F;ie Krümchen an Krümchen, welche &#x017F;ie mit dem Maule herbeitragen und mit de&#x017F;&#x017F;en Speichel mi&#x017F;chen.</p><lb/>
              <p>Die neue&#x017F;ten Nachrichten von kuppelförmigen Hügelbauten, die &#x017F;ich über den größten Theil<lb/>
der Cap-Kolonie, über die Frei&#x017F;taaten des obern Natal und einen Strich Landes nördlich vom<lb/>
Orange-Flu&#x017F;&#x017F;e ausbreiten, gibt der oben erwähnte <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Frit&#x017F;ch.</hi> Der&#x017F;elbe läßt es unent&#x017F;chieden,<lb/>
ob &#x017F;ie von <hi rendition="#aq">Termes capensis</hi> <hi rendition="#g">Degner&#x2019;s</hi> oder <hi rendition="#aq">T. angustatus</hi> <hi rendition="#g">Rambur&#x2019;s</hi> oder von beiden herrühren.<lb/>
Sie werden von den dortigen Bauern &#x201E;Rysmieren&#x201C; genannt und vom Berichter&#x017F;tatter als wahre<lb/>
Steppenbewohner bezeichnet, welche &#x017F;ich weit und breit über eine Gegend zer&#x017F;treuen, in der<lb/>
nicht &#x017F;o viel Holz aufzufinden i&#x017F;t, um ein Ke&#x017F;&#x017F;elchen Wa&#x017F;&#x017F;ers damit zum Kochen bringen zu<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0488] Die Geradflügler. Termiten. Eingang zu den Wegen, die abſchüſſig nach dem Bau verlaufen. Dieſe Wege münden in die durch Thonpſeiler geſtützten Räume im Grunde jenes. Die Pfeiler tragen eine Anzahl Bogen- baue, die Zellen, die königlichen Wohnungen und die übrigen inneren Räume. Die Umgebung der Hügel beſteht in einem Thonwalle von 6 Zoll bis 1½ Fuß Stärke und enthält Zellen, Höhlungen und Wege, die ſich verbinden, oder von der Baſis bis zur Spitze laufen und die Verbindung mit dem inneren Dom vermitteln. Unten in der Baſis, ein bis zwei Fuß über der Bodenfläche, im Centrum des Hügels liegt die königliche Kammer, umgeben von anderen Gemächern mit Eiern, Jungen verſchiedener Größe, je nach der Entwickelungsſtufe. Smeathman gibt eine tiefere Lage der königlichen Zelle an. Wie es ſcheint, liegt ſie je nach der Beſchaffenheit der Oertlichkeiten etwas höher oder tiefer, aber immer hoch genug, um vor dem Waſſerſtande nach heftigen Regen- güſſen geſchützt zu ſein. Unmittelbar über der Königskammer, quer durch den Hügel hindurch und rings herum bis ⅔ ſeiner Höhe liegen die „Wochenſtuben“. Eine gelbe, trockne, körnige und ſcheibenförmige Subſtanz iſt in einen feuchten Thon, ſo daß er mit den Händen geballt werden kann, eingeſchloſſen. Jn dieſer Maſſe finden ſich viele enge, gekrümmte Wege oder Zellen, welche Eier und Brut verſchiedenen Alters enthalten. Die Oberfläche derſelben zeigt im friſchen Zuſtande viele kleine, kugelige Pilze. Unmittelbar über und nach innen von den Wochenſtuben aus, liegen bis zur Höhe von etwa einem Fuß die „Magazine“, wie Smeathman dieſe Räume nennt. Sie beſtehen aus einem Zellenwerk von weichem Thone, gefüllt mit einer dunkelbraunen, körnigen Maſſe, die pflanzlicher Natur zu ſein ſcheint und für Futter gehalten wird, welches die Thiere zubereiteten. Viele andere Beobachter fanden niemals Vorräthe, welche Widerſprüche in den andern Lebensverhällniſſen verſchiedener Arten ihre Erklärung ſinden dürften. Zwiſchen der könig- lichen Zelle und den Wochenſtuben befindet ſich Smeathman’s „erſtes Stockwerk“, unmittelbar über dem Magazin das „zweite“, dann kommt der „Dom“, eine weite Höhle im oberen Theile des Baues, welche durch zahlreiche Gänge und Röhren mit den verſchiedenen Theilen des Neſtes in Verbindung ſteht und nach Savage’s Meinung den Durchzug der erwärmten Luft regeln ſoll. Das übermäßige Anſchwellen des weiblichen Hinterleibes ſpricht dafür, daß nach der Befruchtung erſt einige Zeit vergeht, bis die Eier gelegt werden, iſt aber einmal damit begonnen, ſo dauert es auch ohne Anſtrengung in rhythmiſchen Bewegungen fort und es iſt kaum anzunehmen, daß eine Unterbrechung eintrete, zumal die periſtaltiſchen Bewegungen dem Willen des Thieres nicht unterworfen ſind. Smeathman hat nach wiederholten Beobachtungen in der Minnte 60 Eier ablegen ſehen, ſpricht von vier Jahren, während welcher eine Königin thätig ſein könne und hiernach berechne ſich jeder ſelbſt die enorme Anzahl der zum Vorſchein kommenden Eier. — Der Geſchäfte der Arbeiter ward bereits gedacht; ob die Soldaten ſich bei Herrichtung des Futters für Königin und junge Brut betheiligen, iſt wohl noch nicht feſtgeſtellt worden, obwohl es manche annehmen. Gewiß iſt, daß ſie, wie auch ihre Benennung andeuten ſoll, eine Art von Schutzwache für die übrigen vollſtändig wehrloſen Genoſſen bilden. Wird ein Bau irgendwo geöffnet, ſo ver- ſchwinden die Arbeiter und alsbald recken rings um den Rand Soldaten drohend ihre Köpfe empor, beißen wild um ſich und laſſen einen ziſchenden Ton vernehmen, welcher durch das Aufſchlagen ihrer kräftigen Kinnbacken erzeugt werden ſoll. Nach einiger Zeit wagen ſich die Arbeiter unter dem Schutze jener hervor um die Breſche wieder zu ſchließen. Am obern Rande beginnend, kleben ſie Krümchen an Krümchen, welche ſie mit dem Maule herbeitragen und mit deſſen Speichel miſchen. Die neueſten Nachrichten von kuppelförmigen Hügelbauten, die ſich über den größten Theil der Cap-Kolonie, über die Freiſtaaten des obern Natal und einen Strich Landes nördlich vom Orange-Fluſſe ausbreiten, gibt der oben erwähnte Dr. Fritſch. Derſelbe läßt es unentſchieden, ob ſie von Termes capensis Degner’s oder T. angustatus Rambur’s oder von beiden herrühren. Sie werden von den dortigen Bauern „Rysmieren“ genannt und vom Berichterſtatter als wahre Steppenbewohner bezeichnet, welche ſich weit und breit über eine Gegend zerſtreuen, in der nicht ſo viel Holz aufzufinden iſt, um ein Keſſelchen Waſſers damit zum Kochen bringen zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/488
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/488>, abgerufen am 23.11.2024.