gezähnten Plättchen versehen ist; sie geht eben so wohl vor- wie rückwärts. Diese Art findet sich übrigens auch einzeln in der Provinz Sachsen (Stolzenhayn). -- Jn wärmeren Erdgegenden gibt es Ameisenjungfern, welche die inländischen fast um das Doppelte an Größe übertreffen.
Als nahe Verwandte leben im Süden von Europa die Schmetterlingshafte (Ascalaphus), welche sich jedoch durch die körperlangen oder noch längeren borstigen, in einen breitgedrückten Knopf endenden Fühler, durch getheilte Netzaugen und die dicht- und langbehaarte Stirn nebst Scheitel von den Ameisenjungfern unterscheiden. Je zwei kräftige Klauen und Endsporen der Schienen charakterisiren die kurzen Beine. Weil die Flügel, deren hinterste nahezu dreieckig sind, nur gefärbt vorkommen und die Fühler denselben Werkzengen mancher Tagfalter ähneln, hat man den hübschen Thieren obigen deutschen Namen beigelegt. Die Männchen haben am Hinterleibe Haftzaugen, mit welchen sie bei hohem, raschen Fluge die Weibchen erfassen; gepaart lassen sie sich dann auf eine Pflanze nieder. Jm Wesen gleichen ihre Larven den Ameisenlöwen. Der Kopf ist fast quadratisch, an den Hinterecken stark rundlich aufgetrieben und mit je sechs Augen versehen, welche einer Erhöhung an jeder Seite hinter den Saugzangen aufsitzen. Die Leibesspitze steht in fast walziger Form vor und die Seiten des Leibes tragen mit Ausschluß des Prothorax auf gestielten Warzen schuppenartige Borsten. Die Thiere leben zwischen Gras und anderen Pflanzen von allerlei Jnsekten und spinnen gleichfalls im Juni eine weiche Coconkugel für die Puppe. Am weitesten nördlich (bis Mödling, Baden etc. im Oestreichischen) kommt das bunte Schmetterlingshaft (A. maca- ronius) vor. Es mißt 9 Linien in der Länge und 20 Linien Flügelspannung, ist schwarz, über- dies schwarz behaart, nur im Gesicht goldgelb; die am Grunde breitgelben Vorderflügel zieren zwei große branne Flecke auf dem angeräucherten Saum- felde, die schwarzbraunen Hinterflügel eine Mittelbinde und ein runder Spitzenfleck von lebhaft gelber Färbung.
Die Florfliegen, Blattlausfliegen, Gold- augen (Chrysopa) sind kleinere Netzflügler von der Gestalt der vorigen, welche sich durch die borstigen, an der Spitze nie geknopften Fühler und im Larvenstande durch die ungezähnten Saugzangen wesentlich von den Ameisenlöwen unterscheiden. Wer sollte es nicht kennen, jenes goldäugige Thierchen mit den zarten, in Regenbogenfarben spielenden Flügeln, welches so gern in Gartenstuben sein Winterquartier aufschlägt? Mit dach- artig den schlanken, lichtgrünen Leib überschleiernden Flügeln wartet es hier oder an andern geschützten Orten das Frühjahr ab, um dann in seiner wahren Heimat, dem Garten oder auf den Gebüschen im Walde dem Brutgeschäfte nachzugehen. Von da ab läßt es sich den ganzen Sommer hindurch bis spät in den Herbst hinein sehen und jetzt fällt es bei der Armuth an andern Kerfen ganz besonders auf Eichengebüsch durch seine Menge in die Augen. Jm warmen Jahre 1865 traf ich am siebenten November eins an, welches soeben erst seine Puppenhülse abgestreift hatte. Dem geübten Blicke kann indessen nicht entgehen, daß sich die vielen Goldaugen weder an Größe noch Färbung einander vollkommen gleichen und als mehrere
[Abbildung]
Die gemeine Florfliege(Chrysopa vulgaris). a Fliege. b Larve. c, d Puppe, Unter- und Seiten- ansicht. e Das noch geschlossene Gespinnst. f Das- selbe zwischen Kiefernnadeln und geöffnet. g Gestielte Eier. h Ein einzelnes Ei. (Figur b, c, d, h mehr oder weniger vergrößert.)
Arten unterschieden werden müssen. Die hier abgebildete gemeine Florfliege (C. vulgaris), von Linne mit Beimischung anderer Arten Hemerobius perla genannt, zeichnet sich durch glashelle
Buntes Schmetterlingshaft. Gemeine Florfliege.
gezähnten Plättchen verſehen iſt; ſie geht eben ſo wohl vor- wie rückwärts. Dieſe Art findet ſich übrigens auch einzeln in der Provinz Sachſen (Stolzenhayn). — Jn wärmeren Erdgegenden gibt es Ameiſenjungfern, welche die inländiſchen faſt um das Doppelte an Größe übertreffen.
Als nahe Verwandte leben im Süden von Europa die Schmetterlingshafte (Ascalaphus), welche ſich jedoch durch die körperlangen oder noch längeren borſtigen, in einen breitgedrückten Knopf endenden Fühler, durch getheilte Netzaugen und die dicht- und langbehaarte Stirn nebſt Scheitel von den Ameiſenjungfern unterſcheiden. Je zwei kräftige Klauen und Endſporen der Schienen charakteriſiren die kurzen Beine. Weil die Flügel, deren hinterſte nahezu dreieckig ſind, nur gefärbt vorkommen und die Fühler denſelben Werkzengen mancher Tagfalter ähneln, hat man den hübſchen Thieren obigen deutſchen Namen beigelegt. Die Männchen haben am Hinterleibe Haftzaugen, mit welchen ſie bei hohem, raſchen Fluge die Weibchen erfaſſen; gepaart laſſen ſie ſich dann auf eine Pflanze nieder. Jm Weſen gleichen ihre Larven den Ameiſenlöwen. Der Kopf iſt faſt quadratiſch, an den Hinterecken ſtark rundlich aufgetrieben und mit je ſechs Augen verſehen, welche einer Erhöhung an jeder Seite hinter den Saugzangen aufſitzen. Die Leibesſpitze ſteht in faſt walziger Form vor und die Seiten des Leibes tragen mit Ausſchluß des Prothorax auf geſtielten Warzen ſchuppenartige Borſten. Die Thiere leben zwiſchen Gras und anderen Pflanzen von allerlei Jnſekten und ſpinnen gleichfalls im Juni eine weiche Coconkugel für die Puppe. Am weiteſten nördlich (bis Mödling, Baden ꝛc. im Oeſtreichiſchen) kommt das bunte Schmetterlingshaft (A. maca- ronius) vor. Es mißt 9 Linien in der Länge und 20 Linien Flügelſpannung, iſt ſchwarz, über- dies ſchwarz behaart, nur im Geſicht goldgelb; die am Grunde breitgelben Vorderflügel zieren zwei große branne Flecke auf dem angeräucherten Saum- felde, die ſchwarzbraunen Hinterflügel eine Mittelbinde und ein runder Spitzenfleck von lebhaft gelber Färbung.
Die Florfliegen, Blattlausfliegen, Gold- augen (Chrysopa) ſind kleinere Netzflügler von der Geſtalt der vorigen, welche ſich durch die borſtigen, an der Spitze nie geknopften Fühler und im Larvenſtande durch die ungezähnten Saugzangen weſentlich von den Ameiſenlöwen unterſcheiden. Wer ſollte es nicht kennen, jenes goldäugige Thierchen mit den zarten, in Regenbogenfarben ſpielenden Flügeln, welches ſo gern in Gartenſtuben ſein Winterquartier aufſchlägt? Mit dach- artig den ſchlanken, lichtgrünen Leib überſchleiernden Flügeln wartet es hier oder an andern geſchützten Orten das Frühjahr ab, um dann in ſeiner wahren Heimat, dem Garten oder auf den Gebüſchen im Walde dem Brutgeſchäfte nachzugehen. Von da ab läßt es ſich den ganzen Sommer hindurch bis ſpät in den Herbſt hinein ſehen und jetzt fällt es bei der Armuth an andern Kerfen ganz beſonders auf Eichengebüſch durch ſeine Menge in die Augen. Jm warmen Jahre 1865 traf ich am ſiebenten November eins an, welches ſoeben erſt ſeine Puppenhülſe abgeſtreift hatte. Dem geübten Blicke kann indeſſen nicht entgehen, daß ſich die vielen Goldaugen weder an Größe noch Färbung einander vollkommen gleichen und als mehrere
[Abbildung]
Die gemeine Florfliege(Chrysopa vulgaris). a Fliege. b Larve. c, d Puppe, Unter- und Seiten- anſicht. e Das noch geſchloſſene Geſpinnſt. f Das- ſelbe zwiſchen Kiefernnadeln und geöffnet. g Geſtielte Eier. h Ein einzelnes Ei. (Figur b, c, d, h mehr oder weniger vergrößert.)
Arten unterſchieden werden müſſen. Die hier abgebildete gemeine Florfliege (C. vulgaris), von Linné mit Beimiſchung anderer Arten Hemerobius perla genannt, zeichnet ſich durch glashelle
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[425/0451]
Buntes Schmetterlingshaft. Gemeine Florfliege.
gezähnten Plättchen verſehen iſt; ſie geht eben ſo wohl vor- wie rückwärts. Dieſe Art findet ſich
übrigens auch einzeln in der Provinz Sachſen (Stolzenhayn). — Jn wärmeren Erdgegenden gibt
es Ameiſenjungfern, welche die inländiſchen faſt um das Doppelte an Größe übertreffen.
Als nahe Verwandte leben im Süden von Europa die Schmetterlingshafte (Ascalaphus),
welche ſich jedoch durch die körperlangen oder noch längeren borſtigen, in einen breitgedrückten Knopf
endenden Fühler, durch getheilte Netzaugen und die dicht- und langbehaarte Stirn nebſt Scheitel
von den Ameiſenjungfern unterſcheiden. Je zwei kräftige Klauen und Endſporen der Schienen
charakteriſiren die kurzen Beine. Weil die Flügel, deren hinterſte nahezu dreieckig ſind, nur gefärbt
vorkommen und die Fühler denſelben Werkzengen mancher Tagfalter ähneln, hat man den hübſchen
Thieren obigen deutſchen Namen beigelegt. Die Männchen haben am Hinterleibe Haftzaugen, mit
welchen ſie bei hohem, raſchen Fluge die Weibchen erfaſſen; gepaart laſſen ſie ſich dann auf eine
Pflanze nieder. Jm Weſen gleichen ihre Larven den Ameiſenlöwen. Der Kopf iſt faſt quadratiſch,
an den Hinterecken ſtark rundlich aufgetrieben und mit je ſechs Augen verſehen, welche einer
Erhöhung an jeder Seite hinter den Saugzangen aufſitzen. Die Leibesſpitze ſteht in faſt walziger
Form vor und die Seiten des Leibes tragen mit Ausſchluß des Prothorax auf geſtielten Warzen
ſchuppenartige Borſten. Die Thiere leben zwiſchen Gras und anderen Pflanzen von allerlei Jnſekten
und ſpinnen gleichfalls im Juni eine weiche Coconkugel für die Puppe. Am weiteſten nördlich
(bis Mödling, Baden ꝛc. im Oeſtreichiſchen) kommt das bunte Schmetterlingshaft (A. maca-
ronius) vor. Es mißt 9 Linien in der Länge und 20 Linien Flügelſpannung, iſt ſchwarz, über-
dies ſchwarz behaart, nur im Geſicht goldgelb; die am Grunde breitgelben Vorderflügel zieren
zwei große branne Flecke auf dem angeräucherten Saum-
felde, die ſchwarzbraunen Hinterflügel eine Mittelbinde
und ein runder Spitzenfleck von lebhaft gelber Färbung.
Die Florfliegen, Blattlausfliegen, Gold-
augen (Chrysopa) ſind kleinere Netzflügler von der
Geſtalt der vorigen, welche ſich durch die borſtigen, an
der Spitze nie geknopften Fühler und im Larvenſtande
durch die ungezähnten Saugzangen weſentlich von
den Ameiſenlöwen unterſcheiden. Wer ſollte es nicht
kennen, jenes goldäugige Thierchen mit den zarten, in
Regenbogenfarben ſpielenden Flügeln, welches ſo gern in
Gartenſtuben ſein Winterquartier aufſchlägt? Mit dach-
artig den ſchlanken, lichtgrünen Leib überſchleiernden
Flügeln wartet es hier oder an andern geſchützten Orten
das Frühjahr ab, um dann in ſeiner wahren Heimat,
dem Garten oder auf den Gebüſchen im Walde dem
Brutgeſchäfte nachzugehen. Von da ab läßt es ſich den
ganzen Sommer hindurch bis ſpät in den Herbſt hinein
ſehen und jetzt fällt es bei der Armuth an andern Kerfen
ganz beſonders auf Eichengebüſch durch ſeine Menge in
die Augen. Jm warmen Jahre 1865 traf ich am ſiebenten
November eins an, welches ſoeben erſt ſeine Puppenhülſe
abgeſtreift hatte. Dem geübten Blicke kann indeſſen nicht
entgehen, daß ſich die vielen Goldaugen weder an Größe noch
Färbung einander vollkommen gleichen und als mehrere
[Abbildung Die gemeine Florfliege (Chrysopa vulgaris).
a Fliege. b Larve. c, d Puppe, Unter- und Seiten-
anſicht. e Das noch geſchloſſene Geſpinnſt. f Das-
ſelbe zwiſchen Kiefernnadeln und geöffnet. g Geſtielte
Eier. h Ein einzelnes Ei. (Figur b, c, d, h mehr
oder weniger vergrößert.)]
Arten unterſchieden werden müſſen. Die hier abgebildete gemeine Florfliege (C. vulgaris),
von Linné mit Beimiſchung anderer Arten Hemerobius perla genannt, zeichnet ſich durch glashelle
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/451>, abgerufen am 23.11.2024.
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