Durch Reichthum an schönen Arten, welche nirgends fehlen, zeichnet sich eine der größten Familien in der ganzen Ordnung aus: die Syrphiden (Syrphidae), wohl auch Schwebfliegen genannt. Jm Einzelnen verschiedengestaltig erkennt man die Glieder derselben an einer über- zähligen Längsader, welche, die kleine Querader durchschneidend, sich zwischen der gewöhnlichen dritten und vierten Längsader einschiebt; jene ist nie gegabelt, wohl aber im letzten Drittel zuweilen buchtig geschwungen, am auffälligsten in der Sippe der Eristalinen. Die erste Hinter- randzelle ist immer geschlossen, die Analzelle bis oder fast bis zum Flügelrande verlängert. Bei allen erreicht der halbkugelige Kopf die Breite des Rückenschildes, höhlt sich unter den dreigliedrigen Fühlern etwas aus, tritt im Untergesicht nasenartig hervor, trägt auf dem Scheitel drei deutliche Nebenaugen, die Netzaugen beim Männchen aber in enger Berührung und birgt in der großen Mundöffnung meist vollständig den fleischigen, mit breiten Saugflächen und ungegliederten Tastern ausgerüsteten Rüssel. Die Schwebfliegen sind fleißige Besucher von Blüthen und verlaustem Gesträuch und zeichnen sich durch ihren gewandten, zum Theil wilden Flug aus.
Jn der Hauptsache grün gefärbte, die einen reiner, die anderen mehr gran getrübt, den Blut- egeln an Gestalt und Bewegungen sehr ähnliche Würmer (b) sieht man im Sommer auf den Blättern zwischen Blattläusen sitzen. Es sind die den zahlreichen Syrphus-Arten angehörenden Maden. Jhre Geschmeidigkeit und Gewandtheit erreicht einen hohen Grad; denn sie verstehen es, ihren Körper spitz vorzustrecken und wiederum von beiden Enden so nach der Mitte zusammenzuziehen, daß er beinahe die Gestalt eines Ovals annimmt (e), welche sie ihm zu geben pflegen, sobald man sie anfaßt. Mit Fleischwarzen am hintern Körperende halten sie sich fest, während die größere Vorderhälfte tastend und immer dünner werdend in der Luft umhersucht. Am vordern Ende unterscheidet man nichts weiter, als zwei Hornhäkchen und dazwischen ein dreispitziges Hornplättchen. Mit jenen hält sich die Larve fest, wenn sie den Körper lang aus- gestreckt hat, um mit dem Hinterende los zu lassen, es nachzuziehen und auf diese spannende Weise sich fortzubewegen; mit diesem spießt sie ihre Beute, die wehrlose Blattlaus, an, zieht den Theil dann etwas in den Körper zurück, so daß die Blattlaus sich an den dadurch entstehenden Rand legt und gleich einem Propfen auf der Flasche einen Verschluß bildet. Wie der Kolben einer Pumpe bewegt sich der vorderste Körpertheil, welchen wir füglich nicht als Kopf bezeichnen dürfen, vor- und rückwärts und pumpt den Saft förmlich aus. Nach einer Minute, wenn die Larve Hunger hat, ist nichts mehr übrig als der Balg, welchen sie abstößt und durch ein zweites Thier ersetzt. Die ganz jungen Larven heften sich gewöhnlich einer Blattlaus auf den Rücken und sangen sie aus. Es macht einen ganz eigenthümlichen Eindruck, diese vollkommen unschuldig aussehen- den Wüthriche unter den arg- und wehrlosen Blattläusen hausen zu sehen. Eine nach der andern spießen sie ohne Erbarmen an und saugen sie aus mit derselben Ruhe, mit welcher die anderen fort- weiden, über ihren Feind weglaufen, friedlich daneben sitzen bleiben und nicht ahnen, daß der nächste Augenblick der letzte ihres Lebens
[Abbildung]
Die mondfleckige Schwed- fliege(Syrphus selenlticus). a Fliege. b Ausgestreckte Larve. c Dieselbe zusammengezogen und stark vergrößert. d Puppe. e, f Die- selbe stark vergrößert von der Seite und vom Bauche her gesehen.
sein kann. Fürwahr ein Bild rascher Zerstörung durch Mord unter der Maske harmlosen und friedlichen Beisammenseins! Zwanzig bis dreißig Schlachtopfer zu einer Mahlzeit ist der schon erwachsenen Larve ein Spaß, und solcher Mahlzeiten hält sie viele während des Tages, besonders nur um die Mittagsstunden ausruhend. Man darf sich über diesen Appetit nicht wundern, wenn
Mondfleckige Schwebfliege.
Durch Reichthum an ſchönen Arten, welche nirgends fehlen, zeichnet ſich eine der größten Familien in der ganzen Ordnung aus: die Syrphiden (Syrphidae), wohl auch Schwebfliegen genannt. Jm Einzelnen verſchiedengeſtaltig erkennt man die Glieder derſelben an einer über- zähligen Längsader, welche, die kleine Querader durchſchneidend, ſich zwiſchen der gewöhnlichen dritten und vierten Längsader einſchiebt; jene iſt nie gegabelt, wohl aber im letzten Drittel zuweilen buchtig geſchwungen, am auffälligſten in der Sippe der Eriſtalinen. Die erſte Hinter- randzelle iſt immer geſchloſſen, die Analzelle bis oder faſt bis zum Flügelrande verlängert. Bei allen erreicht der halbkugelige Kopf die Breite des Rückenſchildes, höhlt ſich unter den dreigliedrigen Fühlern etwas aus, tritt im Untergeſicht naſenartig hervor, trägt auf dem Scheitel drei deutliche Nebenaugen, die Netzaugen beim Männchen aber in enger Berührung und birgt in der großen Mundöffnung meiſt vollſtändig den fleiſchigen, mit breiten Saugflächen und ungegliederten Taſtern ausgerüſteten Rüſſel. Die Schwebfliegen ſind fleißige Beſucher von Blüthen und verlauſtem Geſträuch und zeichnen ſich durch ihren gewandten, zum Theil wilden Flug aus.
Jn der Hauptſache grün gefärbte, die einen reiner, die anderen mehr gran getrübt, den Blut- egeln an Geſtalt und Bewegungen ſehr ähnliche Würmer (b) ſieht man im Sommer auf den Blättern zwiſchen Blattläuſen ſitzen. Es ſind die den zahlreichen Syrphus-Arten angehörenden Maden. Jhre Geſchmeidigkeit und Gewandtheit erreicht einen hohen Grad; denn ſie verſtehen es, ihren Körper ſpitz vorzuſtrecken und wiederum von beiden Enden ſo nach der Mitte zuſammenzuziehen, daß er beinahe die Geſtalt eines Ovals annimmt (e), welche ſie ihm zu geben pflegen, ſobald man ſie anfaßt. Mit Fleiſchwarzen am hintern Körperende halten ſie ſich feſt, während die größere Vorderhälfte taſtend und immer dünner werdend in der Luft umherſucht. Am vordern Ende unterſcheidet man nichts weiter, als zwei Hornhäkchen und dazwiſchen ein dreiſpitziges Hornplättchen. Mit jenen hält ſich die Larve feſt, wenn ſie den Körper lang aus- geſtreckt hat, um mit dem Hinterende los zu laſſen, es nachzuziehen und auf dieſe ſpannende Weiſe ſich fortzubewegen; mit dieſem ſpießt ſie ihre Beute, die wehrloſe Blattlaus, an, zieht den Theil dann etwas in den Körper zurück, ſo daß die Blattlaus ſich an den dadurch entſtehenden Rand legt und gleich einem Propfen auf der Flaſche einen Verſchluß bildet. Wie der Kolben einer Pumpe bewegt ſich der vorderſte Körpertheil, welchen wir füglich nicht als Kopf bezeichnen dürfen, vor- und rückwärts und pumpt den Saft förmlich aus. Nach einer Minute, wenn die Larve Hunger hat, iſt nichts mehr übrig als der Balg, welchen ſie abſtößt und durch ein zweites Thier erſetzt. Die ganz jungen Larven heften ſich gewöhnlich einer Blattlaus auf den Rücken und ſangen ſie aus. Es macht einen ganz eigenthümlichen Eindruck, dieſe vollkommen unſchuldig ausſehen- den Wüthriche unter den arg- und wehrloſen Blattläuſen hauſen zu ſehen. Eine nach der andern ſpießen ſie ohne Erbarmen an und ſaugen ſie aus mit derſelben Ruhe, mit welcher die anderen fort- weiden, über ihren Feind weglaufen, friedlich daneben ſitzen bleiben und nicht ahnen, daß der nächſte Augenblick der letzte ihres Lebens
[Abbildung]
Die mondfleckige Schwed- fliege(Syrphus selenlticus). a Fliege. b Ausgeſtreckte Larve. c Dieſelbe zuſammengezogen und ſtark vergrößert. d Puppe. e, f Die- ſelbe ſtark vergrößert von der Seite und vom Bauche her geſehen.
ſein kann. Fürwahr ein Bild raſcher Zerſtörung durch Mord unter der Maske harmloſen und friedlichen Beiſammenſeins! Zwanzig bis dreißig Schlachtopfer zu einer Mahlzeit iſt der ſchon erwachſenen Larve ein Spaß, und ſolcher Mahlzeiten hält ſie viele während des Tages, beſonders nur um die Mittagsſtunden ausruhend. Man darf ſich über dieſen Appetit nicht wundern, wenn
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0425"n="399"/><fwplace="top"type="header">Mondfleckige Schwebfliege.</fw><lb/><p>Durch Reichthum an ſchönen Arten, welche nirgends fehlen, zeichnet ſich eine der größten<lb/>
Familien in der ganzen Ordnung aus: die <hirendition="#g">Syrphiden</hi> (<hirendition="#aq">Syrphidae</hi>), wohl auch <hirendition="#g">Schwebfliegen</hi><lb/>
genannt. Jm Einzelnen verſchiedengeſtaltig erkennt man die Glieder derſelben an einer <hirendition="#g">über-<lb/>
zähligen Längsader,</hi> welche, die kleine Querader durchſchneidend, ſich zwiſchen der gewöhnlichen<lb/>
dritten und vierten Längsader einſchiebt; jene iſt nie gegabelt, wohl aber im letzten Drittel<lb/>
zuweilen buchtig geſchwungen, am auffälligſten in der Sippe der <hirendition="#g">Eriſtalinen.</hi> Die erſte Hinter-<lb/>
randzelle iſt immer geſchloſſen, die Analzelle bis oder faſt bis zum Flügelrande verlängert. Bei<lb/>
allen erreicht der halbkugelige Kopf die Breite des Rückenſchildes, höhlt ſich unter den dreigliedrigen<lb/>
Fühlern etwas aus, tritt im Untergeſicht naſenartig hervor, trägt auf dem Scheitel drei deutliche<lb/>
Nebenaugen, die Netzaugen beim Männchen aber in enger Berührung und birgt in der großen<lb/>
Mundöffnung meiſt vollſtändig den fleiſchigen, mit breiten Saugflächen und ungegliederten Taſtern<lb/>
ausgerüſteten Rüſſel. Die Schwebfliegen ſind fleißige Beſucher von Blüthen und verlauſtem<lb/>
Geſträuch und zeichnen ſich durch ihren gewandten, zum Theil wilden Flug aus.</p><lb/><p>Jn der Hauptſache grün gefärbte, die einen reiner, die anderen mehr gran getrübt, den Blut-<lb/>
egeln an Geſtalt und Bewegungen ſehr ähnliche Würmer (<hirendition="#aq">b</hi>) ſieht man im Sommer auf den<lb/>
Blättern zwiſchen Blattläuſen ſitzen. Es ſind die den zahlreichen<lb/><hirendition="#g">Syrphus-</hi>Arten angehörenden Maden. Jhre Geſchmeidigkeit und<lb/>
Gewandtheit erreicht einen hohen Grad; denn ſie verſtehen es, ihren<lb/>
Körper ſpitz vorzuſtrecken und wiederum von beiden Enden ſo nach<lb/>
der Mitte zuſammenzuziehen, daß er beinahe die Geſtalt eines Ovals<lb/>
annimmt (<hirendition="#aq">e</hi>), welche ſie ihm zu geben pflegen, ſobald man ſie anfaßt.<lb/>
Mit Fleiſchwarzen am hintern Körperende halten ſie ſich feſt, während<lb/>
die größere Vorderhälfte taſtend und immer dünner werdend in der<lb/>
Luft umherſucht. Am vordern Ende unterſcheidet man nichts weiter,<lb/>
als zwei Hornhäkchen und dazwiſchen ein dreiſpitziges Hornplättchen.<lb/>
Mit jenen hält ſich die Larve feſt, wenn ſie den Körper lang aus-<lb/>
geſtreckt hat, um mit dem Hinterende los zu laſſen, es nachzuziehen<lb/>
und auf dieſe ſpannende Weiſe ſich fortzubewegen; mit dieſem ſpießt<lb/>ſie ihre Beute, die wehrloſe Blattlaus, an, zieht den Theil dann<lb/>
etwas in den Körper zurück, ſo daß die Blattlaus ſich an den dadurch<lb/>
entſtehenden Rand legt und gleich einem Propfen auf der Flaſche<lb/>
einen Verſchluß bildet. Wie der Kolben einer Pumpe bewegt ſich<lb/>
der vorderſte Körpertheil, welchen wir füglich nicht als Kopf bezeichnen<lb/>
dürfen, vor- und rückwärts und pumpt den Saft förmlich aus.<lb/>
Nach einer Minute, wenn die Larve Hunger hat, iſt nichts mehr<lb/>
übrig als der Balg, welchen ſie abſtößt und durch ein zweites<lb/>
Thier erſetzt. Die ganz jungen Larven heften ſich gewöhnlich einer<lb/>
Blattlaus auf den Rücken und ſangen ſie aus. Es macht einen<lb/>
ganz eigenthümlichen Eindruck, dieſe vollkommen unſchuldig ausſehen-<lb/>
den Wüthriche unter den arg- und wehrloſen Blattläuſen hauſen zu<lb/>ſehen. Eine nach der andern ſpießen ſie ohne Erbarmen an und<lb/>ſaugen ſie aus mit derſelben Ruhe, mit welcher die anderen fort-<lb/>
weiden, über ihren Feind weglaufen, friedlich daneben ſitzen bleiben<lb/>
und nicht ahnen, daß der nächſte Augenblick der letzte ihres Lebens<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Die mondfleckige Schwed-<lb/>
fliege</hi><hirendition="#aq">(Syrphus selenlticus).<lb/>
a</hi> Fliege. <hirendition="#aq">b</hi> Ausgeſtreckte Larve.<lb/><hirendition="#aq">c</hi> Dieſelbe zuſammengezogen und<lb/>ſtark vergrößert. <hirendition="#aq">d</hi> Puppe. <hirendition="#aq">e, f</hi> Die-<lb/>ſelbe ſtark vergrößert von der Seite<lb/>
und vom Bauche her geſehen.</hi></head></figure><lb/>ſein kann. Fürwahr ein Bild raſcher Zerſtörung durch Mord unter der Maske harmloſen und<lb/>
friedlichen Beiſammenſeins! Zwanzig bis dreißig Schlachtopfer zu einer Mahlzeit iſt der ſchon<lb/>
erwachſenen Larve ein Spaß, und ſolcher Mahlzeiten hält ſie viele während des Tages, beſonders<lb/>
nur um die Mittagsſtunden ausruhend. Man darf ſich über dieſen Appetit nicht wundern, wenn<lb/></p></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[399/0425]
Mondfleckige Schwebfliege.
Durch Reichthum an ſchönen Arten, welche nirgends fehlen, zeichnet ſich eine der größten
Familien in der ganzen Ordnung aus: die Syrphiden (Syrphidae), wohl auch Schwebfliegen
genannt. Jm Einzelnen verſchiedengeſtaltig erkennt man die Glieder derſelben an einer über-
zähligen Längsader, welche, die kleine Querader durchſchneidend, ſich zwiſchen der gewöhnlichen
dritten und vierten Längsader einſchiebt; jene iſt nie gegabelt, wohl aber im letzten Drittel
zuweilen buchtig geſchwungen, am auffälligſten in der Sippe der Eriſtalinen. Die erſte Hinter-
randzelle iſt immer geſchloſſen, die Analzelle bis oder faſt bis zum Flügelrande verlängert. Bei
allen erreicht der halbkugelige Kopf die Breite des Rückenſchildes, höhlt ſich unter den dreigliedrigen
Fühlern etwas aus, tritt im Untergeſicht naſenartig hervor, trägt auf dem Scheitel drei deutliche
Nebenaugen, die Netzaugen beim Männchen aber in enger Berührung und birgt in der großen
Mundöffnung meiſt vollſtändig den fleiſchigen, mit breiten Saugflächen und ungegliederten Taſtern
ausgerüſteten Rüſſel. Die Schwebfliegen ſind fleißige Beſucher von Blüthen und verlauſtem
Geſträuch und zeichnen ſich durch ihren gewandten, zum Theil wilden Flug aus.
Jn der Hauptſache grün gefärbte, die einen reiner, die anderen mehr gran getrübt, den Blut-
egeln an Geſtalt und Bewegungen ſehr ähnliche Würmer (b) ſieht man im Sommer auf den
Blättern zwiſchen Blattläuſen ſitzen. Es ſind die den zahlreichen
Syrphus-Arten angehörenden Maden. Jhre Geſchmeidigkeit und
Gewandtheit erreicht einen hohen Grad; denn ſie verſtehen es, ihren
Körper ſpitz vorzuſtrecken und wiederum von beiden Enden ſo nach
der Mitte zuſammenzuziehen, daß er beinahe die Geſtalt eines Ovals
annimmt (e), welche ſie ihm zu geben pflegen, ſobald man ſie anfaßt.
Mit Fleiſchwarzen am hintern Körperende halten ſie ſich feſt, während
die größere Vorderhälfte taſtend und immer dünner werdend in der
Luft umherſucht. Am vordern Ende unterſcheidet man nichts weiter,
als zwei Hornhäkchen und dazwiſchen ein dreiſpitziges Hornplättchen.
Mit jenen hält ſich die Larve feſt, wenn ſie den Körper lang aus-
geſtreckt hat, um mit dem Hinterende los zu laſſen, es nachzuziehen
und auf dieſe ſpannende Weiſe ſich fortzubewegen; mit dieſem ſpießt
ſie ihre Beute, die wehrloſe Blattlaus, an, zieht den Theil dann
etwas in den Körper zurück, ſo daß die Blattlaus ſich an den dadurch
entſtehenden Rand legt und gleich einem Propfen auf der Flaſche
einen Verſchluß bildet. Wie der Kolben einer Pumpe bewegt ſich
der vorderſte Körpertheil, welchen wir füglich nicht als Kopf bezeichnen
dürfen, vor- und rückwärts und pumpt den Saft förmlich aus.
Nach einer Minute, wenn die Larve Hunger hat, iſt nichts mehr
übrig als der Balg, welchen ſie abſtößt und durch ein zweites
Thier erſetzt. Die ganz jungen Larven heften ſich gewöhnlich einer
Blattlaus auf den Rücken und ſangen ſie aus. Es macht einen
ganz eigenthümlichen Eindruck, dieſe vollkommen unſchuldig ausſehen-
den Wüthriche unter den arg- und wehrloſen Blattläuſen hauſen zu
ſehen. Eine nach der andern ſpießen ſie ohne Erbarmen an und
ſaugen ſie aus mit derſelben Ruhe, mit welcher die anderen fort-
weiden, über ihren Feind weglaufen, friedlich daneben ſitzen bleiben
und nicht ahnen, daß der nächſte Augenblick der letzte ihres Lebens
[Abbildung Die mondfleckige Schwed-
fliege (Syrphus selenlticus).
a Fliege. b Ausgeſtreckte Larve.
c Dieſelbe zuſammengezogen und
ſtark vergrößert. d Puppe. e, f Die-
ſelbe ſtark vergrößert von der Seite
und vom Bauche her geſehen.]
ſein kann. Fürwahr ein Bild raſcher Zerſtörung durch Mord unter der Maske harmloſen und
friedlichen Beiſammenſeins! Zwanzig bis dreißig Schlachtopfer zu einer Mahlzeit iſt der ſchon
erwachſenen Larve ein Spaß, und ſolcher Mahlzeiten hält ſie viele während des Tages, beſonders
nur um die Mittagsſtunden ausruhend. Man darf ſich über dieſen Appetit nicht wundern, wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/425>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.