Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Allgemeines. Feld-Saudkäfer (Cicindela).
welche man von ihnen kennt, haben zwei Klauen an den Füßen und leben in Erdlöchern. Die
beiweitem meisten Arten gehören den Tropen an. Lacordaire bringt die mehr als sechshundert
in einunddreißig Gattungen unter, von denen nur zwei (Tetracha und Cicindela) in Europa ver-
treten sind und nimmt fünf Sippen an (Manticoriden, Megacephaliden, Cicindeliden, Collyriden
und Ctenostomiden). Der letzten fehlt der Haken an der inneren Kieferlade; bei den beiden ersten
übertrifft das dritte Glied der Kiefertaster das vierte an Länge, bei den beiden folgenden kehrt sich
die Sache um. Das erste Lippentasterglied der Manticoriden reicht kaum über den Grund
des Kinnausschnittes hinaus, während bei den Megacephaliden dasselbe weit darüber hinragt;
das vierte Tarsenglied der Cicindeliden ist ganz, der Collyriden herzförmig, mindestens an
den Vorderfüßen.

Die Manticoren, Kinder des südlichen Afrika, übertreffen sammt ihren nordamerikanischen
Brüdern alle Familienglieder an Größe und kräftigem Körperbau und stimmen durch schwarze
Färbung überein. Wenn die Manticora tuberculata oder eine andere Art auf dem Sande dahin-
läuft, so macht sie nach dem übereinstimmenden Urtheile aller Afrikareisenden den Eindruck einer
jener großen, berüchtigten Spinnen der Gattung Mygale oder Buschspinne. Von den Mega-
cephaliden,
den Großköpfen, lebt die Gattung Oxycheila, schwarz von Farbe mit je einem
lichten Flecke in der Mitte jeder Flügeldecke, in den tropischen Gegenden Südamerika's. Die Arten
fliegen nicht, halten sich gern unter Steinen auf und bringen dadurch, daß sie die Hinterschenkel
am Rande der Flügeldecken reiben, ein ziemlich starkes Geräusch hervor.

Die Arten der Gattung Megacephala, ausgezeichnet durch einen dicken, nach hinten nicht
verengten Kopf mit mäßig vortretenden Augen, fast herzförmigem Halsschilde, metallisch grünen,
mehr oder weniger blau schillernden Flügeldecken mit gelbem Flecke, sind nächtliche Thiere, die sich
am Tage in ihren Sandlöchern an Flußufern versteckt halten, laufen sehr schnell, können aber in
Ermangelung der Flügel nicht fliegen. Jhre Larven, sehr ähnlich denen der Cicindelen, haben
einen halbkreisförmigen Kopf mit aufwärts gekrümmten Kinnbacken und einen sehr großen, halb-
kreisförmigen Prothorax.

Die artenreiche Gattung Cicindela breitet sich über die ganze Erde aus und wurde neuerdings
in eine nicht geringe Anzahl von Untergattungen zerlegt, die sich nur wenig von einander unter-
scheiden. Jn der Regel findet sich bei ihnen im Ausschnitte des Kinnes ein Zahn und beim
Männchen verbreitern sich die drei letzten Fußglieder am vordersten Paare. Die meisten Arten
dieser und der nächst verwandten Gattungen leben in Südamerika, und auf

[Abbildung] Der Feld-Sandkäfer
(Cleindela campestris) mit
Puppe von hinten u. Larve.
Europa kommt eine verhältnißmäßig geringe Anzahl, wie die allgemein
verbreitete Cicindela campestris, der Feld-Sandkäfer. Diese kleine,
lebhafte Bestie begegnet uns im Sommer auf den Wegen zwischen den
Feldern, wenn die Sonne scheint, läßt aber den Beobachter nie so weit
herankommen, um eine genauere Kenntniß von ihr zu erlangen; denn schen
fliegt sie auf, wobei sie blau erscheint und läßt sich in einiger Entfernung
wieder nieder. Behält man den Punkt im Auge, wohin sie sich setzte, in
der Hoffnung, sie doch noch zu überraschen, so fliegen, wenn die Gegend
einigermaßen reich an ihnen ist, inzwischen rechts und links zwei drei andere
auf und ehe man behutsamen Schrittes dem Punkte nahet, wo man die
erste mit Sicherheit erwartet, husch ist sie wieder auf und davon und so
geht es fort im wechselnden Spiele. Man sieht eine Menge dieser Thiere
um sich und vor sich, fängt aber an einem sonnigen Tage so leicht nicht
ein einziges, wenn man nicht ganz besondere Kunstgriffe und Kniffe anwendet. Wir haben außer
den paar Cicindelen nicht einen Käfer hier zu Lande, der in gleicher Weise durch den Flug sich
unseren Nachstellungen zu entziehen versteht. Bei trübem Wetter bemerkt man sie wenig, da
halten sie sich ruhig im Grase oder zwischen den Getreidehalmen, laufen aber so flink einher, daß

Allgemeines. Feld-Saudkäfer (Cicindela).
welche man von ihnen kennt, haben zwei Klauen an den Füßen und leben in Erdlöchern. Die
beiweitem meiſten Arten gehören den Tropen an. Lacordaire bringt die mehr als ſechshundert
in einunddreißig Gattungen unter, von denen nur zwei (Tetracha und Cicindela) in Europa ver-
treten ſind und nimmt fünf Sippen an (Manticoriden, Megacephaliden, Cicindeliden, Collyriden
und Ctenoſtomiden). Der letzten fehlt der Haken an der inneren Kieferlade; bei den beiden erſten
übertrifft das dritte Glied der Kiefertaſter das vierte an Länge, bei den beiden folgenden kehrt ſich
die Sache um. Das erſte Lippentaſterglied der Manticoriden reicht kaum über den Grund
des Kinnausſchnittes hinaus, während bei den Megacephaliden daſſelbe weit darüber hinragt;
das vierte Tarſenglied der Cicindeliden iſt ganz, der Collyriden herzförmig, mindeſtens an
den Vorderfüßen.

Die Manticoren, Kinder des ſüdlichen Afrika, übertreffen ſammt ihren nordamerikaniſchen
Brüdern alle Familienglieder an Größe und kräftigem Körperbau und ſtimmen durch ſchwarze
Färbung überein. Wenn die Manticora tuberculata oder eine andere Art auf dem Sande dahin-
läuft, ſo macht ſie nach dem übereinſtimmenden Urtheile aller Afrikareiſenden den Eindruck einer
jener großen, berüchtigten Spinnen der Gattung Mygale oder Buſchſpinne. Von den Mega-
cephaliden,
den Großköpfen, lebt die Gattung Oxycheila, ſchwarz von Farbe mit je einem
lichten Flecke in der Mitte jeder Flügeldecke, in den tropiſchen Gegenden Südamerika’s. Die Arten
fliegen nicht, halten ſich gern unter Steinen auf und bringen dadurch, daß ſie die Hinterſchenkel
am Rande der Flügeldecken reiben, ein ziemlich ſtarkes Geräuſch hervor.

Die Arten der Gattung Megacephala, ausgezeichnet durch einen dicken, nach hinten nicht
verengten Kopf mit mäßig vortretenden Augen, faſt herzförmigem Halsſchilde, metalliſch grünen,
mehr oder weniger blau ſchillernden Flügeldecken mit gelbem Flecke, ſind nächtliche Thiere, die ſich
am Tage in ihren Sandlöchern an Flußufern verſteckt halten, laufen ſehr ſchnell, können aber in
Ermangelung der Flügel nicht fliegen. Jhre Larven, ſehr ähnlich denen der Cicindelen, haben
einen halbkreisförmigen Kopf mit aufwärts gekrümmten Kinnbacken und einen ſehr großen, halb-
kreisförmigen Prothorax.

Die artenreiche Gattung Cicindela breitet ſich über die ganze Erde aus und wurde neuerdings
in eine nicht geringe Anzahl von Untergattungen zerlegt, die ſich nur wenig von einander unter-
ſcheiden. Jn der Regel findet ſich bei ihnen im Ausſchnitte des Kinnes ein Zahn und beim
Männchen verbreitern ſich die drei letzten Fußglieder am vorderſten Paare. Die meiſten Arten
dieſer und der nächſt verwandten Gattungen leben in Südamerika, und auf

[Abbildung] Der Feld-Sandkäfer
(Cleindela campestris) mit
Puppe von hinten u. Larve.
Europa kommt eine verhältnißmäßig geringe Anzahl, wie die allgemein
verbreitete Cicindela campestris, der Feld-Sandkäfer. Dieſe kleine,
lebhafte Beſtie begegnet uns im Sommer auf den Wegen zwiſchen den
Feldern, wenn die Sonne ſcheint, läßt aber den Beobachter nie ſo weit
herankommen, um eine genauere Kenntniß von ihr zu erlangen; denn ſchen
fliegt ſie auf, wobei ſie blau erſcheint und läßt ſich in einiger Entfernung
wieder nieder. Behält man den Punkt im Auge, wohin ſie ſich ſetzte, in
der Hoffnung, ſie doch noch zu überraſchen, ſo fliegen, wenn die Gegend
einigermaßen reich an ihnen iſt, inzwiſchen rechts und links zwei drei andere
auf und ehe man behutſamen Schrittes dem Punkte nahet, wo man die
erſte mit Sicherheit erwartet, huſch iſt ſie wieder auf und davon und ſo
geht es fort im wechſelnden Spiele. Man ſieht eine Menge dieſer Thiere
um ſich und vor ſich, fängt aber an einem ſonnigen Tage ſo leicht nicht
ein einziges, wenn man nicht ganz beſondere Kunſtgriffe und Kniffe anwendet. Wir haben außer
den paar Cicindelen nicht einen Käfer hier zu Lande, der in gleicher Weiſe durch den Flug ſich
unſeren Nachſtellungen zu entziehen verſteht. Bei trübem Wetter bemerkt man ſie wenig, da
halten ſie ſich ruhig im Graſe oder zwiſchen den Getreidehalmen, laufen aber ſo flink einher, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0041" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Allgemeines. Feld-Saudkäfer</hi> (<hi rendition="#aq">Cicindela</hi>).</fw><lb/>
welche man von ihnen kennt, haben <hi rendition="#g">zwei</hi> Klauen an den Füßen und leben in Erdlöchern. Die<lb/>
beiweitem mei&#x017F;ten Arten gehören den Tropen an. <hi rendition="#g">Lacordaire</hi> bringt die mehr als &#x017F;echshundert<lb/>
in einunddreißig Gattungen unter, von denen nur zwei (<hi rendition="#aq">Tetracha</hi> und <hi rendition="#aq">Cicindela</hi>) in Europa ver-<lb/>
treten &#x017F;ind und nimmt fünf Sippen an (Manticoriden, Megacephaliden, Cicindeliden, Collyriden<lb/>
und Cteno&#x017F;tomiden). Der letzten fehlt der Haken an der inneren Kieferlade; bei den beiden er&#x017F;ten<lb/>
übertrifft das dritte Glied der Kieferta&#x017F;ter das vierte an Länge, bei den beiden folgenden kehrt &#x017F;ich<lb/>
die Sache um. Das er&#x017F;te Lippenta&#x017F;terglied der <hi rendition="#g">Manticoriden</hi> reicht kaum über den Grund<lb/>
des Kinnaus&#x017F;chnittes hinaus, während bei den <hi rendition="#g">Megacephaliden</hi> da&#x017F;&#x017F;elbe weit darüber hinragt;<lb/>
das vierte Tar&#x017F;englied der <hi rendition="#g">Cicindeliden</hi> i&#x017F;t ganz, der <hi rendition="#g">Collyriden</hi> herzförmig, minde&#x017F;tens an<lb/>
den Vorderfüßen.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Manticoren,</hi> Kinder des &#x017F;üdlichen Afrika, übertreffen &#x017F;ammt ihren nordamerikani&#x017F;chen<lb/>
Brüdern alle Familienglieder an Größe und kräftigem Körperbau und &#x017F;timmen durch &#x017F;chwarze<lb/>
Färbung überein. Wenn die <hi rendition="#aq">Manticora tuberculata</hi> oder eine andere Art auf dem Sande dahin-<lb/>
läuft, &#x017F;o macht &#x017F;ie nach dem überein&#x017F;timmenden Urtheile aller Afrikarei&#x017F;enden den Eindruck einer<lb/>
jener großen, berüchtigten Spinnen der Gattung <hi rendition="#aq">Mygale</hi> oder Bu&#x017F;ch&#x017F;pinne. Von den <hi rendition="#g">Mega-<lb/>
cephaliden,</hi> den Großköpfen, lebt die Gattung <hi rendition="#aq">Oxycheila,</hi> &#x017F;chwarz von Farbe mit je einem<lb/>
lichten Flecke in der Mitte jeder Flügeldecke, in den tropi&#x017F;chen Gegenden Südamerika&#x2019;s. Die Arten<lb/>
fliegen nicht, halten &#x017F;ich gern unter Steinen auf und bringen dadurch, daß &#x017F;ie die Hinter&#x017F;chenkel<lb/>
am Rande der Flügeldecken reiben, ein ziemlich &#x017F;tarkes Geräu&#x017F;ch hervor.</p><lb/>
              <p>Die Arten der Gattung <hi rendition="#aq">Megacephala,</hi> ausgezeichnet durch einen dicken, nach hinten nicht<lb/>
verengten Kopf mit mäßig vortretenden Augen, fa&#x017F;t herzförmigem Hals&#x017F;childe, metalli&#x017F;ch grünen,<lb/>
mehr oder weniger blau &#x017F;chillernden Flügeldecken mit gelbem Flecke, &#x017F;ind nächtliche Thiere, die &#x017F;ich<lb/>
am Tage in ihren Sandlöchern an Flußufern ver&#x017F;teckt halten, laufen &#x017F;ehr &#x017F;chnell, können aber in<lb/>
Ermangelung der Flügel nicht fliegen. Jhre Larven, &#x017F;ehr ähnlich denen der Cicindelen, haben<lb/>
einen halbkreisförmigen Kopf mit aufwärts gekrümmten Kinnbacken und einen &#x017F;ehr großen, halb-<lb/>
kreisförmigen Prothorax.</p><lb/>
              <p>Die artenreiche Gattung <hi rendition="#aq">Cicindela</hi> breitet &#x017F;ich über die ganze Erde aus und wurde neuerdings<lb/>
in eine nicht geringe Anzahl von Untergattungen zerlegt, die &#x017F;ich nur wenig von einander unter-<lb/>
&#x017F;cheiden. Jn der Regel findet &#x017F;ich bei ihnen im Aus&#x017F;chnitte des Kinnes ein Zahn und beim<lb/>
Männchen verbreitern &#x017F;ich die drei letzten Fußglieder am vorder&#x017F;ten Paare. Die mei&#x017F;ten Arten<lb/>
die&#x017F;er und der näch&#x017F;t verwandten Gattungen leben in Südamerika, und auf<lb/><figure><head><hi rendition="#c">Der <hi rendition="#g">Feld-Sandkäfer</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Cleindela campestris</hi>) mit<lb/>
Puppe von hinten u. Larve.</hi></head></figure><lb/>
Europa kommt eine verhältnißmäßig geringe Anzahl, wie die allgemein<lb/>
verbreitete <hi rendition="#aq">Cicindela campestris,</hi> der <hi rendition="#g">Feld-Sandkäfer.</hi> Die&#x017F;e kleine,<lb/>
lebhafte Be&#x017F;tie begegnet uns im Sommer auf den Wegen zwi&#x017F;chen den<lb/>
Feldern, wenn die Sonne &#x017F;cheint, läßt aber den Beobachter nie &#x017F;o weit<lb/>
herankommen, um eine genauere Kenntniß von ihr zu erlangen; denn &#x017F;chen<lb/>
fliegt &#x017F;ie auf, wobei &#x017F;ie blau er&#x017F;cheint und läßt &#x017F;ich in einiger Entfernung<lb/>
wieder nieder. Behält man den Punkt im Auge, wohin &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;etzte, in<lb/>
der Hoffnung, &#x017F;ie doch noch zu überra&#x017F;chen, &#x017F;o fliegen, wenn die Gegend<lb/>
einigermaßen reich an ihnen i&#x017F;t, inzwi&#x017F;chen rechts und links zwei drei andere<lb/>
auf und ehe man behut&#x017F;amen Schrittes dem Punkte nahet, wo man die<lb/>
er&#x017F;te mit Sicherheit erwartet, hu&#x017F;ch i&#x017F;t &#x017F;ie wieder auf und davon und &#x017F;o<lb/>
geht es fort im wech&#x017F;elnden Spiele. Man &#x017F;ieht eine Menge die&#x017F;er Thiere<lb/>
um &#x017F;ich und vor &#x017F;ich, fängt aber an einem &#x017F;onnigen Tage &#x017F;o leicht nicht<lb/>
ein einziges, wenn man nicht ganz be&#x017F;ondere Kun&#x017F;tgriffe und Kniffe anwendet. Wir haben außer<lb/>
den paar Cicindelen nicht einen Käfer hier zu Lande, der in gleicher Wei&#x017F;e durch den Flug &#x017F;ich<lb/>
un&#x017F;eren Nach&#x017F;tellungen zu entziehen ver&#x017F;teht. Bei trübem Wetter bemerkt man &#x017F;ie wenig, da<lb/>
halten &#x017F;ie &#x017F;ich ruhig im Gra&#x017F;e oder zwi&#x017F;chen den Getreidehalmen, laufen aber &#x017F;o flink einher, daß<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0041] Allgemeines. Feld-Saudkäfer (Cicindela). welche man von ihnen kennt, haben zwei Klauen an den Füßen und leben in Erdlöchern. Die beiweitem meiſten Arten gehören den Tropen an. Lacordaire bringt die mehr als ſechshundert in einunddreißig Gattungen unter, von denen nur zwei (Tetracha und Cicindela) in Europa ver- treten ſind und nimmt fünf Sippen an (Manticoriden, Megacephaliden, Cicindeliden, Collyriden und Ctenoſtomiden). Der letzten fehlt der Haken an der inneren Kieferlade; bei den beiden erſten übertrifft das dritte Glied der Kiefertaſter das vierte an Länge, bei den beiden folgenden kehrt ſich die Sache um. Das erſte Lippentaſterglied der Manticoriden reicht kaum über den Grund des Kinnausſchnittes hinaus, während bei den Megacephaliden daſſelbe weit darüber hinragt; das vierte Tarſenglied der Cicindeliden iſt ganz, der Collyriden herzförmig, mindeſtens an den Vorderfüßen. Die Manticoren, Kinder des ſüdlichen Afrika, übertreffen ſammt ihren nordamerikaniſchen Brüdern alle Familienglieder an Größe und kräftigem Körperbau und ſtimmen durch ſchwarze Färbung überein. Wenn die Manticora tuberculata oder eine andere Art auf dem Sande dahin- läuft, ſo macht ſie nach dem übereinſtimmenden Urtheile aller Afrikareiſenden den Eindruck einer jener großen, berüchtigten Spinnen der Gattung Mygale oder Buſchſpinne. Von den Mega- cephaliden, den Großköpfen, lebt die Gattung Oxycheila, ſchwarz von Farbe mit je einem lichten Flecke in der Mitte jeder Flügeldecke, in den tropiſchen Gegenden Südamerika’s. Die Arten fliegen nicht, halten ſich gern unter Steinen auf und bringen dadurch, daß ſie die Hinterſchenkel am Rande der Flügeldecken reiben, ein ziemlich ſtarkes Geräuſch hervor. Die Arten der Gattung Megacephala, ausgezeichnet durch einen dicken, nach hinten nicht verengten Kopf mit mäßig vortretenden Augen, faſt herzförmigem Halsſchilde, metalliſch grünen, mehr oder weniger blau ſchillernden Flügeldecken mit gelbem Flecke, ſind nächtliche Thiere, die ſich am Tage in ihren Sandlöchern an Flußufern verſteckt halten, laufen ſehr ſchnell, können aber in Ermangelung der Flügel nicht fliegen. Jhre Larven, ſehr ähnlich denen der Cicindelen, haben einen halbkreisförmigen Kopf mit aufwärts gekrümmten Kinnbacken und einen ſehr großen, halb- kreisförmigen Prothorax. Die artenreiche Gattung Cicindela breitet ſich über die ganze Erde aus und wurde neuerdings in eine nicht geringe Anzahl von Untergattungen zerlegt, die ſich nur wenig von einander unter- ſcheiden. Jn der Regel findet ſich bei ihnen im Ausſchnitte des Kinnes ein Zahn und beim Männchen verbreitern ſich die drei letzten Fußglieder am vorderſten Paare. Die meiſten Arten dieſer und der nächſt verwandten Gattungen leben in Südamerika, und auf [Abbildung Der Feld-Sandkäfer (Cleindela campestris) mit Puppe von hinten u. Larve.] Europa kommt eine verhältnißmäßig geringe Anzahl, wie die allgemein verbreitete Cicindela campestris, der Feld-Sandkäfer. Dieſe kleine, lebhafte Beſtie begegnet uns im Sommer auf den Wegen zwiſchen den Feldern, wenn die Sonne ſcheint, läßt aber den Beobachter nie ſo weit herankommen, um eine genauere Kenntniß von ihr zu erlangen; denn ſchen fliegt ſie auf, wobei ſie blau erſcheint und läßt ſich in einiger Entfernung wieder nieder. Behält man den Punkt im Auge, wohin ſie ſich ſetzte, in der Hoffnung, ſie doch noch zu überraſchen, ſo fliegen, wenn die Gegend einigermaßen reich an ihnen iſt, inzwiſchen rechts und links zwei drei andere auf und ehe man behutſamen Schrittes dem Punkte nahet, wo man die erſte mit Sicherheit erwartet, huſch iſt ſie wieder auf und davon und ſo geht es fort im wechſelnden Spiele. Man ſieht eine Menge dieſer Thiere um ſich und vor ſich, fängt aber an einem ſonnigen Tage ſo leicht nicht ein einziges, wenn man nicht ganz beſondere Kunſtgriffe und Kniffe anwendet. Wir haben außer den paar Cicindelen nicht einen Käfer hier zu Lande, der in gleicher Weiſe durch den Flug ſich unſeren Nachſtellungen zu entziehen verſteht. Bei trübem Wetter bemerkt man ſie wenig, da halten ſie ſich ruhig im Graſe oder zwiſchen den Getreidehalmen, laufen aber ſo flink einher, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/41
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/41>, abgerufen am 23.11.2024.