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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Schmetterlinge. Eulen.
an Baumstämmen oder Wänden. Jm Frühjahre erscheinen die dicken, bläulichweißen, gelbgestreiften
und schwarz bewarzten Raupen, deren blauer Kopf den Namen des Schmetterlings veranlaßte,
auf Schwarzdorn und Pflaumenbäumen; diesen letzteren können sie nachtheilig werden, wenn sie
in großen Mengen im Mai und Juni daran fressen. Wenn die Raupe erwachsen ist, fertigt sie
von Holzspänen, dem Kalke einer Wand etc. eine geleimte Hülle an feste Gegenstände, von welcher
die stumpfe, rothbraune Puppe eng umschlossen wird, ganz in Spinnerweise.

Jm August, besonders im September fällt häufig auf verschiedenen Bäumen städtischer
Promenaden, wie Ahorn, Roßkastanie, eine schöne Raupe in die Augen, welche in gekrümmter
Lage an der Unterseite der Blätter ruht, in Wäldern oft auch auf Eichen angetroffen wird. Sie
ist gelb, an den Seiten zottig gelb behaart und hat über den Rücken eine Reihe blendend weißer,
schwarzumringelter Flecken, wie sie auf dem großen Bild bei S. 58 dargestellt ist. Jch entsinne
mich, daß dieselbe Art vor Jahren eine stattliche Kastanie vor einem Hause hiesiger Stadt vollkommen
eutblättert hatte. Die vor Hunger matten Thiere fielen den unter dem Baume vorübergehenden
Leuten auf die Köpfe. Der aus der überwinterten Puppe im Mai oder Juni des nächsten Jahres
ausschlüpfende Schmetterling heißt die Ahorn-Pfeilmotte (Acronycta aceris) und ist eben so
unansehnlich, wie die übrigen, zahlreichen Gattungsgenossen, deren Raupen sämmtlich durch ihr
buntes Kleid in die Augen fallen. Derselbe erscheint weißgrau, auf den Vorderflügeln ziemlich ver-
worren gelblich und bräunlich bestäubt, so jedoch, daß die beiden Querlinien und vorderen Makeln
als lichtere Partien sich deutlich erkennen lassen.

Den Orion (Moma Orion), einen ungemein sauberen Falter, können wir im Mai oder Juni,
manchmal sogar recht häufig im Walde an den Baumstämmen sitzen sehen, wie er in unserer
Abbildung ein Eicheublatt verziert. Der abstehend behaarte Thorax, dessen Flügelschuppen Seiten-
schöpfe bilden, der Hinterleib und die Vorderflügel haben eine hellgrüne Grundfarbe, schwarze und

[Abbildung] Der Orion (Moma Orion) nebst Raupe. Die Queckeneule (Hadena basilinea) und drei Raupen.
weiße Zeichnungen. An letzteren unterscheidet man zwei tief schwarze Querlinien und in der Mitte
des sehr breiten Mittelfeldes einige Hieroglyphen, welche allenfalls eine dritte zusammensetzen.
Die graubraunen, nach außen dunkleren Hinterflügel haben einen weißen, schwarz getheilten Jnnen-
randsflecken und wie die vorderen schwarz und weißgescheckte Fransen. Die hübsche Raupe findet
sich einige Wochen später, zunächst gesellschaftlich auf Eichengebüsch und läßt sich an einem Faden
herab, wenn sie Gefahr wittert. Später, wenn sie erst größer wird, sucht sie die Einsamkeit und
fertigt vor Einbruch der rauhen Jahreszeit für die Puppe ein festes Gespinnst. Sie ist oben
sammetschwarz, an den Seiten gelblich, trägt auf rothen Wärzchen lange rothbraune Haare und
auf dem Rücken des zweiten, vierten und siebenten Ringes je einen großen gelben Fleck.

Während die Raupen der bisher betrachteten Eulen und deren Verwandten in der Regel
auffällig behaart sind und mit wenigen Ausnahmen an Holzgewächsen sich aufhalten, ohne versteckt

Die Schmetterlinge. Eulen.
an Baumſtämmen oder Wänden. Jm Frühjahre erſcheinen die dicken, bläulichweißen, gelbgeſtreiften
und ſchwarz bewarzten Raupen, deren blauer Kopf den Namen des Schmetterlings veranlaßte,
auf Schwarzdorn und Pflaumenbäumen; dieſen letzteren können ſie nachtheilig werden, wenn ſie
in großen Mengen im Mai und Juni daran freſſen. Wenn die Raupe erwachſen iſt, fertigt ſie
von Holzſpänen, dem Kalke einer Wand ꝛc. eine geleimte Hülle an feſte Gegenſtände, von welcher
die ſtumpfe, rothbraune Puppe eng umſchloſſen wird, ganz in Spinnerweiſe.

Jm Auguſt, beſonders im September fällt häufig auf verſchiedenen Bäumen ſtädtiſcher
Promenaden, wie Ahorn, Roßkaſtanie, eine ſchöne Raupe in die Augen, welche in gekrümmter
Lage an der Unterſeite der Blätter ruht, in Wäldern oft auch auf Eichen angetroffen wird. Sie
iſt gelb, an den Seiten zottig gelb behaart und hat über den Rücken eine Reihe blendend weißer,
ſchwarzumringelter Flecken, wie ſie auf dem großen Bild bei S. 58 dargeſtellt iſt. Jch entſinne
mich, daß dieſelbe Art vor Jahren eine ſtattliche Kaſtanie vor einem Hauſe hieſiger Stadt vollkommen
eutblättert hatte. Die vor Hunger matten Thiere fielen den unter dem Baume vorübergehenden
Leuten auf die Köpfe. Der aus der überwinterten Puppe im Mai oder Juni des nächſten Jahres
ausſchlüpfende Schmetterling heißt die Ahorn-Pfeilmotte (Acronycta aceris) und iſt eben ſo
unanſehnlich, wie die übrigen, zahlreichen Gattungsgenoſſen, deren Raupen ſämmtlich durch ihr
buntes Kleid in die Augen fallen. Derſelbe erſcheint weißgrau, auf den Vorderflügeln ziemlich ver-
worren gelblich und bräunlich beſtäubt, ſo jedoch, daß die beiden Querlinien und vorderen Makeln
als lichtere Partien ſich deutlich erkennen laſſen.

Den Orion (Moma Orion), einen ungemein ſauberen Falter, können wir im Mai oder Juni,
manchmal ſogar recht häufig im Walde an den Baumſtämmen ſitzen ſehen, wie er in unſerer
Abbildung ein Eicheublatt verziert. Der abſtehend behaarte Thorax, deſſen Flügelſchuppen Seiten-
ſchöpfe bilden, der Hinterleib und die Vorderflügel haben eine hellgrüne Grundfarbe, ſchwarze und

[Abbildung] Der Orion (Moma Orion) nebſt Raupe. Die Queckeneule (Hadena basilinea) und drei Raupen.
weiße Zeichnungen. An letzteren unterſcheidet man zwei tief ſchwarze Querlinien und in der Mitte
des ſehr breiten Mittelfeldes einige Hieroglyphen, welche allenfalls eine dritte zuſammenſetzen.
Die graubraunen, nach außen dunkleren Hinterflügel haben einen weißen, ſchwarz getheilten Jnnen-
randsflecken und wie die vorderen ſchwarz und weißgeſcheckte Franſen. Die hübſche Raupe findet
ſich einige Wochen ſpäter, zunächſt geſellſchaftlich auf Eichengebüſch und läßt ſich an einem Faden
herab, wenn ſie Gefahr wittert. Später, wenn ſie erſt größer wird, ſucht ſie die Einſamkeit und
fertigt vor Einbruch der rauhen Jahreszeit für die Puppe ein feſtes Geſpinnſt. Sie iſt oben
ſammetſchwarz, an den Seiten gelblich, trägt auf rothen Wärzchen lange rothbraune Haare und
auf dem Rücken des zweiten, vierten und ſiebenten Ringes je einen großen gelben Fleck.

Während die Raupen der bisher betrachteten Eulen und deren Verwandten in der Regel
auffällig behaart ſind und mit wenigen Ausnahmen an Holzgewächſen ſich aufhalten, ohne verſteckt

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[346/0370] Die Schmetterlinge. Eulen. an Baumſtämmen oder Wänden. Jm Frühjahre erſcheinen die dicken, bläulichweißen, gelbgeſtreiften und ſchwarz bewarzten Raupen, deren blauer Kopf den Namen des Schmetterlings veranlaßte, auf Schwarzdorn und Pflaumenbäumen; dieſen letzteren können ſie nachtheilig werden, wenn ſie in großen Mengen im Mai und Juni daran freſſen. Wenn die Raupe erwachſen iſt, fertigt ſie von Holzſpänen, dem Kalke einer Wand ꝛc. eine geleimte Hülle an feſte Gegenſtände, von welcher die ſtumpfe, rothbraune Puppe eng umſchloſſen wird, ganz in Spinnerweiſe. Jm Auguſt, beſonders im September fällt häufig auf verſchiedenen Bäumen ſtädtiſcher Promenaden, wie Ahorn, Roßkaſtanie, eine ſchöne Raupe in die Augen, welche in gekrümmter Lage an der Unterſeite der Blätter ruht, in Wäldern oft auch auf Eichen angetroffen wird. Sie iſt gelb, an den Seiten zottig gelb behaart und hat über den Rücken eine Reihe blendend weißer, ſchwarzumringelter Flecken, wie ſie auf dem großen Bild bei S. 58 dargeſtellt iſt. Jch entſinne mich, daß dieſelbe Art vor Jahren eine ſtattliche Kaſtanie vor einem Hauſe hieſiger Stadt vollkommen eutblättert hatte. Die vor Hunger matten Thiere fielen den unter dem Baume vorübergehenden Leuten auf die Köpfe. Der aus der überwinterten Puppe im Mai oder Juni des nächſten Jahres ausſchlüpfende Schmetterling heißt die Ahorn-Pfeilmotte (Acronycta aceris) und iſt eben ſo unanſehnlich, wie die übrigen, zahlreichen Gattungsgenoſſen, deren Raupen ſämmtlich durch ihr buntes Kleid in die Augen fallen. Derſelbe erſcheint weißgrau, auf den Vorderflügeln ziemlich ver- worren gelblich und bräunlich beſtäubt, ſo jedoch, daß die beiden Querlinien und vorderen Makeln als lichtere Partien ſich deutlich erkennen laſſen. Den Orion (Moma Orion), einen ungemein ſauberen Falter, können wir im Mai oder Juni, manchmal ſogar recht häufig im Walde an den Baumſtämmen ſitzen ſehen, wie er in unſerer Abbildung ein Eicheublatt verziert. Der abſtehend behaarte Thorax, deſſen Flügelſchuppen Seiten- ſchöpfe bilden, der Hinterleib und die Vorderflügel haben eine hellgrüne Grundfarbe, ſchwarze und [Abbildung Der Orion (Moma Orion) nebſt Raupe. Die Queckeneule (Hadena basilinea) und drei Raupen.] weiße Zeichnungen. An letzteren unterſcheidet man zwei tief ſchwarze Querlinien und in der Mitte des ſehr breiten Mittelfeldes einige Hieroglyphen, welche allenfalls eine dritte zuſammenſetzen. Die graubraunen, nach außen dunkleren Hinterflügel haben einen weißen, ſchwarz getheilten Jnnen- randsflecken und wie die vorderen ſchwarz und weißgeſcheckte Franſen. Die hübſche Raupe findet ſich einige Wochen ſpäter, zunächſt geſellſchaftlich auf Eichengebüſch und läßt ſich an einem Faden herab, wenn ſie Gefahr wittert. Später, wenn ſie erſt größer wird, ſucht ſie die Einſamkeit und fertigt vor Einbruch der rauhen Jahreszeit für die Puppe ein feſtes Geſpinnſt. Sie iſt oben ſammetſchwarz, an den Seiten gelblich, trägt auf rothen Wärzchen lange rothbraune Haare und auf dem Rücken des zweiten, vierten und ſiebenten Ringes je einen großen gelben Fleck. Während die Raupen der bisher betrachteten Eulen und deren Verwandten in der Regel auffällig behaart ſind und mit wenigen Ausnahmen an Holzgewächſen ſich aufhalten, ohne verſteckt

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/370>, abgerufen am 27.11.2024.