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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Schmetterlinge. Spinner.

Der Rothschwanz, Buchenspinner, Kopfhänger (Dasychira pudibunda), wollten wir
seine wissenschaftlichen Namen in das Deutsche übertragen, müßten wir ihn den "verschämten
Wollfuß" nennen, ist ein heller und dunkler graubraun und weiß gezeichneter Spinner, dessen
Weibchen noch matter und verwischter aussieht, als das Männchen. Er fliegt Anfangs Juni und
macht sich in keinerlei Weise bemerklich. Seine Raupe aber fällt nicht nur durch ihre Schönheit
auf, sondern richtet sogar manchmal an Buchen Schaden an. Auf Eichen findet man sie gleichfalls,
mehr im nördlichen Deutschland. Sie gehört zu den Bürstenraupen, ist für gewöhnlich schwefelgelb,

[Abbildung] Der Rothschwanz (Dasychira pudibunda). a Männchen. b Raupe. c Puppe.
nur am hintersten Haarpinsel (dem Schwanze) roth, bisweilen haben auch die übrigen Haare
einen schön roseurothen Hauch. Sie liebt die Stellung, in welcher wir sie hier erblicken, "hängt
den Kopf" und läßt die prächtig sammetschwarzen Spiegel zwischen den vordern Bürsten dann sehr
deutlich sehen. Jn der Jugend gleitet sie bei der Erschütterung des Busches, auf welchem sie
frißt, an einem Faden herab, erwachsen thut sie es nicht, sondern fällt frei und liegt nach
innen gekrümmt und einen Kreis bildend, indem sich das Leibesende über den Kopf legt,
ruhig auf dem Boden, bis sie die Gefahr für beseitigt glaubt. Dann rafft sie sich auf und
besteigt ihren Wohnplatz von Neuem. Jm Oktober sucht sie zur Verpuppung das dürre Laub
des Bodens auf, fertigt ein lockeres, mit den Haaren vermischtes Gewebe, in diesem ein zweites,
festeres Gespinnst, welches aber noch locker genug ist, um die dunkelbraune Puppe durchscheinen
zu lassen.

Wie sehen umstehend drei sehr gemeine, einfarbig weiße Spinner vor uns, welche trotz ihrer
großen Uebereinstimmung in Gestalt und Farbe zum Theil sehr verschiedene Lebensweise führen. Der
Weidenspinuer (Liparis salicis) glänzt auf der Oberseite seiner Flügel wie Atlas, nur die
Fühlerzähne und Ringe um Schienen und Füße sind schwarz. Jn den warmen Nächten des Juni
und Juli flattern diese Spinner geisterhaft und oft zu Tausenden um die schlanken Pappeln unserer
Chausseen, ergläuzen am Tage weit hin an deren Stämmen, liegen zertreten oder halb todt zu
Hunderten auf der Straße oder fallen einzeln von den Väumen herab, wenn ein Vogel sein Mahl
unter ihren Schaaren hält. Das befruchtete Weibchen klebt seine Eier in kleinen Jnseln zwischen
die Rindenschuppen der Stämme. Sie sind in einen gleichfalls wie Atlas glänzenden Schleim
eingebettet und darum leicht schon aus der Entfernung zu erkennen. Jm nächsten Frühjahre, bis-
weilen noch im Herbste, kriechen die mäßig behaarten, rothbewarzten Raupen daraus hervor,
fallen alsbald durch die schwefelgelbe oder weiße Fleckenreihe längs des braungrauen Rückens in
die Augen und fressen bisweilen die Pappeln oder Weiden -- an beiden sitzen sie gleich gern --
vollständig kahl. Ende Mai hängen die beweglichen, glänzend schwarzen Puppen, welche mit
zerstreuten gelben Haarbüschchen besetzt sind, hinter einigen Fäden an den Stämmen oder lose
zwischen wenigen Blättern der Futterpflauze. -- Der Goldafter (L. chrysorrhoea) hat als
Männchen am röthlichbraunen Hinterleibe einen rostgelben Asterbüschel, als Weibchen am schwarz-
braunen Hinterleibe ein rothbraunes Haarpolster. Er erscheint gleichzeitig mit dem vorigen, führt
dieselbe Lebensweise, nur weiß er sich mehr an der Rückseite der Blätter versteckt zu halten und
beschränkt sich nicht auf Weiden und Pappeln, sondern sitzt an fast allen Waldbäumen (Eiche,

Die Schmetterlinge. Spinner.

Der Rothſchwanz, Buchenſpinner, Kopfhänger (Dasychira pudibunda), wollten wir
ſeine wiſſenſchaftlichen Namen in das Deutſche übertragen, müßten wir ihn den „verſchämten
Wollfuß“ nennen, iſt ein heller und dunkler graubraun und weiß gezeichneter Spinner, deſſen
Weibchen noch matter und verwiſchter ausſieht, als das Männchen. Er fliegt Anfangs Juni und
macht ſich in keinerlei Weiſe bemerklich. Seine Raupe aber fällt nicht nur durch ihre Schönheit
auf, ſondern richtet ſogar manchmal an Buchen Schaden an. Auf Eichen findet man ſie gleichfalls,
mehr im nördlichen Deutſchland. Sie gehört zu den Bürſtenraupen, iſt für gewöhnlich ſchwefelgelb,

[Abbildung] Der Rothſchwanz (Dasychira pudibunda). a Männchen. b Raupe. c Puppe.
nur am hinterſten Haarpinſel (dem Schwanze) roth, bisweilen haben auch die übrigen Haare
einen ſchön roſeurothen Hauch. Sie liebt die Stellung, in welcher wir ſie hier erblicken, „hängt
den Kopf“ und läßt die prächtig ſammetſchwarzen Spiegel zwiſchen den vordern Bürſten dann ſehr
deutlich ſehen. Jn der Jugend gleitet ſie bei der Erſchütterung des Buſches, auf welchem ſie
frißt, an einem Faden herab, erwachſen thut ſie es nicht, ſondern fällt frei und liegt nach
innen gekrümmt und einen Kreis bildend, indem ſich das Leibesende über den Kopf legt,
ruhig auf dem Boden, bis ſie die Gefahr für beſeitigt glaubt. Dann rafft ſie ſich auf und
beſteigt ihren Wohnplatz von Neuem. Jm Oktober ſucht ſie zur Verpuppung das dürre Laub
des Bodens auf, fertigt ein lockeres, mit den Haaren vermiſchtes Gewebe, in dieſem ein zweites,
feſteres Geſpinnſt, welches aber noch locker genug iſt, um die dunkelbraune Puppe durchſcheinen
zu laſſen.

Wie ſehen umſtehend drei ſehr gemeine, einfarbig weiße Spinner vor uns, welche trotz ihrer
großen Uebereinſtimmung in Geſtalt und Farbe zum Theil ſehr verſchiedene Lebensweiſe führen. Der
Weidenſpinuer (Liparis salicis) glänzt auf der Oberſeite ſeiner Flügel wie Atlas, nur die
Fühlerzähne und Ringe um Schienen und Füße ſind ſchwarz. Jn den warmen Nächten des Juni
und Juli flattern dieſe Spinner geiſterhaft und oft zu Tauſenden um die ſchlanken Pappeln unſerer
Chauſſeen, ergläuzen am Tage weit hin an deren Stämmen, liegen zertreten oder halb todt zu
Hunderten auf der Straße oder fallen einzeln von den Väumen herab, wenn ein Vogel ſein Mahl
unter ihren Schaaren hält. Das befruchtete Weibchen klebt ſeine Eier in kleinen Jnſeln zwiſchen
die Rindenſchuppen der Stämme. Sie ſind in einen gleichfalls wie Atlas glänzenden Schleim
eingebettet und darum leicht ſchon aus der Entfernung zu erkennen. Jm nächſten Frühjahre, bis-
weilen noch im Herbſte, kriechen die mäßig behaarten, rothbewarzten Raupen daraus hervor,
fallen alsbald durch die ſchwefelgelbe oder weiße Fleckenreihe längs des braungrauen Rückens in
die Augen und freſſen bisweilen die Pappeln oder Weiden — an beiden ſitzen ſie gleich gern —
vollſtändig kahl. Ende Mai hängen die beweglichen, glänzend ſchwarzen Puppen, welche mit
zerſtreuten gelben Haarbüſchchen beſetzt ſind, hinter einigen Fäden an den Stämmen oder loſe
zwiſchen wenigen Blättern der Futterpflauze. — Der Goldafter (L. chrysorrhoea) hat als
Männchen am röthlichbraunen Hinterleibe einen roſtgelben Aſterbüſchel, als Weibchen am ſchwarz-
braunen Hinterleibe ein rothbraunes Haarpolſter. Er erſcheint gleichzeitig mit dem vorigen, führt
dieſelbe Lebensweiſe, nur weiß er ſich mehr an der Rückſeite der Blätter verſteckt zu halten und
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[334/0358] Die Schmetterlinge. Spinner. Der Rothſchwanz, Buchenſpinner, Kopfhänger (Dasychira pudibunda), wollten wir ſeine wiſſenſchaftlichen Namen in das Deutſche übertragen, müßten wir ihn den „verſchämten Wollfuß“ nennen, iſt ein heller und dunkler graubraun und weiß gezeichneter Spinner, deſſen Weibchen noch matter und verwiſchter ausſieht, als das Männchen. Er fliegt Anfangs Juni und macht ſich in keinerlei Weiſe bemerklich. Seine Raupe aber fällt nicht nur durch ihre Schönheit auf, ſondern richtet ſogar manchmal an Buchen Schaden an. Auf Eichen findet man ſie gleichfalls, mehr im nördlichen Deutſchland. Sie gehört zu den Bürſtenraupen, iſt für gewöhnlich ſchwefelgelb, [Abbildung Der Rothſchwanz (Dasychira pudibunda). a Männchen. b Raupe. c Puppe.] nur am hinterſten Haarpinſel (dem Schwanze) roth, bisweilen haben auch die übrigen Haare einen ſchön roſeurothen Hauch. Sie liebt die Stellung, in welcher wir ſie hier erblicken, „hängt den Kopf“ und läßt die prächtig ſammetſchwarzen Spiegel zwiſchen den vordern Bürſten dann ſehr deutlich ſehen. Jn der Jugend gleitet ſie bei der Erſchütterung des Buſches, auf welchem ſie frißt, an einem Faden herab, erwachſen thut ſie es nicht, ſondern fällt frei und liegt nach innen gekrümmt und einen Kreis bildend, indem ſich das Leibesende über den Kopf legt, ruhig auf dem Boden, bis ſie die Gefahr für beſeitigt glaubt. Dann rafft ſie ſich auf und beſteigt ihren Wohnplatz von Neuem. Jm Oktober ſucht ſie zur Verpuppung das dürre Laub des Bodens auf, fertigt ein lockeres, mit den Haaren vermiſchtes Gewebe, in dieſem ein zweites, feſteres Geſpinnſt, welches aber noch locker genug iſt, um die dunkelbraune Puppe durchſcheinen zu laſſen. Wie ſehen umſtehend drei ſehr gemeine, einfarbig weiße Spinner vor uns, welche trotz ihrer großen Uebereinſtimmung in Geſtalt und Farbe zum Theil ſehr verſchiedene Lebensweiſe führen. Der Weidenſpinuer (Liparis salicis) glänzt auf der Oberſeite ſeiner Flügel wie Atlas, nur die Fühlerzähne und Ringe um Schienen und Füße ſind ſchwarz. Jn den warmen Nächten des Juni und Juli flattern dieſe Spinner geiſterhaft und oft zu Tauſenden um die ſchlanken Pappeln unſerer Chauſſeen, ergläuzen am Tage weit hin an deren Stämmen, liegen zertreten oder halb todt zu Hunderten auf der Straße oder fallen einzeln von den Väumen herab, wenn ein Vogel ſein Mahl unter ihren Schaaren hält. Das befruchtete Weibchen klebt ſeine Eier in kleinen Jnſeln zwiſchen die Rindenſchuppen der Stämme. Sie ſind in einen gleichfalls wie Atlas glänzenden Schleim eingebettet und darum leicht ſchon aus der Entfernung zu erkennen. Jm nächſten Frühjahre, bis- weilen noch im Herbſte, kriechen die mäßig behaarten, rothbewarzten Raupen daraus hervor, fallen alsbald durch die ſchwefelgelbe oder weiße Fleckenreihe längs des braungrauen Rückens in die Augen und freſſen bisweilen die Pappeln oder Weiden — an beiden ſitzen ſie gleich gern — vollſtändig kahl. Ende Mai hängen die beweglichen, glänzend ſchwarzen Puppen, welche mit zerſtreuten gelben Haarbüſchchen beſetzt ſind, hinter einigen Fäden an den Stämmen oder loſe zwiſchen wenigen Blättern der Futterpflauze. — Der Goldafter (L. chrysorrhoea) hat als Männchen am röthlichbraunen Hinterleibe einen roſtgelben Aſterbüſchel, als Weibchen am ſchwarz- braunen Hinterleibe ein rothbraunes Haarpolſter. Er erſcheint gleichzeitig mit dem vorigen, führt dieſelbe Lebensweiſe, nur weiß er ſich mehr an der Rückſeite der Blätter verſteckt zu halten und beſchränkt ſich nicht auf Weiden und Pappeln, ſondern ſitzt an faſt allen Waldbäumen (Eiche,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/358>, abgerufen am 23.11.2024.