sehr veränderlicher Dämmerungsfalter von vorherrschender Färbung des lichten, rohen Kalbleders, ist der dritte der in Deutschland allgemein verbreiteten Zackenschwärmer.
Das Karpfen- oder Taubenschwänzchen (Macroglossa stellatarum) gehört einer dritten Sippe un erer Schwärmer an, welche in Folge ihrer Lichtfreundlichkeit es vorzieht, am Tage ebenso umherzuschwärmen, wie die echten Schwärmer dann, wenn er sich geneigt hat. Jn der äußern Erscheinung weichen sie durch den breitgedrückten, hinten stumpf endenden und ringsum durch einen Bart noch breiter werdenden Hinterleib von ihnen ab. Unser flinker Schwärmer, welcher nahezu zwei Zoll spaunt, treibt sich in zwei Generationen vom Mai bis zum Oktober an den ver- schiedensten Blumen umher und bildet durch seinen Flug, durch sein ebenso blitzschnelles Erscheinen, wie Verschwinden einen ganz eigenthümlichen Contrast gegen das übrige bunte Jnsektenvölkchen. Er sieht dunkelbraun aus, hat zwei schwarze unregelmäßige Querlinien über die Vorderflügel, bräunlich orangene Hinterflügel, mit Ausschluß der dunkeln Wurzel und des schmal dunkeln Hinterrandes, einen abwechselnd schwarz und weißen Bart, welchen er anlegen und fächerartig spreizen kann, und einige lichte Seitenflecke am Hinterleibe. Die gehörnte Raupe ist heller oder dunkler grün, bisweilen rothbraun und hat acht Reihen weißlicher, erhabener Perlflecke und vier weiße Längslinien, von welchen zwei sich vor dem bläulichgrünen Horne auf dem Rücken vereinigen, die beiden anderen hinter demselben. Sie frißt Labkraut (Galium) und Färberröthe (Rubia tinctorum). Die graubraune Puppe hat einen dunkeln Rückenstreifen, schärft ihr stumpfes Kopf- ende beiderseits etwas zu und erscheint darum nach vorn schmächtig; von der zweiten Generation über- wintert sie. -- Zwei unter sich sehr ähnliche Arten, M. fuciformis und M. bombyliformis, wegen ihrer oberflächlichen Aehnlichkeit mit einer Hummel zu deutsch Hummelschwärmer genannt, entstehen gleichfalls aus freilebenden gehörnten Raupen, leiten aber in Folge ihrer stellenweise durchsichtigen Flügel zu den Glasflüglern über, welchen wir jetzt unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden haben.
Von den in der dritten Familie als Holzbohrer (Xylotropha) vereinigten Schmetterlingen lassen sich als gemeinsame Merkmale nur zwei aufstellen, nämlich, daß ihre Fühler nach vorn spitz werden, und daß die Hinterschienen an der Jnnenseite zwei Sporenpaare tragen, im Uebrigen gehen sie weit auseinander. Es findet sich bei ihnen die breite Flügelform, welche an die Tag- falter erinnert, die schmale der Schwärmer, zu welchen manche von ihnen bisher gerechnet worden sind, und die in der Mitte stehende, welche in Vereinigung mit dem dicken Hinterleibe die Spinner zu kennzeichnen pflegt. Somit haben wir es hier mit einer Uebergangsgruppe zu thun, deren Glieder nur wegen ihrer Entwickelungsgeschichte zur Vereinigung berechtigen. Die walzigen oder depri- mirten, einzeln behaarten und sechzehnfüßigen Raupen aller leben nämlich in der Jugend unter der Rinde holziger Gewächse, bohren sich, wenn sie größer werden, tiefer hinein und arbeiten Gänge im Holze, oder zwischen diesem und der Rinde aus. Weil sie sich vom Sonnenlichte abschließen, fehlen ihnen lebhaftere Farben gänzlich, und die meisten erscheinen in dem lichten, bein- farbenen Gewande, welches den ebenso lebenden anderen Jnsektenlarven eigenthümlich zu sein pflegt. Als Bohrer bedürfen sie auch einer längeren Zeit zu ihrer Entwickelung, und einmalige Ueber- winterung wird bei ihnen zur Regel, es kommt aber auch eine zweimalige vor. Manche fertigen sich, wenn sie erwachsen sind, einen Cocon aus den Spänen ihrer Umgebung, andere verpuppen sich frei in der etwas erweiterten Höhlung ihres Ganges. Darin aber stimmen alle überein, daß die Raupe dafür sorgt, dem der Puppe entschlüpften Schmetterlinge die Freiheit zu sichern. Sie hat während ihres Lebens einen Ausgang bereitet, welcher ihr zum Hinausschaffen ihres Kothes diente, wie sie jenem zum Ausfliegen dienen wird. Der Koth quillt in Form zusammen-
Die Schmetterlinge. Schwärmer. Holzbohrer.
ſehr veränderlicher Dämmerungsfalter von vorherrſchender Färbung des lichten, rohen Kalbleders, iſt der dritte der in Deutſchland allgemein verbreiteten Zackenſchwärmer.
Das Karpfen- oder Taubenſchwänzchen (Macroglossa stellatarum) gehört einer dritten Sippe un erer Schwärmer an, welche in Folge ihrer Lichtfreundlichkeit es vorzieht, am Tage ebenſo umherzuſchwärmen, wie die echten Schwärmer dann, wenn er ſich geneigt hat. Jn der äußern Erſcheinung weichen ſie durch den breitgedrückten, hinten ſtumpf endenden und ringsum durch einen Bart noch breiter werdenden Hinterleib von ihnen ab. Unſer flinker Schwärmer, welcher nahezu zwei Zoll ſpaunt, treibt ſich in zwei Generationen vom Mai bis zum Oktober an den ver- ſchiedenſten Blumen umher und bildet durch ſeinen Flug, durch ſein ebenſo blitzſchnelles Erſcheinen, wie Verſchwinden einen ganz eigenthümlichen Contraſt gegen das übrige bunte Jnſektenvölkchen. Er ſieht dunkelbraun aus, hat zwei ſchwarze unregelmäßige Querlinien über die Vorderflügel, bräunlich orangene Hinterflügel, mit Ausſchluß der dunkeln Wurzel und des ſchmal dunkeln Hinterrandes, einen abwechſelnd ſchwarz und weißen Bart, welchen er anlegen und fächerartig ſpreizen kann, und einige lichte Seitenflecke am Hinterleibe. Die gehörnte Raupe iſt heller oder dunkler grün, bisweilen rothbraun und hat acht Reihen weißlicher, erhabener Perlflecke und vier weiße Längslinien, von welchen zwei ſich vor dem bläulichgrünen Horne auf dem Rücken vereinigen, die beiden anderen hinter demſelben. Sie frißt Labkraut (Galium) und Färberröthe (Rubia tinctorum). Die graubraune Puppe hat einen dunkeln Rückenſtreifen, ſchärft ihr ſtumpfes Kopf- ende beiderſeits etwas zu und erſcheint darum nach vorn ſchmächtig; von der zweiten Generation über- wintert ſie. — Zwei unter ſich ſehr ähnliche Arten, M. fuciformis und M. bombyliformis, wegen ihrer oberflächlichen Aehnlichkeit mit einer Hummel zu deutſch Hummelſchwärmer genannt, entſtehen gleichfalls aus freilebenden gehörnten Raupen, leiten aber in Folge ihrer ſtellenweiſe durchſichtigen Flügel zu den Glasflüglern über, welchen wir jetzt unſere Aufmerkſamkeit zuzuwenden haben.
Von den in der dritten Familie als Holzbohrer (Xylotropha) vereinigten Schmetterlingen laſſen ſich als gemeinſame Merkmale nur zwei aufſtellen, nämlich, daß ihre Fühler nach vorn ſpitz werden, und daß die Hinterſchienen an der Jnnenſeite zwei Sporenpaare tragen, im Uebrigen gehen ſie weit auseinander. Es findet ſich bei ihnen die breite Flügelform, welche an die Tag- falter erinnert, die ſchmale der Schwärmer, zu welchen manche von ihnen bisher gerechnet worden ſind, und die in der Mitte ſtehende, welche in Vereinigung mit dem dicken Hinterleibe die Spinner zu kennzeichnen pflegt. Somit haben wir es hier mit einer Uebergangsgruppe zu thun, deren Glieder nur wegen ihrer Entwickelungsgeſchichte zur Vereinigung berechtigen. Die walzigen oder depri- mirten, einzeln behaarten und ſechzehnfüßigen Raupen aller leben nämlich in der Jugend unter der Rinde holziger Gewächſe, bohren ſich, wenn ſie größer werden, tiefer hinein und arbeiten Gänge im Holze, oder zwiſchen dieſem und der Rinde aus. Weil ſie ſich vom Sonnenlichte abſchließen, fehlen ihnen lebhaftere Farben gänzlich, und die meiſten erſcheinen in dem lichten, bein- farbenen Gewande, welches den ebenſo lebenden anderen Jnſektenlarven eigenthümlich zu ſein pflegt. Als Bohrer bedürfen ſie auch einer längeren Zeit zu ihrer Entwickelung, und einmalige Ueber- winterung wird bei ihnen zur Regel, es kommt aber auch eine zweimalige vor. Manche fertigen ſich, wenn ſie erwachſen ſind, einen Cocon aus den Spänen ihrer Umgebung, andere verpuppen ſich frei in der etwas erweiterten Höhlung ihres Ganges. Darin aber ſtimmen alle überein, daß die Raupe dafür ſorgt, dem der Puppe entſchlüpften Schmetterlinge die Freiheit zu ſichern. Sie hat während ihres Lebens einen Ausgang bereitet, welcher ihr zum Hinausſchaffen ihres Kothes diente, wie ſie jenem zum Ausfliegen dienen wird. Der Koth quillt in Form zuſammen-
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Die Schmetterlinge. Schwärmer. Holzbohrer.
ſehr veränderlicher Dämmerungsfalter von vorherrſchender Färbung des lichten, rohen Kalbleders,
iſt der dritte der in Deutſchland allgemein verbreiteten Zackenſchwärmer.
Das Karpfen- oder Taubenſchwänzchen (Macroglossa stellatarum) gehört einer dritten
Sippe un erer Schwärmer an, welche in Folge ihrer Lichtfreundlichkeit es vorzieht, am Tage ebenſo
umherzuſchwärmen, wie die echten Schwärmer dann, wenn er ſich geneigt hat. Jn der äußern
Erſcheinung weichen ſie durch den breitgedrückten, hinten ſtumpf endenden und ringsum durch
einen Bart noch breiter werdenden Hinterleib von ihnen ab. Unſer flinker Schwärmer, welcher nahezu
zwei Zoll ſpaunt, treibt ſich in zwei Generationen vom Mai bis zum Oktober an den ver-
ſchiedenſten Blumen umher und bildet durch ſeinen Flug, durch ſein ebenſo blitzſchnelles Erſcheinen,
wie Verſchwinden einen ganz eigenthümlichen Contraſt gegen das übrige bunte Jnſektenvölkchen.
Er ſieht dunkelbraun aus, hat zwei ſchwarze unregelmäßige Querlinien über die Vorderflügel,
bräunlich orangene Hinterflügel, mit Ausſchluß der dunkeln Wurzel und des ſchmal dunkeln
Hinterrandes, einen abwechſelnd ſchwarz und weißen Bart, welchen er anlegen und fächerartig
ſpreizen kann, und einige lichte Seitenflecke am Hinterleibe. Die gehörnte Raupe iſt heller oder
dunkler grün, bisweilen rothbraun und hat acht Reihen weißlicher, erhabener Perlflecke und vier
weiße Längslinien, von welchen zwei ſich vor dem bläulichgrünen Horne auf dem Rücken vereinigen,
die beiden anderen hinter demſelben. Sie frißt Labkraut (Galium) und Färberröthe (Rubia
tinctorum). Die graubraune Puppe hat einen dunkeln Rückenſtreifen, ſchärft ihr ſtumpfes Kopf-
ende beiderſeits etwas zu und erſcheint darum nach vorn ſchmächtig; von der zweiten Generation über-
wintert ſie. — Zwei unter ſich ſehr ähnliche Arten, M. fuciformis und M. bombyliformis, wegen ihrer
oberflächlichen Aehnlichkeit mit einer Hummel zu deutſch Hummelſchwärmer genannt, entſtehen
gleichfalls aus freilebenden gehörnten Raupen, leiten aber in Folge ihrer ſtellenweiſe durchſichtigen
Flügel zu den Glasflüglern über, welchen wir jetzt unſere Aufmerkſamkeit zuzuwenden haben.
Von den in der dritten Familie als Holzbohrer (Xylotropha) vereinigten Schmetterlingen
laſſen ſich als gemeinſame Merkmale nur zwei aufſtellen, nämlich, daß ihre Fühler nach vorn
ſpitz werden, und daß die Hinterſchienen an der Jnnenſeite zwei Sporenpaare tragen, im Uebrigen
gehen ſie weit auseinander. Es findet ſich bei ihnen die breite Flügelform, welche an die Tag-
falter erinnert, die ſchmale der Schwärmer, zu welchen manche von ihnen bisher gerechnet worden
ſind, und die in der Mitte ſtehende, welche in Vereinigung mit dem dicken Hinterleibe die Spinner
zu kennzeichnen pflegt. Somit haben wir es hier mit einer Uebergangsgruppe zu thun, deren Glieder
nur wegen ihrer Entwickelungsgeſchichte zur Vereinigung berechtigen. Die walzigen oder depri-
mirten, einzeln behaarten und ſechzehnfüßigen Raupen aller leben nämlich in der Jugend unter
der Rinde holziger Gewächſe, bohren ſich, wenn ſie größer werden, tiefer hinein und arbeiten
Gänge im Holze, oder zwiſchen dieſem und der Rinde aus. Weil ſie ſich vom Sonnenlichte
abſchließen, fehlen ihnen lebhaftere Farben gänzlich, und die meiſten erſcheinen in dem lichten, bein-
farbenen Gewande, welches den ebenſo lebenden anderen Jnſektenlarven eigenthümlich zu ſein pflegt.
Als Bohrer bedürfen ſie auch einer längeren Zeit zu ihrer Entwickelung, und einmalige Ueber-
winterung wird bei ihnen zur Regel, es kommt aber auch eine zweimalige vor. Manche fertigen
ſich, wenn ſie erwachſen ſind, einen Cocon aus den Spänen ihrer Umgebung, andere verpuppen
ſich frei in der etwas erweiterten Höhlung ihres Ganges. Darin aber ſtimmen alle überein, daß
die Raupe dafür ſorgt, dem der Puppe entſchlüpften Schmetterlinge die Freiheit zu ſichern.
Sie hat während ihres Lebens einen Ausgang bereitet, welcher ihr zum Hinausſchaffen ihres
Kothes diente, wie ſie jenem zum Ausfliegen dienen wird. Der Koth quillt in Form zuſammen-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/342>, abgerufen am 23.11.2024.
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