zieht eine Fleckenreihe über beide Flügel, welche besonders auf den hinteren gelblichweiß erscheint; statt der schwarzen Schwiele hat es auf der Rückseite zahlreichere grüne Schuppen. Die grüne, an den Seiten schwarzpunktirte Raupe lebt auf der Kronwicke.
Zum Schluß sei es noch vergönnt, die Zahl der in Europa und speziell in Deutschland vor- kommenden Tagfalterarten nach den verschiedenen Sippen auzuführen. Von den 14 europäischen Papilioniden kommen 6 in Deutschland vor, von den 31 Pieriden 16, von den 59 Nymphaliden 46, von den 75 Lycäniden 49 und von 29 Hesperiden 18. Außerdem kommt Chrysippus (Danais Chrysippus), welcher sporadisch auf Sicilien fliegt, als einziger Danaide in Europa vor und in der kleinsten Perlbinde (Nemeobius Lucina) die einzige Eryciuide für Europa und Deutschland.
Der äußeren Erscheinung wie der Lebensweise nach stehen die Schwärmer, Dämmerungs- salter (Sphingidae oder Crepuscularia), als zweite Schmetterlingsfamilie im geraden Gegensatze zu den Tagfaltern. Ein dicker und umfangreicher Körper, welchen ein dichtes Schuppen- oder Haarkleid deckt, schmale, kräftig geaderte Flügel, welche auf der Unterseite stellenweise oft zottig behaart sind; die Hinterflügel erscheinen etwas breiter, aber sehr kurz und klein im Vergleich zu den gestreckten Vorderflügeln und haben vorn eine Haftborste, die Hinterschienen tragen zwei Paare von Sporen und die Vorderbeine sind niemals verkümmert. Der gegen den Thorax schmale Kopf läuft in Folge der kurzen und breiten Taster vorn in eine stumpfe Spitze aus, trägt keine Nebenaugen, gedrungene, in ein nadelseines Hakenspitzchen vorn umgebogene Fühler, welche selten die halbe Vorderrandslänge der Flügel erreichen und prismatisch oder schwach keulenförmig sind. Die Rollzunge kommt hier zur vollkommensten Entwickelung und übertrifft bisweilen die Körper- länge um das Doppelte. Der glatte Thorax, bei unseren heimischen Arten nie, bei manchem Ausländer schwach beschopft, geht in den meist spindelförmigen Hinterleib ohne Einschnürung über und zeichnet sich bisweilen durch lebhaftere Zeichnungen vor den Flügeln aus. Am Tage sitzen die Schmetterlinge mit wenigen Ausnahmen ruhig an schattigen, versteckten Plätzchen und lassen dabei die Flügel etwas klaffend und lose wagrecht auf dem Körper liegen, drücken die nach hinten gerichteten Fühler dicht an die Thoraxseiten an, so daß man dieselben gar nicht bemerkt und schlafen, wenigstens lassen sie sich, wenn man einen und den anderen in seinem Schlupfwinkel zufällig antrifft, ergreifen, ohne nur einen Versuch zum Entweichen zu machen. Sobald aber die Abenddämmerung gekommen, fangen ihre Augen an zu leuchten. Sie verlassen ihre Verstecke, um sich einander und Blumen aufzusuchen, und man hört sie in der Regel früher, als man sie zu sehen bekommt, denn in stark brummendem Tone sausen sie durch die Lüfte, summend schweben sie vor der Blume, während sie mit ihrer langen Rollzunge darin nach Honig suchen. So träge sie am Tage scheinen, so wild und unbändig sind sie jetzt. Pfeilschnell fahren sie dahin von Blüthe zu Blüthe und huschen in größeren und größeren Bogen oder schnurstracks von dannen, wenn hier nichts mehr zu finden, oder wenn irgend eine Störung von außen kommt, etwa ein Jäger am Natterkopfe, am Salbei, am Geisblatte etc. auf der Lauer steht. Jhr rascher Flug dauert ohne Unterbrechung bis zum späten Abend, bis sich die Geschlechter zusammengefunden, wenn es sich darum handelt, oder bis die Muskeln nach stundenlanger, ununterbrochener Thätigkeit endlich erschlaffen und der Ruhe bedürfen. Diese außerordentliche Flugfertigkeit hängt ent- schieden zusammen mit den schmalen und langen Flügeln, mit einem sehr ausgebildeten Tracheen- system im plumpen Körper; ihr haben wir es auch sicher zuzuschreiben, daß einige südeuropäische Schwärmer, wie der Sphinx Nerii, Celerio und lineata, in heißen Sommern, vielleicht durch aus Süden wehende Winde unterstützt, bis zu den nördlichen Küsten des deutschen Faunengebietes vor-
Die Schmetterlinge. Schwärmer.
zieht eine Fleckenreihe über beide Flügel, welche beſonders auf den hinteren gelblichweiß erſcheint; ſtatt der ſchwarzen Schwiele hat es auf der Rückſeite zahlreichere grüne Schuppen. Die grüne, an den Seiten ſchwarzpunktirte Raupe lebt auf der Kronwicke.
Zum Schluß ſei es noch vergönnt, die Zahl der in Europa und ſpeziell in Deutſchland vor- kommenden Tagfalterarten nach den verſchiedenen Sippen auzuführen. Von den 14 europäiſchen Papilioniden kommen 6 in Deutſchland vor, von den 31 Pieriden 16, von den 59 Nymphaliden 46, von den 75 Lycäniden 49 und von 29 Hesperiden 18. Außerdem kommt Chryſippus (Danais Chrysippus), welcher ſporadiſch auf Sicilien fliegt, als einziger Danaide in Europa vor und in der kleinſten Perlbinde (Nemeobius Lucina) die einzige Eryciuide für Europa und Deutſchland.
Der äußeren Erſcheinung wie der Lebensweiſe nach ſtehen die Schwärmer, Dämmerungs- ſalter (Sphingidae oder Crepuscularia), als zweite Schmetterlingsfamilie im geraden Gegenſatze zu den Tagfaltern. Ein dicker und umfangreicher Körper, welchen ein dichtes Schuppen- oder Haarkleid deckt, ſchmale, kräftig geaderte Flügel, welche auf der Unterſeite ſtellenweiſe oft zottig behaart ſind; die Hinterflügel erſcheinen etwas breiter, aber ſehr kurz und klein im Vergleich zu den geſtreckten Vorderflügeln und haben vorn eine Haftborſte, die Hinterſchienen tragen zwei Paare von Sporen und die Vorderbeine ſind niemals verkümmert. Der gegen den Thorax ſchmale Kopf läuft in Folge der kurzen und breiten Taſter vorn in eine ſtumpfe Spitze aus, trägt keine Nebenaugen, gedrungene, in ein nadelſeines Hakenſpitzchen vorn umgebogene Fühler, welche ſelten die halbe Vorderrandslänge der Flügel erreichen und prismatiſch oder ſchwach keulenförmig ſind. Die Rollzunge kommt hier zur vollkommenſten Entwickelung und übertrifft bisweilen die Körper- länge um das Doppelte. Der glatte Thorax, bei unſeren heimiſchen Arten nie, bei manchem Ausländer ſchwach beſchopft, geht in den meiſt ſpindelförmigen Hinterleib ohne Einſchnürung über und zeichnet ſich bisweilen durch lebhaftere Zeichnungen vor den Flügeln aus. Am Tage ſitzen die Schmetterlinge mit wenigen Ausnahmen ruhig an ſchattigen, verſteckten Plätzchen und laſſen dabei die Flügel etwas klaffend und loſe wagrecht auf dem Körper liegen, drücken die nach hinten gerichteten Fühler dicht an die Thoraxſeiten an, ſo daß man dieſelben gar nicht bemerkt und ſchlafen, wenigſtens laſſen ſie ſich, wenn man einen und den anderen in ſeinem Schlupfwinkel zufällig antrifft, ergreifen, ohne nur einen Verſuch zum Entweichen zu machen. Sobald aber die Abenddämmerung gekommen, fangen ihre Augen an zu leuchten. Sie verlaſſen ihre Verſtecke, um ſich einander und Blumen aufzuſuchen, und man hört ſie in der Regel früher, als man ſie zu ſehen bekommt, denn in ſtark brummendem Tone ſauſen ſie durch die Lüfte, ſummend ſchweben ſie vor der Blume, während ſie mit ihrer langen Rollzunge darin nach Honig ſuchen. So träge ſie am Tage ſcheinen, ſo wild und unbändig ſind ſie jetzt. Pfeilſchnell fahren ſie dahin von Blüthe zu Blüthe und huſchen in größeren und größeren Bogen oder ſchnurſtracks von dannen, wenn hier nichts mehr zu finden, oder wenn irgend eine Störung von außen kommt, etwa ein Jäger am Natterkopfe, am Salbei, am Geisblatte ꝛc. auf der Lauer ſteht. Jhr raſcher Flug dauert ohne Unterbrechung bis zum ſpäten Abend, bis ſich die Geſchlechter zuſammengefunden, wenn es ſich darum handelt, oder bis die Muskeln nach ſtundenlanger, ununterbrochener Thätigkeit endlich erſchlaffen und der Ruhe bedürfen. Dieſe außerordentliche Flugfertigkeit hängt ent- ſchieden zuſammen mit den ſchmalen und langen Flügeln, mit einem ſehr ausgebildeten Tracheen- ſyſtem im plumpen Körper; ihr haben wir es auch ſicher zuzuſchreiben, daß einige ſüdeuropäiſche Schwärmer, wie der Sphinx Nerii, Celerio und lineata, in heißen Sommern, vielleicht durch aus Süden wehende Winde unterſtützt, bis zu den nördlichen Küſten des deutſchen Faunengebietes vor-
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[314/0338]
Die Schmetterlinge. Schwärmer.
zieht eine Fleckenreihe über beide Flügel, welche beſonders auf den hinteren gelblichweiß erſcheint;
ſtatt der ſchwarzen Schwiele hat es auf der Rückſeite zahlreichere grüne Schuppen. Die grüne, an
den Seiten ſchwarzpunktirte Raupe lebt auf der Kronwicke.
Zum Schluß ſei es noch vergönnt, die Zahl der in Europa und ſpeziell in Deutſchland vor-
kommenden Tagfalterarten nach den verſchiedenen Sippen auzuführen. Von den 14 europäiſchen
Papilioniden kommen 6 in Deutſchland vor, von den 31 Pieriden 16, von den 59 Nymphaliden 46,
von den 75 Lycäniden 49 und von 29 Hesperiden 18. Außerdem kommt Chryſippus (Danais
Chrysippus), welcher ſporadiſch auf Sicilien fliegt, als einziger Danaide in Europa vor und
in der kleinſten Perlbinde (Nemeobius Lucina) die einzige Eryciuide für Europa und
Deutſchland.
Der äußeren Erſcheinung wie der Lebensweiſe nach ſtehen die Schwärmer, Dämmerungs-
ſalter (Sphingidae oder Crepuscularia), als zweite Schmetterlingsfamilie im geraden Gegenſatze
zu den Tagfaltern. Ein dicker und umfangreicher Körper, welchen ein dichtes Schuppen- oder
Haarkleid deckt, ſchmale, kräftig geaderte Flügel, welche auf der Unterſeite ſtellenweiſe oft zottig
behaart ſind; die Hinterflügel erſcheinen etwas breiter, aber ſehr kurz und klein im Vergleich zu
den geſtreckten Vorderflügeln und haben vorn eine Haftborſte, die Hinterſchienen tragen zwei
Paare von Sporen und die Vorderbeine ſind niemals verkümmert. Der gegen den Thorax ſchmale
Kopf läuft in Folge der kurzen und breiten Taſter vorn in eine ſtumpfe Spitze aus, trägt keine
Nebenaugen, gedrungene, in ein nadelſeines Hakenſpitzchen vorn umgebogene Fühler, welche ſelten
die halbe Vorderrandslänge der Flügel erreichen und prismatiſch oder ſchwach keulenförmig ſind.
Die Rollzunge kommt hier zur vollkommenſten Entwickelung und übertrifft bisweilen die Körper-
länge um das Doppelte. Der glatte Thorax, bei unſeren heimiſchen Arten nie, bei manchem
Ausländer ſchwach beſchopft, geht in den meiſt ſpindelförmigen Hinterleib ohne Einſchnürung über
und zeichnet ſich bisweilen durch lebhaftere Zeichnungen vor den Flügeln aus. Am Tage ſitzen die
Schmetterlinge mit wenigen Ausnahmen ruhig an ſchattigen, verſteckten Plätzchen und laſſen dabei
die Flügel etwas klaffend und loſe wagrecht auf dem Körper liegen, drücken die nach hinten
gerichteten Fühler dicht an die Thoraxſeiten an, ſo daß man dieſelben gar nicht bemerkt und
ſchlafen, wenigſtens laſſen ſie ſich, wenn man einen und den anderen in ſeinem Schlupfwinkel
zufällig antrifft, ergreifen, ohne nur einen Verſuch zum Entweichen zu machen. Sobald aber die
Abenddämmerung gekommen, fangen ihre Augen an zu leuchten. Sie verlaſſen ihre Verſtecke, um
ſich einander und Blumen aufzuſuchen, und man hört ſie in der Regel früher, als man ſie zu ſehen
bekommt, denn in ſtark brummendem Tone ſauſen ſie durch die Lüfte, ſummend ſchweben ſie vor
der Blume, während ſie mit ihrer langen Rollzunge darin nach Honig ſuchen. So träge ſie am
Tage ſcheinen, ſo wild und unbändig ſind ſie jetzt. Pfeilſchnell fahren ſie dahin von Blüthe zu
Blüthe und huſchen in größeren und größeren Bogen oder ſchnurſtracks von dannen, wenn hier
nichts mehr zu finden, oder wenn irgend eine Störung von außen kommt, etwa ein Jäger
am Natterkopfe, am Salbei, am Geisblatte ꝛc. auf der Lauer ſteht. Jhr raſcher Flug dauert
ohne Unterbrechung bis zum ſpäten Abend, bis ſich die Geſchlechter zuſammengefunden, wenn es
ſich darum handelt, oder bis die Muskeln nach ſtundenlanger, ununterbrochener Thätigkeit
endlich erſchlaffen und der Ruhe bedürfen. Dieſe außerordentliche Flugfertigkeit hängt ent-
ſchieden zuſammen mit den ſchmalen und langen Flügeln, mit einem ſehr ausgebildeten Tracheen-
ſyſtem im plumpen Körper; ihr haben wir es auch ſicher zuzuſchreiben, daß einige ſüdeuropäiſche
Schwärmer, wie der Sphinx Nerii, Celerio und lineata, in heißen Sommern, vielleicht durch aus
Süden wehende Winde unterſtützt, bis zu den nördlichen Küſten des deutſchen Faunengebietes vor-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/338>, abgerufen am 23.11.2024.
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