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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Schmetterlinge. Tagfalter. Morphiden. Aeugler.
ist breitgedrückt, die spitz auslaufenden, den Kopf überragenden Taster liegen einander an und
die Oberseite der Flügel zeichnet sich beim Männchen durch lebhaften Schiller in prachtvollem
Blau oder Violett aus, überdies weist jeder Flügel ein Augenfleck auf, welches hier mehr auf
der Oberseite, dort deutlicher auf der unteren zur Entwickelung gelangt. Die dornlosen, grünen
Raupen spitzen sich nach hinten zu, wodurch sie die allgemeinen Umrisse einer nackten Schnecke
annehmen, und zeichnen sich durch zwei eigenthümliche, nach oben gerichtete Zipfel am Kopfe aus.
Sie leben an Weiden und Zitterpappeln. Die beiden deutschen Arten A. Iris und A. Jlia, mit
einigen Abänderungen, sind ziemlich verbreitet, jedoch mehr an gewisse Lokalitäten gebunden und
erscheinen mit dem vorigen in Wäldern, aber etwas längere Zeit im Jahre. Ein stäter, schwebender
Flug und rastloses Hin- und Hereilen an den Rändern breiter Fahrwege, welche die Wälder
durchschneiden, oder ihnen entlang ziehen, zeichnet sie aus.

Die riesigen Morphiden Südamerikas sind Falter von glanzvoller Färbung, welche hoch
oben, meist nicht unter zwanzig Fuß Entfernung vom Erdboden in den Lichtungen und breiten

[Abbildung] Der Neoptolemus (Morpho Neoptolomus).
Wegen der brasilianischen Wälder sich
tummeln und dem Veschauer einen über-
raschenden Anblick gewähren. Wenn
die großen Ritter, von welchen früher
die Rede war, durch die Straßen der
Städte segeln, in die Gärten, ja zum
offenen Fenster hineinfliegen, wenn sie
Blumen in der Stube erblicken, so lassen
sich unsere "trojanischen Helden", ein
prachtvoll blauer Menelaus, oder ein
Telemachus, ein Hector mit nur blauem
Querbande von matterer Färbung, ein
durchaus weißer Morpho Laertes, auf
der Unterseite der Hinterflügel mit der
zierlichsten Mosaikarbeit in einer Quer-
reihe gezeichnet u. a. nicht so weit herab
und kommen höchstens nach Gewitter-
regen zur Erde, um ihren Durst zu
stillen. Sie alle haben eine Flügel-
spannung, welche das Maß von fünf
bis sieben Zoll noch übertreffen kann,
so daß sie selbst in größerer Entfer-
nung dem Blicke nicht entgehen. Die
Männchen aller Morphos haben sehr
kleine, pinselähnliche Vorderbeine, beide
Geschlechter kurze dünne Fühler mit
schwacher Keule, zusammengedrückte, weit
von einander getrennte Taster, welche mit einem kleinen, kegelförmigen Gliede enden, große,
nackte Augen und meist am Saume etwas ausgebuchtete Vorderflügel. Der hier abgebildete
Neoptolemus (Morpho Neoptolemus) glänzt auf der Oberseite in Azurblau, wie polirtes
Metall und spielt in Regenbogenfarben wie Opal, aber mit viel intensiverer Farbenpracht; rings
um den Rand läuft eine schwarze, nach hinten schmäler werdende Einfassung. Die braune Unter-
seite wird von gelblichgrauen Zeichnungen: Zackenlinien und weißgekernten Augenflecken in der
Weise reichlich verziert, wie sie die Abbildung vergegenwärtigt. -- Auch hier schließen sich viele
Gattungen an, deren zahlreiche Arten über die Tropengegenden verbreitet sind.

Die Schmetterlinge. Tagfalter. Morphiden. Aeugler.
iſt breitgedrückt, die ſpitz auslaufenden, den Kopf überragenden Taſter liegen einander an und
die Oberſeite der Flügel zeichnet ſich beim Männchen durch lebhaften Schiller in prachtvollem
Blau oder Violett aus, überdies weiſt jeder Flügel ein Augenfleck auf, welches hier mehr auf
der Oberſeite, dort deutlicher auf der unteren zur Entwickelung gelangt. Die dornloſen, grünen
Raupen ſpitzen ſich nach hinten zu, wodurch ſie die allgemeinen Umriſſe einer nackten Schnecke
annehmen, und zeichnen ſich durch zwei eigenthümliche, nach oben gerichtete Zipfel am Kopfe aus.
Sie leben an Weiden und Zitterpappeln. Die beiden deutſchen Arten A. Iris und A. Jlia, mit
einigen Abänderungen, ſind ziemlich verbreitet, jedoch mehr an gewiſſe Lokalitäten gebunden und
erſcheinen mit dem vorigen in Wäldern, aber etwas längere Zeit im Jahre. Ein ſtäter, ſchwebender
Flug und raſtloſes Hin- und Hereilen an den Rändern breiter Fahrwege, welche die Wälder
durchſchneiden, oder ihnen entlang ziehen, zeichnet ſie aus.

Die rieſigen Morphiden Südamerikas ſind Falter von glanzvoller Färbung, welche hoch
oben, meiſt nicht unter zwanzig Fuß Entfernung vom Erdboden in den Lichtungen und breiten

[Abbildung] Der Neoptolemus (Morpho Neoptolomus).
Wegen der braſilianiſchen Wälder ſich
tummeln und dem Veſchauer einen über-
raſchenden Anblick gewähren. Wenn
die großen Ritter, von welchen früher
die Rede war, durch die Straßen der
Städte ſegeln, in die Gärten, ja zum
offenen Fenſter hineinfliegen, wenn ſie
Blumen in der Stube erblicken, ſo laſſen
ſich unſere „trojaniſchen Helden“, ein
prachtvoll blauer Menelaus, oder ein
Telemachus, ein Hector mit nur blauem
Querbande von matterer Färbung, ein
durchaus weißer Morpho Laërtes, auf
der Unterſeite der Hinterflügel mit der
zierlichſten Moſaikarbeit in einer Quer-
reihe gezeichnet u. a. nicht ſo weit herab
und kommen höchſtens nach Gewitter-
regen zur Erde, um ihren Durſt zu
ſtillen. Sie alle haben eine Flügel-
ſpannung, welche das Maß von fünf
bis ſieben Zoll noch übertreffen kann,
ſo daß ſie ſelbſt in größerer Entfer-
nung dem Blicke nicht entgehen. Die
Männchen aller Morphos haben ſehr
kleine, pinſelähnliche Vorderbeine, beide
Geſchlechter kurze dünne Fühler mit
ſchwacher Keule, zuſammengedrückte, weit
von einander getrennte Taſter, welche mit einem kleinen, kegelförmigen Gliede enden, große,
nackte Augen und meiſt am Saume etwas ausgebuchtete Vorderflügel. Der hier abgebildete
Neoptolemus (Morpho Neoptolemus) glänzt auf der Oberſeite in Azurblau, wie polirtes
Metall und ſpielt in Regenbogenfarben wie Opal, aber mit viel intenſiverer Farbenpracht; rings
um den Rand läuft eine ſchwarze, nach hinten ſchmäler werdende Einfaſſung. Die braune Unter-
ſeite wird von gelblichgrauen Zeichnungen: Zackenlinien und weißgekernten Augenflecken in der
Weiſe reichlich verziert, wie ſie die Abbildung vergegenwärtigt. — Auch hier ſchließen ſich viele
Gattungen an, deren zahlreiche Arten über die Tropengegenden verbreitet ſind.

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[308/0332] Die Schmetterlinge. Tagfalter. Morphiden. Aeugler. iſt breitgedrückt, die ſpitz auslaufenden, den Kopf überragenden Taſter liegen einander an und die Oberſeite der Flügel zeichnet ſich beim Männchen durch lebhaften Schiller in prachtvollem Blau oder Violett aus, überdies weiſt jeder Flügel ein Augenfleck auf, welches hier mehr auf der Oberſeite, dort deutlicher auf der unteren zur Entwickelung gelangt. Die dornloſen, grünen Raupen ſpitzen ſich nach hinten zu, wodurch ſie die allgemeinen Umriſſe einer nackten Schnecke annehmen, und zeichnen ſich durch zwei eigenthümliche, nach oben gerichtete Zipfel am Kopfe aus. Sie leben an Weiden und Zitterpappeln. Die beiden deutſchen Arten A. Iris und A. Jlia, mit einigen Abänderungen, ſind ziemlich verbreitet, jedoch mehr an gewiſſe Lokalitäten gebunden und erſcheinen mit dem vorigen in Wäldern, aber etwas längere Zeit im Jahre. Ein ſtäter, ſchwebender Flug und raſtloſes Hin- und Hereilen an den Rändern breiter Fahrwege, welche die Wälder durchſchneiden, oder ihnen entlang ziehen, zeichnet ſie aus. Die rieſigen Morphiden Südamerikas ſind Falter von glanzvoller Färbung, welche hoch oben, meiſt nicht unter zwanzig Fuß Entfernung vom Erdboden in den Lichtungen und breiten [Abbildung Der Neoptolemus (Morpho Neoptolomus).] Wegen der braſilianiſchen Wälder ſich tummeln und dem Veſchauer einen über- raſchenden Anblick gewähren. Wenn die großen Ritter, von welchen früher die Rede war, durch die Straßen der Städte ſegeln, in die Gärten, ja zum offenen Fenſter hineinfliegen, wenn ſie Blumen in der Stube erblicken, ſo laſſen ſich unſere „trojaniſchen Helden“, ein prachtvoll blauer Menelaus, oder ein Telemachus, ein Hector mit nur blauem Querbande von matterer Färbung, ein durchaus weißer Morpho Laërtes, auf der Unterſeite der Hinterflügel mit der zierlichſten Moſaikarbeit in einer Quer- reihe gezeichnet u. a. nicht ſo weit herab und kommen höchſtens nach Gewitter- regen zur Erde, um ihren Durſt zu ſtillen. Sie alle haben eine Flügel- ſpannung, welche das Maß von fünf bis ſieben Zoll noch übertreffen kann, ſo daß ſie ſelbſt in größerer Entfer- nung dem Blicke nicht entgehen. Die Männchen aller Morphos haben ſehr kleine, pinſelähnliche Vorderbeine, beide Geſchlechter kurze dünne Fühler mit ſchwacher Keule, zuſammengedrückte, weit von einander getrennte Taſter, welche mit einem kleinen, kegelförmigen Gliede enden, große, nackte Augen und meiſt am Saume etwas ausgebuchtete Vorderflügel. Der hier abgebildete Neoptolemus (Morpho Neoptolemus) glänzt auf der Oberſeite in Azurblau, wie polirtes Metall und ſpielt in Regenbogenfarben wie Opal, aber mit viel intenſiverer Farbenpracht; rings um den Rand läuft eine ſchwarze, nach hinten ſchmäler werdende Einfaſſung. Die braune Unter- ſeite wird von gelblichgrauen Zeichnungen: Zackenlinien und weißgekernten Augenflecken in der Weiſe reichlich verziert, wie ſie die Abbildung vergegenwärtigt. — Auch hier ſchließen ſich viele Gattungen an, deren zahlreiche Arten über die Tropengegenden verbreitet ſind.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/332>, abgerufen am 23.11.2024.