Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Großer Kohlweißling. Stadt, da es in der Nähe nicht an Gärten fehlt, in welchen sie Wohnung und Brutplätze finden.Verweilen wir einige Zeit bei einem Beete, auf welchem Kohlrabi oder Kopfkohl wächst, und sehen dem muntern Treiben zu, aber vorurtheilsfrei und unbekümmert um den Schaden, welchen dieses Gezieser veranlaßt. Da ist ein Weibchen, welchem wir an dem schäbigen Kleide ansehen, daß es schon länger zwischen den großen Blättern umherflatterte. Eben kommt es unter einem hervor. Sehen wir uns dieses an. Mehr denn hundert gelbe Eierchen stehen dicht bei einander, wie eine kleine Jnsel auf der grünen Fläche. An anderen Blättern finden sie sich auf der Oberfläche, auch in geringerer Anzahl, jedoch immer zu mehreren bei einander. Bemerken wir ein einzelnes, so rührt es vom kleinen Kohlweißlinge her, welcher in Gesellschaft des großen ebenfalls hier ist und sich in seinem Wesen lediglich durch das vereinzelte Legen der Eier unterscheidet. An einem andern Blatte in der Nähe der Mittelrippe sitzen dicht gedrängt beisammen gelbe, schwarzgefleckte Raupen, deren Größe ihr noch jugendliches Alter verräth, während die Löcher in der Blattfläche beweisen, daß sie ihre Freßlust schon befriedigt haben. Hier fesselt ein anderes Gebilde unsere Aufmerksamkeit: kahle Rippen starren in die Luft, ihr zartes Fleisch ist verschwunden, und wo noch eine Spur davon in den Winkeln zu erblicken, da sitzt eine wohlgenährte Raupe von eben jener Färbung, rauh durch kurze Haare und ist damit beschäftigt, auch diese letzte Blattähnlichkeit zu verwischen. So kann es geschehen, daß wir besonders in Jahren, wo diese Schmetterlinge in Schaaren vor- handen sind, Eier, Raupen jeder Größe, Schmetterlinge und auch Puppen neben einander finden. Ein seltener Fall, alle Stände eines Jnsekts zu derselben Zeit beisammen zu haben. Die Puppen sitzen indessen schwerlich an einer der Pflanzen. Die erwachsene Raupe hat nämlich die Gewohnheit, diese zu verlassen und an einer benachbarten Wand, an einem Baumstamme in die Höhe zu kriechen und hier ihre Verwandlung zu bestehen. Wenn dann der September und Oktober heran kommt, so verschwinden die Eier, und die gelben, schwarz gefleckten Puppen mehren sich und kleben untermischt mit noch unverwandelten Naupen an den benachbarten Wänden, Planken und anderen etwas hervorragenden Gegenständen, die Bauchseite der Unterlage zugekehrt, den Kopf nach oben gerichtet, wenn sie nicht unter einem Wetterdache zur Abwechselung eine wagerechte Richtung ein- nehmen. Viele Raupen liegen auch gebettet auf gelben Cocons und werden nimmermehr zu Puppen, weil ihnen eine kleine Schlupfwespe ein Leid anthat, deren Larven jetzt das Sterbebett der Raupe spannen. Die gesunden Puppen überwintern. Aus ihnen schlüpfen im April oder Mai des nächsten Jahres die Schmetterlinge, welche zu dieser Zeit nur einzeln fliegen, und nicht so in die Augen fallen, wie die zweite Generation, deren Treiben eben geschildert wurde. Jn einem warmen Sommer, dem sich ein schöner Herbst anschließt, sind drei Generationen recht gut denkbar; denn die Raupen wachsen schnell und überstehen ihre vier Häutungen glücklich, wenn nicht gerade viel Nässe während einer derselben eintritt. Der Landmann hat einen Begriff von der Menge, in welcher diese Thiere bisweilen vor- Großer Kohlweißling. Stadt, da es in der Nähe nicht an Gärten fehlt, in welchen ſie Wohnung und Brutplätze finden.Verweilen wir einige Zeit bei einem Beete, auf welchem Kohlrabi oder Kopfkohl wächſt, und ſehen dem muntern Treiben zu, aber vorurtheilsfrei und unbekümmert um den Schaden, welchen dieſes Gezieſer veranlaßt. Da iſt ein Weibchen, welchem wir an dem ſchäbigen Kleide anſehen, daß es ſchon länger zwiſchen den großen Blättern umherflatterte. Eben kommt es unter einem hervor. Sehen wir uns dieſes an. Mehr denn hundert gelbe Eierchen ſtehen dicht bei einander, wie eine kleine Jnſel auf der grünen Fläche. An anderen Blättern finden ſie ſich auf der Oberfläche, auch in geringerer Anzahl, jedoch immer zu mehreren bei einander. Bemerken wir ein einzelnes, ſo rührt es vom kleinen Kohlweißlinge her, welcher in Geſellſchaft des großen ebenfalls hier iſt und ſich in ſeinem Weſen lediglich durch das vereinzelte Legen der Eier unterſcheidet. An einem andern Blatte in der Nähe der Mittelrippe ſitzen dicht gedrängt beiſammen gelbe, ſchwarzgefleckte Raupen, deren Größe ihr noch jugendliches Alter verräth, während die Löcher in der Blattfläche beweiſen, daß ſie ihre Freßluſt ſchon befriedigt haben. Hier feſſelt ein anderes Gebilde unſere Aufmerkſamkeit: kahle Rippen ſtarren in die Luft, ihr zartes Fleiſch iſt verſchwunden, und wo noch eine Spur davon in den Winkeln zu erblicken, da ſitzt eine wohlgenährte Raupe von eben jener Färbung, rauh durch kurze Haare und iſt damit beſchäftigt, auch dieſe letzte Blattähnlichkeit zu verwiſchen. So kann es geſchehen, daß wir beſonders in Jahren, wo dieſe Schmetterlinge in Schaaren vor- handen ſind, Eier, Raupen jeder Größe, Schmetterlinge und auch Puppen neben einander finden. Ein ſeltener Fall, alle Stände eines Jnſekts zu derſelben Zeit beiſammen zu haben. Die Puppen ſitzen indeſſen ſchwerlich an einer der Pflanzen. Die erwachſene Raupe hat nämlich die Gewohnheit, dieſe zu verlaſſen und an einer benachbarten Wand, an einem Baumſtamme in die Höhe zu kriechen und hier ihre Verwandlung zu beſtehen. Wenn dann der September und Oktober heran kommt, ſo verſchwinden die Eier, und die gelben, ſchwarz gefleckten Puppen mehren ſich und kleben untermiſcht mit noch unverwandelten Naupen an den benachbarten Wänden, Planken und anderen etwas hervorragenden Gegenſtänden, die Bauchſeite der Unterlage zugekehrt, den Kopf nach oben gerichtet, wenn ſie nicht unter einem Wetterdache zur Abwechſelung eine wagerechte Richtung ein- nehmen. Viele Raupen liegen auch gebettet auf gelben Cocons und werden nimmermehr zu Puppen, weil ihnen eine kleine Schlupfwespe ein Leid anthat, deren Larven jetzt das Sterbebett der Raupe ſpannen. Die geſunden Puppen überwintern. Aus ihnen ſchlüpfen im April oder Mai des nächſten Jahres die Schmetterlinge, welche zu dieſer Zeit nur einzeln fliegen, und nicht ſo in die Augen fallen, wie die zweite Generation, deren Treiben eben geſchildert wurde. Jn einem warmen Sommer, dem ſich ein ſchöner Herbſt anſchließt, ſind drei Generationen recht gut denkbar; denn die Raupen wachſen ſchnell und überſtehen ihre vier Häutungen glücklich, wenn nicht gerade viel Näſſe während einer derſelben eintritt. Der Landmann hat einen Begriff von der Menge, in welcher dieſe Thiere bisweilen vor- <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0321" n="299"/><fw place="top" type="header">Großer Kohlweißling.</fw><lb/> Stadt, da es in der Nähe nicht an Gärten fehlt, in welchen ſie Wohnung und Brutplätze finden.<lb/> Verweilen wir einige Zeit bei einem Beete, auf welchem Kohlrabi oder Kopfkohl wächſt, und ſehen<lb/> dem muntern Treiben zu, aber vorurtheilsfrei und unbekümmert um den Schaden, welchen dieſes<lb/> Gezieſer veranlaßt. Da iſt ein Weibchen, welchem wir an dem ſchäbigen Kleide anſehen, daß es<lb/> ſchon länger zwiſchen den großen Blättern umherflatterte. 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Großer Kohlweißling.
Stadt, da es in der Nähe nicht an Gärten fehlt, in welchen ſie Wohnung und Brutplätze finden.
Verweilen wir einige Zeit bei einem Beete, auf welchem Kohlrabi oder Kopfkohl wächſt, und ſehen
dem muntern Treiben zu, aber vorurtheilsfrei und unbekümmert um den Schaden, welchen dieſes
Gezieſer veranlaßt. Da iſt ein Weibchen, welchem wir an dem ſchäbigen Kleide anſehen, daß es
ſchon länger zwiſchen den großen Blättern umherflatterte. Eben kommt es unter einem hervor.
Sehen wir uns dieſes an. Mehr denn hundert gelbe Eierchen ſtehen dicht bei einander, wie eine
kleine Jnſel auf der grünen Fläche. An anderen Blättern finden ſie ſich auf der Oberfläche, auch
in geringerer Anzahl, jedoch immer zu mehreren bei einander. Bemerken wir ein einzelnes, ſo rührt
es vom kleinen Kohlweißlinge her, welcher in Geſellſchaft des großen ebenfalls hier iſt und ſich
in ſeinem Weſen lediglich durch das vereinzelte Legen der Eier unterſcheidet. An einem andern
Blatte in der Nähe der Mittelrippe ſitzen dicht gedrängt beiſammen gelbe, ſchwarzgefleckte Raupen,
deren Größe ihr noch jugendliches Alter verräth, während die Löcher in der Blattfläche beweiſen,
daß ſie ihre Freßluſt ſchon befriedigt haben. Hier feſſelt ein anderes Gebilde unſere Aufmerkſamkeit:
kahle Rippen ſtarren in die Luft, ihr zartes Fleiſch iſt verſchwunden, und wo noch eine Spur
davon in den Winkeln zu erblicken, da ſitzt eine wohlgenährte Raupe von eben jener Färbung,
rauh durch kurze Haare und iſt damit beſchäftigt, auch dieſe letzte Blattähnlichkeit zu verwiſchen.
So kann es geſchehen, daß wir beſonders in Jahren, wo dieſe Schmetterlinge in Schaaren vor-
handen ſind, Eier, Raupen jeder Größe, Schmetterlinge und auch Puppen neben einander finden.
Ein ſeltener Fall, alle Stände eines Jnſekts zu derſelben Zeit beiſammen zu haben. Die Puppen
ſitzen indeſſen ſchwerlich an einer der Pflanzen. Die erwachſene Raupe hat nämlich die Gewohnheit,
dieſe zu verlaſſen und an einer benachbarten Wand, an einem Baumſtamme in die Höhe zu
kriechen und hier ihre Verwandlung zu beſtehen. Wenn dann der September und Oktober heran
kommt, ſo verſchwinden die Eier, und die gelben, ſchwarz gefleckten Puppen mehren ſich und kleben
untermiſcht mit noch unverwandelten Naupen an den benachbarten Wänden, Planken und anderen
etwas hervorragenden Gegenſtänden, die Bauchſeite der Unterlage zugekehrt, den Kopf nach oben
gerichtet, wenn ſie nicht unter einem Wetterdache zur Abwechſelung eine wagerechte Richtung ein-
nehmen. Viele Raupen liegen auch gebettet auf gelben Cocons und werden nimmermehr zu Puppen,
weil ihnen eine kleine Schlupfwespe ein Leid anthat, deren Larven jetzt das Sterbebett der
Raupe ſpannen. Die geſunden Puppen überwintern. Aus ihnen ſchlüpfen im April oder Mai
des nächſten Jahres die Schmetterlinge, welche zu dieſer Zeit nur einzeln fliegen, und nicht ſo in
die Augen fallen, wie die zweite Generation, deren Treiben eben geſchildert wurde. Jn einem
warmen Sommer, dem ſich ein ſchöner Herbſt anſchließt, ſind drei Generationen recht gut denkbar;
denn die Raupen wachſen ſchnell und überſtehen ihre vier Häutungen glücklich, wenn nicht gerade
viel Näſſe während einer derſelben eintritt.
Der Landmann hat einen Begriff von der Menge, in welcher dieſe Thiere bisweilen vor-
handen ſind, und kann ſie am beſten beurtheilen nach dem Schaden, welchen ihm die Raupen
zufügten. Jene Begriffe überſteigen aber noch einige Aufzeichnungen, welche ſich in entomologiſchen
Werken finden. Dr. Dohrn erzählt von einem Eiſenbahnerlebniſſe, welches ihm 1854 zwiſchen
Brünn und Prag begegnete. Der Zug hatte eben einen kleinen Tunnel paſſirt, als er plötzlich
auffallend langſamer ging, ohne daß doch an das gewöhnliche Ritardando vor einer Station zu
denken war. Aus dem langſamen Tempo wurde ſofort ein ſchleppendes, und gleich darauf hielt
der Zug vollſtändig ſtill. Natürlich ſah Alles aus den Fenſtern; einige Paſſagiere ſtiegen aus
und begaben ſich zu den Eiſenbahnbeamten, welche vorn neben der Locomotive deren Räder
prüfend beobachteten, unter ihnen auch der Verichterſtatter. „Da ſah ich denn“, fährt dieſer fort,
den allerdings ebenſo unvermutheten als unglaublichen Grund der „Lähmung eines Eiſenbahn-
zuges in voller Fahrt“. Was einem Elephanten, einem Büſſel nicht gelingen würde — etwa
den Fall ausgenommen, daß ihre zerſchmetterte Leiche den Zug aus den Schienen gebracht hätte —
das hatte die unbedeutende Raupe von Pieris brassicae durchgeſetzt. Auf der linken Seite des
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