Schmetterling lebt in Siam und auf Java, hat braune Flügel, durch deren beider Mitte ein grünlicher Streifen zieht, welcher beim Weibchen beinahe farblos ist, wie der breitere, glashelle im Saumfelde der vorderen. Ein zierlicher weißer Saum faßt überdies sehr schmal die hinteren Flügel ringsum ein.
Der Apollo (Parnassius Apollo) mag die Reihe der Ritter beschließen. Jm Verlauf des Flügelgeäders, in der Bildung der Vorderbeine und in der Anhestung der Puppe findet zwischen ihm und den Vorgängern kein Unterschied Statt, aber die dünnbeschuppten, halb durchsichtigen Flügel runden sich mehr, besonders die stumpfspitzigen vorderen, und kommen denen des weiter unten folgenden Baumweißlings sehr nahe; die sehr kurzen und dicken Fühler gehen allmälig in die Keulenform über, und das dritte Tasterglied steht den übrigen kaum an Länge nach. Die Flügel dieses stattlichen, drei Zoll spaunenden Gebirgsfalters sind mehlweiß, die vorderen schwarzfleckig, an der Spitze glashell, auf den hinteren praugen zwei carminrothe, schwarzumringte und weißge- kernte Augenflecke, einer in der Mitte, der andere am Vorderrande vor dessen Mitte. Das Weibchen trägt nach der Begattung am Hinterleibsende unten eine Art von Tasche, welche wahrscheinlich durch die Erhärtung einer zähen, vom Männchen abgesonderten Flüssigkeit entstanden ist. Der Apollo fliegt in den Gebirgen Europas, auf dem Riesengebirge, der Raahen Alp, dem Schwarz- walde, den Alpen u. a. zur Sommerzeit, in welcher das große Heer der Tagfalter vorzugsweise die Natur belebt. Die schön sammetschwarze, braun und gelb dicht punktirte und überdies mit stahlblauen Wärzchen besetzte Raupe lebt an Arten der Fetthenne (Sedum). Die Gattung enthält noch mehrere Arten, welche sich aber auf die Gebirgsgegenden der nördlichen Halbkugel, namentlich Europas und Amerikas, beschränken.
Die Weißlinge (Pieridae) haben durchschnittlich eine geringere Größe, entsenden nur drei Längsadern vom Jnnenrande der Mittelzelle des Vorderflügels und zwei Jnnenrandsrippen aus der Wurzel des hinteren. Die Mittelzelle beider wird nach hinten von Rippen geschlossen, welche weder stärker, noch schwächer als die übrigen sind. Eine schwanzartige Verlängerung kommt an den Hinterflügeln niemals vor. Die Klauen der sechs unter sich gleich langen Beine erscheinen in Folge von Afterklauen doppelt. Die Puppen hängen gleichfalls in einer Schlinge. Die Grund- form der Sippe, Pieris, zeichnet sich aus durch eine kurz kegelförmige Fühlerkeule, den Kopf überragende Taster, deren letztes Glied meist so lang ist, wie das vorletzte, abgerundete, dreieckige Vorder- und eiförmige Hinterflügel. Die zahlreichen Arten breiten sich über alle Länder der Erde aus und haben sich theilweise durch die Gefräßigkeit ihrer Raupen dem Landwirthe und Gärtner sehr mißliebig gemacht.
Allgemein bekannt ist der große Kohlweißling (Pieris brassicae), charakterisirt durch die schwarze Spitze der Vorderflügel und den schwarzen Wisch am Vorderrande der hinteren Flügel; dort hat das Weibchen außerdem noch zwei schwarze, runde Flecke übereinander hinter der Mitte der Fläche und einen schwarzen Wisch von dem zweiten derselben bis nach dem Jnnenrande; die auf der Unterseite gelben Hinterflügel tragen gleichmäßige Stäubchen von gleichfalls schwarzer Farbe über ihrer Fläche. Das etwas größere Weibchen spannt bis einige Linien über zwei Zoll. Dieser schlichte "Sommervogel" treibt sich vom Juli ab auf Feldern, Wiesen und in Gärten umher, in welchen letzteren er die etwa vorhandenen Kohlpflanzen, Levkojen und spanische Kresse vorzugs- weise umflattert, wenn es sich um Ablegen der Eier handelt; kommt es ihm dagegen auf den Honig an, so sind ihm natürlich alle Blumen genehm. Seit acht Tagen, -- wir schreiben heute den 26. August, -- sehe ich die luftigen Gesellen in der Straße vor meinen Fenstern auf- und abziehen, in einem denselben gegenübergelegenen Bauhofe erscheinen; einer verfolgt den andern, ein dritter kommt hinzu und so beleben sie, wie weiße Papierschnitzel, welche der Wind umhertreibt, sich gegen den blauen Himmel abgrenzend, im munteren Spiele das bunte Getreibe mitten in der
Die Schmetterlinge. Tagfalter. Weißlinge.
Schmetterling lebt in Siam und auf Java, hat braune Flügel, durch deren beider Mitte ein grünlicher Streifen zieht, welcher beim Weibchen beinahe farblos iſt, wie der breitere, glashelle im Saumfelde der vorderen. Ein zierlicher weißer Saum faßt überdies ſehr ſchmal die hinteren Flügel ringsum ein.
Der Apollo (Parnassius Apollo) mag die Reihe der Ritter beſchließen. Jm Verlauf des Flügelgeäders, in der Bildung der Vorderbeine und in der Anheſtung der Puppe findet zwiſchen ihm und den Vorgängern kein Unterſchied Statt, aber die dünnbeſchuppten, halb durchſichtigen Flügel runden ſich mehr, beſonders die ſtumpfſpitzigen vorderen, und kommen denen des weiter unten folgenden Baumweißlings ſehr nahe; die ſehr kurzen und dicken Fühler gehen allmälig in die Keulenform über, und das dritte Taſterglied ſteht den übrigen kaum an Länge nach. Die Flügel dieſes ſtattlichen, drei Zoll ſpaunenden Gebirgsfalters ſind mehlweiß, die vorderen ſchwarzfleckig, an der Spitze glashell, auf den hinteren praugen zwei carminrothe, ſchwarzumringte und weißge- kernte Augenflecke, einer in der Mitte, der andere am Vorderrande vor deſſen Mitte. Das Weibchen trägt nach der Begattung am Hinterleibsende unten eine Art von Taſche, welche wahrſcheinlich durch die Erhärtung einer zähen, vom Männchen abgeſonderten Flüſſigkeit entſtanden iſt. Der Apollo fliegt in den Gebirgen Europas, auf dem Rieſengebirge, der Raahen Alp, dem Schwarz- walde, den Alpen u. a. zur Sommerzeit, in welcher das große Heer der Tagfalter vorzugsweiſe die Natur belebt. Die ſchön ſammetſchwarze, braun und gelb dicht punktirte und überdies mit ſtahlblauen Wärzchen beſetzte Raupe lebt an Arten der Fetthenne (Sedum). Die Gattung enthält noch mehrere Arten, welche ſich aber auf die Gebirgsgegenden der nördlichen Halbkugel, namentlich Europas und Amerikas, beſchränken.
Die Weißlinge (Pieridae) haben durchſchnittlich eine geringere Größe, entſenden nur drei Längsadern vom Jnnenrande der Mittelzelle des Vorderflügels und zwei Jnnenrandsrippen aus der Wurzel des hinteren. Die Mittelzelle beider wird nach hinten von Rippen geſchloſſen, welche weder ſtärker, noch ſchwächer als die übrigen ſind. Eine ſchwanzartige Verlängerung kommt an den Hinterflügeln niemals vor. Die Klauen der ſechs unter ſich gleich langen Beine erſcheinen in Folge von Afterklauen doppelt. Die Puppen hängen gleichfalls in einer Schlinge. Die Grund- form der Sippe, Pieris, zeichnet ſich aus durch eine kurz kegelförmige Fühlerkeule, den Kopf überragende Taſter, deren letztes Glied meiſt ſo lang iſt, wie das vorletzte, abgerundete, dreieckige Vorder- und eiförmige Hinterflügel. Die zahlreichen Arten breiten ſich über alle Länder der Erde aus und haben ſich theilweiſe durch die Gefräßigkeit ihrer Raupen dem Landwirthe und Gärtner ſehr mißliebig gemacht.
Allgemein bekannt iſt der große Kohlweißling (Pieris brassicae), charakteriſirt durch die ſchwarze Spitze der Vorderflügel und den ſchwarzen Wiſch am Vorderrande der hinteren Flügel; dort hat das Weibchen außerdem noch zwei ſchwarze, runde Flecke übereinander hinter der Mitte der Fläche und einen ſchwarzen Wiſch von dem zweiten derſelben bis nach dem Jnnenrande; die auf der Unterſeite gelben Hinterflügel tragen gleichmäßige Stäubchen von gleichfalls ſchwarzer Farbe über ihrer Fläche. Das etwas größere Weibchen ſpannt bis einige Linien über zwei Zoll. Dieſer ſchlichte „Sommervogel“ treibt ſich vom Juli ab auf Feldern, Wieſen und in Gärten umher, in welchen letzteren er die etwa vorhandenen Kohlpflanzen, Levkojen und ſpaniſche Kreſſe vorzugs- weiſe umflattert, wenn es ſich um Ablegen der Eier handelt; kommt es ihm dagegen auf den Honig an, ſo ſind ihm natürlich alle Blumen genehm. Seit acht Tagen, — wir ſchreiben heute den 26. Auguſt, — ſehe ich die luftigen Geſellen in der Straße vor meinen Fenſtern auf- und abziehen, in einem denſelben gegenübergelegenen Bauhofe erſcheinen; einer verfolgt den andern, ein dritter kommt hinzu und ſo beleben ſie, wie weiße Papierſchnitzel, welche der Wind umhertreibt, ſich gegen den blauen Himmel abgrenzend, im munteren Spiele das bunte Getreibe mitten in der
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Die Schmetterlinge. Tagfalter. Weißlinge.
Schmetterling lebt in Siam und auf Java, hat braune Flügel, durch deren beider Mitte ein
grünlicher Streifen zieht, welcher beim Weibchen beinahe farblos iſt, wie der breitere, glashelle im
Saumfelde der vorderen. Ein zierlicher weißer Saum faßt überdies ſehr ſchmal die hinteren Flügel
ringsum ein.
Der Apollo (Parnassius Apollo) mag die Reihe der Ritter beſchließen. Jm Verlauf des
Flügelgeäders, in der Bildung der Vorderbeine und in der Anheſtung der Puppe findet zwiſchen
ihm und den Vorgängern kein Unterſchied Statt, aber die dünnbeſchuppten, halb durchſichtigen
Flügel runden ſich mehr, beſonders die ſtumpfſpitzigen vorderen, und kommen denen des weiter unten
folgenden Baumweißlings ſehr nahe; die ſehr kurzen und dicken Fühler gehen allmälig in
die Keulenform über, und das dritte Taſterglied ſteht den übrigen kaum an Länge nach. Die Flügel
dieſes ſtattlichen, drei Zoll ſpaunenden Gebirgsfalters ſind mehlweiß, die vorderen ſchwarzfleckig,
an der Spitze glashell, auf den hinteren praugen zwei carminrothe, ſchwarzumringte und weißge-
kernte Augenflecke, einer in der Mitte, der andere am Vorderrande vor deſſen Mitte. Das Weibchen
trägt nach der Begattung am Hinterleibsende unten eine Art von Taſche, welche wahrſcheinlich
durch die Erhärtung einer zähen, vom Männchen abgeſonderten Flüſſigkeit entſtanden iſt. Der
Apollo fliegt in den Gebirgen Europas, auf dem Rieſengebirge, der Raahen Alp, dem Schwarz-
walde, den Alpen u. a. zur Sommerzeit, in welcher das große Heer der Tagfalter vorzugsweiſe
die Natur belebt. Die ſchön ſammetſchwarze, braun und gelb dicht punktirte und überdies mit
ſtahlblauen Wärzchen beſetzte Raupe lebt an Arten der Fetthenne (Sedum). Die Gattung enthält
noch mehrere Arten, welche ſich aber auf die Gebirgsgegenden der nördlichen Halbkugel, namentlich
Europas und Amerikas, beſchränken.
Die Weißlinge (Pieridae) haben durchſchnittlich eine geringere Größe, entſenden nur drei
Längsadern vom Jnnenrande der Mittelzelle des Vorderflügels und zwei Jnnenrandsrippen aus
der Wurzel des hinteren. Die Mittelzelle beider wird nach hinten von Rippen geſchloſſen, welche
weder ſtärker, noch ſchwächer als die übrigen ſind. Eine ſchwanzartige Verlängerung kommt an
den Hinterflügeln niemals vor. Die Klauen der ſechs unter ſich gleich langen Beine erſcheinen
in Folge von Afterklauen doppelt. Die Puppen hängen gleichfalls in einer Schlinge. Die Grund-
form der Sippe, Pieris, zeichnet ſich aus durch eine kurz kegelförmige Fühlerkeule, den Kopf
überragende Taſter, deren letztes Glied meiſt ſo lang iſt, wie das vorletzte, abgerundete, dreieckige
Vorder- und eiförmige Hinterflügel. Die zahlreichen Arten breiten ſich über alle Länder der Erde
aus und haben ſich theilweiſe durch die Gefräßigkeit ihrer Raupen dem Landwirthe und Gärtner
ſehr mißliebig gemacht.
Allgemein bekannt iſt der große Kohlweißling (Pieris brassicae), charakteriſirt durch die
ſchwarze Spitze der Vorderflügel und den ſchwarzen Wiſch am Vorderrande der hinteren Flügel;
dort hat das Weibchen außerdem noch zwei ſchwarze, runde Flecke übereinander hinter der Mitte
der Fläche und einen ſchwarzen Wiſch von dem zweiten derſelben bis nach dem Jnnenrande; die
auf der Unterſeite gelben Hinterflügel tragen gleichmäßige Stäubchen von gleichfalls ſchwarzer
Farbe über ihrer Fläche. Das etwas größere Weibchen ſpannt bis einige Linien über zwei Zoll.
Dieſer ſchlichte „Sommervogel“ treibt ſich vom Juli ab auf Feldern, Wieſen und in Gärten umher,
in welchen letzteren er die etwa vorhandenen Kohlpflanzen, Levkojen und ſpaniſche Kreſſe vorzugs-
weiſe umflattert, wenn es ſich um Ablegen der Eier handelt; kommt es ihm dagegen auf den
Honig an, ſo ſind ihm natürlich alle Blumen genehm. Seit acht Tagen, — wir ſchreiben heute
den 26. Auguſt, — ſehe ich die luftigen Geſellen in der Straße vor meinen Fenſtern auf- und
abziehen, in einem denſelben gegenübergelegenen Bauhofe erſcheinen; einer verfolgt den andern,
ein dritter kommt hinzu und ſo beleben ſie, wie weiße Papierſchnitzel, welche der Wind umhertreibt,
ſich gegen den blauen Himmel abgrenzend, im munteren Spiele das bunte Getreibe mitten in der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/320>, abgerufen am 23.11.2024.
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