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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Leiberban. Allgemeines.
Rückseite der Flügelschüppchen mit ihrer Oberseite übereinstimmt. Dies gilt beispielsweise nicht
von denjenigen, deren Flügel je nach dem verschieden auffallenden Lichte verschieden aussehen, von
den Schillerfaltern. Selbstverständlich kann man nur die Flügel auf Papier übertragen, den Leib
mit den Fühlern und Beinen muß man mit dem Pinsel ergänzen. Wer sich ein lepidoptero-
logisches Bilderwerk auf diese Weise selbst beschaffen will, merke Folgendes. Eine nicht zu flüssige
Lösung von recht reinem Gummi arabicum mit einem geringen Zusatze von Trachantgummt,
welches jenem den Glanz benimmt, wird als Bindemittel benutzt. Man bestreicht nun, annähernd
in der Form, welche etwa die vier Flügel eines gut ausgebreiteten Schmetterlings einnehmen würden,
mit dieser Lösung das Papier in dünner Schicht, muß aber wegen des raschen Trockneus die Flügel,
welche abgedruckt werden sollen, in Bereitschaft haben. Ein frisch gefangener Schmetterling eignet sich
dazu am besten, ein alter muß auf feuchtem Sande erst aufgeweicht werden, weil seine Schuppen
fester zu sitzen scheinen, als bei jenem. Mit Vorsicht gibt man nun, natürlich ohne zu schieben,
den Flügeln auf dem Gummi die Lage, welche sie einnehmen sollen, läßt für den nachzutragenden
Thorax und Hinterleib den nöthigen Zwischenraum zwischen der rechten und linken Seite, legt
dann ein Stück glattes Papier über die Flügel und reibt mit dem Fingernagel vorsichtig, damit
keine Verschiebung möglich, unter mäßigem Drucke über die abzuklatschenden Flügel, alle ihre ein-
zelnen Theile berücksichtigend. Jst Alles in Ordnung, so muß man beim nachherigen Abheben
der Flügel das Bild derselben auf dem Papier, keine Schuppe mehr auf der Jnnenseite dieser
finden. Die über die Ränder hinausstehenden, das Auge möglicherweise verletzenden Fleckchen des
Bindemittel lassen sich durch Wasser und Pinsel ohne Mühe entfernen. Dieses Verfahren kann man
durch Umbrechen des Papiers, wenn man Vorder- und Rückseite zugleich haben will, in Kleinigkeiten
abändern, wird aber bei Beachtung der Hauptsache und bei einiger Uebung immer das gewünschte
Resultat erhalten.

Die Hinterflügel sind nicht selten mit einem feinen Dorn oder einem Büschel feiner Borsten
versehen, welche in ein Bändchen der vordern eingreifen und das Zusammenhalten beider bewerk-
stelligen. -- Man hat, um sich bei Beschreibung der Zeichnungen bestimmter ausdrücken und auf
dem Vorderflügel, welcher auch hier wieder die wichtigste Rolle spielt, orientiren zu können, seine
Fläche in drei Haupttheile, das Wurzel-, Mittel- und Saumfeld zerlegt. Da es eine große Menge
von Schmetkerlingen gibt, bei denen durch zwei einfache oder zusammengesetzte Querbinden eine
solche Eintheilung markirt wird, die vordere Querbinde das Wurzel- vom Mittelfelde, die hin-
tere
aber dieses vom Saumfelde trennt, so hält man diese Anschanungsweise auch da fest, wo durch
das Fehlen jener Binden keine sichtlichen Grenzen gezogen werden. Wie Form, Zeichnung und Ader-
verlauf der Flügel für die Arten charakteristisch sind, so auch die Haltung derselben in der Ruhe,
obgleich hierin weniger Abwechselung möglich ist. Wir werden bei den einzelnen Familien, so weit
wie nöthig, auf alle diese Dinge zurückkommen.

Außer Mundtheilen und Flügeln, als den Trägern des Ordnungscharakters, verdienen auch
die übrigen Stücke des Körpers eine wenigstens flüchtige Beachtung. Am zottig behaarten oder
gleichfalls beschuppten Kopfe nehmen den größten Theil der Oberfläche die halbkugelig vortre-
tenden, großen Netzaugen ein, einfache verstecken sich, und zwar nur zu zweien vorhanden, ebenso
häufig auf dem Scheitel, wie sie gänzlich fehlen. Die vielgliederigen Fühler sind in den meisten
Fällen borsten- oder fadeuförmig und werden für die Tagfalter charakteristisch durch eine knopfähn-
liche Anschwellung an der Spitze, weichen aber auch vielfach von dieser Bildung ab. Auch hier sind
es wieder die Männchen, welche durch einfache oder doppelte Reihen einfacher oder doppelter Kamm-
zähne vor den Weibchen etwas voraushaben und hierdurch, wie zum Theil durch das lebhaftere Colorit,
schlankere, mehr Ebenmaß herstellende Gestalt des Hinterleibes für gewisse Fälle das Streben
der Natur andeuten, dieses Geschlecht vor dem weiblichen zu bevorzugen.

Der Thorax, bei den Einen vorherrschend mit wirklichen, bei den Anderen mit mehr schuppen-
artigen Haaren dicht besetzt, läßt darum die drei Ringe nicht unterscheiden, und doch markirt sich

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Leiberban. Allgemeines.
Rückſeite der Flügelſchüppchen mit ihrer Oberſeite übereinſtimmt. Dies gilt beiſpielsweiſe nicht
von denjenigen, deren Flügel je nach dem verſchieden auffallenden Lichte verſchieden ausſehen, von
den Schillerfaltern. Selbſtverſtändlich kann man nur die Flügel auf Papier übertragen, den Leib
mit den Fühlern und Beinen muß man mit dem Pinſel ergänzen. Wer ſich ein lepidoptero-
logiſches Bilderwerk auf dieſe Weiſe ſelbſt beſchaffen will, merke Folgendes. Eine nicht zu flüſſige
Löſung von recht reinem Gummi arabicum mit einem geringen Zuſatze von Trachantgummt,
welches jenem den Glanz benimmt, wird als Bindemittel benutzt. Man beſtreicht nun, annähernd
in der Form, welche etwa die vier Flügel eines gut ausgebreiteten Schmetterlings einnehmen würden,
mit dieſer Löſung das Papier in dünner Schicht, muß aber wegen des raſchen Trockneus die Flügel,
welche abgedruckt werden ſollen, in Bereitſchaft haben. Ein friſch gefangener Schmetterling eignet ſich
dazu am beſten, ein alter muß auf feuchtem Sande erſt aufgeweicht werden, weil ſeine Schuppen
feſter zu ſitzen ſcheinen, als bei jenem. Mit Vorſicht gibt man nun, natürlich ohne zu ſchieben,
den Flügeln auf dem Gummi die Lage, welche ſie einnehmen ſollen, läßt für den nachzutragenden
Thorax und Hinterleib den nöthigen Zwiſchenraum zwiſchen der rechten und linken Seite, legt
dann ein Stück glattes Papier über die Flügel und reibt mit dem Fingernagel vorſichtig, damit
keine Verſchiebung möglich, unter mäßigem Drucke über die abzuklatſchenden Flügel, alle ihre ein-
zelnen Theile berückſichtigend. Jſt Alles in Ordnung, ſo muß man beim nachherigen Abheben
der Flügel das Bild derſelben auf dem Papier, keine Schuppe mehr auf der Jnnenſeite dieſer
finden. Die über die Ränder hinausſtehenden, das Auge möglicherweiſe verletzenden Fleckchen des
Bindemittel laſſen ſich durch Waſſer und Pinſel ohne Mühe entfernen. Dieſes Verfahren kann man
durch Umbrechen des Papiers, wenn man Vorder- und Rückſeite zugleich haben will, in Kleinigkeiten
abändern, wird aber bei Beachtung der Hauptſache und bei einiger Uebung immer das gewünſchte
Reſultat erhalten.

Die Hinterflügel ſind nicht ſelten mit einem feinen Dorn oder einem Büſchel feiner Borſten
verſehen, welche in ein Bändchen der vordern eingreifen und das Zuſammenhalten beider bewerk-
ſtelligen. — Man hat, um ſich bei Beſchreibung der Zeichnungen beſtimmter ausdrücken und auf
dem Vorderflügel, welcher auch hier wieder die wichtigſte Rolle ſpielt, orientiren zu können, ſeine
Fläche in drei Haupttheile, das Wurzel-, Mittel- und Saumfeld zerlegt. Da es eine große Menge
von Schmetkerlingen gibt, bei denen durch zwei einfache oder zuſammengeſetzte Querbinden eine
ſolche Eintheilung markirt wird, die vordere Querbinde das Wurzel- vom Mittelfelde, die hin-
tere
aber dieſes vom Saumfelde trennt, ſo hält man dieſe Anſchanungsweiſe auch da feſt, wo durch
das Fehlen jener Binden keine ſichtlichen Grenzen gezogen werden. Wie Form, Zeichnung und Ader-
verlauf der Flügel für die Arten charakteriſtiſch ſind, ſo auch die Haltung derſelben in der Ruhe,
obgleich hierin weniger Abwechſelung möglich iſt. Wir werden bei den einzelnen Familien, ſo weit
wie nöthig, auf alle dieſe Dinge zurückkommen.

Außer Mundtheilen und Flügeln, als den Trägern des Ordnungscharakters, verdienen auch
die übrigen Stücke des Körpers eine wenigſtens flüchtige Beachtung. Am zottig behaarten oder
gleichfalls beſchuppten Kopfe nehmen den größten Theil der Oberfläche die halbkugelig vortre-
tenden, großen Netzaugen ein, einfache verſtecken ſich, und zwar nur zu zweien vorhanden, ebenſo
häufig auf dem Scheitel, wie ſie gänzlich fehlen. Die vielgliederigen Fühler ſind in den meiſten
Fällen borſten- oder fadeuförmig und werden für die Tagfalter charakteriſtiſch durch eine knopfähn-
liche Anſchwellung an der Spitze, weichen aber auch vielfach von dieſer Bildung ab. Auch hier ſind
es wieder die Männchen, welche durch einfache oder doppelte Reihen einfacher oder doppelter Kamm-
zähne vor den Weibchen etwas voraushaben und hierdurch, wie zum Theil durch das lebhaftere Colorit,
ſchlankere, mehr Ebenmaß herſtellende Geſtalt des Hinterleibes für gewiſſe Fälle das Streben
der Natur andeuten, dieſes Geſchlecht vor dem weiblichen zu bevorzugen.

Der Thorax, bei den Einen vorherrſchend mit wirklichen, bei den Anderen mit mehr ſchuppen-
artigen Haaren dicht beſetzt, läßt darum die drei Ringe nicht unterſcheiden, und doch markirt ſich

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[291/0313] Leiberban. Allgemeines. Rückſeite der Flügelſchüppchen mit ihrer Oberſeite übereinſtimmt. Dies gilt beiſpielsweiſe nicht von denjenigen, deren Flügel je nach dem verſchieden auffallenden Lichte verſchieden ausſehen, von den Schillerfaltern. Selbſtverſtändlich kann man nur die Flügel auf Papier übertragen, den Leib mit den Fühlern und Beinen muß man mit dem Pinſel ergänzen. Wer ſich ein lepidoptero- logiſches Bilderwerk auf dieſe Weiſe ſelbſt beſchaffen will, merke Folgendes. Eine nicht zu flüſſige Löſung von recht reinem Gummi arabicum mit einem geringen Zuſatze von Trachantgummt, welches jenem den Glanz benimmt, wird als Bindemittel benutzt. Man beſtreicht nun, annähernd in der Form, welche etwa die vier Flügel eines gut ausgebreiteten Schmetterlings einnehmen würden, mit dieſer Löſung das Papier in dünner Schicht, muß aber wegen des raſchen Trockneus die Flügel, welche abgedruckt werden ſollen, in Bereitſchaft haben. Ein friſch gefangener Schmetterling eignet ſich dazu am beſten, ein alter muß auf feuchtem Sande erſt aufgeweicht werden, weil ſeine Schuppen feſter zu ſitzen ſcheinen, als bei jenem. Mit Vorſicht gibt man nun, natürlich ohne zu ſchieben, den Flügeln auf dem Gummi die Lage, welche ſie einnehmen ſollen, läßt für den nachzutragenden Thorax und Hinterleib den nöthigen Zwiſchenraum zwiſchen der rechten und linken Seite, legt dann ein Stück glattes Papier über die Flügel und reibt mit dem Fingernagel vorſichtig, damit keine Verſchiebung möglich, unter mäßigem Drucke über die abzuklatſchenden Flügel, alle ihre ein- zelnen Theile berückſichtigend. Jſt Alles in Ordnung, ſo muß man beim nachherigen Abheben der Flügel das Bild derſelben auf dem Papier, keine Schuppe mehr auf der Jnnenſeite dieſer finden. Die über die Ränder hinausſtehenden, das Auge möglicherweiſe verletzenden Fleckchen des Bindemittel laſſen ſich durch Waſſer und Pinſel ohne Mühe entfernen. Dieſes Verfahren kann man durch Umbrechen des Papiers, wenn man Vorder- und Rückſeite zugleich haben will, in Kleinigkeiten abändern, wird aber bei Beachtung der Hauptſache und bei einiger Uebung immer das gewünſchte Reſultat erhalten. Die Hinterflügel ſind nicht ſelten mit einem feinen Dorn oder einem Büſchel feiner Borſten verſehen, welche in ein Bändchen der vordern eingreifen und das Zuſammenhalten beider bewerk- ſtelligen. — Man hat, um ſich bei Beſchreibung der Zeichnungen beſtimmter ausdrücken und auf dem Vorderflügel, welcher auch hier wieder die wichtigſte Rolle ſpielt, orientiren zu können, ſeine Fläche in drei Haupttheile, das Wurzel-, Mittel- und Saumfeld zerlegt. Da es eine große Menge von Schmetkerlingen gibt, bei denen durch zwei einfache oder zuſammengeſetzte Querbinden eine ſolche Eintheilung markirt wird, die vordere Querbinde das Wurzel- vom Mittelfelde, die hin- tere aber dieſes vom Saumfelde trennt, ſo hält man dieſe Anſchanungsweiſe auch da feſt, wo durch das Fehlen jener Binden keine ſichtlichen Grenzen gezogen werden. Wie Form, Zeichnung und Ader- verlauf der Flügel für die Arten charakteriſtiſch ſind, ſo auch die Haltung derſelben in der Ruhe, obgleich hierin weniger Abwechſelung möglich iſt. Wir werden bei den einzelnen Familien, ſo weit wie nöthig, auf alle dieſe Dinge zurückkommen. Außer Mundtheilen und Flügeln, als den Trägern des Ordnungscharakters, verdienen auch die übrigen Stücke des Körpers eine wenigſtens flüchtige Beachtung. Am zottig behaarten oder gleichfalls beſchuppten Kopfe nehmen den größten Theil der Oberfläche die halbkugelig vortre- tenden, großen Netzaugen ein, einfache verſtecken ſich, und zwar nur zu zweien vorhanden, ebenſo häufig auf dem Scheitel, wie ſie gänzlich fehlen. Die vielgliederigen Fühler ſind in den meiſten Fällen borſten- oder fadeuförmig und werden für die Tagfalter charakteriſtiſch durch eine knopfähn- liche Anſchwellung an der Spitze, weichen aber auch vielfach von dieſer Bildung ab. Auch hier ſind es wieder die Männchen, welche durch einfache oder doppelte Reihen einfacher oder doppelter Kamm- zähne vor den Weibchen etwas voraushaben und hierdurch, wie zum Theil durch das lebhaftere Colorit, ſchlankere, mehr Ebenmaß herſtellende Geſtalt des Hinterleibes für gewiſſe Fälle das Streben der Natur andeuten, dieſes Geſchlecht vor dem weiblichen zu bevorzugen. Der Thorax, bei den Einen vorherrſchend mit wirklichen, bei den Anderen mit mehr ſchuppen- artigen Haaren dicht beſetzt, läßt darum die drei Ringe nicht unterſcheiden, und doch markirt ſich 19*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/313>, abgerufen am 23.11.2024.