ihrer Vorderflügel. Denselben fehlt zunächst das Mal und jede Mittelzelle, nur eine geschlossene Rand- und zwei geschlossene Unterrandzellen kommen bei ihnen außer den beiden Schulterzellen vor. Hierbei unterscheidet man zwei Hauptformen, entweder ist nämlich die erste Cubitalzelle sehr schmal und lang, die zweite bildet ein bis zum Verschwinden kleines Dreieck, und die dritte wird wegen des abgekürzten Cubitus nicht geschlossen, oder die erste ist größer, unregelmäßig viereckig, gewissermaßen durch Verschmelzung der ersten und zweiten in der eben besprochnen Form entstanden, während die dritte vom Saume und von dem bis dahin reichenden Cubitus geschlossen wird; zwischen beide schiebt sich die dreieckige, breite Randzelle mit einem fast rechten Winkel ein. Die Hinterflügel haben höchstens eine einzige Ader, also auch keine Zelle. Es finden sich Arten, deren Weibchen verkümmerte, oder gar keine Flügel tragen und darum gewissen kleinen Schlupfwespen nahe stehen, aber wegen ihres abgerundeten, von den Seiten zusammengedrückten Hinterleibes und noch anderer Merkmale nicht wohl mit diesen zu verwechseln sind.
Alle Gallwespen stellen sich uns als unscheinbare, kleine Thierchen von durchschnittlich zwei Linien Länge vor; wenige werden größer, sehr viele erreichen aber nicht einmal das Maß einer Linie; sie sind schwarz, schwarz und heller, roth bis braun oder ganz gelbbraun und in keinerlei Weise mit lichten Zeichnungen verziert. Die geraden, nicht gebrochenen Fühler sind fadenförmig oder verdicken sich allmälig und schwach nach vorn, sie bestehen aus 12 bis 15, meist recht deutlich abgesetzten Gliedern, deren erstes am dicksten, zweites sehr kurz und drittes meist das längste ist; beim Männchen kommen gewöhnlich eins oder zwei mehr vor, als beim Weibchen, oft auch ein gekrümmtes oder ausgerandetes drittes Glied und größere Schlankheit. Der Kopf ist klein, fast kreisrund und steht tief unten, weil sich der Thorax hoch wölbt und buckelig erhebt, trägt auf dem Scheitel drei Nebenaugen und hat mäßig entwickelte Mundtheile, eine sehr kleine Oberlippe, kurze, meist zweizähnige Kinnbacken, am Ende verbreiterte und gefranste Unterkiefern, eine breite, nicht ausgeschnittene Unterlippe mit sehr kurzer Zunge und kaum vorragende Taster, welche vier- bis fünfgliederig dort, zwei- bis dreigliederig hier an der Lippe sind. Der kurze, von den Seiten zusammengedrückte Hinterleib, bisweilen so comprimirt, daß am Bauche oder auch am Rücken eine kielartige Zuschärfung hervortritt, sitzt am Hinterrücken, steht in anderen Fällen mit diesem durch ein kurzes Stielchen oder einen Ring in Verbindung, welche man, wie bei den Ameisen, als Mittelglied betrachtet und ihm nicht zuzählt. Die Rückensegmente gleichen nur selten einander in der Länge, und das letzte Bauchsegment, in Form einer kleinern oder größern Schuppe, ragt wenigstens beim Weibchen über das des Rückens hinaus, und beide klaffen an der Spitze oft weit auseinander. Die Legröhre des letzteren ist eine feine, zum Theil sehr lange, im Jnnern des Leibes gewundene Borste, welche in der Ruhe nicht herauszutreten pflegt. Die Hinterleibsspitze endet beim Männchen immer stumpfer; außerdem unterscheidet sich dieses durch die geringere Größe sowie häufig noch durch eine andere Fühlerbildung vom Weibchen. Zu einer Reihe von Arten hat man bisher noch kein Männchen aufgefunden und muß somit eine Parthenogenesis oder Fortpflanzung ohne vorhergegangene Befruchtung annehmen. Wie bei weitem nicht alle Gallen von Gallwespen herrühren, so entwickeln sich umgekehrt nicht alle ihrer äußern Erscheinung nach zur Familie gehörigen Jnsekten aus Gallen, sind echte Gallwespen, sondern ein gut Theil derselben legt seine Eier an bereits vorhandene, junge Gallen, wo sich die daraus entstandene Made von der Pflanzensubstanz (oder wohl auch von dem rechtmäßigen Einwohner) ernährt; diese sind Einmiether oder Aftergallwespen genannt worden. Eine dritte Reihe lebt im Larvenzustande ganz so, wie eine Schlupfwespe, in und von anderen Jnsekten und schmarotzt mithin in vollkommenster Weise.
Die in Gallen lebenden Larven, gleichviel ob deren Erzeuger, oder blose Einmiether, sind dicke, nackte, etwas gekrümmte Maden mit hornigem Kopfe, an welchem kräftige Oberkiefern, aber keine Augen sitzen, und schließen sich somit in ihrer allgemeinen Bildung den Larven der vorher- gehenden Familien an; die echten Parasiten mögen mit ihrem Wachsthum ähnliche Veränderungen
Die Hautflügler. Gallwespen.
ihrer Vorderflügel. Denſelben fehlt zunächſt das Mal und jede Mittelzelle, nur eine geſchloſſene Rand- und zwei geſchloſſene Unterrandzellen kommen bei ihnen außer den beiden Schulterzellen vor. Hierbei unterſcheidet man zwei Hauptformen, entweder iſt nämlich die erſte Cubitalzelle ſehr ſchmal und lang, die zweite bildet ein bis zum Verſchwinden kleines Dreieck, und die dritte wird wegen des abgekürzten Cubitus nicht geſchloſſen, oder die erſte iſt größer, unregelmäßig viereckig, gewiſſermaßen durch Verſchmelzung der erſten und zweiten in der eben beſprochnen Form entſtanden, während die dritte vom Saume und von dem bis dahin reichenden Cubitus geſchloſſen wird; zwiſchen beide ſchiebt ſich die dreieckige, breite Randzelle mit einem faſt rechten Winkel ein. Die Hinterflügel haben höchſtens eine einzige Ader, alſo auch keine Zelle. Es finden ſich Arten, deren Weibchen verkümmerte, oder gar keine Flügel tragen und darum gewiſſen kleinen Schlupfwespen nahe ſtehen, aber wegen ihres abgerundeten, von den Seiten zuſammengedrückten Hinterleibes und noch anderer Merkmale nicht wohl mit dieſen zu verwechſeln ſind.
Alle Gallwespen ſtellen ſich uns als unſcheinbare, kleine Thierchen von durchſchnittlich zwei Linien Länge vor; wenige werden größer, ſehr viele erreichen aber nicht einmal das Maß einer Linie; ſie ſind ſchwarz, ſchwarz und heller, roth bis braun oder ganz gelbbraun und in keinerlei Weiſe mit lichten Zeichnungen verziert. Die geraden, nicht gebrochenen Fühler ſind fadenförmig oder verdicken ſich allmälig und ſchwach nach vorn, ſie beſtehen aus 12 bis 15, meiſt recht deutlich abgeſetzten Gliedern, deren erſtes am dickſten, zweites ſehr kurz und drittes meiſt das längſte iſt; beim Männchen kommen gewöhnlich eins oder zwei mehr vor, als beim Weibchen, oft auch ein gekrümmtes oder ausgerandetes drittes Glied und größere Schlankheit. Der Kopf iſt klein, faſt kreisrund und ſteht tief unten, weil ſich der Thorax hoch wölbt und buckelig erhebt, trägt auf dem Scheitel drei Nebenaugen und hat mäßig entwickelte Mundtheile, eine ſehr kleine Oberlippe, kurze, meiſt zweizähnige Kinnbacken, am Ende verbreiterte und gefranſte Unterkiefern, eine breite, nicht ausgeſchnittene Unterlippe mit ſehr kurzer Zunge und kaum vorragende Taſter, welche vier- bis fünfgliederig dort, zwei- bis dreigliederig hier an der Lippe ſind. Der kurze, von den Seiten zuſammengedrückte Hinterleib, bisweilen ſo comprimirt, daß am Bauche oder auch am Rücken eine kielartige Zuſchärfung hervortritt, ſitzt am Hinterrücken, ſteht in anderen Fällen mit dieſem durch ein kurzes Stielchen oder einen Ring in Verbindung, welche man, wie bei den Ameiſen, als Mittelglied betrachtet und ihm nicht zuzählt. Die Rückenſegmente gleichen nur ſelten einander in der Länge, und das letzte Bauchſegment, in Form einer kleinern oder größern Schuppe, ragt wenigſtens beim Weibchen über das des Rückens hinaus, und beide klaffen an der Spitze oft weit auseinander. Die Legröhre des letzteren iſt eine feine, zum Theil ſehr lange, im Jnnern des Leibes gewundene Borſte, welche in der Ruhe nicht herauszutreten pflegt. Die Hinterleibsſpitze endet beim Männchen immer ſtumpfer; außerdem unterſcheidet ſich dieſes durch die geringere Größe ſowie häufig noch durch eine andere Fühlerbildung vom Weibchen. Zu einer Reihe von Arten hat man bisher noch kein Männchen aufgefunden und muß ſomit eine Parthenogeneſis oder Fortpflanzung ohne vorhergegangene Befruchtung annehmen. Wie bei weitem nicht alle Gallen von Gallwespen herrühren, ſo entwickeln ſich umgekehrt nicht alle ihrer äußern Erſcheinung nach zur Familie gehörigen Jnſekten aus Gallen, ſind echte Gallwespen, ſondern ein gut Theil derſelben legt ſeine Eier an bereits vorhandene, junge Gallen, wo ſich die daraus entſtandene Made von der Pflanzenſubſtanz (oder wohl auch von dem rechtmäßigen Einwohner) ernährt; dieſe ſind Einmiether oder Aftergallwespen genannt worden. Eine dritte Reihe lebt im Larvenzuſtande ganz ſo, wie eine Schlupfwespe, in und von anderen Jnſekten und ſchmarotzt mithin in vollkommenſter Weiſe.
Die in Gallen lebenden Larven, gleichviel ob deren Erzeuger, oder bloſe Einmiether, ſind dicke, nackte, etwas gekrümmte Maden mit hornigem Kopfe, an welchem kräftige Oberkiefern, aber keine Augen ſitzen, und ſchließen ſich ſomit in ihrer allgemeinen Bildung den Larven der vorher- gehenden Familien an; die echten Paraſiten mögen mit ihrem Wachsthum ähnliche Veränderungen
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[244/0266]
Die Hautflügler. Gallwespen.
ihrer Vorderflügel. Denſelben fehlt zunächſt das Mal und jede Mittelzelle, nur eine geſchloſſene
Rand- und zwei geſchloſſene Unterrandzellen kommen bei ihnen außer den beiden Schulterzellen
vor. Hierbei unterſcheidet man zwei Hauptformen, entweder iſt nämlich die erſte Cubitalzelle
ſehr ſchmal und lang, die zweite bildet ein bis zum Verſchwinden kleines Dreieck, und die dritte
wird wegen des abgekürzten Cubitus nicht geſchloſſen, oder die erſte iſt größer, unregelmäßig
viereckig, gewiſſermaßen durch Verſchmelzung der erſten und zweiten in der eben beſprochnen Form
entſtanden, während die dritte vom Saume und von dem bis dahin reichenden Cubitus geſchloſſen
wird; zwiſchen beide ſchiebt ſich die dreieckige, breite Randzelle mit einem faſt rechten Winkel ein. Die
Hinterflügel haben höchſtens eine einzige Ader, alſo auch keine Zelle. Es finden ſich Arten, deren
Weibchen verkümmerte, oder gar keine Flügel tragen und darum gewiſſen kleinen Schlupfwespen
nahe ſtehen, aber wegen ihres abgerundeten, von den Seiten zuſammengedrückten Hinterleibes und
noch anderer Merkmale nicht wohl mit dieſen zu verwechſeln ſind.
Alle Gallwespen ſtellen ſich uns als unſcheinbare, kleine Thierchen von durchſchnittlich zwei
Linien Länge vor; wenige werden größer, ſehr viele erreichen aber nicht einmal das Maß
einer Linie; ſie ſind ſchwarz, ſchwarz und heller, roth bis braun oder ganz gelbbraun und
in keinerlei Weiſe mit lichten Zeichnungen verziert. Die geraden, nicht gebrochenen Fühler ſind
fadenförmig oder verdicken ſich allmälig und ſchwach nach vorn, ſie beſtehen aus 12 bis 15, meiſt
recht deutlich abgeſetzten Gliedern, deren erſtes am dickſten, zweites ſehr kurz und drittes meiſt
das längſte iſt; beim Männchen kommen gewöhnlich eins oder zwei mehr vor, als beim Weibchen,
oft auch ein gekrümmtes oder ausgerandetes drittes Glied und größere Schlankheit. Der Kopf iſt
klein, faſt kreisrund und ſteht tief unten, weil ſich der Thorax hoch wölbt und buckelig erhebt,
trägt auf dem Scheitel drei Nebenaugen und hat mäßig entwickelte Mundtheile, eine ſehr kleine
Oberlippe, kurze, meiſt zweizähnige Kinnbacken, am Ende verbreiterte und gefranſte Unterkiefern,
eine breite, nicht ausgeſchnittene Unterlippe mit ſehr kurzer Zunge und kaum vorragende Taſter,
welche vier- bis fünfgliederig dort, zwei- bis dreigliederig hier an der Lippe ſind. Der kurze, von
den Seiten zuſammengedrückte Hinterleib, bisweilen ſo comprimirt, daß am Bauche oder auch am
Rücken eine kielartige Zuſchärfung hervortritt, ſitzt am Hinterrücken, ſteht in anderen Fällen mit
dieſem durch ein kurzes Stielchen oder einen Ring in Verbindung, welche man, wie bei den Ameiſen,
als Mittelglied betrachtet und ihm nicht zuzählt. Die Rückenſegmente gleichen nur ſelten einander
in der Länge, und das letzte Bauchſegment, in Form einer kleinern oder größern Schuppe, ragt
wenigſtens beim Weibchen über das des Rückens hinaus, und beide klaffen an der Spitze oft weit
auseinander. Die Legröhre des letzteren iſt eine feine, zum Theil ſehr lange, im Jnnern des
Leibes gewundene Borſte, welche in der Ruhe nicht herauszutreten pflegt. Die Hinterleibsſpitze
endet beim Männchen immer ſtumpfer; außerdem unterſcheidet ſich dieſes durch die geringere Größe
ſowie häufig noch durch eine andere Fühlerbildung vom Weibchen. Zu einer Reihe von Arten
hat man bisher noch kein Männchen aufgefunden und muß ſomit eine Parthenogeneſis oder
Fortpflanzung ohne vorhergegangene Befruchtung annehmen. Wie bei weitem nicht alle Gallen
von Gallwespen herrühren, ſo entwickeln ſich umgekehrt nicht alle ihrer äußern Erſcheinung nach
zur Familie gehörigen Jnſekten aus Gallen, ſind echte Gallwespen, ſondern ein gut Theil
derſelben legt ſeine Eier an bereits vorhandene, junge Gallen, wo ſich die daraus entſtandene
Made von der Pflanzenſubſtanz (oder wohl auch von dem rechtmäßigen Einwohner) ernährt;
dieſe ſind Einmiether oder Aftergallwespen genannt worden. Eine dritte Reihe lebt im
Larvenzuſtande ganz ſo, wie eine Schlupfwespe, in und von anderen Jnſekten und ſchmarotzt
mithin in vollkommenſter Weiſe.
Die in Gallen lebenden Larven, gleichviel ob deren Erzeuger, oder bloſe Einmiether, ſind
dicke, nackte, etwas gekrümmte Maden mit hornigem Kopfe, an welchem kräftige Oberkiefern, aber
keine Augen ſitzen, und ſchließen ſich ſomit in ihrer allgemeinen Bildung den Larven der vorher-
gehenden Familien an; die echten Paraſiten mögen mit ihrem Wachsthum ähnliche Veränderungen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/266>, abgerufen am 23.11.2024.
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