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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Buckelbienen. Nomaden. Trauerbienen. Kegelbienen.
bienen entspricht, nur daß, wie der Name andeuten soll, der Hinterleib spitz endigt beim Weibchen,
stumpfer und mehrzähnig beim Männchen, und auch hier nach oben gebogen ist. Außerdem
charakterisiren das erhabene, jederseits bedornte Rückenschildchen, nur zwei Cubitalzellen, eine
kurze, viereckige Oberlippe und ein eigenthümlicher, unangenehmer Geruch die schwer zu unter-
scheidenden Arten, welche sämmtlich schwarz aussehen und verwischte weiße Haarflecke oder Binden
haben. Sie schmarotzen bei denselben Gattungen wie die vorigen und bei Saropoda.

Vor einer Reihe von Jahren führte mich mein Weg in der ersten Hälfte des Juni an das
Stallgebäude einer ländlichen Wirthschaft. Die Front desselben bestand aus einer stattlichen, nicht
übertünchten Lehmwand und war (gegen Mittag gelegen) reich gesegnet mit Bienen, Mauer-
und Goldwespen, wie ich nie wieder so viele bei einander gesehen habe. Die Wand war fast
siebartig durchlöchert. Von den Bienen herrschten vor die drei Gattungen Anthophora, Melecta
und Coelioxys, schwärmten und summten durch einander, daß es ein Vergnügen gewährte, dem
bunten Treiben zuzuschauen und ich nur bedauerte, einen so prächtigen Beobachtungsplatz nicht
näher meiner Behausung zu haben. Unsere beiden Schmarotzer lungerten hie und da umher und
paßten nur den günstigen Augenblick ab, in welchem eine Schnauzenbiene ausfliegen würde.
Kaum war sie fort, so stellte sich auch schon ein Unberufener ein, um die Wohnung genau zu
untersuchen. Ließ er sich unvorsichtigerweise einmal von der zu früh heimkehrenden Eigenthümerin
erwischen, so gab es einen Kampf, welcher gefährlicher aussah, als er wirklich war; denn die
rechtmäßige Bewohnerin ging bald nach der Balgerei ihrer gewohnten Beschäftigung nach, und die
andere hatte die erhaltene Lection schnell wieder vergessen, auch sie setzte ihre Schnüffeleien fort,
geschah es nicht in dem, so geschah es in einem andern Neste. Den Schmarotzern im Bienen-
gewande ganz ähnlich treiben es die kleineren, nach ihrem prächtigen Goldglanze benannten
Wespchen, deren persönliche Bekanntschaft wir bald machen werden.

Hiermit wollen wir uns von den Bienen verabschieden und den Raubwespen unsere Auf-
merksamkeit zuwenden, welche im Grunde weniger durch ihre Lebensweise, als in der äußern
Erscheinung zu verschieden sind, um in einer einzigen Familie vereint bleiben zu können.



Die zweite Familie der Faltenwespen, Wespen (Diploptera, Vesparia), zeichnet sich
vor allen anderen Hymenopteren dadurch aus, daß in der Ruhelage die Vorderflügel in
einer Längsfalte die hinteren theilweise umfassen
und, zur Seite des Hinterleibes Platz
greifend, diesen nicht bedecken. Der nackte oder fast nackte Körper hat meist nicht die schwarze
Hautfarbe, welche bei den Blumenwespen zur Regel gehört, sondern gelbe, auch weiße Flecke oder
Binden erzeugen am Kopfe und Hinterleibe bunte Abwechselung. Wir finden ganz ähnliche
Färbungen in späteren Familien wieder, aber im Gefolge anderer Fühler-, anderer Flügelbildung,
so daß bei einiger Umsicht keine Verwechselungen möglich sind. Unsere Wespen tragen Fühler,
wie die Bienen, gebrochen, bei den Männchen wegen geringerer Entwickelung des Schaftes
anscheinend gerade. Obgleich sie selbst nur den Süßigkeiten nachgehen, welche sie mit, bei den
meisten kurzer Zunge auflecken, verwöhnen sie ihre Larven nicht durch dergleichen Leckerbissen.
Dieselben werden mit anderen Jnsekten aufgefüttert, welche ihnen in vereinzelten Fällen zurecht-
gekaut werden. Es tritt also in dieser Beziehung die Raubthiernatur zu Tage. Die größte Zahl
der Familienglieder bewohnt die wärmeren Erdstriche und Europa liefert ein verhältnißmäßig nur
schwaches Contingent.

Jn ihrem Körperbau und auch theilweise in der Lebensökonomie bieten die Faltenwespen
trotzdem mancherlei Unterschiede, weshalb man sie in drei Sippen eintheilt. Bei den einen haben

Buckelbienen. Nomaden. Trauerbienen. Kegelbienen.
bienen entſpricht, nur daß, wie der Name andeuten ſoll, der Hinterleib ſpitz endigt beim Weibchen,
ſtumpfer und mehrzähnig beim Männchen, und auch hier nach oben gebogen iſt. Außerdem
charakteriſiren das erhabene, jederſeits bedornte Rückenſchildchen, nur zwei Cubitalzellen, eine
kurze, viereckige Oberlippe und ein eigenthümlicher, unangenehmer Geruch die ſchwer zu unter-
ſcheidenden Arten, welche ſämmtlich ſchwarz ausſehen und verwiſchte weiße Haarflecke oder Binden
haben. Sie ſchmarotzen bei denſelben Gattungen wie die vorigen und bei Saropoda.

Vor einer Reihe von Jahren führte mich mein Weg in der erſten Hälfte des Juni an das
Stallgebäude einer ländlichen Wirthſchaft. Die Front deſſelben beſtand aus einer ſtattlichen, nicht
übertünchten Lehmwand und war (gegen Mittag gelegen) reich geſegnet mit Bienen, Mauer-
und Goldwespen, wie ich nie wieder ſo viele bei einander geſehen habe. Die Wand war faſt
ſiebartig durchlöchert. Von den Bienen herrſchten vor die drei Gattungen Anthophora, Melecta
und Coelioxys, ſchwärmten und ſummten durch einander, daß es ein Vergnügen gewährte, dem
bunten Treiben zuzuſchauen und ich nur bedauerte, einen ſo prächtigen Beobachtungsplatz nicht
näher meiner Behauſung zu haben. Unſere beiden Schmarotzer lungerten hie und da umher und
paßten nur den günſtigen Augenblick ab, in welchem eine Schnauzenbiene ausfliegen würde.
Kaum war ſie fort, ſo ſtellte ſich auch ſchon ein Unberufener ein, um die Wohnung genau zu
unterſuchen. Ließ er ſich unvorſichtigerweiſe einmal von der zu früh heimkehrenden Eigenthümerin
erwiſchen, ſo gab es einen Kampf, welcher gefährlicher ausſah, als er wirklich war; denn die
rechtmäßige Bewohnerin ging bald nach der Balgerei ihrer gewohnten Beſchäftigung nach, und die
andere hatte die erhaltene Lection ſchnell wieder vergeſſen, auch ſie ſetzte ihre Schnüffeleien fort,
geſchah es nicht in dem, ſo geſchah es in einem andern Neſte. Den Schmarotzern im Bienen-
gewande ganz ähnlich treiben es die kleineren, nach ihrem prächtigen Goldglanze benannten
Wespchen, deren perſönliche Bekanntſchaft wir bald machen werden.

Hiermit wollen wir uns von den Bienen verabſchieden und den Raubwespen unſere Auf-
merkſamkeit zuwenden, welche im Grunde weniger durch ihre Lebensweiſe, als in der äußern
Erſcheinung zu verſchieden ſind, um in einer einzigen Familie vereint bleiben zu können.



Die zweite Familie der Faltenwespen, Wespen (Diploptera, Vesparia), zeichnet ſich
vor allen anderen Hymenopteren dadurch aus, daß in der Ruhelage die Vorderflügel in
einer Längsfalte die hinteren theilweiſe umfaſſen
und, zur Seite des Hinterleibes Platz
greifend, dieſen nicht bedecken. Der nackte oder faſt nackte Körper hat meiſt nicht die ſchwarze
Hautfarbe, welche bei den Blumenwespen zur Regel gehört, ſondern gelbe, auch weiße Flecke oder
Binden erzeugen am Kopfe und Hinterleibe bunte Abwechſelung. Wir finden ganz ähnliche
Färbungen in ſpäteren Familien wieder, aber im Gefolge anderer Fühler-, anderer Flügelbildung,
ſo daß bei einiger Umſicht keine Verwechſelungen möglich ſind. Unſere Wespen tragen Fühler,
wie die Bienen, gebrochen, bei den Männchen wegen geringerer Entwickelung des Schaftes
anſcheinend gerade. Obgleich ſie ſelbſt nur den Süßigkeiten nachgehen, welche ſie mit, bei den
meiſten kurzer Zunge auflecken, verwöhnen ſie ihre Larven nicht durch dergleichen Leckerbiſſen.
Dieſelben werden mit anderen Jnſekten aufgefüttert, welche ihnen in vereinzelten Fällen zurecht-
gekaut werden. Es tritt alſo in dieſer Beziehung die Raubthiernatur zu Tage. Die größte Zahl
der Familienglieder bewohnt die wärmeren Erdſtriche und Europa liefert ein verhältnißmäßig nur
ſchwaches Contingent.

Jn ihrem Körperbau und auch theilweiſe in der Lebensökonomie bieten die Faltenwespen
trotzdem mancherlei Unterſchiede, weshalb man ſie in drei Sippen eintheilt. Bei den einen haben

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[197/0217] Buckelbienen. Nomaden. Trauerbienen. Kegelbienen. bienen entſpricht, nur daß, wie der Name andeuten ſoll, der Hinterleib ſpitz endigt beim Weibchen, ſtumpfer und mehrzähnig beim Männchen, und auch hier nach oben gebogen iſt. Außerdem charakteriſiren das erhabene, jederſeits bedornte Rückenſchildchen, nur zwei Cubitalzellen, eine kurze, viereckige Oberlippe und ein eigenthümlicher, unangenehmer Geruch die ſchwer zu unter- ſcheidenden Arten, welche ſämmtlich ſchwarz ausſehen und verwiſchte weiße Haarflecke oder Binden haben. Sie ſchmarotzen bei denſelben Gattungen wie die vorigen und bei Saropoda. Vor einer Reihe von Jahren führte mich mein Weg in der erſten Hälfte des Juni an das Stallgebäude einer ländlichen Wirthſchaft. Die Front deſſelben beſtand aus einer ſtattlichen, nicht übertünchten Lehmwand und war (gegen Mittag gelegen) reich geſegnet mit Bienen, Mauer- und Goldwespen, wie ich nie wieder ſo viele bei einander geſehen habe. Die Wand war faſt ſiebartig durchlöchert. Von den Bienen herrſchten vor die drei Gattungen Anthophora, Melecta und Coelioxys, ſchwärmten und ſummten durch einander, daß es ein Vergnügen gewährte, dem bunten Treiben zuzuſchauen und ich nur bedauerte, einen ſo prächtigen Beobachtungsplatz nicht näher meiner Behauſung zu haben. Unſere beiden Schmarotzer lungerten hie und da umher und paßten nur den günſtigen Augenblick ab, in welchem eine Schnauzenbiene ausfliegen würde. Kaum war ſie fort, ſo ſtellte ſich auch ſchon ein Unberufener ein, um die Wohnung genau zu unterſuchen. Ließ er ſich unvorſichtigerweiſe einmal von der zu früh heimkehrenden Eigenthümerin erwiſchen, ſo gab es einen Kampf, welcher gefährlicher ausſah, als er wirklich war; denn die rechtmäßige Bewohnerin ging bald nach der Balgerei ihrer gewohnten Beſchäftigung nach, und die andere hatte die erhaltene Lection ſchnell wieder vergeſſen, auch ſie ſetzte ihre Schnüffeleien fort, geſchah es nicht in dem, ſo geſchah es in einem andern Neſte. Den Schmarotzern im Bienen- gewande ganz ähnlich treiben es die kleineren, nach ihrem prächtigen Goldglanze benannten Wespchen, deren perſönliche Bekanntſchaft wir bald machen werden. Hiermit wollen wir uns von den Bienen verabſchieden und den Raubwespen unſere Auf- merkſamkeit zuwenden, welche im Grunde weniger durch ihre Lebensweiſe, als in der äußern Erſcheinung zu verſchieden ſind, um in einer einzigen Familie vereint bleiben zu können. Die zweite Familie der Faltenwespen, Wespen (Diploptera, Vesparia), zeichnet ſich vor allen anderen Hymenopteren dadurch aus, daß in der Ruhelage die Vorderflügel in einer Längsfalte die hinteren theilweiſe umfaſſen und, zur Seite des Hinterleibes Platz greifend, dieſen nicht bedecken. Der nackte oder faſt nackte Körper hat meiſt nicht die ſchwarze Hautfarbe, welche bei den Blumenwespen zur Regel gehört, ſondern gelbe, auch weiße Flecke oder Binden erzeugen am Kopfe und Hinterleibe bunte Abwechſelung. Wir finden ganz ähnliche Färbungen in ſpäteren Familien wieder, aber im Gefolge anderer Fühler-, anderer Flügelbildung, ſo daß bei einiger Umſicht keine Verwechſelungen möglich ſind. Unſere Wespen tragen Fühler, wie die Bienen, gebrochen, bei den Männchen wegen geringerer Entwickelung des Schaftes anſcheinend gerade. Obgleich ſie ſelbſt nur den Süßigkeiten nachgehen, welche ſie mit, bei den meiſten kurzer Zunge auflecken, verwöhnen ſie ihre Larven nicht durch dergleichen Leckerbiſſen. Dieſelben werden mit anderen Jnſekten aufgefüttert, welche ihnen in vereinzelten Fällen zurecht- gekaut werden. Es tritt alſo in dieſer Beziehung die Raubthiernatur zu Tage. Die größte Zahl der Familienglieder bewohnt die wärmeren Erdſtriche und Europa liefert ein verhältnißmäßig nur ſchwaches Contingent. Jn ihrem Körperbau und auch theilweiſe in der Lebensökonomie bieten die Faltenwespen trotzdem mancherlei Unterſchiede, weshalb man ſie in drei Sippen eintheilt. Bei den einen haben

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/217>, abgerufen am 25.11.2024.