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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Schenkelsammler. Rauhfüßige Bürstenbiene. Erdbienen.
Dies nimmt wenigstens Lepeletier an, Reaumur dagegen berichtet, daß die Mutterbiene das
Loch am Ende der Röhre nage, bisweilen auch in der Mitte noch ein drittes. Der Analogie
nach kann jede der beiden Ansichten die richtige sein, sie können auch nebeneinander ihre Geltung
finden; da mir die eignen Erfahrungen fehlen, weil bei uns die Holzbiene nicht vorkommt, so
lasse ich die an sich sehr unbedeutende Sache unentschieden. Die zweite, welche auskriecht, folgt
der ersten nach, bis endlich die ganze Gesellschaft Ende Juli, Anfangs August ausgeflogen ist
und das Nest leer sieht. Jn Gegenden, wo Holzbienen sich einmal eingebürgert haben, benutzen
sie ganz gewiß Jahre lang die alten Brutplätze und gewinnen bei sonst günstigen Witterungsver-
hältnissen mehr Zeit, um einer reichern Nachkommenschaft das Leben zu geben, als wenn sie in
der eben beschriebenen Weise Kinnbacken und Geduld auf so harte Probe stellen müssen.



Die Schenkelsammler (Merilegidae) unterscheiden sich von den vorigen, wir wir schon
sahen, dadurch, daß der Sammelapparat dem Körper näher rückt, auf dessen Seiten in der Nähe
der Hinterbeine, deren Hüften und Schenkel übergeht, wenn auch an Schienen und Ferse mancher
Ballen gelben Blüthenstaubes hängen bleibt. Eingestaltige Lippentaster kommen ihnen zwar zu,
aber nicht als Erkennungsmerkmal, weil sie auch verschiedenen Schienensammlern nicht fehlen.
Eben so charakterisirt sie nicht die kurze Zunge, welche das Kinn nicht überragt und Veranlassung
wurde, daß Latreille darauf die Uferfamilie der Andreniden begründete, weil es auch Schenkel-
sammler mit langer Zunge gibt. Somit ist, wenn wir die Sache bei Lichte besehen, die Sippe
nicht scharf abgegrenzt von der vorigen und die Einordnung gewisser Arten nicht über jeden Zweifel
erhaben. Zu den Schenkelsammlern gehört

Die rauhfüßige Bürsten- oder Hosenbiene (Dasypoda hirtipes Ltr.). Diese Art,
welche Europa in seinem größten Theile bewohnt, darf wegen der Schönheit ihres Weibchens
nicht unerwähnt bleiben, obwohl über die Lebensweise nichts von Belang zu berichten ist. Wie
seine zahlreichen Basen und Muhmen bettet das Weibchen seine Nachkommen ohne künstlichen
Bau in ein Loch der schmuzigen Erde. Was nun den Körperbau anlangt, so liegt die lanzett-
förmige Randzelle mit ihrer Spitze der Randader an, und von den beiden geschlossenen Unterrand-
zellen nimmt die kürzere zweite die rücklaufenden Adern nahe bei ihren Enden auf. Das zweite
Geiselglied der Fühler verdünnt sich stielartig, die Lippentaster setzen vier Glieder zusammen, und
die Zunge, zwar nicht so kurz, wie bei den Andrenen, kann ebensowenig lang genannt werden.
Was dem Thiere sein hübsches Ansehen verleiht, sind die langen, fuchsrothen Haare, welche, wie
bei einer Flaschenbürste, rings um die hintersten Schienen sammt ihrer Ferse stehen, ferner die
weißen Haarbinden hinten am zweiten bis vierten Segment des kurz schwarzhaarigen Hinterleibes;
derselbe plattet sich ab, beschreibt eine Ellipse und wird an der Spitze durch längere, schwarze
Endfransen breiter. Thorax und Wurzel des Hinterleibes sind dicht fuchsroth bekleidet; grau
untermischt, der Kopf schwarz, nach hinten vorherrschend grau; 5 bis 6 Linien Länge räumen
ihr einen Platz unter den stattlicheren Sippengenossen ein. Ganz anders und bei weitem nicht so
schön sieht das häufigere Männchen aus. Es ist kleiner, hat einen spindelförmigen, bedeutend
gewölbteren Hinterleib, längere Fühler, deren zweites Geiselglied keinen Stiel darstellt, und ein
gelblichgraues, sparsameres Haarkleid, welches die Hinterränder der Segmente entschieden lichter
erscheinen läßt. Jch habe die Hosenbiene immer nur von Mitte Juli bis Ende August zu sehen
bekommen. -- Noch einige andere Gattungen mit zwei Unterrandzellen und zurückgeschlagener
Zunge schließen sich hier an, wie die durchaus glänzend schwarzen, kleinen und breiten Grab-
oder Lappenbienen (Panurgus), welche man schlafend in den gelben Hieracien findet, die
Schlürfbienen (Rhophides) u. a.

Schenkelſammler. Rauhfüßige Bürſtenbiene. Erdbienen.
Dies nimmt wenigſtens Lepeletier an, Réaumur dagegen berichtet, daß die Mutterbiene das
Loch am Ende der Röhre nage, bisweilen auch in der Mitte noch ein drittes. Der Analogie
nach kann jede der beiden Anſichten die richtige ſein, ſie können auch nebeneinander ihre Geltung
finden; da mir die eignen Erfahrungen fehlen, weil bei uns die Holzbiene nicht vorkommt, ſo
laſſe ich die an ſich ſehr unbedeutende Sache unentſchieden. Die zweite, welche auskriecht, folgt
der erſten nach, bis endlich die ganze Geſellſchaft Ende Juli, Anfangs Auguſt ausgeflogen iſt
und das Neſt leer ſieht. Jn Gegenden, wo Holzbienen ſich einmal eingebürgert haben, benutzen
ſie ganz gewiß Jahre lang die alten Brutplätze und gewinnen bei ſonſt günſtigen Witterungsver-
hältniſſen mehr Zeit, um einer reichern Nachkommenſchaft das Leben zu geben, als wenn ſie in
der eben beſchriebenen Weiſe Kinnbacken und Geduld auf ſo harte Probe ſtellen müſſen.



Die Schenkelſammler (Merilegidae) unterſcheiden ſich von den vorigen, wir wir ſchon
ſahen, dadurch, daß der Sammelapparat dem Körper näher rückt, auf deſſen Seiten in der Nähe
der Hinterbeine, deren Hüften und Schenkel übergeht, wenn auch an Schienen und Ferſe mancher
Ballen gelben Blüthenſtaubes hängen bleibt. Eingeſtaltige Lippentaſter kommen ihnen zwar zu,
aber nicht als Erkennungsmerkmal, weil ſie auch verſchiedenen Schienenſammlern nicht fehlen.
Eben ſo charakteriſirt ſie nicht die kurze Zunge, welche das Kinn nicht überragt und Veranlaſſung
wurde, daß Latreille darauf die Uferfamilie der Andreniden begründete, weil es auch Schenkel-
ſammler mit langer Zunge gibt. Somit iſt, wenn wir die Sache bei Lichte beſehen, die Sippe
nicht ſcharf abgegrenzt von der vorigen und die Einordnung gewiſſer Arten nicht über jeden Zweifel
erhaben. Zu den Schenkelſammlern gehört

Die rauhfüßige Bürſten- oder Hoſenbiene (Dasypoda hirtipes Ltr.). Dieſe Art,
welche Europa in ſeinem größten Theile bewohnt, darf wegen der Schönheit ihres Weibchens
nicht unerwähnt bleiben, obwohl über die Lebensweiſe nichts von Belang zu berichten iſt. Wie
ſeine zahlreichen Baſen und Muhmen bettet das Weibchen ſeine Nachkommen ohne künſtlichen
Bau in ein Loch der ſchmuzigen Erde. Was nun den Körperbau anlangt, ſo liegt die lanzett-
förmige Randzelle mit ihrer Spitze der Randader an, und von den beiden geſchloſſenen Unterrand-
zellen nimmt die kürzere zweite die rücklaufenden Adern nahe bei ihren Enden auf. Das zweite
Geiſelglied der Fühler verdünnt ſich ſtielartig, die Lippentaſter ſetzen vier Glieder zuſammen, und
die Zunge, zwar nicht ſo kurz, wie bei den Andrenen, kann ebenſowenig lang genannt werden.
Was dem Thiere ſein hübſches Anſehen verleiht, ſind die langen, fuchsrothen Haare, welche, wie
bei einer Flaſchenbürſte, rings um die hinterſten Schienen ſammt ihrer Ferſe ſtehen, ferner die
weißen Haarbinden hinten am zweiten bis vierten Segment des kurz ſchwarzhaarigen Hinterleibes;
derſelbe plattet ſich ab, beſchreibt eine Ellipſe und wird an der Spitze durch längere, ſchwarze
Endfranſen breiter. Thorax und Wurzel des Hinterleibes ſind dicht fuchsroth bekleidet; grau
untermiſcht, der Kopf ſchwarz, nach hinten vorherrſchend grau; 5 bis 6 Linien Länge räumen
ihr einen Platz unter den ſtattlicheren Sippengenoſſen ein. Ganz anders und bei weitem nicht ſo
ſchön ſieht das häufigere Männchen aus. Es iſt kleiner, hat einen ſpindelförmigen, bedeutend
gewölbteren Hinterleib, längere Fühler, deren zweites Geiſelglied keinen Stiel darſtellt, und ein
gelblichgraues, ſparſameres Haarkleid, welches die Hinterränder der Segmente entſchieden lichter
erſcheinen läßt. Jch habe die Hoſenbiene immer nur von Mitte Juli bis Ende Auguſt zu ſehen
bekommen. — Noch einige andere Gattungen mit zwei Unterrandzellen und zurückgeſchlagener
Zunge ſchließen ſich hier an, wie die durchaus glänzend ſchwarzen, kleinen und breiten Grab-
oder Lappenbienen (Panurgus), welche man ſchlafend in den gelben Hieracien findet, die
Schlürfbienen (Rhophides) u. a.

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[189/0209] Schenkelſammler. Rauhfüßige Bürſtenbiene. Erdbienen. Dies nimmt wenigſtens Lepeletier an, Réaumur dagegen berichtet, daß die Mutterbiene das Loch am Ende der Röhre nage, bisweilen auch in der Mitte noch ein drittes. Der Analogie nach kann jede der beiden Anſichten die richtige ſein, ſie können auch nebeneinander ihre Geltung finden; da mir die eignen Erfahrungen fehlen, weil bei uns die Holzbiene nicht vorkommt, ſo laſſe ich die an ſich ſehr unbedeutende Sache unentſchieden. Die zweite, welche auskriecht, folgt der erſten nach, bis endlich die ganze Geſellſchaft Ende Juli, Anfangs Auguſt ausgeflogen iſt und das Neſt leer ſieht. Jn Gegenden, wo Holzbienen ſich einmal eingebürgert haben, benutzen ſie ganz gewiß Jahre lang die alten Brutplätze und gewinnen bei ſonſt günſtigen Witterungsver- hältniſſen mehr Zeit, um einer reichern Nachkommenſchaft das Leben zu geben, als wenn ſie in der eben beſchriebenen Weiſe Kinnbacken und Geduld auf ſo harte Probe ſtellen müſſen. Die Schenkelſammler (Merilegidae) unterſcheiden ſich von den vorigen, wir wir ſchon ſahen, dadurch, daß der Sammelapparat dem Körper näher rückt, auf deſſen Seiten in der Nähe der Hinterbeine, deren Hüften und Schenkel übergeht, wenn auch an Schienen und Ferſe mancher Ballen gelben Blüthenſtaubes hängen bleibt. Eingeſtaltige Lippentaſter kommen ihnen zwar zu, aber nicht als Erkennungsmerkmal, weil ſie auch verſchiedenen Schienenſammlern nicht fehlen. Eben ſo charakteriſirt ſie nicht die kurze Zunge, welche das Kinn nicht überragt und Veranlaſſung wurde, daß Latreille darauf die Uferfamilie der Andreniden begründete, weil es auch Schenkel- ſammler mit langer Zunge gibt. Somit iſt, wenn wir die Sache bei Lichte beſehen, die Sippe nicht ſcharf abgegrenzt von der vorigen und die Einordnung gewiſſer Arten nicht über jeden Zweifel erhaben. Zu den Schenkelſammlern gehört Die rauhfüßige Bürſten- oder Hoſenbiene (Dasypoda hirtipes Ltr.). Dieſe Art, welche Europa in ſeinem größten Theile bewohnt, darf wegen der Schönheit ihres Weibchens nicht unerwähnt bleiben, obwohl über die Lebensweiſe nichts von Belang zu berichten iſt. Wie ſeine zahlreichen Baſen und Muhmen bettet das Weibchen ſeine Nachkommen ohne künſtlichen Bau in ein Loch der ſchmuzigen Erde. Was nun den Körperbau anlangt, ſo liegt die lanzett- förmige Randzelle mit ihrer Spitze der Randader an, und von den beiden geſchloſſenen Unterrand- zellen nimmt die kürzere zweite die rücklaufenden Adern nahe bei ihren Enden auf. Das zweite Geiſelglied der Fühler verdünnt ſich ſtielartig, die Lippentaſter ſetzen vier Glieder zuſammen, und die Zunge, zwar nicht ſo kurz, wie bei den Andrenen, kann ebenſowenig lang genannt werden. Was dem Thiere ſein hübſches Anſehen verleiht, ſind die langen, fuchsrothen Haare, welche, wie bei einer Flaſchenbürſte, rings um die hinterſten Schienen ſammt ihrer Ferſe ſtehen, ferner die weißen Haarbinden hinten am zweiten bis vierten Segment des kurz ſchwarzhaarigen Hinterleibes; derſelbe plattet ſich ab, beſchreibt eine Ellipſe und wird an der Spitze durch längere, ſchwarze Endfranſen breiter. Thorax und Wurzel des Hinterleibes ſind dicht fuchsroth bekleidet; grau untermiſcht, der Kopf ſchwarz, nach hinten vorherrſchend grau; 5 bis 6 Linien Länge räumen ihr einen Platz unter den ſtattlicheren Sippengenoſſen ein. Ganz anders und bei weitem nicht ſo ſchön ſieht das häufigere Männchen aus. Es iſt kleiner, hat einen ſpindelförmigen, bedeutend gewölbteren Hinterleib, längere Fühler, deren zweites Geiſelglied keinen Stiel darſtellt, und ein gelblichgraues, ſparſameres Haarkleid, welches die Hinterränder der Segmente entſchieden lichter erſcheinen läßt. Jch habe die Hoſenbiene immer nur von Mitte Juli bis Ende Auguſt zu ſehen bekommen. — Noch einige andere Gattungen mit zwei Unterrandzellen und zurückgeſchlagener Zunge ſchließen ſich hier an, wie die durchaus glänzend ſchwarzen, kleinen und breiten Grab- oder Lappenbienen (Panurgus), welche man ſchlafend in den gelben Hieracien findet, die Schlürfbienen (Rhophides) u. a.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/209>, abgerufen am 24.11.2024.