Die Käfer. Trimera. Endomychiden. Marienkäferchen.
wesentlich durch die scheinbar nur dreigliederigen Füße (Trimera) unterscheiden. Der Kopf verlängert sich schnauzenartig und läßt sein Schild deutlich erkennen, die auf der Stirn eingelenkten Fühler ver- dicken sich nach vorn, und die Kieferntaster enden cylindrisch. An der Basis des Halsschildes kommen drei, oder mit Wegfall der mittleren, wenigstens zwei Längsfurchen, an der Mittelbrust rhombische Hüstblätter vor, die kugeligen Vorderhüften bewegen sich in hinten offenen Gelenkpfannen, den Schienen fehlen die Enddornen, und die Klauen sind einfach; fünf, auch sechs freie Bauchringe bilden den Hinterleib. Die länglichen, deprimirten Larven haben keine Augen, kurze dreigliederige Fühler und leben in Schwämmen. Die Mitglieder dieser kleinen, über die ganze Erde verbreiteten, vorzugsweise aber in Südamerika und auf den Sunda-Jnseln vertretenen Familie kommen bei Tage wenig zum Vorschein, indem sie sich in Pilzen oder hinter Baumrinde aufhalten, und ich lasse daher, um meinen Lesern einen Begriff von den zierlichen Thieren zu geben, die Abbildung
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Lycoperdina bovistae.
der nicht gerade seltenen, glänzend schwarzen Lycoperdina bovistae folgen. Die zwischen den Augen eingelenkten Fühler werden vom drittletzten Gliede an allmälig dicker, enden nicht, wie bei der sehr nahen Gattung Endomychus, in einen drei- gliederigen Knopf, und die Vorderhüften stoßen zusammen, weil nicht, wie hier, sich ein Fortsatz der Vorderbrust dazwischen drängt. Den Oberkiefer bewehrt am Jnnen- rande ein kleiner Zahn, spindelförmig enden die Kiefern- und eiförmig die Lippentaster, zwischen welchen letzteren eine zweilappige Zunge bemerklich ist. Bei der abgebildeten Art vertiefen sich die Flügeldecken an der Naht, welche von einer feinen Linie begleitet wird, bisweilen sind die Fühler und die Ränder des Halsschildes, noch seltener auch die Beine rothhraun.
Die Marienkäferchen (Coccinellidae) mögen als siebenunddreißigste Familie unsere Käfer- studien beschließen. Jn der Zeit, wenn sich die Natur zu ihrem allgemeinen Winterschlafe auschickt, an Baum und Strauch die noch vorhandenen Blätter durch ihre Färbung sich als halb todte Organe zu erkennen geben und die kleinen und kleinsten Wesen sich beeilen, eine gute Schlafstelle zu bekommen, findet man schwerlich ein etwas zusammengerolltes, trocknes Blatt, in dessen Höhlung nicht wenigstens drei, vier, fünf rothe Käferchen mit schwarzen Rückenpunkten oder schwarze mit rothen Fleckchen säßen, in der Erwartung mit jenen herunter zu fallen und unter dem nachfolgenden Laube begraben zu werden. Gedrängt sitzen andere an den äußersten Spitzen der jungen Kiefern, zwischen die Nadeln geklemmt, oder hinter losgerissenen Rindenstücken einer alten Eiche ausmarschirt, oder versammelt unter einer Graskaupe an dem nach Morgen gelegenen Hange eines Grabens; in der letzten Weise findet man besonders die kleine holzfarbene Micraspis duodecimpunctata, deren schwarznähtige Flügeldecken zahlreiche schwarze Fleckchen besäen; die ovalen Thierchen liegen gedrängt neben einander, wie ein Häuflein Samenkerne, welche man mit dem Besen zusammengefegt hat. Wir sehen sie jetzt sich so massenhaft in ihren Verstecken für den Winter sammeln, einzeln begegnen sie uns während desselben in unseren Zimmern, und den ganzen Sommer hindurch können wir sie überall im Freien antreffen, aber stets am zahlreichsten da, wo Blattläuse, jene grünen oder braunen oder schwarzen kleinen Ungethüme, hausen und die Pflanzen aussaugen; denn von ihnen nähren sie sich wie ihre Larven fast alle. Daß die Volkssprache eine Menge Namen für sie hat (Sonnenkäfer, Hergotts-Kühlein, Sonnenkälbchen, Gottesschäflein, Marienwürmchen, lady-birds, vaches a Dien u. a.) beweist zur Genüge, daß man sie allgemein kennt, und wegen ihrer Leidenschaft, den Blattläusen nachzustellen, sollte man sie auch allgemein pflegen; denn sie stiften durch Vertilgung jener lästigen Gesellen großen Nutzen an den verschie- densten Pflanzen. An der halbeiförmigen oder halbkugeligen Gestalt erkennt man sie wohl ober- flächlich, doch müssen wir uns auch nach den anderen Merkmalen umsehen, durch welche die ganze
Die Käfer. Trimera. Endomychiden. Marienkäferchen.
weſentlich durch die ſcheinbar nur dreigliederigen Füße (Trimera) unterſcheiden. Der Kopf verlängert ſich ſchnauzenartig und läßt ſein Schild deutlich erkennen, die auf der Stirn eingelenkten Fühler ver- dicken ſich nach vorn, und die Kieferntaſter enden cylindriſch. An der Baſis des Halsſchildes kommen drei, oder mit Wegfall der mittleren, wenigſtens zwei Längsfurchen, an der Mittelbruſt rhombiſche Hüſtblätter vor, die kugeligen Vorderhüften bewegen ſich in hinten offenen Gelenkpfannen, den Schienen fehlen die Enddornen, und die Klauen ſind einfach; fünf, auch ſechs freie Bauchringe bilden den Hinterleib. Die länglichen, deprimirten Larven haben keine Augen, kurze dreigliederige Fühler und leben in Schwämmen. Die Mitglieder dieſer kleinen, über die ganze Erde verbreiteten, vorzugsweiſe aber in Südamerika und auf den Sunda-Jnſeln vertretenen Familie kommen bei Tage wenig zum Vorſchein, indem ſie ſich in Pilzen oder hinter Baumrinde aufhalten, und ich laſſe daher, um meinen Leſern einen Begriff von den zierlichen Thieren zu geben, die Abbildung
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Lycoperdina bovistae.
der nicht gerade ſeltenen, glänzend ſchwarzen Lycoperdina bovistae folgen. Die zwiſchen den Augen eingelenkten Fühler werden vom drittletzten Gliede an allmälig dicker, enden nicht, wie bei der ſehr nahen Gattung Endomychus, in einen drei- gliederigen Knopf, und die Vorderhüften ſtoßen zuſammen, weil nicht, wie hier, ſich ein Fortſatz der Vorderbruſt dazwiſchen drängt. Den Oberkiefer bewehrt am Jnnen- rande ein kleiner Zahn, ſpindelförmig enden die Kiefern- und eiförmig die Lippentaſter, zwiſchen welchen letzteren eine zweilappige Zunge bemerklich iſt. Bei der abgebildeten Art vertiefen ſich die Flügeldecken an der Naht, welche von einer feinen Linie begleitet wird, bisweilen ſind die Fühler und die Ränder des Halsſchildes, noch ſeltener auch die Beine rothhraun.
Die Marienkäferchen (Coccinellidae) mögen als ſiebenunddreißigſte Familie unſere Käfer- ſtudien beſchließen. Jn der Zeit, wenn ſich die Natur zu ihrem allgemeinen Winterſchlafe auſchickt, an Baum und Strauch die noch vorhandenen Blätter durch ihre Färbung ſich als halb todte Organe zu erkennen geben und die kleinen und kleinſten Weſen ſich beeilen, eine gute Schlafſtelle zu bekommen, findet man ſchwerlich ein etwas zuſammengerolltes, trocknes Blatt, in deſſen Höhlung nicht wenigſtens drei, vier, fünf rothe Käferchen mit ſchwarzen Rückenpunkten oder ſchwarze mit rothen Fleckchen ſäßen, in der Erwartung mit jenen herunter zu fallen und unter dem nachfolgenden Laube begraben zu werden. Gedrängt ſitzen andere an den äußerſten Spitzen der jungen Kiefern, zwiſchen die Nadeln geklemmt, oder hinter losgeriſſenen Rindenſtücken einer alten Eiche auſmarſchirt, oder verſammelt unter einer Graskaupe an dem nach Morgen gelegenen Hange eines Grabens; in der letzten Weiſe findet man beſonders die kleine holzfarbene Micraspis duodecimpunctata, deren ſchwarznähtige Flügeldecken zahlreiche ſchwarze Fleckchen beſäen; die ovalen Thierchen liegen gedrängt neben einander, wie ein Häuflein Samenkerne, welche man mit dem Beſen zuſammengefegt hat. Wir ſehen ſie jetzt ſich ſo maſſenhaft in ihren Verſtecken für den Winter ſammeln, einzeln begegnen ſie uns während deſſelben in unſeren Zimmern, und den ganzen Sommer hindurch können wir ſie überall im Freien antreffen, aber ſtets am zahlreichſten da, wo Blattläuſe, jene grünen oder braunen oder ſchwarzen kleinen Ungethüme, hauſen und die Pflanzen ausſaugen; denn von ihnen nähren ſie ſich wie ihre Larven faſt alle. Daß die Volksſprache eine Menge Namen für ſie hat (Sonnenkäfer, Hergotts-Kühlein, Sonnenkälbchen, Gottesſchäflein, Marienwürmchen, lady-birds, vaches à Dien u. a.) beweiſt zur Genüge, daß man ſie allgemein kennt, und wegen ihrer Leidenſchaft, den Blattläuſen nachzuſtellen, ſollte man ſie auch allgemein pflegen; denn ſie ſtiften durch Vertilgung jener läſtigen Geſellen großen Nutzen an den verſchie- denſten Pflanzen. An der halbeiförmigen oder halbkugeligen Geſtalt erkennt man ſie wohl ober- flächlich, doch müſſen wir uns auch nach den anderen Merkmalen umſehen, durch welche die ganze
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Die Käfer. Trimera. Endomychiden. Marienkäferchen.
weſentlich durch die ſcheinbar nur dreigliederigen Füße (Trimera) unterſcheiden. Der Kopf verlängert
ſich ſchnauzenartig und läßt ſein Schild deutlich erkennen, die auf der Stirn eingelenkten Fühler ver-
dicken ſich nach vorn, und die Kieferntaſter enden cylindriſch. An der Baſis des Halsſchildes kommen
drei, oder mit Wegfall der mittleren, wenigſtens zwei Längsfurchen, an der Mittelbruſt rhombiſche
Hüſtblätter vor, die kugeligen Vorderhüften bewegen ſich in hinten offenen Gelenkpfannen,
den Schienen fehlen die Enddornen, und die Klauen ſind einfach; fünf, auch ſechs freie Bauchringe
bilden den Hinterleib. Die länglichen, deprimirten Larven haben keine Augen, kurze dreigliederige
Fühler und leben in Schwämmen. Die Mitglieder dieſer kleinen, über die ganze Erde verbreiteten,
vorzugsweiſe aber in Südamerika und auf den Sunda-Jnſeln vertretenen Familie kommen bei
Tage wenig zum Vorſchein, indem ſie ſich in Pilzen oder hinter Baumrinde aufhalten, und ich
laſſe daher, um meinen Leſern einen Begriff von den zierlichen Thieren zu geben, die Abbildung
[Abbildung Lycoperdina
bovistae.]
der nicht gerade ſeltenen, glänzend ſchwarzen Lycoperdina bovistae folgen. Die
zwiſchen den Augen eingelenkten Fühler werden vom drittletzten Gliede an allmälig
dicker, enden nicht, wie bei der ſehr nahen Gattung Endomychus, in einen drei-
gliederigen Knopf, und die Vorderhüften ſtoßen zuſammen, weil nicht, wie hier, ſich
ein Fortſatz der Vorderbruſt dazwiſchen drängt. Den Oberkiefer bewehrt am Jnnen-
rande ein kleiner Zahn, ſpindelförmig enden die Kiefern- und eiförmig die Lippentaſter,
zwiſchen welchen letzteren eine zweilappige Zunge bemerklich iſt. Bei der abgebildeten
Art vertiefen ſich die Flügeldecken an der Naht, welche von einer feinen Linie
begleitet wird, bisweilen ſind die Fühler und die Ränder des Halsſchildes, noch ſeltener auch
die Beine rothhraun.
Die Marienkäferchen (Coccinellidae) mögen als ſiebenunddreißigſte Familie unſere Käfer-
ſtudien beſchließen. Jn der Zeit, wenn ſich die Natur zu ihrem allgemeinen Winterſchlafe auſchickt,
an Baum und Strauch die noch vorhandenen Blätter durch ihre Färbung ſich als halb todte
Organe zu erkennen geben und die kleinen und kleinſten Weſen ſich beeilen, eine gute Schlafſtelle
zu bekommen, findet man ſchwerlich ein etwas zuſammengerolltes, trocknes Blatt, in deſſen Höhlung
nicht wenigſtens drei, vier, fünf rothe Käferchen mit ſchwarzen Rückenpunkten oder ſchwarze mit
rothen Fleckchen ſäßen, in der Erwartung mit jenen herunter zu fallen und unter dem nachfolgenden
Laube begraben zu werden. Gedrängt ſitzen andere an den äußerſten Spitzen der jungen Kiefern,
zwiſchen die Nadeln geklemmt, oder hinter losgeriſſenen Rindenſtücken einer alten Eiche auſmarſchirt,
oder verſammelt unter einer Graskaupe an dem nach Morgen gelegenen Hange eines Grabens;
in der letzten Weiſe findet man beſonders die kleine holzfarbene Micraspis duodecimpunctata,
deren ſchwarznähtige Flügeldecken zahlreiche ſchwarze Fleckchen beſäen; die ovalen Thierchen
liegen gedrängt neben einander, wie ein Häuflein Samenkerne, welche man mit dem Beſen
zuſammengefegt hat. Wir ſehen ſie jetzt ſich ſo maſſenhaft in ihren Verſtecken für den Winter
ſammeln, einzeln begegnen ſie uns während deſſelben in unſeren Zimmern, und den ganzen
Sommer hindurch können wir ſie überall im Freien antreffen, aber ſtets am zahlreichſten da,
wo Blattläuſe, jene grünen oder braunen oder ſchwarzen kleinen Ungethüme, hauſen und die
Pflanzen ausſaugen; denn von ihnen nähren ſie ſich wie ihre Larven faſt alle. Daß die Volksſprache
eine Menge Namen für ſie hat (Sonnenkäfer, Hergotts-Kühlein, Sonnenkälbchen, Gottesſchäflein,
Marienwürmchen, lady-birds, vaches à Dien u. a.) beweiſt zur Genüge, daß man ſie allgemein
kennt, und wegen ihrer Leidenſchaft, den Blattläuſen nachzuſtellen, ſollte man ſie auch allgemein
pflegen; denn ſie ſtiften durch Vertilgung jener läſtigen Geſellen großen Nutzen an den verſchie-
denſten Pflanzen. An der halbeiförmigen oder halbkugeligen Geſtalt erkennt man ſie wohl ober-
flächlich, doch müſſen wir uns auch nach den anderen Merkmalen umſehen, durch welche die ganze
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/174>, abgerufen am 23.11.2024.
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