denn zu ihr gehört sie; zur Verpuppung geht dieselbe in die Erde. Dem eben genannten Käfer in den Körperumrissen sehr ähnlich ist der blaue, polirte Erlen-Blattkäfer (Agelastica alni). Weil hier das dritte Fühlerglied kürzer als das vierte, viel länger als das zweite, Kopf sammt
[Abbildung]
Der Erlen-Blattkäfer (Agelastica alni). a Käfer. b Larve, vergrößert. c Dieselben nochmals nebst Eiern und ihrem Fraße an Erlenblättern in natürlicher Größe.
Augen beinahe so breit wie die Mitte des Halsschildes sind und letzteres fein leistenartig auf- geworfenen Seiten- und Hinterrand, eine glatte und glänzende Scheibe hat, so ist keine Ver- einigung mit dem vorigen möglich, sondern man faßte alle die tetrameren, gespaltenklauigen Blattkäfer von dieser Bildung, deren Flügeldecken sich überdies auch gegen die Spitze hin bauchig erweitern, unter der Gattung Agelastica zusammen. Die genannte Art hat mehr violettblaue, dicht und fein punktirte Flügeldecken und sitzt in Deutschland überall massenhaft auf Ellern, deren Blätter die gesellig lebende, schwarze Larve im Juli mit der Zeit fast skeletirt. Wie die gelben Eier vom dick angeschwollenen Weibchen gelegt werden, die jungen Lärvchen bei einander zu sitzen pflegen und die Blätter durch ihren Fraß entstellen, dies Alles veranschaulicht unsere Figur c. Jene, wie die vorigen, haben jederseits nur ein Auge und gehen zur Verwandlung in die Erde.
Allbekannt und zum Theil übel berüchtigt sind die kleinen, in der Regel massenhaft auftretenden Blattkäferchen, welche durch ihre verdickten Hinterschenkel zum Springen befähigt, darum nicht unpassend mit dem Namen der Erd- oder Blattflöhe belegt wurden. Jhre Anzahl ist sehr beträchtlich, und nirgends auf der Erdoberfläche fehlen sie; das reiche Südamerika hat sie bis vier Linien lang aufzuweisen, während die heimatlichen zu den kleinen zählen. Sie überwintern meist im vollkommenen Zustande, doch auch als Larve und beginnen vom ersten Frühjahre an ihren Unfug in Gärten und auf Feldern, der dann besonders fühlbar wird, wenn sie sich an die jungen Pflänzchen halten (Raps, Levkojen, Kohlarten etc.). Der alte wissenschaftliche Name für sie ist Altica oder Haltica, jetzt nur noch wenigen Arten verblieben, und durch so und so viele neue ersetzt, je nachdem der Körper eiförmig oder halbkugelig (Sphaeroderma und Mniophila), die Hinterfüße an der Spitze der Schiene, oder inmitten einer Längsrinne vor ihr eingefügt sind (Psyliodes), die Schienen in einen einfachen oder gabelig getheilten Enddoru (Dibolia) auslaufen, und je nach anderen Unterschieden, die hauptsächlich von der Bildung der Beine entlehut sind. Jn Deutschland leben in runder Zahl hundert Arten, von denen viele sich nur an eine Pflanze halten, die meisten aber auch anderswo angetroffen werden, als man ihrem Beinamen nach vermuthen sollte, weil sie keine Kostverächter sind und mindestens nahe verwandte Gewächse mit ihrem Besuche nicht nur beehren, sondern sich auch zur Tafel bei ihnen laden. So lebt der Raps-Erdfloh (Psylliodes chrysocephala) nicht blos an der Pflanze, die ihm den deutschen
denn zu ihr gehört ſie; zur Verpuppung geht dieſelbe in die Erde. Dem eben genannten Käfer in den Körperumriſſen ſehr ähnlich iſt der blaue, polirte Erlen-Blattkäfer (Agelastica alni). Weil hier das dritte Fühlerglied kürzer als das vierte, viel länger als das zweite, Kopf ſammt
[Abbildung]
Der Erlen-Blattkäfer (Agelastica alni). a Käfer. b Larve, vergrößert. c Dieſelben nochmals nebſt Eiern und ihrem Fraße an Erlenblättern in natürlicher Größe.
Augen beinahe ſo breit wie die Mitte des Halsſchildes ſind und letzteres fein leiſtenartig auf- geworfenen Seiten- und Hinterrand, eine glatte und glänzende Scheibe hat, ſo iſt keine Ver- einigung mit dem vorigen möglich, ſondern man faßte alle die tetrameren, geſpaltenklauigen Blattkäfer von dieſer Bildung, deren Flügeldecken ſich überdies auch gegen die Spitze hin bauchig erweitern, unter der Gattung Agelastica zuſammen. Die genannte Art hat mehr violettblaue, dicht und fein punktirte Flügeldecken und ſitzt in Deutſchland überall maſſenhaft auf Ellern, deren Blätter die geſellig lebende, ſchwarze Larve im Juli mit der Zeit faſt ſkeletirt. Wie die gelben Eier vom dick angeſchwollenen Weibchen gelegt werden, die jungen Lärvchen bei einander zu ſitzen pflegen und die Blätter durch ihren Fraß entſtellen, dies Alles veranſchaulicht unſere Figur c. Jene, wie die vorigen, haben jederſeits nur ein Auge und gehen zur Verwandlung in die Erde.
Allbekannt und zum Theil übel berüchtigt ſind die kleinen, in der Regel maſſenhaft auftretenden Blattkäferchen, welche durch ihre verdickten Hinterſchenkel zum Springen befähigt, darum nicht unpaſſend mit dem Namen der Erd- oder Blattflöhe belegt wurden. Jhre Anzahl iſt ſehr beträchtlich, und nirgends auf der Erdoberfläche fehlen ſie; das reiche Südamerika hat ſie bis vier Linien lang aufzuweiſen, während die heimatlichen zu den kleinen zählen. Sie überwintern meiſt im vollkommenen Zuſtande, doch auch als Larve und beginnen vom erſten Frühjahre an ihren Unfug in Gärten und auf Feldern, der dann beſonders fühlbar wird, wenn ſie ſich an die jungen Pflänzchen halten (Raps, Levkojen, Kohlarten ꝛc.). Der alte wiſſenſchaftliche Name für ſie iſt Altica oder Haltica, jetzt nur noch wenigen Arten verblieben, und durch ſo und ſo viele neue erſetzt, je nachdem der Körper eiförmig oder halbkugelig (Sphaeroderma und Mniophila), die Hinterfüße an der Spitze der Schiene, oder inmitten einer Längsrinne vor ihr eingefügt ſind (Psyliodes), die Schienen in einen einfachen oder gabelig getheilten Enddoru (Dibolia) auslaufen, und je nach anderen Unterſchieden, die hauptſächlich von der Bildung der Beine entlehut ſind. Jn Deutſchland leben in runder Zahl hundert Arten, von denen viele ſich nur an eine Pflanze halten, die meiſten aber auch anderswo angetroffen werden, als man ihrem Beinamen nach vermuthen ſollte, weil ſie keine Koſtverächter ſind und mindeſtens nahe verwandte Gewächſe mit ihrem Beſuche nicht nur beehren, ſondern ſich auch zur Tafel bei ihnen laden. So lebt der Raps-Erdfloh (Psylliodes chrysocephala) nicht blos an der Pflanze, die ihm den deutſchen
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Doryphora. Adimonia. Erlenblattkäfer. Agelaſtica. Erdflöhe.
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in den Körperumriſſen ſehr ähnlich iſt der blaue, polirte Erlen-Blattkäfer (Agelastica alni).
Weil hier das dritte Fühlerglied kürzer als das vierte, viel länger als das zweite, Kopf ſammt
[Abbildung Der Erlen-Blattkäfer (Agelastica alni). a Käfer. b Larve, vergrößert. c Dieſelben nochmals nebſt Eiern und ihrem
Fraße an Erlenblättern in natürlicher Größe.]
Augen beinahe ſo breit wie die Mitte des Halsſchildes ſind und letzteres fein leiſtenartig auf-
geworfenen Seiten- und Hinterrand, eine glatte und glänzende Scheibe hat, ſo iſt keine Ver-
einigung mit dem vorigen möglich, ſondern man faßte alle die tetrameren, geſpaltenklauigen
Blattkäfer von dieſer Bildung, deren Flügeldecken ſich überdies auch gegen die Spitze hin bauchig
erweitern, unter der Gattung Agelastica zuſammen. Die genannte Art hat mehr violettblaue,
dicht und fein punktirte Flügeldecken und ſitzt in Deutſchland überall maſſenhaft auf Ellern, deren
Blätter die geſellig lebende, ſchwarze Larve im Juli mit der Zeit faſt ſkeletirt. Wie die gelben
Eier vom dick angeſchwollenen Weibchen gelegt werden, die jungen Lärvchen bei einander zu ſitzen
pflegen und die Blätter durch ihren Fraß entſtellen, dies Alles veranſchaulicht unſere Figur c.
Jene, wie die vorigen, haben jederſeits nur ein Auge und gehen zur Verwandlung in die Erde.
Allbekannt und zum Theil übel berüchtigt ſind die kleinen, in der Regel maſſenhaft auftretenden
Blattkäferchen, welche durch ihre verdickten Hinterſchenkel zum Springen befähigt, darum nicht
unpaſſend mit dem Namen der Erd- oder Blattflöhe belegt wurden. Jhre Anzahl iſt ſehr
beträchtlich, und nirgends auf der Erdoberfläche fehlen ſie; das reiche Südamerika hat ſie bis vier
Linien lang aufzuweiſen, während die heimatlichen zu den kleinen zählen. Sie überwintern meiſt
im vollkommenen Zuſtande, doch auch als Larve und beginnen vom erſten Frühjahre an ihren
Unfug in Gärten und auf Feldern, der dann beſonders fühlbar wird, wenn ſie ſich an die jungen
Pflänzchen halten (Raps, Levkojen, Kohlarten ꝛc.). Der alte wiſſenſchaftliche Name für ſie iſt
Altica oder Haltica, jetzt nur noch wenigen Arten verblieben, und durch ſo und ſo viele neue
erſetzt, je nachdem der Körper eiförmig oder halbkugelig (Sphaeroderma und Mniophila), die
Hinterfüße an der Spitze der Schiene, oder inmitten einer Längsrinne vor ihr eingefügt ſind
(Psyliodes), die Schienen in einen einfachen oder gabelig getheilten Enddoru (Dibolia) auslaufen,
und je nach anderen Unterſchieden, die hauptſächlich von der Bildung der Beine entlehut ſind.
Jn Deutſchland leben in runder Zahl hundert Arten, von denen viele ſich nur an eine Pflanze
halten, die meiſten aber auch anderswo angetroffen werden, als man ihrem Beinamen nach
vermuthen ſollte, weil ſie keine Koſtverächter ſind und mindeſtens nahe verwandte Gewächſe mit
ihrem Beſuche nicht nur beehren, ſondern ſich auch zur Tafel bei ihnen laden. So lebt der
Raps-Erdfloh (Psylliodes chrysocephala) nicht blos an der Pflanze, die ihm den deutſchen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/169>, abgerufen am 23.11.2024.
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