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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Käfer. Tetrameren. Blattkäfer.
stahlblaue und polirte Ch. violacea an verschiedenen Minzenarten (Mentha), die schöne roth oder
goldig und blangestreifte, dabei düstere Ch. cerealis findet sich nur unter Steinen an trockenen
Berghängen, von deren dürftigem Graswuchse sich die Larve ernähren muß. Die kleinere, flach
gewölbte, bronzefarbene Ch. fucata, deren Flügeldecken wenig tiefe Punkte eingegraben sind, sitzt nur
am gemeinen Johanniskraut (Hypericum perforatum), die lebhaft goldglänzende und auf den
Flügeldecken blaugestreifte Ch. fastuosa an Galeopsis versicolor, die größere, ziemlich runzelige,
einfarbig smaragdgrüne Ch. graminis an Gras u. s. w., und in der Regel pflegt man sie in
größeren Gesellschaften auf ihren Futterpflanzen anzutreffen. Man hat an ein und der andern
Art höchst interessante biologische Wahrnehmungen gemacht. Jm südlichen Frankreich, Marseille,
Portugal etc. lebt z. B. die Ch. diluta als nächtliches Thier. Vom September bis Ende
November sucht sie des Nachts die Blätter von Plantago coronopus als Nahrung auf und
steckt bei Tage unter Steinen -- wahrscheinlich führt unsere Ch. cerealis auch ein nächtliches
Leben. -- Die Eier werden im Oktober an die genannte Pflanze gelegt, Aufangs Dezember
kommen die ersten Larven daraus hervor, häuten sich zweimal und verpuppen sich gegen Ende
Februar. Nach drei Wochen Nymphenruhe, also Ende März erscheinen die Käfer, graben sich
tief in die Erde ein und verbringen die heißen Monate in einer Art von Sommerschlaf, aus
welchem sie erst mit dem Eintreten kühlerer Nächte erwachen. Das Thier ist kurz eiförmig, stark
gewölbt, metallisch schwarz, die sehr grob und unregelmäßig punktirten Flügeldecken holzfarben,
auf der Scheibe in den Punktgruben gleichfalls dunkel, drei Linien lang, 21/4''' breit. Nach
Perroud's Beobachtungen bringen die beiden prächtigen Arten Ch. (Oreina) superba und speciosa
Larven zur Welt, die nicht im Mutterleibe aus dem Eie krochen, wie ausdrücklich bemerkt wird.

Jn Südamerika sind unsere Chrysomelen vertreten durch die meist bedeutend größeren und
nicht minder schön gefärbten, zahlreichen Arten der Gattung Doryphora (Spießträger), vor Allem
kenntlich an dem langen, nach vorn gerichteten Dorn, in welchem sich Mittel- und Hinterbrustbein
vereinigen, die Fühler drücken sich nach der Spitze hin etwas breit, und der große Kopf wird von
den vorspringenden Ecken des Halsschildes eingeschlossen. An unsere Lina schließen sich die
amerikanischen Calligrapha-Arten an mit allerlei geheimnißvollen Schriftzügen auf ihrer lichten
Oberseite, Deuterocampta u. a. Die neuholländischen Chrysomelen lassen sich mit den unsrigen
gleichfalls nicht vereinigen, sie haben allermeist durch rauhe Oberfläche mattes Aussehen, Holz-
farbe oder schmuziges Braun, sind sehr hoch gewölbt, kurz eiförmig und bilden die Gattung
Paropsis (Notoclea).

Die weiteren Verwandten unterscheiden sich nicht sowohl in der Körpertracht, als in der
Anheftung der Fühler. Dieselben stehen mitten auf der Stirn nahe bei einander, und zwar ist
ihr drittes Glied länger als das vierte bei Galleruca, wovon man die kräftigeren Formen, deren
kaum längere als vorn breite Flügeldecken sich nach hinten erweiterten, als Adimonia abgeschieden
hat. Die A. tanaceti ist ein glänzend schwarzer, auf der Oberseite grob und tief punktirter
Käfer von reichlich vier Linien Länge und drei Linien Breite hinter der Mitte, welcher auf Wiesen
und grasigen Wegen während des Sommers überall vorkommt. Die befruchteten Weibchen fallen
besonders in die Augen, weil ihr Hinterleib so gewaltig anschwillt, daß sie ihn nur mit Mühe
nachschleppen und unter die ziemlich flachen, hinten einzeln gerundeten Flügeldecken nicht mehr
bergen können. Das Halsschild ist bald doppelt so breit, als lang, vor der Mitte schräg nach
vorn verschmälert, an dem auf diese Weise winkelig gebrochenen Seitenrande leistenartig aufge-
worfen; in ähnlicher Art verengt sich der bis zum vordern Augenrande von hinten her quer
rechteckige Kopf nach vorn und unten. Die zapfenförmigen Vorderhüften stoßen beinahe zusammen,
die Fußklauen spalten sich, und die fünf Bauchringe gleichen sich untereinander in der Länge.
Wer darauf achtet, bemerkt an gleichen Stellen, aber nur an den Blättern der Schafgarbe und
zwar zu einer Zeit, wo diese eben nur erst Blätter hat, eine mattschwarze, durch Borsten igel-
stachelige Larve. War sie in Menge vorhanden, so folgt die Adimonia in denselben Mengen nach;

Die Käfer. Tetrameren. Blattkäfer.
ſtahlblaue und polirte Ch. violacea an verſchiedenen Minzenarten (Mentha), die ſchöne roth oder
goldig und blangeſtreifte, dabei düſtere Ch. cerealis findet ſich nur unter Steinen an trockenen
Berghängen, von deren dürftigem Graswuchſe ſich die Larve ernähren muß. Die kleinere, flach
gewölbte, bronzefarbene Ch. fucata, deren Flügeldecken wenig tiefe Punkte eingegraben ſind, ſitzt nur
am gemeinen Johanniskraut (Hypericum perforatum), die lebhaft goldglänzende und auf den
Flügeldecken blaugeſtreifte Ch. fastuosa an Galeopsis versicolor, die größere, ziemlich runzelige,
einfarbig ſmaragdgrüne Ch. graminis an Gras u. ſ. w., und in der Regel pflegt man ſie in
größeren Geſellſchaften auf ihren Futterpflanzen anzutreffen. Man hat an ein und der andern
Art höchſt intereſſante biologiſche Wahrnehmungen gemacht. Jm ſüdlichen Frankreich, Marſeille,
Portugal ꝛc. lebt z. B. die Ch. diluta als nächtliches Thier. Vom September bis Ende
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ſteckt bei Tage unter Steinen — wahrſcheinlich führt unſere Ch. cerealis auch ein nächtliches
Leben. — Die Eier werden im Oktober an die genannte Pflanze gelegt, Aufangs Dezember
kommen die erſten Larven daraus hervor, häuten ſich zweimal und verpuppen ſich gegen Ende
Februar. Nach drei Wochen Nymphenruhe, alſo Ende März erſcheinen die Käfer, graben ſich
tief in die Erde ein und verbringen die heißen Monate in einer Art von Sommerſchlaf, aus
welchem ſie erſt mit dem Eintreten kühlerer Nächte erwachen. Das Thier iſt kurz eiförmig, ſtark
gewölbt, metalliſch ſchwarz, die ſehr grob und unregelmäßig punktirten Flügeldecken holzfarben,
auf der Scheibe in den Punktgruben gleichfalls dunkel, drei Linien lang, 2¼‴ breit. Nach
Perroud’s Beobachtungen bringen die beiden prächtigen Arten Ch. (Oreina) superba und speciosa
Larven zur Welt, die nicht im Mutterleibe aus dem Eie krochen, wie ausdrücklich bemerkt wird.

Jn Südamerika ſind unſere Chryſomelen vertreten durch die meiſt bedeutend größeren und
nicht minder ſchön gefärbten, zahlreichen Arten der Gattung Doryphora (Spießträger), vor Allem
kenntlich an dem langen, nach vorn gerichteten Dorn, in welchem ſich Mittel- und Hinterbruſtbein
vereinigen, die Fühler drücken ſich nach der Spitze hin etwas breit, und der große Kopf wird von
den vorſpringenden Ecken des Halsſchildes eingeſchloſſen. An unſere Lina ſchließen ſich die
amerikaniſchen Calligrapha-Arten an mit allerlei geheimnißvollen Schriftzügen auf ihrer lichten
Oberſeite, Deuterocampta u. a. Die neuholländiſchen Chryſomelen laſſen ſich mit den unſrigen
gleichfalls nicht vereinigen, ſie haben allermeiſt durch rauhe Oberfläche mattes Ausſehen, Holz-
farbe oder ſchmuziges Braun, ſind ſehr hoch gewölbt, kurz eiförmig und bilden die Gattung
Paropsis (Notoclea).

Die weiteren Verwandten unterſcheiden ſich nicht ſowohl in der Körpertracht, als in der
Anheftung der Fühler. Dieſelben ſtehen mitten auf der Stirn nahe bei einander, und zwar iſt
ihr drittes Glied länger als das vierte bei Galleruca, wovon man die kräftigeren Formen, deren
kaum längere als vorn breite Flügeldecken ſich nach hinten erweiterten, als Adimonia abgeſchieden
hat. Die A. tanaceti iſt ein glänzend ſchwarzer, auf der Oberſeite grob und tief punktirter
Käfer von reichlich vier Linien Länge und drei Linien Breite hinter der Mitte, welcher auf Wieſen
und graſigen Wegen während des Sommers überall vorkommt. Die befruchteten Weibchen fallen
beſonders in die Augen, weil ihr Hinterleib ſo gewaltig anſchwillt, daß ſie ihn nur mit Mühe
nachſchleppen und unter die ziemlich flachen, hinten einzeln gerundeten Flügeldecken nicht mehr
bergen können. Das Halsſchild iſt bald doppelt ſo breit, als lang, vor der Mitte ſchräg nach
vorn verſchmälert, an dem auf dieſe Weiſe winkelig gebrochenen Seitenrande leiſtenartig aufge-
worfen; in ähnlicher Art verengt ſich der bis zum vordern Augenrande von hinten her quer
rechteckige Kopf nach vorn und unten. Die zapfenförmigen Vorderhüften ſtoßen beinahe zuſammen,
die Fußklauen ſpalten ſich, und die fünf Bauchringe gleichen ſich untereinander in der Länge.
Wer darauf achtet, bemerkt an gleichen Stellen, aber nur an den Blättern der Schafgarbe und
zwar zu einer Zeit, wo dieſe eben nur erſt Blätter hat, eine mattſchwarze, durch Borſten igel-
ſtachelige Larve. War ſie in Menge vorhanden, ſo folgt die Adimonia in denſelben Mengen nach;

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[150/0168] Die Käfer. Tetrameren. Blattkäfer. ſtahlblaue und polirte Ch. violacea an verſchiedenen Minzenarten (Mentha), die ſchöne roth oder goldig und blangeſtreifte, dabei düſtere Ch. cerealis findet ſich nur unter Steinen an trockenen Berghängen, von deren dürftigem Graswuchſe ſich die Larve ernähren muß. Die kleinere, flach gewölbte, bronzefarbene Ch. fucata, deren Flügeldecken wenig tiefe Punkte eingegraben ſind, ſitzt nur am gemeinen Johanniskraut (Hypericum perforatum), die lebhaft goldglänzende und auf den Flügeldecken blaugeſtreifte Ch. fastuosa an Galeopsis versicolor, die größere, ziemlich runzelige, einfarbig ſmaragdgrüne Ch. graminis an Gras u. ſ. w., und in der Regel pflegt man ſie in größeren Geſellſchaften auf ihren Futterpflanzen anzutreffen. Man hat an ein und der andern Art höchſt intereſſante biologiſche Wahrnehmungen gemacht. Jm ſüdlichen Frankreich, Marſeille, Portugal ꝛc. lebt z. B. die Ch. diluta als nächtliches Thier. Vom September bis Ende November ſucht ſie des Nachts die Blätter von Plantago coronopus als Nahrung auf und ſteckt bei Tage unter Steinen — wahrſcheinlich führt unſere Ch. cerealis auch ein nächtliches Leben. — Die Eier werden im Oktober an die genannte Pflanze gelegt, Aufangs Dezember kommen die erſten Larven daraus hervor, häuten ſich zweimal und verpuppen ſich gegen Ende Februar. Nach drei Wochen Nymphenruhe, alſo Ende März erſcheinen die Käfer, graben ſich tief in die Erde ein und verbringen die heißen Monate in einer Art von Sommerſchlaf, aus welchem ſie erſt mit dem Eintreten kühlerer Nächte erwachen. Das Thier iſt kurz eiförmig, ſtark gewölbt, metalliſch ſchwarz, die ſehr grob und unregelmäßig punktirten Flügeldecken holzfarben, auf der Scheibe in den Punktgruben gleichfalls dunkel, drei Linien lang, 2¼‴ breit. Nach Perroud’s Beobachtungen bringen die beiden prächtigen Arten Ch. (Oreina) superba und speciosa Larven zur Welt, die nicht im Mutterleibe aus dem Eie krochen, wie ausdrücklich bemerkt wird. Jn Südamerika ſind unſere Chryſomelen vertreten durch die meiſt bedeutend größeren und nicht minder ſchön gefärbten, zahlreichen Arten der Gattung Doryphora (Spießträger), vor Allem kenntlich an dem langen, nach vorn gerichteten Dorn, in welchem ſich Mittel- und Hinterbruſtbein vereinigen, die Fühler drücken ſich nach der Spitze hin etwas breit, und der große Kopf wird von den vorſpringenden Ecken des Halsſchildes eingeſchloſſen. An unſere Lina ſchließen ſich die amerikaniſchen Calligrapha-Arten an mit allerlei geheimnißvollen Schriftzügen auf ihrer lichten Oberſeite, Deuterocampta u. a. Die neuholländiſchen Chryſomelen laſſen ſich mit den unſrigen gleichfalls nicht vereinigen, ſie haben allermeiſt durch rauhe Oberfläche mattes Ausſehen, Holz- farbe oder ſchmuziges Braun, ſind ſehr hoch gewölbt, kurz eiförmig und bilden die Gattung Paropsis (Notoclea). Die weiteren Verwandten unterſcheiden ſich nicht ſowohl in der Körpertracht, als in der Anheftung der Fühler. Dieſelben ſtehen mitten auf der Stirn nahe bei einander, und zwar iſt ihr drittes Glied länger als das vierte bei Galleruca, wovon man die kräftigeren Formen, deren kaum längere als vorn breite Flügeldecken ſich nach hinten erweiterten, als Adimonia abgeſchieden hat. Die A. tanaceti iſt ein glänzend ſchwarzer, auf der Oberſeite grob und tief punktirter Käfer von reichlich vier Linien Länge und drei Linien Breite hinter der Mitte, welcher auf Wieſen und graſigen Wegen während des Sommers überall vorkommt. Die befruchteten Weibchen fallen beſonders in die Augen, weil ihr Hinterleib ſo gewaltig anſchwillt, daß ſie ihn nur mit Mühe nachſchleppen und unter die ziemlich flachen, hinten einzeln gerundeten Flügeldecken nicht mehr bergen können. Das Halsſchild iſt bald doppelt ſo breit, als lang, vor der Mitte ſchräg nach vorn verſchmälert, an dem auf dieſe Weiſe winkelig gebrochenen Seitenrande leiſtenartig aufge- worfen; in ähnlicher Art verengt ſich der bis zum vordern Augenrande von hinten her quer rechteckige Kopf nach vorn und unten. Die zapfenförmigen Vorderhüften ſtoßen beinahe zuſammen, die Fußklauen ſpalten ſich, und die fünf Bauchringe gleichen ſich untereinander in der Länge. Wer darauf achtet, bemerkt an gleichen Stellen, aber nur an den Blättern der Schafgarbe und zwar zu einer Zeit, wo dieſe eben nur erſt Blätter hat, eine mattſchwarze, durch Borſten igel- ſtachelige Larve. War ſie in Menge vorhanden, ſo folgt die Adimonia in denſelben Mengen nach;

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/168>, abgerufen am 23.11.2024.