Männchen stark gezähnten Hinterschenkel und den gekrümmten Schienen daran leicht kenntlichen Arten der Gattung Sagra, welche man an die Spitze der Familie zu stellen pflegt.
Wer an den stolzen weißen Lilien (Lilium candidum) unserer Gärten die Blätter zerfressen sah und sich nach dem Uebelthäter umschaute, wird schwarzglänzende, feuchte Körper bemerkt haben, welche träge am Stengel sich bewegen, oder thätig den Blättern zusprechen. Was man von ihnen zu Gesicht bekommt, ist der Koth, in den sie sich hüllen, nur den Bauch frei lassend. Sie ergeben sich bei näherer Betrachtung als dicke, nach vorn verjüngte, sechsbeinige Thierchen, die den Sommer über von jenen Blättern sich nähren und dann in die Erde gehen, um sich zu verpuppen. Jm nächsten Frühjahr kommen die allbekannten, glänzend schwarzen, auf Halsschild und Flügeldecken rothen Lilienkäfer (Crioceris, auch Lena merdigera) zum Vorscheine, die man auch alsbald auf einander in der Paarung sitzen sieht. Jn Gestalt kommen sie den Schilfkäfern nahe, sie sind jedoch gedrungener, ihre schnurförmigen, nur halbe Körperlänge erreichenden Fühler und die Beine dicker. Wie dort erreicht das nahezu cylindrische, nach hinten stark eingeschnürte Halsschild bei weitem nicht die Breite der an den Schultern rechteckigen Flügeldecken, der dreieckige Kopf verengt sich nach hinten halsartig und erhält durch die glotzenden, nach innen schwach ausge- randeten Augen seinen größten Breitendurchmesser. Die beilförmig endenden Kieferntaster und ungespaltenen Fußklauen kennzeichnen diese Gattung vor anderen der Körpertracht nach sehr ähn- lichen (Zeugophora, Orsodacna u. a.). Der Lilienkäfer mißt reichlich drei Linien und vermag für seine Größe einen starken Zirpton zu erzeugen, wenn man ihn in die hohle Hand einschließt; er bewirkt ihn durch Reibung der Flügeldecken an den Hinterleibsseiten. Auf Spargel lebt eine schmalere, grün- oder blauschwarze Art mit vier weißlichen Flecken auf jeder Flügeldecke, der Spargelkäfer (C. asparagi). Uebrigens breitet sich die Gattung mit ihren mehr als dreihundert Arten, von denen die größere Hälfte auf Amerika kommt, über die ganze Erde aus.
Mit der Gattung Clythra, welche man neuerdings in 40 Untergattungen zerlegt hat, und deren über 250 Arten fast nur auf die alte Welt sich beschränken, gehen wir zu einem andern Formenkreise über, mehr walzigen Thieren, deren Halsschild am Hinterrande mit der Basis der parallelseitigen Flügeldecken ganz oder fast ganz in der Breite übereinstimmt. Bei der genannten Gattung steht der Kopf senkrecht oder schräg, ist bis zu den Augen in das Halsschild einge- lassen, und die meist gesägten, kurzen Fühler lenken sich unter jenen ein und stehen in Folge der breiten Stirn weit auseinander. Die Kinnbacken enden in drei Zähne, und die hornige Zunge ist vorn gerundet oder gestutzt. Bei vielen verlängern sich die Vorderbeine sehr, besonders im männlichen Geschlechte, haben aber, wie die anderen, ungespaltene Klauen. Das erste Hinterleibssegment um- faßt seitlich das Hüftblatt der Hinterbrust, und das letzte erreicht die Länge jenes oder übertrifft sie noch. Die C. quadripunctata ist glänzend schwarz, unten fein grau behaart, auf jeder der gelbrothen, glänzenden Flügeldecken stehen zwei schwarze Makeln, eine kleine an der Schulterbeule, eine größere hinter der Mitte, bindenartig über beide gehend; die Vorderbeine zeichnen sich nicht durch größere Länge vor den anderen aus. Das Männchen unterscheidet sich durch eine mondförmige Grube auf dem letzten Bauchsegmente vom Weibchen, welches hier nur eine Längsfurche zeigt. Das Thier ist im Sommer gemein an Gras, Gebüsch, besonders Weiden und entwickelt sich in Jahresfrist aus einer Larve,
[Abbildung]
Clythra quadripunc- tata mit vergrößerter Larve im längsdurch- schnittenen Gehäuse.
die unsere Abbildung vorführt und die in einem schwarzen Futterale steckt, dessen Umrisse der Quer- schnitt gleichfalls verdeutlicht. Sie fertigt dasselbe aus ihren Excrementen, spinnt es oben zu und irgendwo an zum Ueberwintern, sodann nochmals, wenn sie sich verpuppen will. Am dickeren Unterrande kommt nach wenigen Wochen der Käfer daraus hervor, indem er den Boden heraus-
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Schilfkäfer. Lilienkäfer. Spargelkäfer. Clythra.
Männchen ſtark gezähnten Hinterſchenkel und den gekrümmten Schienen daran leicht kenntlichen Arten der Gattung Sagra, welche man an die Spitze der Familie zu ſtellen pflegt.
Wer an den ſtolzen weißen Lilien (Lilium candidum) unſerer Gärten die Blätter zerfreſſen ſah und ſich nach dem Uebelthäter umſchaute, wird ſchwarzglänzende, feuchte Körper bemerkt haben, welche träge am Stengel ſich bewegen, oder thätig den Blättern zuſprechen. Was man von ihnen zu Geſicht bekommt, iſt der Koth, in den ſie ſich hüllen, nur den Bauch frei laſſend. Sie ergeben ſich bei näherer Betrachtung als dicke, nach vorn verjüngte, ſechsbeinige Thierchen, die den Sommer über von jenen Blättern ſich nähren und dann in die Erde gehen, um ſich zu verpuppen. Jm nächſten Frühjahr kommen die allbekannten, glänzend ſchwarzen, auf Halsſchild und Flügeldecken rothen Lilienkäfer (Crioceris, auch Lena merdigera) zum Vorſcheine, die man auch alsbald auf einander in der Paarung ſitzen ſieht. Jn Geſtalt kommen ſie den Schilfkäfern nahe, ſie ſind jedoch gedrungener, ihre ſchnurförmigen, nur halbe Körperlänge erreichenden Fühler und die Beine dicker. Wie dort erreicht das nahezu cylindriſche, nach hinten ſtark eingeſchnürte Halsſchild bei weitem nicht die Breite der an den Schultern rechteckigen Flügeldecken, der dreieckige Kopf verengt ſich nach hinten halsartig und erhält durch die glotzenden, nach innen ſchwach ausge- randeten Augen ſeinen größten Breitendurchmeſſer. Die beilförmig endenden Kieferntaſter und ungeſpaltenen Fußklauen kennzeichnen dieſe Gattung vor anderen der Körpertracht nach ſehr ähn- lichen (Zeugophora, Orsodacna u. a.). Der Lilienkäfer mißt reichlich drei Linien und vermag für ſeine Größe einen ſtarken Zirpton zu erzeugen, wenn man ihn in die hohle Hand einſchließt; er bewirkt ihn durch Reibung der Flügeldecken an den Hinterleibsſeiten. Auf Spargel lebt eine ſchmalere, grün- oder blauſchwarze Art mit vier weißlichen Flecken auf jeder Flügeldecke, der Spargelkäfer (C. asparagi). Uebrigens breitet ſich die Gattung mit ihren mehr als dreihundert Arten, von denen die größere Hälfte auf Amerika kommt, über die ganze Erde aus.
Mit der Gattung Clythra, welche man neuerdings in 40 Untergattungen zerlegt hat, und deren über 250 Arten faſt nur auf die alte Welt ſich beſchränken, gehen wir zu einem andern Formenkreiſe über, mehr walzigen Thieren, deren Halsſchild am Hinterrande mit der Baſis der parallelſeitigen Flügeldecken ganz oder faſt ganz in der Breite übereinſtimmt. Bei der genannten Gattung ſteht der Kopf ſenkrecht oder ſchräg, iſt bis zu den Augen in das Halsſchild einge- laſſen, und die meiſt geſägten, kurzen Fühler lenken ſich unter jenen ein und ſtehen in Folge der breiten Stirn weit auseinander. Die Kinnbacken enden in drei Zähne, und die hornige Zunge iſt vorn gerundet oder geſtutzt. Bei vielen verlängern ſich die Vorderbeine ſehr, beſonders im männlichen Geſchlechte, haben aber, wie die anderen, ungeſpaltene Klauen. Das erſte Hinterleibsſegment um- faßt ſeitlich das Hüftblatt der Hinterbruſt, und das letzte erreicht die Länge jenes oder übertrifft ſie noch. Die C. quadripunctata iſt glänzend ſchwarz, unten fein grau behaart, auf jeder der gelbrothen, glänzenden Flügeldecken ſtehen zwei ſchwarze Makeln, eine kleine an der Schulterbeule, eine größere hinter der Mitte, bindenartig über beide gehend; die Vorderbeine zeichnen ſich nicht durch größere Länge vor den anderen aus. Das Männchen unterſcheidet ſich durch eine mondförmige Grube auf dem letzten Bauchſegmente vom Weibchen, welches hier nur eine Längsfurche zeigt. Das Thier iſt im Sommer gemein an Gras, Gebüſch, beſonders Weiden und entwickelt ſich in Jahresfriſt aus einer Larve,
[Abbildung]
Clythra quadripunc- tata mit vergrößerter Larve im längsdurch- ſchnittenen Gehäuſe.
die unſere Abbildung vorführt und die in einem ſchwarzen Futterale ſteckt, deſſen Umriſſe der Quer- ſchnitt gleichfalls verdeutlicht. Sie fertigt daſſelbe aus ihren Excrementen, ſpinnt es oben zu und irgendwo an zum Ueberwintern, ſodann nochmals, wenn ſie ſich verpuppen will. Am dickeren Unterrande kommt nach wenigen Wochen der Käfer daraus hervor, indem er den Boden heraus-
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Schilfkäfer. Lilienkäfer. Spargelkäfer. Clythra.
Männchen ſtark gezähnten Hinterſchenkel und den gekrümmten Schienen daran leicht kenntlichen
Arten der Gattung Sagra, welche man an die Spitze der Familie zu ſtellen pflegt.
Wer an den ſtolzen weißen Lilien (Lilium candidum) unſerer Gärten die Blätter zerfreſſen
ſah und ſich nach dem Uebelthäter umſchaute, wird ſchwarzglänzende, feuchte Körper bemerkt
haben, welche träge am Stengel ſich bewegen, oder thätig den Blättern zuſprechen. Was man
von ihnen zu Geſicht bekommt, iſt der Koth, in den ſie ſich hüllen, nur den Bauch frei laſſend.
Sie ergeben ſich bei näherer Betrachtung als dicke, nach vorn verjüngte, ſechsbeinige Thierchen,
die den Sommer über von jenen Blättern ſich nähren und dann in die Erde gehen, um ſich zu
verpuppen. Jm nächſten Frühjahr kommen die allbekannten, glänzend ſchwarzen, auf Halsſchild
und Flügeldecken rothen Lilienkäfer (Crioceris, auch Lena merdigera) zum Vorſcheine, die man
auch alsbald auf einander in der Paarung ſitzen ſieht. Jn Geſtalt kommen ſie den Schilfkäfern
nahe, ſie ſind jedoch gedrungener, ihre ſchnurförmigen, nur halbe Körperlänge erreichenden Fühler
und die Beine dicker. Wie dort erreicht das nahezu cylindriſche, nach hinten ſtark eingeſchnürte
Halsſchild bei weitem nicht die Breite der an den Schultern rechteckigen Flügeldecken, der dreieckige
Kopf verengt ſich nach hinten halsartig und erhält durch die glotzenden, nach innen ſchwach ausge-
randeten Augen ſeinen größten Breitendurchmeſſer. Die beilförmig endenden Kieferntaſter und
ungeſpaltenen Fußklauen kennzeichnen dieſe Gattung vor anderen der Körpertracht nach ſehr ähn-
lichen (Zeugophora, Orsodacna u. a.). Der Lilienkäfer mißt reichlich drei Linien und vermag
für ſeine Größe einen ſtarken Zirpton zu erzeugen, wenn man ihn in die hohle Hand einſchließt;
er bewirkt ihn durch Reibung der Flügeldecken an den Hinterleibsſeiten. Auf Spargel lebt eine
ſchmalere, grün- oder blauſchwarze Art mit vier weißlichen Flecken auf jeder
Flügeldecke, der Spargelkäfer (C. asparagi). Uebrigens breitet ſich die
Gattung mit ihren mehr als dreihundert Arten, von denen die größere Hälfte
auf Amerika kommt, über die ganze Erde aus.
Mit der Gattung Clythra, welche man neuerdings in 40 Untergattungen
zerlegt hat, und deren über 250 Arten faſt nur auf die alte Welt ſich beſchränken,
gehen wir zu einem andern Formenkreiſe über, mehr walzigen Thieren, deren
Halsſchild am Hinterrande mit der Baſis der parallelſeitigen Flügeldecken ganz
oder faſt ganz in der Breite übereinſtimmt. Bei der genannten Gattung ſteht
der Kopf ſenkrecht oder ſchräg, iſt bis zu den Augen in das Halsſchild einge-
laſſen, und die meiſt geſägten, kurzen Fühler lenken ſich unter jenen ein und
ſtehen in Folge der breiten Stirn weit auseinander. Die Kinnbacken enden in
drei Zähne, und die hornige Zunge iſt vorn gerundet oder geſtutzt. Bei vielen
verlängern ſich die Vorderbeine ſehr, beſonders im männlichen Geſchlechte, haben
aber, wie die anderen, ungeſpaltene Klauen. Das erſte Hinterleibsſegment um-
faßt ſeitlich das Hüftblatt der Hinterbruſt, und das letzte erreicht die Länge
jenes oder übertrifft ſie noch. Die C. quadripunctata iſt glänzend ſchwarz, unten
fein grau behaart, auf jeder der gelbrothen, glänzenden Flügeldecken ſtehen zwei
ſchwarze Makeln, eine kleine an der Schulterbeule, eine größere hinter der
Mitte, bindenartig über beide gehend; die Vorderbeine zeichnen ſich nicht durch
größere Länge vor den anderen aus. Das Männchen unterſcheidet ſich durch
eine mondförmige Grube auf dem letzten Bauchſegmente vom Weibchen, welches
hier nur eine Längsfurche zeigt. Das Thier iſt im Sommer gemein an Gras,
Gebüſch, beſonders Weiden und entwickelt ſich in Jahresfriſt aus einer Larve,
[Abbildung Clythra quadripunc-
tata mit vergrößerter
Larve im längsdurch-
ſchnittenen Gehäuſe.]
die unſere Abbildung vorführt und die in einem ſchwarzen Futterale ſteckt, deſſen Umriſſe der Quer-
ſchnitt gleichfalls verdeutlicht. Sie fertigt daſſelbe aus ihren Excrementen, ſpinnt es oben zu und
irgendwo an zum Ueberwintern, ſodann nochmals, wenn ſie ſich verpuppen will. Am dickeren
Unterrande kommt nach wenigen Wochen der Käfer daraus hervor, indem er den Boden heraus-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/165>, abgerufen am 23.11.2024.
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