Zoll lang. Das Thier hat in der Körpertracht gewisse Aehnlichkeit mit dem vorher beschriebenen Callidium violacenm, in Folge der gedrückten Form, der rechten Schulterecken und der keulen- förmigen Schenkel. Weil die Stirn breit und die Augen klein sind, erscheinen diese seitenständig. Der quer sechsseitige Vorderrücken erweitert sich beiderseits in kurze Dornenspitzchen, das Schildchen ist halbkreisförmig, und beim Weibchen steht das Pygidium
[Abbildung]
Der Zimmerbock (Astynomus aedilis), Männchen und Puppe des Weibchens.
als lange Röhre gerade aus. Der zierliche Bock trägt sich röthlich aschgrau, über das Halsschild eine Querreihe von vier gelblichen Haarflecken, über die hinter der Mitte schwachkantig aufgetriebenen, hinten einzeln gerundeten Flügeldecken zwei mehr oder weniger deutliche, braune Querbinden und je zwei abge- kürzte Längsrippen, endlich die filbergrauen Fühler bis zum achten Gliede schwarz geringelt. Man findet ihn im ersten Frühjahre an frischgefällten Kiefernstämmen und deren stehengebliebenen Stumpfen, und durch sie, weil die Larve darin lebt, wird er in die Häuser verschleppt. Jene bildet Ratzeburg in seinen Forstinsekten (Taf. XVI. 2) ab. Von der genannten Gattung kommen noch einige Arten in Europa, ein paar andere in Nord- amerika vor, eine weitere Verbreitung findet sie nicht.
Ein vorzugsweise bockiges Ansehen hat der untersetzte chagrinirte Weber (Lamia textor), ein durch sehr feine, gelbliche Behaarung, zwischen welcher schwärzliche Höcker wie Pünktchen hervorglänzen, schmuzigbraun erscheinendes Thier von zwölf bis fünfzehn Linien Länge. Auch hier stehen die Augen zur Seite und die knorrigen Fühler von 2/3 der Körperlänge mit ihrem dicken und langen Wurzelgliede auf einem starken Gesichtshöcker. Das quere, cylindrische Halsschild, von der Breite des Kopfes, hat seitlich je einen kräftigen Dornansatz. Die bedeutend breiteren Flügeldecken flachen sich von der Mitte an nach hinten etwas ab. Die dicken Beine zeichnet ein Höcker an der Außenseite der Mittelschienen aus. Jch finde den Bock hier alljährlich an dem Weidengebüsch, welches die Saalufer stellenweise einfaßt; er kommt also auch bei Hochwasser des Sommers mitunter in Noth, wie wir aus unserer Abbildung ersehen. Jm Weidengebüsch lebt auch seine fußlose Larve, welche sich von vorn nach hinten allmälig verschmälert, in einen warzenartigen Höcker, der den After bildet, ausläuft, einen fast ovalen, ersten und größten und zwei sehr kurze darauf folgende Thorarringe hat; die sieben vorderen Hinterleibssegmente tragen auf ihrem Rücken je eine ovale, tiefe Furche, am Bauche eine breite, in der Mitte eingezogene in die Quere. Die Puppenruhe dauert nicht viel über einen Monat.
Ein eigenthümliches, ungeflügeltes Geschlecht Dorcadion bewohnt vorzugsweise das südliche Europa, westliche Afien bis nach Sibirien, und die Arten kriechen im Frühjahre auf Wegen und an Mauern umher, verstecken sich auch unter Steinen. Sie zeichnen sich aus durch gestreckt eiförmige, am Grunde das Halsschild wenig an Breite übertreffende Flügeldecken, welche sich hinten einzeln abrunden, seitlich in scharf umgebogenem Rande den Körper umfassen und auf dunklem Grunde häufig durch filzige Behaarung weiße Striemen, besonders längs der Naht, dergleichen Flecke, zierliche Kreuzzeichnungen und andere aufzuweisen haben, die elfgliederigen, borstigen Fühler sind dick und reichen selten über die Mitte des Körpers hinaus, das Halsschild, breiter als lang, erweitert sich seitlich in einen spitzen Höcker, und der mittelgroße, gedrungene Körper ruht bei allen auf kurzen, dicken Beinen, deren Mittelschienen ein Höcker an der Außenkante auszeichnet.
Eine der kleinsten und zierlichsten Arten ist das bei Smyrna und in jenen Gegenden kaum seltene D. crux, welches wir auf dem vorletzten Bilde sehen. Der sammetschwarze Körper wird
Zoll lang. Das Thier hat in der Körpertracht gewiſſe Aehnlichkeit mit dem vorher beſchriebenen Callidium violacenm, in Folge der gedrückten Form, der rechten Schulterecken und der keulen- förmigen Schenkel. Weil die Stirn breit und die Augen klein ſind, erſcheinen dieſe ſeitenſtändig. Der quer ſechsſeitige Vorderrücken erweitert ſich beiderſeits in kurze Dornenſpitzchen, das Schildchen iſt halbkreisförmig, und beim Weibchen ſteht das Pygidium
[Abbildung]
Der Zimmerbock (Astynomus aedilis), Männchen und Puppe des Weibchens.
als lange Röhre gerade aus. Der zierliche Bock trägt ſich röthlich aſchgrau, über das Halsſchild eine Querreihe von vier gelblichen Haarflecken, über die hinter der Mitte ſchwachkantig aufgetriebenen, hinten einzeln gerundeten Flügeldecken zwei mehr oder weniger deutliche, braune Querbinden und je zwei abge- kürzte Längsrippen, endlich die filbergrauen Fühler bis zum achten Gliede ſchwarz geringelt. Man findet ihn im erſten Frühjahre an friſchgefällten Kiefernſtämmen und deren ſtehengebliebenen Stumpfen, und durch ſie, weil die Larve darin lebt, wird er in die Häuſer verſchleppt. Jene bildet Ratzeburg in ſeinen Forſtinſekten (Taf. XVI. 2) ab. Von der genannten Gattung kommen noch einige Arten in Europa, ein paar andere in Nord- amerika vor, eine weitere Verbreitung findet ſie nicht.
Ein vorzugsweiſe bockiges Anſehen hat der unterſetzte chagrinirte Weber (Lamia textor), ein durch ſehr feine, gelbliche Behaarung, zwiſchen welcher ſchwärzliche Höcker wie Pünktchen hervorglänzen, ſchmuzigbraun erſcheinendes Thier von zwölf bis fünfzehn Linien Länge. Auch hier ſtehen die Augen zur Seite und die knorrigen Fühler von ⅔ der Körperlänge mit ihrem dicken und langen Wurzelgliede auf einem ſtarken Geſichtshöcker. Das quere, cylindriſche Halsſchild, von der Breite des Kopfes, hat ſeitlich je einen kräftigen Dornanſatz. Die bedeutend breiteren Flügeldecken flachen ſich von der Mitte an nach hinten etwas ab. Die dicken Beine zeichnet ein Höcker an der Außenſeite der Mittelſchienen aus. Jch finde den Bock hier alljährlich an dem Weidengebüſch, welches die Saalufer ſtellenweiſe einfaßt; er kommt alſo auch bei Hochwaſſer des Sommers mitunter in Noth, wie wir aus unſerer Abbildung erſehen. Jm Weidengebüſch lebt auch ſeine fußloſe Larve, welche ſich von vorn nach hinten allmälig verſchmälert, in einen warzenartigen Höcker, der den After bildet, ausläuft, einen faſt ovalen, erſten und größten und zwei ſehr kurze darauf folgende Thorarringe hat; die ſieben vorderen Hinterleibsſegmente tragen auf ihrem Rücken je eine ovale, tiefe Furche, am Bauche eine breite, in der Mitte eingezogene in die Quere. Die Puppenruhe dauert nicht viel über einen Monat.
Ein eigenthümliches, ungeflügeltes Geſchlecht Dorcadion bewohnt vorzugsweiſe das ſüdliche Europa, weſtliche Afien bis nach Sibirien, und die Arten kriechen im Frühjahre auf Wegen und an Mauern umher, verſtecken ſich auch unter Steinen. Sie zeichnen ſich aus durch geſtreckt eiförmige, am Grunde das Halsſchild wenig an Breite übertreffende Flügeldecken, welche ſich hinten einzeln abrunden, ſeitlich in ſcharf umgebogenem Rande den Körper umfaſſen und auf dunklem Grunde häufig durch filzige Behaarung weiße Striemen, beſonders längs der Naht, dergleichen Flecke, zierliche Kreuzzeichnungen und andere aufzuweiſen haben, die elfgliederigen, borſtigen Fühler ſind dick und reichen ſelten über die Mitte des Körpers hinaus, das Halsſchild, breiter als lang, erweitert ſich ſeitlich in einen ſpitzen Höcker, und der mittelgroße, gedrungene Körper ruht bei allen auf kurzen, dicken Beinen, deren Mittelſchienen ein Höcker an der Außenkante auszeichnet.
Eine der kleinſten und zierlichſten Arten iſt das bei Smyrna und in jenen Gegenden kaum ſeltene D. crux, welches wir auf dem vorletzten Bilde ſehen. Der ſammetſchwarze Körper wird
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[141/0159]
Widderkäfer. Molorchus. Zimmerbock. Chagrinirte Weber.
Zoll lang. Das Thier hat in der Körpertracht gewiſſe Aehnlichkeit mit dem vorher beſchriebenen
Callidium violacenm, in Folge der gedrückten Form, der rechten Schulterecken und der keulen-
förmigen Schenkel. Weil die Stirn breit und die Augen klein ſind, erſcheinen dieſe ſeitenſtändig.
Der quer ſechsſeitige Vorderrücken erweitert ſich beiderſeits in kurze Dornenſpitzchen, das Schildchen
iſt halbkreisförmig, und beim Weibchen ſteht das Pygidium
[Abbildung Der Zimmerbock (Astynomus aedilis),
Männchen und Puppe des Weibchens.]
als lange Röhre gerade aus. Der zierliche Bock trägt ſich
röthlich aſchgrau, über das Halsſchild eine Querreihe von vier
gelblichen Haarflecken, über die hinter der Mitte ſchwachkantig
aufgetriebenen, hinten einzeln gerundeten Flügeldecken zwei mehr
oder weniger deutliche, braune Querbinden und je zwei abge-
kürzte Längsrippen, endlich die filbergrauen Fühler bis zum achten
Gliede ſchwarz geringelt. Man findet ihn im erſten Frühjahre
an friſchgefällten Kiefernſtämmen und deren ſtehengebliebenen
Stumpfen, und durch ſie, weil die Larve darin lebt, wird er
in die Häuſer verſchleppt. Jene bildet Ratzeburg in ſeinen
Forſtinſekten (Taf. XVI. 2) ab. Von der genannten Gattung
kommen noch einige Arten in Europa, ein paar andere in Nord-
amerika vor, eine weitere Verbreitung findet ſie nicht.
Ein vorzugsweiſe bockiges Anſehen hat der unterſetzte
chagrinirte Weber (Lamia textor), ein durch ſehr feine,
gelbliche Behaarung, zwiſchen welcher ſchwärzliche Höcker wie
Pünktchen hervorglänzen, ſchmuzigbraun erſcheinendes Thier von
zwölf bis fünfzehn Linien Länge. Auch hier ſtehen die Augen
zur Seite und die knorrigen Fühler von ⅔ der Körperlänge
mit ihrem dicken und langen Wurzelgliede auf einem ſtarken Geſichtshöcker. Das quere, cylindriſche
Halsſchild, von der Breite des Kopfes, hat ſeitlich je einen kräftigen Dornanſatz. Die bedeutend
breiteren Flügeldecken flachen ſich von der Mitte an nach hinten etwas ab. Die dicken Beine
zeichnet ein Höcker an der Außenſeite der Mittelſchienen aus. Jch finde den Bock hier alljährlich an
dem Weidengebüſch, welches die Saalufer ſtellenweiſe einfaßt; er kommt alſo auch bei Hochwaſſer
des Sommers mitunter in Noth, wie wir aus unſerer Abbildung erſehen. Jm Weidengebüſch
lebt auch ſeine fußloſe Larve, welche ſich von vorn nach hinten allmälig verſchmälert, in einen
warzenartigen Höcker, der den After bildet, ausläuft, einen faſt ovalen, erſten und größten und
zwei ſehr kurze darauf folgende Thorarringe hat; die ſieben vorderen Hinterleibsſegmente tragen
auf ihrem Rücken je eine ovale, tiefe Furche, am Bauche eine breite, in der Mitte eingezogene in
die Quere. Die Puppenruhe dauert nicht viel über einen Monat.
Ein eigenthümliches, ungeflügeltes Geſchlecht Dorcadion bewohnt vorzugsweiſe das ſüdliche
Europa, weſtliche Afien bis nach Sibirien, und die Arten kriechen im Frühjahre auf Wegen und
an Mauern umher, verſtecken ſich auch unter Steinen. Sie zeichnen ſich aus durch geſtreckt
eiförmige, am Grunde das Halsſchild wenig an Breite übertreffende Flügeldecken, welche ſich hinten
einzeln abrunden, ſeitlich in ſcharf umgebogenem Rande den Körper umfaſſen und auf dunklem
Grunde häufig durch filzige Behaarung weiße Striemen, beſonders längs der Naht, dergleichen
Flecke, zierliche Kreuzzeichnungen und andere aufzuweiſen haben, die elfgliederigen, borſtigen
Fühler ſind dick und reichen ſelten über die Mitte des Körpers hinaus, das Halsſchild, breiter als
lang, erweitert ſich ſeitlich in einen ſpitzen Höcker, und der mittelgroße, gedrungene Körper ruht
bei allen auf kurzen, dicken Beinen, deren Mittelſchienen ein Höcker an der Außenkante auszeichnet.
Eine der kleinſten und zierlichſten Arten iſt das bei Smyrna und in jenen Gegenden kaum
ſeltene D. crux, welches wir auf dem vorletzten Bilde ſehen. Der ſammetſchwarze Körper wird
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/159>, abgerufen am 27.11.2024.
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