auch noch auf einer unserer größeren Tafeln mit dem Hirschkäfer zusammen erblicken, bedarf es keiner weiteren Worte, um ihn zu erkennen, wenn er uns an einer alten, durch große Bohrlöcher stark mitgenommenen Eiche Ende Juni zu Gesicht kommen sollte. Das ist jedoch ein seltener Fall; denn er streckt in der Regel nur seine langen Fühler aus dem Schlupfloche hervor und zieht sich schleunigst zurück, wenn man nicht vorsichtig naht, dagegen wird er gegen Abend lebhafter und fliegt im Verlangen nach dem andern Geschlecht um die Krone der stattlichen Eiche umher, der seine Larve mit der Zeit den Todesstoß gibt, wenn sie in größerer Anzahl sich daselbst einquartirt hat. Sein höchstens nur eine Linie über den Zoll messender Bruder, der gleichfalls schwarze und seidenhaarige C. cerdo, dessen bis zur Spitze schwarze Flügeldecken an den Seiten parallel verlaufen, kommt entschieden häufiger und auch in mehr Gegenden vor und hält sich weniger versteckt, denn er fliegt im Sonnenschein lebhaft umher und sucht die blühenden Sträucher, wie Weißdorn, wilden Schneeball, Hartrigel u. a. auf. Seine Larve unterscheidet sich kaum von der des vorigen, es sei denn, außer durch die geringere Größe, noch durch eine Reihe von Längs- riefen auf der hintern Hälfte der Platte des Vorderrückens. Sie findet sich hinter der Rinde ver- schiedener kranker Bäume, besonders Kirsch-, Apfel- und Eichbäume.
Der Moschus-Weidenbock (Aromia moschata), der den ersten Namen vom Geruche, den zweiten vom Aufenthaltsorte erhalten hat, ist an Fühlern und Beinen stahlblau, auf der stark gerunzelten Oberseite metallisch grün oder bronzefarben, am quersechseckigen, durch Höcker unebenen Halsschilde glänzend, auf den schwach zweirippigen, abgeflachten Flügeldecken fast matt. Hinter- beine verlängert, ihre Schienen zusammengedrückt und sanft gebogen. Durch das nicht quer- runzelige Halsschild und die nicht auffällig verdickten Grundglieder der Geisel unterscheidet sich diese Gattung von der vorigen, durch das dreieckige Schildchen, die einfarbigen Flügeldecken und die im Vergleich zu denen der Kiefern längeren Lippentaster von anderen nahestehenden Gattungen. Der Moschusbock kriecht im Sonnenschein lebhaft an den Stämmen der alten Weiden umher, fliegt wohl auch, an trüben Tagen sitzt er eben da oder zwischen Zweigen und Laub fest, richtet seine Fühler nach hinten und drückt sie an die Flügeldecken an, welche beim Männchen weit davon überragt werden.
Das Callidium violaceum (der blaue Listkäfer) läuft bisweilen am Holzwerke in den Häufern umher, weil seine Larve in Balken lebt, und eben weil sie in altem Holze sitzt, konnte der Käfer auch nach Nordamerika eingeschleppt werden und sich dort einbürgern. Er ist stahlblau, auf der Unterseite matt schwarz und behaart. Die dünn borstigen Fühler erreichen ungefähr das Ende der an der Schulter rechteckigen, parallelseitigen und platten Flügeldecken, welche breiter sind, als das beinahe kreisrunde, flache, vorn und hinten gestutzte und dadurch quere Halsschild. Wiederum bedentend schmäler ist der kurze Kopf, welcher bis zu den Augen in jenem steckt. Die keulenförmigen Schenkel und das nicht ausgerandete Hinterende des mittleren Brustbeines unterscheidet überdies noch die Gattung von den nächsten Verwandten. Der hübsche, sehr lebhafte Käfer ist bei 61/2 Linien Länge 21/2''' breit. -- Unter genau denselben Verhältnissen lebt der sehr ähnlich gebaute, viel gemeinere Hausbock (Hylotrupes bajulus), der gleichfalls nach Nordamerika eingeschleppt wurde. Seine Beine sind kürzer und schwächer, die Fühler fadenförmig und kaum von halber Leibeslänge, das Mittelbrustbein hinten zwischen den weit auseinander stehenden Hüften bogig ausgerandet. Das pechschwarze oder braune Thier trägt ein weißes Haarkleid, welches auf dem Halsschilde vor- zugsweise dicht ist und einige flache Beulen frei läßt, so daß, besonders wenn das Bohrmehl an ihnen haften blieb, manchmal eine gesichtsähnliche, dunkle Zeichnung auf lichtem Grunde an dem- selben erscheint. Das Weibchen hat eine lange Legröhre, welche um so sichtbarer wird, als sich die flachen Flügeldecken hinten einzeln abrunden. Die Größe schwankt auffällig, wie wir dies meist bei den im Holze bohrenden Jnsekten wahrnehmen, es kriechen neben Jndividuen von vier Linien Länge auch neun Linien große umher.
auch noch auf einer unſerer größeren Tafeln mit dem Hirſchkäfer zuſammen erblicken, bedarf es keiner weiteren Worte, um ihn zu erkennen, wenn er uns an einer alten, durch große Bohrlöcher ſtark mitgenommenen Eiche Ende Juni zu Geſicht kommen ſollte. Das iſt jedoch ein ſeltener Fall; denn er ſtreckt in der Regel nur ſeine langen Fühler aus dem Schlupfloche hervor und zieht ſich ſchleunigſt zurück, wenn man nicht vorſichtig naht, dagegen wird er gegen Abend lebhafter und fliegt im Verlangen nach dem andern Geſchlecht um die Krone der ſtattlichen Eiche umher, der ſeine Larve mit der Zeit den Todesſtoß gibt, wenn ſie in größerer Anzahl ſich daſelbſt einquartirt hat. Sein höchſtens nur eine Linie über den Zoll meſſender Bruder, der gleichfalls ſchwarze und ſeidenhaarige C. cerdo, deſſen bis zur Spitze ſchwarze Flügeldecken an den Seiten parallel verlaufen, kommt entſchieden häufiger und auch in mehr Gegenden vor und hält ſich weniger verſteckt, denn er fliegt im Sonnenſchein lebhaft umher und ſucht die blühenden Sträucher, wie Weißdorn, wilden Schneeball, Hartrigel u. a. auf. Seine Larve unterſcheidet ſich kaum von der des vorigen, es ſei denn, außer durch die geringere Größe, noch durch eine Reihe von Längs- riefen auf der hintern Hälfte der Platte des Vorderrückens. Sie findet ſich hinter der Rinde ver- ſchiedener kranker Bäume, beſonders Kirſch-, Apfel- und Eichbäume.
Der Moſchus-Weidenbock (Aromia moschata), der den erſten Namen vom Geruche, den zweiten vom Aufenthaltsorte erhalten hat, iſt an Fühlern und Beinen ſtahlblau, auf der ſtark gerunzelten Oberſeite metalliſch grün oder bronzefarben, am querſechseckigen, durch Höcker unebenen Halsſchilde glänzend, auf den ſchwach zweirippigen, abgeflachten Flügeldecken faſt matt. Hinter- beine verlängert, ihre Schienen zuſammengedrückt und ſanft gebogen. Durch das nicht quer- runzelige Halsſchild und die nicht auffällig verdickten Grundglieder der Geiſel unterſcheidet ſich dieſe Gattung von der vorigen, durch das dreieckige Schildchen, die einfarbigen Flügeldecken und die im Vergleich zu denen der Kiefern längeren Lippentaſter von anderen naheſtehenden Gattungen. Der Moſchusbock kriecht im Sonnenſchein lebhaft an den Stämmen der alten Weiden umher, fliegt wohl auch, an trüben Tagen ſitzt er eben da oder zwiſchen Zweigen und Laub feſt, richtet ſeine Fühler nach hinten und drückt ſie an die Flügeldecken an, welche beim Männchen weit davon überragt werden.
Das Callidium violaceum (der blaue Liſtkäfer) läuft bisweilen am Holzwerke in den Häufern umher, weil ſeine Larve in Balken lebt, und eben weil ſie in altem Holze ſitzt, konnte der Käfer auch nach Nordamerika eingeſchleppt werden und ſich dort einbürgern. Er iſt ſtahlblau, auf der Unterſeite matt ſchwarz und behaart. Die dünn borſtigen Fühler erreichen ungefähr das Ende der an der Schulter rechteckigen, parallelſeitigen und platten Flügeldecken, welche breiter ſind, als das beinahe kreisrunde, flache, vorn und hinten geſtutzte und dadurch quere Halsſchild. Wiederum bedentend ſchmäler iſt der kurze Kopf, welcher bis zu den Augen in jenem ſteckt. Die keulenförmigen Schenkel und das nicht ausgerandete Hinterende des mittleren Bruſtbeines unterſcheidet überdies noch die Gattung von den nächſten Verwandten. Der hübſche, ſehr lebhafte Käfer iſt bei 6½ Linien Länge 2½‴ breit. — Unter genau denſelben Verhältniſſen lebt der ſehr ähnlich gebaute, viel gemeinere Hausbock (Hylotrupes bajulus), der gleichfalls nach Nordamerika eingeſchleppt wurde. Seine Beine ſind kürzer und ſchwächer, die Fühler fadenförmig und kaum von halber Leibeslänge, das Mittelbruſtbein hinten zwiſchen den weit auseinander ſtehenden Hüften bogig ausgerandet. Das pechſchwarze oder braune Thier trägt ein weißes Haarkleid, welches auf dem Halsſchilde vor- zugsweiſe dicht iſt und einige flache Beulen frei läßt, ſo daß, beſonders wenn das Bohrmehl an ihnen haften blieb, manchmal eine geſichtsähnliche, dunkle Zeichnung auf lichtem Grunde an dem- ſelben erſcheint. Das Weibchen hat eine lange Legröhre, welche um ſo ſichtbarer wird, als ſich die flachen Flügeldecken hinten einzeln abrunden. Die Größe ſchwankt auffällig, wie wir dies meiſt bei den im Holze bohrenden Jnſekten wahrnehmen, es kriechen neben Jndividuen von vier Linien Länge auch neun Linien große umher.
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[139/0157]
Spießbock. Moſchus-Weidenbock. Blauer Liſtkäfer. Hausbock.
auch noch auf einer unſerer größeren Tafeln mit dem Hirſchkäfer zuſammen erblicken, bedarf es
keiner weiteren Worte, um ihn zu erkennen, wenn er uns an einer alten, durch große Bohrlöcher
ſtark mitgenommenen Eiche Ende Juni zu Geſicht kommen ſollte. Das iſt jedoch ein ſeltener
Fall; denn er ſtreckt in der Regel nur ſeine langen Fühler aus dem Schlupfloche hervor und
zieht ſich ſchleunigſt zurück, wenn man nicht vorſichtig naht, dagegen wird er gegen Abend
lebhafter und fliegt im Verlangen nach dem andern Geſchlecht um die Krone der ſtattlichen Eiche
umher, der ſeine Larve mit der Zeit den Todesſtoß gibt, wenn ſie in größerer Anzahl ſich daſelbſt
einquartirt hat. Sein höchſtens nur eine Linie über den Zoll meſſender Bruder, der gleichfalls
ſchwarze und ſeidenhaarige C. cerdo, deſſen bis zur Spitze ſchwarze Flügeldecken an den Seiten
parallel verlaufen, kommt entſchieden häufiger und auch in mehr Gegenden vor und hält ſich
weniger verſteckt, denn er fliegt im Sonnenſchein lebhaft umher und ſucht die blühenden Sträucher,
wie Weißdorn, wilden Schneeball, Hartrigel u. a. auf. Seine Larve unterſcheidet ſich kaum von
der des vorigen, es ſei denn, außer durch die geringere Größe, noch durch eine Reihe von Längs-
riefen auf der hintern Hälfte der Platte des Vorderrückens. Sie findet ſich hinter der Rinde ver-
ſchiedener kranker Bäume, beſonders Kirſch-, Apfel- und Eichbäume.
Der Moſchus-Weidenbock (Aromia moschata), der den erſten Namen vom Geruche, den
zweiten vom Aufenthaltsorte erhalten hat, iſt an Fühlern und Beinen ſtahlblau, auf der ſtark
gerunzelten Oberſeite metalliſch grün oder bronzefarben, am querſechseckigen, durch Höcker unebenen
Halsſchilde glänzend, auf den ſchwach zweirippigen, abgeflachten Flügeldecken faſt matt. Hinter-
beine verlängert, ihre Schienen zuſammengedrückt und ſanft gebogen. Durch das nicht quer-
runzelige Halsſchild und die nicht auffällig verdickten Grundglieder der Geiſel unterſcheidet ſich
dieſe Gattung von der vorigen, durch das dreieckige Schildchen, die einfarbigen Flügeldecken und
die im Vergleich zu denen der Kiefern längeren Lippentaſter von anderen naheſtehenden Gattungen.
Der Moſchusbock kriecht im Sonnenſchein lebhaft an den Stämmen der alten Weiden umher,
fliegt wohl auch, an trüben Tagen ſitzt er eben da oder zwiſchen Zweigen und Laub feſt, richtet
ſeine Fühler nach hinten und drückt ſie an die Flügeldecken an, welche beim Männchen weit davon
überragt werden.
Das Callidium violaceum (der blaue Liſtkäfer) läuft bisweilen am Holzwerke in den Häufern
umher, weil ſeine Larve in Balken lebt, und eben weil ſie in altem Holze ſitzt, konnte der Käfer
auch nach Nordamerika eingeſchleppt werden und ſich dort einbürgern. Er iſt ſtahlblau, auf der
Unterſeite matt ſchwarz und behaart. Die dünn borſtigen Fühler erreichen ungefähr das Ende
der an der Schulter rechteckigen, parallelſeitigen und platten Flügeldecken, welche breiter ſind, als
das beinahe kreisrunde, flache, vorn und hinten geſtutzte und dadurch quere Halsſchild. Wiederum
bedentend ſchmäler iſt der kurze Kopf, welcher bis zu den Augen in jenem ſteckt. Die keulenförmigen
Schenkel und das nicht ausgerandete Hinterende des mittleren Bruſtbeines unterſcheidet überdies
noch die Gattung von den nächſten Verwandten. Der hübſche, ſehr lebhafte Käfer iſt bei 6½ Linien
Länge 2½‴ breit. — Unter genau denſelben Verhältniſſen lebt der ſehr ähnlich gebaute, viel
gemeinere Hausbock (Hylotrupes bajulus), der gleichfalls nach Nordamerika eingeſchleppt wurde.
Seine Beine ſind kürzer und ſchwächer, die Fühler fadenförmig und kaum von halber Leibeslänge,
das Mittelbruſtbein hinten zwiſchen den weit auseinander ſtehenden Hüften bogig ausgerandet.
Das pechſchwarze oder braune Thier trägt ein weißes Haarkleid, welches auf dem Halsſchilde vor-
zugsweiſe dicht iſt und einige flache Beulen frei läßt, ſo daß, beſonders wenn das Bohrmehl an
ihnen haften blieb, manchmal eine geſichtsähnliche, dunkle Zeichnung auf lichtem Grunde an dem-
ſelben erſcheint. Das Weibchen hat eine lange Legröhre, welche um ſo ſichtbarer wird, als ſich
die flachen Flügeldecken hinten einzeln abrunden. Die Größe ſchwankt auffällig, wie wir dies
meiſt bei den im Holze bohrenden Jnſekten wahrnehmen, es kriechen neben Jndividuen von vier
Linien Länge auch neun Linien große umher.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/157>, abgerufen am 23.11.2024.
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