Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Fichtenborkenkäfer. Rüstersplintkäfer.
Käfer aus; denn man hat beobachtet, daß sie zur normalen Zeit aus geflößtem Holze hervor-
kamen, welches über drei Wochen eingefroren gelegen hatte. Larven und Puppen gehen schnell
zu Grunde, wenn man sie durch Losreißen der Borke dem Einflusse der Sonnenstrahlen aus-
setzt. -- Bei manchen Arten dieser Gattung haben beide Geschlechter ein sehr verschiedenes Ansehen:
dem Weibchen fehlt die Aushöhlung am Ende der Flügeldecken, oder diese sind sehr kurz, fast
kugelig beim Männchen (B. dispar), und worin sonst noch die Differenzen bestehen.

Die Splintkäfer (Scolytes oder Eccoptogaster) unterscheiden sich leicht in der Seitenansicht
von allen anderen, indem von den beiden ersten verwachsenen Bauchsegmenten an dieser ziemlich

[Abbildung] Der große Rüstersplintkäfer (Eccoptogaster scolytus).
a
Käfer. b Larve. c Puppe. d Brutkolonie. e Kecoptog. destructor von der Seite.
steil noch oben aufsteigt, wie der hier skizzirte E. destructor lehrt. Die Rückenansicht stellt den
großen Rüstersplintkäfer (E. scolytus) dar, welcher in ähnlicher Weise in der Rüster lebt, wie
die Bostrichen in Nadelbäumen; überhaupt vertritt dieses Geschlecht jenes für die Laubhölzer.



Höchst sonderbar nehmen sich die Glieder der nächsten, dreißigsten Familie, die Brenthiden
(Brenthidae), aus, welche in vielen Merkmalen, vor Allem in der rüsselförmigen Verlängerung
des Kopfes, mit den Curculioniden übereinstimmen, mit denen sie bisher auch verbunden waren,
andererseits der Eigenheiten so viele an sich tragen, daß eine Trennung davon vollkommen gerecht-
fertigt erscheint. Jn keiner zweiten Käferfamilie herrscht das Streben aller Theile des Rumpfes,
sich in die Länge auszudehnen, so allgemein vor, wie hier. Der wagrechte Kopf verdünnt sich nach

9*

Fichtenborkenkäfer. Rüſterſplintkäfer.
Käfer aus; denn man hat beobachtet, daß ſie zur normalen Zeit aus geflößtem Holze hervor-
kamen, welches über drei Wochen eingefroren gelegen hatte. Larven und Puppen gehen ſchnell
zu Grunde, wenn man ſie durch Losreißen der Borke dem Einfluſſe der Sonnenſtrahlen aus-
ſetzt. — Bei manchen Arten dieſer Gattung haben beide Geſchlechter ein ſehr verſchiedenes Anſehen:
dem Weibchen fehlt die Aushöhlung am Ende der Flügeldecken, oder dieſe ſind ſehr kurz, faſt
kugelig beim Männchen (B. dispar), und worin ſonſt noch die Differenzen beſtehen.

Die Splintkäfer (Scolytes oder Eccoptogaster) unterſcheiden ſich leicht in der Seitenanſicht
von allen anderen, indem von den beiden erſten verwachſenen Bauchſegmenten an dieſer ziemlich

[Abbildung] Der große Rüſterſplintkäfer (Eccoptogaster scolytus).
a
Käfer. b Larve. c Puppe. d Brutkolonie. e Kecoptog. destructor von der Seite.
ſteil noch oben aufſteigt, wie der hier ſkizzirte E. destructor lehrt. Die Rückenanſicht ſtellt den
großen Rüſterſplintkäfer (E. scolytus) dar, welcher in ähnlicher Weiſe in der Rüſter lebt, wie
die Boſtrichen in Nadelbäumen; überhaupt vertritt dieſes Geſchlecht jenes für die Laubhölzer.



Höchſt ſonderbar nehmen ſich die Glieder der nächſten, dreißigſten Familie, die Brenthiden
(Brenthidae), aus, welche in vielen Merkmalen, vor Allem in der rüſſelförmigen Verlängerung
des Kopfes, mit den Curculioniden übereinſtimmen, mit denen ſie bisher auch verbunden waren,
andererſeits der Eigenheiten ſo viele an ſich tragen, daß eine Trennung davon vollkommen gerecht-
fertigt erſcheint. Jn keiner zweiten Käferfamilie herrſcht das Streben aller Theile des Rumpfes,
ſich in die Länge auszudehnen, ſo allgemein vor, wie hier. Der wagrechte Kopf verdünnt ſich nach

9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0149" n="131"/><fw place="top" type="header">Fichtenborkenkäfer. Rü&#x017F;ter&#x017F;plintkäfer.</fw><lb/><hi rendition="#g">Käfer</hi> aus; denn man hat beobachtet, daß &#x017F;ie zur normalen Zeit aus geflößtem Holze hervor-<lb/>
kamen, welches über drei Wochen eingefroren gelegen hatte. Larven und Puppen gehen &#x017F;chnell<lb/>
zu Grunde, wenn man &#x017F;ie durch Losreißen der Borke dem Einflu&#x017F;&#x017F;e der Sonnen&#x017F;trahlen aus-<lb/>
&#x017F;etzt. &#x2014; Bei manchen Arten die&#x017F;er Gattung haben beide Ge&#x017F;chlechter ein &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedenes An&#x017F;ehen:<lb/>
dem Weibchen fehlt die Aushöhlung am Ende der Flügeldecken, oder die&#x017F;e &#x017F;ind &#x017F;ehr kurz, fa&#x017F;t<lb/>
kugelig beim Männchen (<hi rendition="#aq">B. dispar</hi>), und worin &#x017F;on&#x017F;t noch die Differenzen be&#x017F;tehen.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Splintkäfer</hi> (<hi rendition="#aq">Scolytes</hi> oder <hi rendition="#aq">Eccoptogaster</hi>) unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich leicht in der Seitenan&#x017F;icht<lb/>
von allen anderen, indem von den beiden er&#x017F;ten verwach&#x017F;enen Bauch&#x017F;egmenten an die&#x017F;er ziemlich<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der große Rü&#x017F;ter&#x017F;plintkäfer</hi> (<hi rendition="#aq">Eccoptogaster scolytus).<lb/>
a</hi> Käfer. <hi rendition="#aq">b</hi> Larve. <hi rendition="#aq">c</hi> Puppe. <hi rendition="#aq">d</hi> Brutkolonie. <hi rendition="#aq">e Kecoptog. destructor</hi> von der Seite.</hi></head></figure><lb/>
&#x017F;teil noch oben auf&#x017F;teigt, wie der hier &#x017F;kizzirte <hi rendition="#aq">E. destructor</hi> lehrt. Die Rückenan&#x017F;icht &#x017F;tellt den<lb/><hi rendition="#g">großen Rü&#x017F;ter&#x017F;plintkäfer</hi> (<hi rendition="#aq">E. scolytus</hi>) dar, welcher in ähnlicher Wei&#x017F;e in der Rü&#x017F;ter lebt, wie<lb/>
die Bo&#x017F;trichen in Nadelbäumen; überhaupt vertritt die&#x017F;es Ge&#x017F;chlecht jenes für die Laubhölzer.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <p>Höch&#x017F;t &#x017F;onderbar nehmen &#x017F;ich die Glieder der näch&#x017F;ten, dreißig&#x017F;ten Familie, die <hi rendition="#g">Brenthiden</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Brenthidae</hi>), aus, welche in vielen Merkmalen, vor Allem in der rü&#x017F;&#x017F;elförmigen Verlängerung<lb/>
des Kopfes, mit den Curculioniden überein&#x017F;timmen, mit denen &#x017F;ie bisher auch verbunden waren,<lb/>
anderer&#x017F;eits der Eigenheiten &#x017F;o viele an &#x017F;ich tragen, daß eine Trennung davon vollkommen gerecht-<lb/>
fertigt er&#x017F;cheint. Jn keiner zweiten Käferfamilie herr&#x017F;cht das Streben aller Theile des Rumpfes,<lb/>
&#x017F;ich in die Länge auszudehnen, &#x017F;o allgemein vor, wie hier. Der wagrechte Kopf verdünnt &#x017F;ich nach<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0149] Fichtenborkenkäfer. Rüſterſplintkäfer. Käfer aus; denn man hat beobachtet, daß ſie zur normalen Zeit aus geflößtem Holze hervor- kamen, welches über drei Wochen eingefroren gelegen hatte. Larven und Puppen gehen ſchnell zu Grunde, wenn man ſie durch Losreißen der Borke dem Einfluſſe der Sonnenſtrahlen aus- ſetzt. — Bei manchen Arten dieſer Gattung haben beide Geſchlechter ein ſehr verſchiedenes Anſehen: dem Weibchen fehlt die Aushöhlung am Ende der Flügeldecken, oder dieſe ſind ſehr kurz, faſt kugelig beim Männchen (B. dispar), und worin ſonſt noch die Differenzen beſtehen. Die Splintkäfer (Scolytes oder Eccoptogaster) unterſcheiden ſich leicht in der Seitenanſicht von allen anderen, indem von den beiden erſten verwachſenen Bauchſegmenten an dieſer ziemlich [Abbildung Der große Rüſterſplintkäfer (Eccoptogaster scolytus). a Käfer. b Larve. c Puppe. d Brutkolonie. e Kecoptog. destructor von der Seite.] ſteil noch oben aufſteigt, wie der hier ſkizzirte E. destructor lehrt. Die Rückenanſicht ſtellt den großen Rüſterſplintkäfer (E. scolytus) dar, welcher in ähnlicher Weiſe in der Rüſter lebt, wie die Boſtrichen in Nadelbäumen; überhaupt vertritt dieſes Geſchlecht jenes für die Laubhölzer. Höchſt ſonderbar nehmen ſich die Glieder der nächſten, dreißigſten Familie, die Brenthiden (Brenthidae), aus, welche in vielen Merkmalen, vor Allem in der rüſſelförmigen Verlängerung des Kopfes, mit den Curculioniden übereinſtimmen, mit denen ſie bisher auch verbunden waren, andererſeits der Eigenheiten ſo viele an ſich tragen, daß eine Trennung davon vollkommen gerecht- fertigt erſcheint. Jn keiner zweiten Käferfamilie herrſcht das Streben aller Theile des Rumpfes, ſich in die Länge auszudehnen, ſo allgemein vor, wie hier. Der wagrechte Kopf verdünnt ſich nach 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/149
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/149>, abgerufen am 23.11.2024.