Wenn der Gattung Ceutorhynehus gedacht wird, so geschieht dies nicht wegen der hervor- ragenden Persönlichkeiten ihrer zahlreichen Arten, welche außer wenigen Nordamerikanern sich vor- zugsweise in der kalten und gemäßigten Zone Europas, Asiens und Nordafrikas aufhalten, und im Gegentheil zu den kleinsten zählen, sondern weil eine Anzahl sich unseren Feldern und Gemüse- gärten auf höchst unangenehme Weise bemerklich macht. Einige zeichnen sich auf dunklem Grunde durch lichte, meist schlecht begrenzte Fleckchen aus, die mehrsten eintönigen lassen sich schwer von einander unterscheiden. Eine der größten, kenntlichsten und zierlichsten deutschen Arten ist der auf Natterkopf (Echium vulgare) nicht seltene C. cchii von zwei Linien Länge. Er kann seinen Rüssel zwischen die kegelförmigen Vorderhüften legen, ohne eine scharf abgegrenzte Furche dafür vorzufinden. Die fadenförmigen, geknieten Fühler zeichnen sich an der rostrothen Geisel durch die Verlängerung der beiden Grundglieder aus. Die hinten ein kleines Pygidium freilassenden Flügel- decken schließen vorn kein deutliches Schildchen ein; was man dafür halten könnte, ist bei genauerer Betrachtung ein Mittelzähnchen des hinteren Halsschildrandes. Als Gattungscharakter mag noch die Verlängerung des ersten Hinterleibsringes erwähnt werden. Der ganze Käfer ist schwarz, unterhalb weiß, oben braun und fleckenartig schwarz beschuppt, feine weiße Linien zeichnen die Oberseite, drei Längslinien das Halsschild, einige gleiche die Flügeldecken, wo quere stellenweise Verbindungen herstellen; je ein starker Zahn unten nahe der Spitze bewehren die kräftigen Schenkel. -- Der C. sulcicollis ist tiefschwarz, wenig glänzend, unten dichter, besonders gegen die Schultern hin, oben sparsam und fein grau beschuppt und ohne irgend welche hellere Zeichnung, welche durch Anhäufung der Schuppen bei anderen Arten entsteht. Das stark punktirte Halsschild hat vorn einen schwach aufgeworfenen Rand, jederseits ein Höckerchen und eine tiefe Mittelfurche; die Flügeldecken sind tief gestreift, in den Zwischenräumen eben, stark gerunzelt und vor der Spitze schuppig gehöckert, die Schenkel vorn kurz bezahnt. Die durchschnittliche Länge beträgt 1 1/3 Linie bei 3/4''' Breite. Die Larve lebt in gallenartigen Anschwellungen am Wurzelstocke der verschiedenen Kohlarten, wie Raps, Rübsen, Kopf-, Blumenkohl u. a., in der Regel an der Grenze des ober- und unterirdischen Stockes und etwas tiefer. Sind ihrer viele vorhanden, so vereinigen sich die Gallen; ich fand in einem solchen Complere fünfundzwanzig Larven. Jm Frühjahre und Sommer brauchen sie vier Wochen bis zur Verwandlung in die Puppe, welche kaum weitere vier Wochen liegt; die im Rachsommer an die Pflanzen gelangten bleiben in der Regel bis zum Frühjahre in den Gallen. Die reife, drei Linien lange, beinfarbene Larve frißt sich heraus und geht flach unter die Erde, aus welcher sie ein pillenartiges, ziemlich festes Cocon zusammenleimt. Ende April, Anfangs Mai kommen die Käfer daraus hervor und mögen sich Zeit mit dem Brutgeschäfte nehmen, da man die Larven von ungemein verschiedenen Größen antrifft. Einige andere, ähnliche Arten erzeugen gleich- falls Gallen. -- Ein sehr hübscher, durch seine reiche weiße Zeichnung leicht kenntlicher, der C. macula alba, hat in den Mohnköpfen seine Wiege aufgeschlagen.
Die Mauszahnrüßler (Baridius, früher Baris) breiten sich über die ganze Erdoberfläche mit ihren zahlreichen Arten aus. Man erkennt sie am lang ovalen Umriß der schwarzen oft metallisch grün- oder blauglänzenden, sehr harten Oberfläche und der Gewohnheit, die Schenkel mit angezogenen Schienen und Tarsen dicht gedrängt senkrecht nach unten zu richten und den Rüssel mit seiner Spitze an die vorderen anzudrücken, wenn sie, um Verfolgungen zu entgehen, sich todt stellen; der Kopf ist kugelig, die kleinen Augen stehen unmittelbar vor der Wurzel des Rüssels. Dieser ist walzig, dick, etwas gekrümmt und unten schräg, wie der Nagezahn einer Maus, abgeschnitten, grubig punktirt, vor seiner Mitte mit den geknieten Fühlern versehen, deren Schaft bei der Ruhelage in die tiefe Furche für sie paßt. Die Geisel besteht aus acht Gliedern, einem etwas dickeren und längeren Anfangs-, einem knopfförmigen, großen Endgliede, zwischen denen die übrigen sechs kurzen nach vorn allmälig an Breite zunehmen. Das Halsschild, in den Umrissen rechteckig, zieht sich vorn etwas ein und buchtet sich am Hinterrande zweimal aus; die Vorderbrust ist zwischen den weit auseinander stehenden, kugeligen und eingesenkten Vorderhüften
Wenn der Gattung Ceutorhynehus gedacht wird, ſo geſchieht dies nicht wegen der hervor- ragenden Perſönlichkeiten ihrer zahlreichen Arten, welche außer wenigen Nordamerikanern ſich vor- zugsweiſe in der kalten und gemäßigten Zone Europas, Aſiens und Nordafrikas aufhalten, und im Gegentheil zu den kleinſten zählen, ſondern weil eine Anzahl ſich unſeren Feldern und Gemüſe- gärten auf höchſt unangenehme Weiſe bemerklich macht. Einige zeichnen ſich auf dunklem Grunde durch lichte, meiſt ſchlecht begrenzte Fleckchen aus, die mehrſten eintönigen laſſen ſich ſchwer von einander unterſcheiden. Eine der größten, kenntlichſten und zierlichſten deutſchen Arten iſt der auf Natterkopf (Echium vulgare) nicht ſeltene C. cchii von zwei Linien Länge. Er kann ſeinen Rüſſel zwiſchen die kegelförmigen Vorderhüften legen, ohne eine ſcharf abgegrenzte Furche dafür vorzufinden. Die fadenförmigen, geknieten Fühler zeichnen ſich an der roſtrothen Geiſel durch die Verlängerung der beiden Grundglieder aus. Die hinten ein kleines Pygidium freilaſſenden Flügel- decken ſchließen vorn kein deutliches Schildchen ein; was man dafür halten könnte, iſt bei genauerer Betrachtung ein Mittelzähnchen des hinteren Halsſchildrandes. Als Gattungscharakter mag noch die Verlängerung des erſten Hinterleibsringes erwähnt werden. Der ganze Käfer iſt ſchwarz, unterhalb weiß, oben braun und fleckenartig ſchwarz beſchuppt, feine weiße Linien zeichnen die Oberſeite, drei Längslinien das Halsſchild, einige gleiche die Flügeldecken, wo quere ſtellenweiſe Verbindungen herſtellen; je ein ſtarker Zahn unten nahe der Spitze bewehren die kräftigen Schenkel. — Der C. sulcicollis iſt tiefſchwarz, wenig glänzend, unten dichter, beſonders gegen die Schultern hin, oben ſparſam und fein grau beſchuppt und ohne irgend welche hellere Zeichnung, welche durch Anhäufung der Schuppen bei anderen Arten entſteht. Das ſtark punktirte Halsſchild hat vorn einen ſchwach aufgeworfenen Rand, jederſeits ein Höckerchen und eine tiefe Mittelfurche; die Flügeldecken ſind tief geſtreift, in den Zwiſchenräumen eben, ſtark gerunzelt und vor der Spitze ſchuppig gehöckert, die Schenkel vorn kurz bezahnt. Die durchſchnittliche Länge beträgt 1⅓ Linie bei ¾‴ Breite. Die Larve lebt in gallenartigen Anſchwellungen am Wurzelſtocke der verſchiedenen Kohlarten, wie Raps, Rübſen, Kopf-, Blumenkohl u. a., in der Regel an der Grenze des ober- und unterirdiſchen Stockes und etwas tiefer. Sind ihrer viele vorhanden, ſo vereinigen ſich die Gallen; ich fand in einem ſolchen Complere fünfundzwanzig Larven. Jm Frühjahre und Sommer brauchen ſie vier Wochen bis zur Verwandlung in die Puppe, welche kaum weitere vier Wochen liegt; die im Rachſommer an die Pflanzen gelangten bleiben in der Regel bis zum Frühjahre in den Gallen. Die reife, drei Linien lange, beinfarbene Larve frißt ſich heraus und geht flach unter die Erde, aus welcher ſie ein pillenartiges, ziemlich feſtes Cocon zuſammenleimt. Ende April, Anfangs Mai kommen die Käfer daraus hervor und mögen ſich Zeit mit dem Brutgeſchäfte nehmen, da man die Larven von ungemein verſchiedenen Größen antrifft. Einige andere, ähnliche Arten erzeugen gleich- falls Gallen. — Ein ſehr hübſcher, durch ſeine reiche weiße Zeichnung leicht kenntlicher, der C. macula alba, hat in den Mohnköpfen ſeine Wiege aufgeſchlagen.
Die Mauszahnrüßler (Baridius, früher Baris) breiten ſich über die ganze Erdoberfläche mit ihren zahlreichen Arten aus. Man erkennt ſie am lang ovalen Umriß der ſchwarzen oft metalliſch grün- oder blauglänzenden, ſehr harten Oberfläche und der Gewohnheit, die Schenkel mit angezogenen Schienen und Tarſen dicht gedrängt ſenkrecht nach unten zu richten und den Rüſſel mit ſeiner Spitze an die vorderen anzudrücken, wenn ſie, um Verfolgungen zu entgehen, ſich todt ſtellen; der Kopf iſt kugelig, die kleinen Augen ſtehen unmittelbar vor der Wurzel des Rüſſels. Dieſer iſt walzig, dick, etwas gekrümmt und unten ſchräg, wie der Nagezahn einer Maus, abgeſchnitten, grubig punktirt, vor ſeiner Mitte mit den geknieten Fühlern verſehen, deren Schaft bei der Ruhelage in die tiefe Furche für ſie paßt. Die Geiſel beſteht aus acht Gliedern, einem etwas dickeren und längeren Anfangs-, einem knopfförmigen, großen Endgliede, zwiſchen denen die übrigen ſechs kurzen nach vorn allmälig an Breite zunehmen. Das Halsſchild, in den Umriſſen rechteckig, zieht ſich vorn etwas ein und buchtet ſich am Hinterrande zweimal aus; die Vorderbruſt iſt zwiſchen den weit auseinander ſtehenden, kugeligen und eingeſenkten Vorderhüften
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0143"n="125"/><fwplace="top"type="header">Cryptorhynchiden. Ceutorhynchiden. Mauszahnrüßler, Baridien.</fw><lb/><p>Wenn der Gattung <hirendition="#aq">Ceutorhynehus</hi> gedacht wird, ſo geſchieht dies nicht wegen der hervor-<lb/>
ragenden Perſönlichkeiten ihrer zahlreichen Arten, welche außer wenigen Nordamerikanern ſich vor-<lb/>
zugsweiſe in der kalten und gemäßigten Zone Europas, Aſiens und Nordafrikas aufhalten, und<lb/>
im Gegentheil zu den kleinſten zählen, ſondern weil eine Anzahl ſich unſeren Feldern und Gemüſe-<lb/>
gärten auf höchſt unangenehme Weiſe bemerklich macht. Einige zeichnen ſich auf dunklem Grunde<lb/>
durch lichte, meiſt ſchlecht begrenzte Fleckchen aus, die mehrſten eintönigen laſſen ſich ſchwer von<lb/>
einander unterſcheiden. Eine der größten, kenntlichſten und zierlichſten deutſchen Arten iſt der<lb/>
auf Natterkopf (<hirendition="#aq">Echium vulgare</hi>) nicht ſeltene <hirendition="#aq">C. cchii</hi> von zwei Linien Länge. Er kann ſeinen<lb/>
Rüſſel zwiſchen die kegelförmigen Vorderhüften legen, ohne eine ſcharf abgegrenzte Furche dafür<lb/>
vorzufinden. Die fadenförmigen, geknieten Fühler zeichnen ſich an der roſtrothen Geiſel durch die<lb/>
Verlängerung der beiden Grundglieder aus. Die hinten ein kleines Pygidium freilaſſenden Flügel-<lb/>
decken ſchließen vorn kein deutliches Schildchen ein; was man dafür halten könnte, iſt bei genauerer<lb/>
Betrachtung ein Mittelzähnchen des hinteren Halsſchildrandes. Als Gattungscharakter mag noch<lb/>
die Verlängerung des erſten Hinterleibsringes erwähnt werden. Der ganze Käfer iſt ſchwarz,<lb/>
unterhalb weiß, oben braun und fleckenartig ſchwarz beſchuppt, feine weiße Linien zeichnen die<lb/>
Oberſeite, drei Längslinien das Halsſchild, einige gleiche die Flügeldecken, wo quere ſtellenweiſe<lb/>
Verbindungen herſtellen; je ein ſtarker Zahn unten nahe der Spitze bewehren die kräftigen<lb/>
Schenkel. — Der <hirendition="#aq">C. sulcicollis</hi> iſt tiefſchwarz, wenig glänzend, unten dichter, beſonders gegen die<lb/>
Schultern hin, oben ſparſam und fein grau beſchuppt und ohne irgend welche hellere Zeichnung,<lb/>
welche durch Anhäufung der Schuppen bei anderen Arten entſteht. Das ſtark punktirte Halsſchild<lb/>
hat vorn einen ſchwach aufgeworfenen Rand, jederſeits ein Höckerchen und eine tiefe Mittelfurche;<lb/>
die Flügeldecken ſind tief geſtreift, in den Zwiſchenräumen eben, ſtark gerunzelt und vor der Spitze<lb/>ſchuppig gehöckert, die Schenkel vorn kurz bezahnt. Die durchſchnittliche Länge beträgt 1⅓ Linie<lb/>
bei ¾‴ Breite. Die Larve lebt in gallenartigen Anſchwellungen am Wurzelſtocke der verſchiedenen<lb/>
Kohlarten, wie Raps, Rübſen, Kopf-, Blumenkohl u. a., in der Regel an der Grenze des ober- und<lb/>
unterirdiſchen Stockes und etwas tiefer. Sind ihrer viele vorhanden, ſo vereinigen ſich die Gallen;<lb/>
ich fand in einem ſolchen Complere fünfundzwanzig Larven. Jm Frühjahre und Sommer brauchen<lb/>ſie vier Wochen bis zur Verwandlung in die Puppe, welche kaum weitere vier Wochen liegt; die im<lb/>
Rachſommer an die Pflanzen gelangten bleiben in der Regel bis zum Frühjahre in den Gallen.<lb/>
Die reife, drei Linien lange, beinfarbene Larve frißt ſich heraus und geht flach unter die Erde,<lb/>
aus welcher ſie ein pillenartiges, ziemlich feſtes Cocon zuſammenleimt. Ende April, Anfangs Mai<lb/>
kommen die Käfer daraus hervor und mögen ſich Zeit mit dem Brutgeſchäfte nehmen, da man die<lb/>
Larven von ungemein verſchiedenen Größen antrifft. Einige andere, ähnliche Arten erzeugen gleich-<lb/>
falls Gallen. — Ein ſehr hübſcher, durch ſeine reiche weiße Zeichnung leicht kenntlicher, der<lb/><hirendition="#aq">C. macula alba,</hi> hat in den Mohnköpfen ſeine Wiege aufgeſchlagen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Mauszahnrüßler</hi> (<hirendition="#aq">Baridius,</hi> früher <hirendition="#aq">Baris</hi>) breiten ſich über die ganze Erdoberfläche<lb/>
mit ihren zahlreichen Arten aus. Man erkennt ſie am lang ovalen Umriß der ſchwarzen oft<lb/>
metalliſch grün- oder blauglänzenden, ſehr <hirendition="#g">harten</hi> Oberfläche und der Gewohnheit, die Schenkel<lb/>
mit angezogenen Schienen und Tarſen dicht gedrängt ſenkrecht nach unten zu richten und den<lb/>
Rüſſel mit ſeiner Spitze an die vorderen anzudrücken, wenn ſie, um Verfolgungen zu entgehen,<lb/>ſich todt ſtellen; der Kopf iſt kugelig, die kleinen Augen ſtehen unmittelbar vor der Wurzel des<lb/>
Rüſſels. Dieſer iſt walzig, dick, etwas gekrümmt und unten ſchräg, wie der Nagezahn einer<lb/>
Maus, abgeſchnitten, grubig punktirt, vor ſeiner Mitte mit den geknieten Fühlern verſehen, deren<lb/>
Schaft bei der Ruhelage in die tiefe Furche für ſie paßt. Die Geiſel beſteht aus acht Gliedern,<lb/>
einem etwas dickeren und längeren Anfangs-, einem knopfförmigen, großen Endgliede, zwiſchen<lb/>
denen die übrigen ſechs kurzen nach vorn allmälig an Breite zunehmen. Das Halsſchild, in den<lb/>
Umriſſen rechteckig, zieht ſich vorn etwas ein und buchtet ſich am Hinterrande zweimal aus; die<lb/>
Vorderbruſt iſt zwiſchen den weit auseinander ſtehenden, kugeligen und eingeſenkten Vorderhüften<lb/></p></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[125/0143]
Cryptorhynchiden. Ceutorhynchiden. Mauszahnrüßler, Baridien.
Wenn der Gattung Ceutorhynehus gedacht wird, ſo geſchieht dies nicht wegen der hervor-
ragenden Perſönlichkeiten ihrer zahlreichen Arten, welche außer wenigen Nordamerikanern ſich vor-
zugsweiſe in der kalten und gemäßigten Zone Europas, Aſiens und Nordafrikas aufhalten, und
im Gegentheil zu den kleinſten zählen, ſondern weil eine Anzahl ſich unſeren Feldern und Gemüſe-
gärten auf höchſt unangenehme Weiſe bemerklich macht. Einige zeichnen ſich auf dunklem Grunde
durch lichte, meiſt ſchlecht begrenzte Fleckchen aus, die mehrſten eintönigen laſſen ſich ſchwer von
einander unterſcheiden. Eine der größten, kenntlichſten und zierlichſten deutſchen Arten iſt der
auf Natterkopf (Echium vulgare) nicht ſeltene C. cchii von zwei Linien Länge. Er kann ſeinen
Rüſſel zwiſchen die kegelförmigen Vorderhüften legen, ohne eine ſcharf abgegrenzte Furche dafür
vorzufinden. Die fadenförmigen, geknieten Fühler zeichnen ſich an der roſtrothen Geiſel durch die
Verlängerung der beiden Grundglieder aus. Die hinten ein kleines Pygidium freilaſſenden Flügel-
decken ſchließen vorn kein deutliches Schildchen ein; was man dafür halten könnte, iſt bei genauerer
Betrachtung ein Mittelzähnchen des hinteren Halsſchildrandes. Als Gattungscharakter mag noch
die Verlängerung des erſten Hinterleibsringes erwähnt werden. Der ganze Käfer iſt ſchwarz,
unterhalb weiß, oben braun und fleckenartig ſchwarz beſchuppt, feine weiße Linien zeichnen die
Oberſeite, drei Längslinien das Halsſchild, einige gleiche die Flügeldecken, wo quere ſtellenweiſe
Verbindungen herſtellen; je ein ſtarker Zahn unten nahe der Spitze bewehren die kräftigen
Schenkel. — Der C. sulcicollis iſt tiefſchwarz, wenig glänzend, unten dichter, beſonders gegen die
Schultern hin, oben ſparſam und fein grau beſchuppt und ohne irgend welche hellere Zeichnung,
welche durch Anhäufung der Schuppen bei anderen Arten entſteht. Das ſtark punktirte Halsſchild
hat vorn einen ſchwach aufgeworfenen Rand, jederſeits ein Höckerchen und eine tiefe Mittelfurche;
die Flügeldecken ſind tief geſtreift, in den Zwiſchenräumen eben, ſtark gerunzelt und vor der Spitze
ſchuppig gehöckert, die Schenkel vorn kurz bezahnt. Die durchſchnittliche Länge beträgt 1⅓ Linie
bei ¾‴ Breite. Die Larve lebt in gallenartigen Anſchwellungen am Wurzelſtocke der verſchiedenen
Kohlarten, wie Raps, Rübſen, Kopf-, Blumenkohl u. a., in der Regel an der Grenze des ober- und
unterirdiſchen Stockes und etwas tiefer. Sind ihrer viele vorhanden, ſo vereinigen ſich die Gallen;
ich fand in einem ſolchen Complere fünfundzwanzig Larven. Jm Frühjahre und Sommer brauchen
ſie vier Wochen bis zur Verwandlung in die Puppe, welche kaum weitere vier Wochen liegt; die im
Rachſommer an die Pflanzen gelangten bleiben in der Regel bis zum Frühjahre in den Gallen.
Die reife, drei Linien lange, beinfarbene Larve frißt ſich heraus und geht flach unter die Erde,
aus welcher ſie ein pillenartiges, ziemlich feſtes Cocon zuſammenleimt. Ende April, Anfangs Mai
kommen die Käfer daraus hervor und mögen ſich Zeit mit dem Brutgeſchäfte nehmen, da man die
Larven von ungemein verſchiedenen Größen antrifft. Einige andere, ähnliche Arten erzeugen gleich-
falls Gallen. — Ein ſehr hübſcher, durch ſeine reiche weiße Zeichnung leicht kenntlicher, der
C. macula alba, hat in den Mohnköpfen ſeine Wiege aufgeſchlagen.
Die Mauszahnrüßler (Baridius, früher Baris) breiten ſich über die ganze Erdoberfläche
mit ihren zahlreichen Arten aus. Man erkennt ſie am lang ovalen Umriß der ſchwarzen oft
metalliſch grün- oder blauglänzenden, ſehr harten Oberfläche und der Gewohnheit, die Schenkel
mit angezogenen Schienen und Tarſen dicht gedrängt ſenkrecht nach unten zu richten und den
Rüſſel mit ſeiner Spitze an die vorderen anzudrücken, wenn ſie, um Verfolgungen zu entgehen,
ſich todt ſtellen; der Kopf iſt kugelig, die kleinen Augen ſtehen unmittelbar vor der Wurzel des
Rüſſels. Dieſer iſt walzig, dick, etwas gekrümmt und unten ſchräg, wie der Nagezahn einer
Maus, abgeſchnitten, grubig punktirt, vor ſeiner Mitte mit den geknieten Fühlern verſehen, deren
Schaft bei der Ruhelage in die tiefe Furche für ſie paßt. Die Geiſel beſteht aus acht Gliedern,
einem etwas dickeren und längeren Anfangs-, einem knopfförmigen, großen Endgliede, zwiſchen
denen die übrigen ſechs kurzen nach vorn allmälig an Breite zunehmen. Das Halsſchild, in den
Umriſſen rechteckig, zieht ſich vorn etwas ein und buchtet ſich am Hinterrande zweimal aus; die
Vorderbruſt iſt zwiſchen den weit auseinander ſtehenden, kugeligen und eingeſenkten Vorderhüften
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/143>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.