Von der oben angegebenen Zeit an treiben sich die Käfer auf den Bäumen umher, fliegen im Sonnenschein, lassen sich bei herannahender Gefahr herabfallen, eine Eigenthümlichkeit, welche die Rhynchiten und Balaninen gleichfalls an sich haben, wie hier noch nachträglich bemerkt sein mag, und nähren sich von den jungen Blättern; kurz sie genießen ihr Dasein, so lange die Witterung es erlaubt, den ganzen Sommer hindurch. Wenn der böse Winter herannaht, suchen sie vorzugsweise hinter Rindenschuppen und in Rissen der Bäume das gegen ihn sie schützende Obdach.
Die kleinen, ovalen Erdflöhe, welche lustig dahinspringen, wenn man sich ihnen nähert, kennen meine Leser, hatten vielleicht auch schon Gelegenheit, sie springen zu hören. Wenn man nämlich im Herbst auf oder neben dürrem Laube an Waldrändern dahinwandelt, so hört man, wie die zum Ueberwintern hier versammelte Schaar dieser kleinen Springer auf das dürre Laub wieder auffällt, von welchem sie sich soeben gleichfalls mit Geräusch abgeschnellt hatte. Es wäre jedoch ein Jrrthum, wenn man alle diese kleinen Käferchen für Erdflöhe halten wollte, vielmehr befinden sich gewisse Rüsselkäfer in gleicher Lage. Von jenen später noch einige Worte; von diesen sei bemerkt, daß sie der Gattung Orchestes angehören, welche in vielen Arten Europa, die alte, aber auch die neue Welt bewohnt.
Zu den gemeinsten und gleichzeitig größten europäischen Arten (fast 2''') gehört der O. quercus; er trägt den ziemlich schlanken Rüssel meist der Brust angedrückt, an seinem Grunde die Augen, welche sich mit den oberen Rändern beinahe berühren, und kennzeichnet sich vor Allem durch die an der Jnnenkante sägeartig gezähnten, sehr dicken Schenkel; er sieht röthlichgelbbraun aus und ist dicht grau behaart. Seine Larve lebt manchmal in solchen Mengen auf Eichen, daß einzelne Bäume ein gelb geschecktes Ansehen bekommen. Kurz nach der Knospenentfaltung frißt der über- winterte Käfer ungefähr in der Mitte des Blattes auf dessen Unterseite ein kahnförmiges Stückchen aus der Mittelrippe, legt in diese Vertiefung ein Ei und bedeckt es mit dem lanzettförmigen Stückchen der Oberhaut. Die sehr bald nachher zum Leben erwachende Larve frißt eine Strecke in der Rippe entlang, dann aber geht sie seitlich in das Blattfleisch und erweitert die anfänglichen Gänge allmälig zu einer großen, vom Rande und einigen stärkeren Rippenästen begrenzten Fläche, die, ihres Blattgrüns beraubt, nur die vertrocknenden Häute der Ober- und Unterseite behaltend, natürlich vergilbt und sich schwach blasig erweitert. Hierin verpuppt sich die Larve, und alsbald bohrt sich der entwickelte Käfer daraus hervor, der sich nun weiter seines Daseins erfreut und das nächste Frühjahr abzuwarten hat, bis sich die nämlichen Verhältnisse für seine Nachkommen bieten, unter denen er geboren wurde. Noch einige andere Arten durchleben ein rasches Larven- und Puppen- dasein innerhalb der Eichenblätter, andere finden mehr Geschmack an denen von Buche, Eller, Rüster, Hartriegel etc.
Wieder andere Sitten haben die Larven der Gattung Cionus. Sie halten sich frei an den Blüthen und jungen Samenkapseln gewisser Pflanzen auf, wobei ihnen keine Beine zu Statten kommen, sondern nur die Querfalten des Körpers und ein klebriger, schmieriger Ueberzug. Die gedrungenen, beinahe kugeligen Käferchen sind klein, aber hübsch gezeichnet, mosaikartig durch regelmäßige, lichte Haarfleckchen auf einem anders gefärbten Untergrunde; bei den meisten findet sich an der Wurzel oder auf der Mitte der Flügeldecken ein runder, sammetschwarzer Nahtfleck. Jhr cylindrischer Rüssel legt sich an die Brust an, die jedoch nicht mit besonders deutlicher Rinne versehen ist, die Augen nähern sich auf der Stirn, und die Geisel der gebrochenen Fühler setzen nur fünf Glieder zusammen, so daß sie dem Schafte an Länge gleicht. Das Schildchen ist oval, die Spitze der Flügeldecken gemeinsam gerundet. Das erste Segment des Hinterleibes verwächst mit dem zweiten, beide sind lang, die zwei folgenden dafür sehr gekürzt. Das Männchen unterscheidet sich von seinem Weibchen durch ein längeres letztes Tarsenglied und ungleiche Klauen; die äußere ist kürzer, als die innere. Dieser Geschlechtsunterschied wird an den Vorderbeinen am deutlichsten. Der Cionus scrophulariae lebt in zahlreichen Gesellschaften auf
Balaninen. Anthonomus. Cionus.
Von der oben angegebenen Zeit an treiben ſich die Käfer auf den Bäumen umher, fliegen im Sonnenſchein, laſſen ſich bei herannahender Gefahr herabfallen, eine Eigenthümlichkeit, welche die Rhynchiten und Balaninen gleichfalls an ſich haben, wie hier noch nachträglich bemerkt ſein mag, und nähren ſich von den jungen Blättern; kurz ſie genießen ihr Daſein, ſo lange die Witterung es erlaubt, den ganzen Sommer hindurch. Wenn der böſe Winter herannaht, ſuchen ſie vorzugsweiſe hinter Rindenſchuppen und in Riſſen der Bäume das gegen ihn ſie ſchützende Obdach.
Die kleinen, ovalen Erdflöhe, welche luſtig dahinſpringen, wenn man ſich ihnen nähert, kennen meine Leſer, hatten vielleicht auch ſchon Gelegenheit, ſie ſpringen zu hören. Wenn man nämlich im Herbſt auf oder neben dürrem Laube an Waldrändern dahinwandelt, ſo hört man, wie die zum Ueberwintern hier verſammelte Schaar dieſer kleinen Springer auf das dürre Laub wieder auffällt, von welchem ſie ſich ſoeben gleichfalls mit Geräuſch abgeſchnellt hatte. Es wäre jedoch ein Jrrthum, wenn man alle dieſe kleinen Käferchen für Erdflöhe halten wollte, vielmehr befinden ſich gewiſſe Rüſſelkäfer in gleicher Lage. Von jenen ſpäter noch einige Worte; von dieſen ſei bemerkt, daß ſie der Gattung Orchestes angehören, welche in vielen Arten Europa, die alte, aber auch die neue Welt bewohnt.
Zu den gemeinſten und gleichzeitig größten europäiſchen Arten (faſt 2‴) gehört der O. quercus; er trägt den ziemlich ſchlanken Rüſſel meiſt der Bruſt angedrückt, an ſeinem Grunde die Augen, welche ſich mit den oberen Rändern beinahe berühren, und kennzeichnet ſich vor Allem durch die an der Jnnenkante ſägeartig gezähnten, ſehr dicken Schenkel; er ſieht röthlichgelbbraun aus und iſt dicht grau behaart. Seine Larve lebt manchmal in ſolchen Mengen auf Eichen, daß einzelne Bäume ein gelb geſchecktes Anſehen bekommen. Kurz nach der Knospenentfaltung frißt der über- winterte Käfer ungefähr in der Mitte des Blattes auf deſſen Unterſeite ein kahnförmiges Stückchen aus der Mittelrippe, legt in dieſe Vertiefung ein Ei und bedeckt es mit dem lanzettförmigen Stückchen der Oberhaut. Die ſehr bald nachher zum Leben erwachende Larve frißt eine Strecke in der Rippe entlang, dann aber geht ſie ſeitlich in das Blattfleiſch und erweitert die anfänglichen Gänge allmälig zu einer großen, vom Rande und einigen ſtärkeren Rippenäſten begrenzten Fläche, die, ihres Blattgrüns beraubt, nur die vertrocknenden Häute der Ober- und Unterſeite behaltend, natürlich vergilbt und ſich ſchwach blaſig erweitert. Hierin verpuppt ſich die Larve, und alsbald bohrt ſich der entwickelte Käfer daraus hervor, der ſich nun weiter ſeines Daſeins erfreut und das nächſte Frühjahr abzuwarten hat, bis ſich die nämlichen Verhältniſſe für ſeine Nachkommen bieten, unter denen er geboren wurde. Noch einige andere Arten durchleben ein raſches Larven- und Puppen- daſein innerhalb der Eichenblätter, andere finden mehr Geſchmack an denen von Buche, Eller, Rüſter, Hartriegel ꝛc.
Wieder andere Sitten haben die Larven der Gattung Cionus. Sie halten ſich frei an den Blüthen und jungen Samenkapſeln gewiſſer Pflanzen auf, wobei ihnen keine Beine zu Statten kommen, ſondern nur die Querfalten des Körpers und ein klebriger, ſchmieriger Ueberzug. Die gedrungenen, beinahe kugeligen Käferchen ſind klein, aber hübſch gezeichnet, moſaikartig durch regelmäßige, lichte Haarfleckchen auf einem anders gefärbten Untergrunde; bei den meiſten findet ſich an der Wurzel oder auf der Mitte der Flügeldecken ein runder, ſammetſchwarzer Nahtfleck. Jhr cylindriſcher Rüſſel legt ſich an die Bruſt an, die jedoch nicht mit beſonders deutlicher Rinne verſehen iſt, die Augen nähern ſich auf der Stirn, und die Geiſel der gebrochenen Fühler ſetzen nur fünf Glieder zuſammen, ſo daß ſie dem Schafte an Länge gleicht. Das Schildchen iſt oval, die Spitze der Flügeldecken gemeinſam gerundet. Das erſte Segment des Hinterleibes verwächſt mit dem zweiten, beide ſind lang, die zwei folgenden dafür ſehr gekürzt. Das Männchen unterſcheidet ſich von ſeinem Weibchen durch ein längeres letztes Tarſenglied und ungleiche Klauen; die äußere iſt kürzer, als die innere. Dieſer Geſchlechtsunterſchied wird an den Vorderbeinen am deutlichſten. Der Cionus scrophulariae lebt in zahlreichen Geſellſchaften auf
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Balaninen. Anthonomus. Cionus.
Von der oben angegebenen Zeit an treiben ſich die Käfer auf den Bäumen umher, fliegen im
Sonnenſchein, laſſen ſich bei herannahender Gefahr herabfallen, eine Eigenthümlichkeit, welche die
Rhynchiten und Balaninen gleichfalls an ſich haben, wie hier noch nachträglich bemerkt ſein
mag, und nähren ſich von den jungen Blättern; kurz ſie genießen ihr Daſein, ſo lange die
Witterung es erlaubt, den ganzen Sommer hindurch. Wenn der böſe Winter herannaht, ſuchen
ſie vorzugsweiſe hinter Rindenſchuppen und in Riſſen der Bäume das gegen ihn ſie ſchützende
Obdach.
Die kleinen, ovalen Erdflöhe, welche luſtig dahinſpringen, wenn man ſich ihnen nähert, kennen
meine Leſer, hatten vielleicht auch ſchon Gelegenheit, ſie ſpringen zu hören. Wenn man nämlich
im Herbſt auf oder neben dürrem Laube an Waldrändern dahinwandelt, ſo hört man, wie die
zum Ueberwintern hier verſammelte Schaar dieſer kleinen Springer auf das dürre Laub wieder
auffällt, von welchem ſie ſich ſoeben gleichfalls mit Geräuſch abgeſchnellt hatte. Es wäre jedoch
ein Jrrthum, wenn man alle dieſe kleinen Käferchen für Erdflöhe halten wollte, vielmehr befinden
ſich gewiſſe Rüſſelkäfer in gleicher Lage. Von jenen ſpäter noch einige Worte; von dieſen ſei
bemerkt, daß ſie der Gattung Orchestes angehören, welche in vielen Arten Europa, die alte, aber
auch die neue Welt bewohnt.
Zu den gemeinſten und gleichzeitig größten europäiſchen Arten (faſt 2‴) gehört der O. quercus;
er trägt den ziemlich ſchlanken Rüſſel meiſt der Bruſt angedrückt, an ſeinem Grunde die Augen,
welche ſich mit den oberen Rändern beinahe berühren, und kennzeichnet ſich vor Allem durch die an
der Jnnenkante ſägeartig gezähnten, ſehr dicken Schenkel; er ſieht röthlichgelbbraun aus und
iſt dicht grau behaart. Seine Larve lebt manchmal in ſolchen Mengen auf Eichen, daß einzelne
Bäume ein gelb geſchecktes Anſehen bekommen. Kurz nach der Knospenentfaltung frißt der über-
winterte Käfer ungefähr in der Mitte des Blattes auf deſſen Unterſeite ein kahnförmiges Stückchen
aus der Mittelrippe, legt in dieſe Vertiefung ein Ei und bedeckt es mit dem lanzettförmigen Stückchen
der Oberhaut. Die ſehr bald nachher zum Leben erwachende Larve frißt eine Strecke in der Rippe
entlang, dann aber geht ſie ſeitlich in das Blattfleiſch und erweitert die anfänglichen Gänge
allmälig zu einer großen, vom Rande und einigen ſtärkeren Rippenäſten begrenzten Fläche, die, ihres
Blattgrüns beraubt, nur die vertrocknenden Häute der Ober- und Unterſeite behaltend, natürlich
vergilbt und ſich ſchwach blaſig erweitert. Hierin verpuppt ſich die Larve, und alsbald bohrt ſich
der entwickelte Käfer daraus hervor, der ſich nun weiter ſeines Daſeins erfreut und das nächſte
Frühjahr abzuwarten hat, bis ſich die nämlichen Verhältniſſe für ſeine Nachkommen bieten, unter
denen er geboren wurde. Noch einige andere Arten durchleben ein raſches Larven- und Puppen-
daſein innerhalb der Eichenblätter, andere finden mehr Geſchmack an denen von Buche, Eller,
Rüſter, Hartriegel ꝛc.
Wieder andere Sitten haben die Larven der Gattung Cionus. Sie halten ſich frei an den
Blüthen und jungen Samenkapſeln gewiſſer Pflanzen auf, wobei ihnen keine Beine zu Statten
kommen, ſondern nur die Querfalten des Körpers und ein klebriger, ſchmieriger Ueberzug. Die
gedrungenen, beinahe kugeligen Käferchen ſind klein, aber hübſch gezeichnet, moſaikartig durch
regelmäßige, lichte Haarfleckchen auf einem anders gefärbten Untergrunde; bei den meiſten
findet ſich an der Wurzel oder auf der Mitte der Flügeldecken ein runder, ſammetſchwarzer
Nahtfleck. Jhr cylindriſcher Rüſſel legt ſich an die Bruſt an, die jedoch nicht mit beſonders
deutlicher Rinne verſehen iſt, die Augen nähern ſich auf der Stirn, und die Geiſel der gebrochenen
Fühler ſetzen nur fünf Glieder zuſammen, ſo daß ſie dem Schafte an Länge gleicht. Das
Schildchen iſt oval, die Spitze der Flügeldecken gemeinſam gerundet. Das erſte Segment des
Hinterleibes verwächſt mit dem zweiten, beide ſind lang, die zwei folgenden dafür ſehr gekürzt.
Das Männchen unterſcheidet ſich von ſeinem Weibchen durch ein längeres letztes Tarſenglied und
ungleiche Klauen; die äußere iſt kürzer, als die innere. Dieſer Geſchlechtsunterſchied wird an
den Vorderbeinen am deutlichſten. Der Cionus scrophulariae lebt in zahlreichen Geſellſchaften auf
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/141>, abgerufen am 23.11.2024.
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