Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Cleonus. Lixus. Heilipus. ist ein eigenthümlich gebauter Käfer; dessen Gestalt unsere Abbildung vergegenwärtigt, dessenFarbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun erscheint; das Halsschild ist äußerst fein runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß nicht alle Arten dasselbe Ausehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge- fügt werden, daß der Rüssel walzig und mehr oder weniger dünn ist, seine Fühlerfurche nach der Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei sind. Das Halsschild buchtet sich an der Wurzel zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorderschenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und die sämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebensweise der Arten scheint eine eben so manchfache zu sein, wie ihre Größe, ihre Gestalt; denn während man die europäischen nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikanischen nur auf den Blättern der Bäume vor. Die hier näher besprochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des Pferdekümmels (Phellandrium aquatieum, neuerdings Oenanthe aquatica) gleichzeitig mit denen eines gelb und schwarz gestreiften Blattkäfers (Helodes phellandrii), in Sium latifolium und anderen am Wasser stehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der erst genannten am Rande eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben Schrotkornes daran entdecken. Jn solchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der unverletzten Stengel findet man zu dieser Zeit noch Puppen, welche lose in einem der inneren Fächer liegen, eben ausgeschlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus- gebildete, welchen nur noch übrig blieb, sich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur ein Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel dasselbe bevölkern. Der Käfer überwintert in einem sichern Versteck in der Nähe solcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter- pflanze aufsprossen. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswasser überschwemmt, so zeigt er sich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnenschein bemerkt man ihn nicht allein, sondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Wasser hinab, und hier unter dem- selben legt das befruchtete Weibchen seine Eier einzeln. Es geschieht dies zu einer Zeit im Jahre, wo die wenigsten Exemplare seiner Futterpflanzen schon aus dem Wasser herausgewachsen sein dürften. Damit er deren Vorkommen nicht erst abzuwarten brauche, hat die Natur ihn so organisirt, daß er unter dem Wasser jenes Geschäft verrichten kann. Eine kleinere Art, C. bardanae, fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Wassers, und zwar an Ampfer (Rumex hydrolapathum); L. filiformis lebt als Larve an Disteln (Carduus nutans und erispus) mit einem Vetter zusammen, dem Larinus jaceae und mit einem dritten Rüsselkäfer, dem Rhino- eyllus latirostris; L. turbatus und gemellatus bewohnen den Schierling, ersterer auch die Angelica archangelisa; L. juncei bohrt in Beta cicla, und L. octolineatus wird in Jtalien dem Kohle nachtheilig. -- Ein abermals artenreiches, ausschließlich südamerikanisches Geschlecht begegnet uns in Heilipus, einer Gattung, deren Glieder von gestrecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen, aber mit dünnerem, cylindrischem, mehr oder weniger gebogenem Rüssel ausgestattet sind, dessen Fühlerfurche zwischen Mitte und Spitze entspringt und nach dem Vorderrande der Augen verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühlerschaft erreicht diese gleichfalls. Ein ovales oder dreieckiges Schildchen ist bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn stark keulen- artig angeschwollen, sind auf der Unterseite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit- gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hintersten laufen in einen scharfen Haken aus, vor dem meist ein Haarbüschchen steht. Das zweite Bauchsegment kommt den beiden folgenden zusammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet sich durch lichte Beschuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlichsten Zeichnungen zu Tage fördert. So der hübsche H. pardalinus aus Neu-Granada. Die glänzend schwarze, durch sehr feine, anliegende Behaarung aber braun erscheinende Oberfläche wird stellenweise von orangenen Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder 8*
Cleonus. Lixus. Heilipus. iſt ein eigenthümlich gebauter Käfer; deſſen Geſtalt unſere Abbildung vergegenwärtigt, deſſenFarbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun erſcheint; das Halsſchild iſt äußerſt fein runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß nicht alle Arten daſſelbe Auſehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge- fügt werden, daß der Rüſſel walzig und mehr oder weniger dünn iſt, ſeine Fühlerfurche nach der Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei ſind. Das Halsſchild buchtet ſich an der Wurzel zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorderſchenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und die ſämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebensweiſe der Arten ſcheint eine eben ſo manchfache zu ſein, wie ihre Größe, ihre Geſtalt; denn während man die europäiſchen nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikaniſchen nur auf den Blättern der Bäume vor. Die hier näher beſprochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des Pferdekümmels (Phellandrium aquatieum, neuerdings Oenanthe aquatica) gleichzeitig mit denen eines gelb und ſchwarz geſtreiften Blattkäfers (Helodes phellandrii), in Sium latifolium und anderen am Waſſer ſtehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der erſt genannten am Rande eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben Schrotkornes daran entdecken. Jn ſolchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der unverletzten Stengel findet man zu dieſer Zeit noch Puppen, welche loſe in einem der inneren Fächer liegen, eben ausgeſchlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus- gebildete, welchen nur noch übrig blieb, ſich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur ein Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel daſſelbe bevölkern. Der Käfer überwintert in einem ſichern Verſteck in der Nähe ſolcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter- pflanze aufſproſſen. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswaſſer überſchwemmt, ſo zeigt er ſich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnenſchein bemerkt man ihn nicht allein, ſondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Waſſer hinab, und hier unter dem- ſelben legt das befruchtete Weibchen ſeine Eier einzeln. Es geſchieht dies zu einer Zeit im Jahre, wo die wenigſten Exemplare ſeiner Futterpflanzen ſchon aus dem Waſſer herausgewachſen ſein dürften. Damit er deren Vorkommen nicht erſt abzuwarten brauche, hat die Natur ihn ſo organiſirt, daß er unter dem Waſſer jenes Geſchäft verrichten kann. Eine kleinere Art, C. bardanae, fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Waſſers, und zwar an Ampfer (Rumex hydrolapathum); L. filiformis lebt als Larve an Diſteln (Carduus nutans und erispus) mit einem Vetter zuſammen, dem Larinus jaceae und mit einem dritten Rüſſelkäfer, dem Rhino- eyllus latirostris; L. turbatus und gemellatus bewohnen den Schierling, erſterer auch die Angelica archangelisa; L. juncei bohrt in Beta cicla, und L. octolineatus wird in Jtalien dem Kohle nachtheilig. — Ein abermals artenreiches, ausſchließlich ſüdamerikaniſches Geſchlecht begegnet uns in Heilipus, einer Gattung, deren Glieder von geſtrecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen, aber mit dünnerem, cylindriſchem, mehr oder weniger gebogenem Rüſſel ausgeſtattet ſind, deſſen Fühlerfurche zwiſchen Mitte und Spitze entſpringt und nach dem Vorderrande der Augen verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühlerſchaft erreicht dieſe gleichfalls. Ein ovales oder dreieckiges Schildchen iſt bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn ſtark keulen- artig angeſchwollen, ſind auf der Unterſeite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit- gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hinterſten laufen in einen ſcharfen Haken aus, vor dem meiſt ein Haarbüſchchen ſteht. Das zweite Bauchſegment kommt den beiden folgenden zuſammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet ſich durch lichte Beſchuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlichſten Zeichnungen zu Tage fördert. So der hübſche H. pardalinus aus Neu-Granada. Die glänzend ſchwarze, durch ſehr feine, anliegende Behaarung aber braun erſcheinende Oberfläche wird ſtellenweiſe von orangenen Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder 8*
<TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0133" n="115"/><fw place="top" type="header">Cleonus. Lixus. Heilipus.</fw><lb/> iſt ein eigenthümlich gebauter Käfer; deſſen Geſtalt unſere Abbildung vergegenwärtigt, deſſen<lb/> Farbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun erſcheint; das Halsſchild iſt äußerſt fein<lb/> runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß<lb/> nicht alle Arten daſſelbe Auſehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge-<lb/> fügt werden, daß der Rüſſel walzig und mehr oder weniger dünn iſt, ſeine Fühlerfurche nach der<lb/> Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei ſind. Das Halsſchild buchtet ſich an der Wurzel<lb/> zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorderſchenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und<lb/> die ſämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebensweiſe der Arten ſcheint<lb/> eine eben ſo manchfache zu ſein, wie ihre Größe, ihre Geſtalt; denn während man die europäiſchen<lb/> nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikaniſchen nur auf den Blättern der Bäume vor.<lb/> Die hier näher beſprochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des <hi rendition="#g">Pferdekümmels</hi><lb/> (<hi rendition="#aq">Phellandrium aquatieum,</hi> neuerdings <hi rendition="#aq">Oenanthe aquatica</hi>) gleichzeitig mit denen eines gelb und<lb/> ſchwarz geſtreiften Blattkäfers (<hi rendition="#aq">Helodes phellandrii</hi>), in <hi rendition="#aq">Sium latifolium</hi> und anderen am Waſſer<lb/> ſtehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der erſt genannten am Rande<lb/> eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben<lb/> Schrotkornes daran entdecken. Jn ſolchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der<lb/> unverletzten Stengel findet man zu dieſer Zeit noch Puppen, welche loſe in einem der inneren<lb/> Fächer liegen, eben ausgeſchlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus-<lb/> gebildete, welchen nur noch übrig blieb, ſich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur <hi rendition="#g">ein</hi><lb/> Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel daſſelbe bevölkern. Der Käfer überwintert<lb/> in einem ſichern Verſteck in der Nähe ſolcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter-<lb/> pflanze aufſproſſen. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswaſſer überſchwemmt, ſo zeigt er<lb/> ſich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnenſchein bemerkt man ihn nicht <hi rendition="#g">allein,</hi><lb/> ſondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Waſſer hinab, und hier unter dem-<lb/> ſelben legt das befruchtete Weibchen ſeine Eier einzeln. Es geſchieht dies zu einer Zeit im Jahre,<lb/> wo die wenigſten Exemplare ſeiner Futterpflanzen ſchon aus dem Waſſer herausgewachſen ſein<lb/> dürften. Damit er deren Vorkommen nicht erſt abzuwarten brauche, hat die Natur ihn ſo<lb/> organiſirt, daß er <hi rendition="#g">unter</hi> dem Waſſer jenes Geſchäft verrichten kann. Eine kleinere Art,<lb/><hi rendition="#aq">C. bardanae,</hi> fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Waſſers, und zwar an Ampfer<lb/> (<hi rendition="#aq">Rumex hydrolapathum); L. filiformis</hi> lebt als Larve an Diſteln (<hi rendition="#aq">Carduus nutans</hi> und <hi rendition="#aq">erispus</hi>)<lb/> mit einem Vetter zuſammen, dem <hi rendition="#aq">Larinus jaceae</hi> und mit einem dritten Rüſſelkäfer, dem <hi rendition="#aq">Rhino-<lb/> eyllus latirostris; L. turbatus</hi> und <hi rendition="#aq">gemellatus</hi> bewohnen den Schierling, erſterer auch die <hi rendition="#aq">Angelica<lb/> archangelisa; L. juncei</hi> bohrt in <hi rendition="#aq">Beta cicla,</hi> und <hi rendition="#aq">L. octolineatus</hi> wird in Jtalien dem Kohle<lb/> nachtheilig. — Ein abermals artenreiches, ausſchließlich ſüdamerikaniſches Geſchlecht begegnet uns<lb/> in <hi rendition="#aq">Heilipus,</hi> einer Gattung, deren Glieder von geſtrecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen,<lb/> aber mit dünnerem, cylindriſchem, mehr oder weniger gebogenem Rüſſel ausgeſtattet ſind,<lb/> deſſen Fühlerfurche zwiſchen Mitte und Spitze entſpringt und nach dem Vorderrande der Augen<lb/> verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühlerſchaft erreicht dieſe gleichfalls. Ein ovales oder<lb/> dreieckiges Schildchen iſt bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn ſtark keulen-<lb/> artig angeſchwollen, ſind auf der Unterſeite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit-<lb/> gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hinterſten laufen in<lb/> einen ſcharfen Haken aus, vor dem meiſt ein Haarbüſchchen ſteht. Das zweite Bauchſegment<lb/> kommt den beiden folgenden zuſammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen<lb/> glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet<lb/> ſich durch lichte Beſchuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlichſten Zeichnungen zu Tage<lb/> fördert. So der hübſche <hi rendition="#aq">H. pardalinus</hi> aus Neu-Granada. Die glänzend ſchwarze, durch ſehr<lb/> feine, anliegende Behaarung aber braun erſcheinende Oberfläche wird ſtellenweiſe von orangenen<lb/> Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder<lb/> <fw place="bottom" type="sig">8*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </body> </text> </TEI> [115/0133]
Cleonus. Lixus. Heilipus.
iſt ein eigenthümlich gebauter Käfer; deſſen Geſtalt unſere Abbildung vergegenwärtigt, deſſen
Farbe, wenn der gelbe Ueberzug abgerieben, graubraun erſcheint; das Halsſchild iſt äußerſt fein
runzelig punktirt und an dem Vorderrande in der Augengegend lang bewimpert. Da indeß
nicht alle Arten daſſelbe Auſehen haben, muß als Erkennungszeichen der Gattung noch hinzuge-
fügt werden, daß der Rüſſel walzig und mehr oder weniger dünn iſt, ſeine Fühlerfurche nach der
Kehle hin verläuft, und die ovalen Augen frei ſind. Das Halsſchild buchtet ſich an der Wurzel
zweimal aus, das Schildchen fehlt, die Vorderſchenkel ruhen auf kurz zapfenförmigen Hüften, und
die ſämmtlichen Schienen laufen in einen kleinen Haken aus. Die Lebensweiſe der Arten ſcheint
eine eben ſo manchfache zu ſein, wie ihre Größe, ihre Geſtalt; denn während man die europäiſchen
nur an niederen Pflanzen autrifft, kommen die amerikaniſchen nur auf den Blättern der Bäume vor.
Die hier näher beſprochene lebt als Larve in den dicken, hohlen Stengeln des Pferdekümmels
(Phellandrium aquatieum, neuerdings Oenanthe aquatica) gleichzeitig mit denen eines gelb und
ſchwarz geſtreiften Blattkäfers (Helodes phellandrii), in Sium latifolium und anderen am Waſſer
ſtehenden Dolden. Wenn man zur Blüthezeit einen kleinen Wald der erſt genannten am Rande
eines Sumpfes näher ins Auge faßt, kann man einzelne Bohrlöcher von der Größe eines groben
Schrotkornes daran entdecken. Jn ſolchem Falle flog der Vogel bereits aus, beim Spalten der
unverletzten Stengel findet man zu dieſer Zeit noch Puppen, welche loſe in einem der inneren
Fächer liegen, eben ausgeſchlüpfte, noch ganz weiche und weiße Käfer, aber auch vollkommen aus-
gebildete, welchen nur noch übrig blieb, ſich heraus zu nagen. Jn jedem Fache lebt nur ein
Thier, während die anderen Mitbewohner in der Negel daſſelbe bevölkern. Der Käfer überwintert
in einem ſichern Verſteck in der Nähe ſolcher Orte, wo im Frühlinge die jungen Triebe der Futter-
pflanze aufſproſſen. Werden dergleichen Stellen vom Frühjahrswaſſer überſchwemmt, ſo zeigt er
ſich auch als kleiner Schiffer oder Schwimmer. Bei Sonnenſchein bemerkt man ihn nicht allein,
ſondern gepaart. Er kriecht dann auch an der Pflanze in das Waſſer hinab, und hier unter dem-
ſelben legt das befruchtete Weibchen ſeine Eier einzeln. Es geſchieht dies zu einer Zeit im Jahre,
wo die wenigſten Exemplare ſeiner Futterpflanzen ſchon aus dem Waſſer herausgewachſen ſein
dürften. Damit er deren Vorkommen nicht erſt abzuwarten brauche, hat die Natur ihn ſo
organiſirt, daß er unter dem Waſſer jenes Geſchäft verrichten kann. Eine kleinere Art,
C. bardanae, fand ich früher zahlreich ebenfalls in der Nähe des Waſſers, und zwar an Ampfer
(Rumex hydrolapathum); L. filiformis lebt als Larve an Diſteln (Carduus nutans und erispus)
mit einem Vetter zuſammen, dem Larinus jaceae und mit einem dritten Rüſſelkäfer, dem Rhino-
eyllus latirostris; L. turbatus und gemellatus bewohnen den Schierling, erſterer auch die Angelica
archangelisa; L. juncei bohrt in Beta cicla, und L. octolineatus wird in Jtalien dem Kohle
nachtheilig. — Ein abermals artenreiches, ausſchließlich ſüdamerikaniſches Geſchlecht begegnet uns
in Heilipus, einer Gattung, deren Glieder von geſtrecktem Körperbau, ohngefähr wie die Cleonen,
aber mit dünnerem, cylindriſchem, mehr oder weniger gebogenem Rüſſel ausgeſtattet ſind,
deſſen Fühlerfurche zwiſchen Mitte und Spitze entſpringt und nach dem Vorderrande der Augen
verläuft. Der vorn knopfartig verdickte Fühlerſchaft erreicht dieſe gleichfalls. Ein ovales oder
dreieckiges Schildchen iſt bemerkbar. Die Schenkel, an der Wurzel dünn, nach vorn ſtark keulen-
artig angeſchwollen, ſind auf der Unterſeite hier mit kräftigem Zahn bewehrt, die Schienen breit-
gedrückt, gebogen, an der Jnnenkante in der Mitte höckerig erweitert, und die hinterſten laufen in
einen ſcharfen Haken aus, vor dem meiſt ein Haarbüſchchen ſteht. Das zweite Bauchſegment
kommt den beiden folgenden zuſammengenommen an Länge gleich. Die Oberfläche, bei den einen
glatt und eben, bei den anderen durch Grubeneindrücke oder eckige Vorragungen knorrig, zeichnet
ſich durch lichte Beſchuppung auf dunklem Grunde aus, welche die zierlichſten Zeichnungen zu Tage
fördert. So der hübſche H. pardalinus aus Neu-Granada. Die glänzend ſchwarze, durch ſehr
feine, anliegende Behaarung aber braun erſcheinende Oberfläche wird ſtellenweiſe von orangenen
Schuppenflecken, deren Säume in lichteres Gelb übergehen, bunt, und zwar die Außenränder
8*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |