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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Feistkäfer. Achsenkäfer. Mehlkäfer. Helops.
thiere und Vögel von ihnen skelettiren, welche zwar aller verweslichen Theile entkleidet waren, aber
durch Anhaften der Sehnenfasern noch nicht das Aussehen eines vorschriftsmäßigen, saubern der-
artigen Präparates hatten. Auch finden sich die in Rede stehenden Thiere nicht selten auf Tauben-
schlägen, im Miste, und aus alledem geht hervor, daß sie weder in Kost noch im Aufenthaltsorte
nicht sehr wählerisch sind, wenn letzterer, sei es Boden, Scheune, Mehlkasten, Taubenschlag oder ein
ausrangirter Kochtopf nur trocken, und jene ausreichend vorhanden ist. Läßt man sie in einer
Schachtel darben, so fressen sie auch an den Leichen ihrer Brüder, oder benagen die Wände ihres
Gefängnisses, um sich daraus zu befreien. Ehe sie erwachsen sind, häuten sie sich viermal, und
man könnte eine solche Larvenhaut für ein abgestorbenes Thier halten, weil sie wegen ihrer Härte
die natürliche Gestalt beibehält. Sie sind glänzend gelb, von der Länge eines Zolls, haben einen
kleinen ovalen, augenlosen Kopf, mit kurzen, viergliederigen Fühlern, sechs Beine mit eben so viel
Gliedern, zwei feine, hornige Schwanzspitzchen oben und zwei warzige Nachschieber darunter am
zwölften Ringe ihres walzigen, etwas gedrückten Körpers, und können vermöge ihrer Glätte und
starken Muskelkraft durch schlaugenförmige Windungen unseren Fingern leicht entgleiten, wenn
wir sie nicht recht fest zwischen denselben halten. Ungefähr im Juli erfolgt die Verpuppung an
dem gewohnten Aufenthaltsorte der Larve, gern in einem Winkel, zwischen Brettern, die wohl
auch zur größern Bequemlichkeit an den Rändern etwas abgenagt werden. Abweichend von der
Larve ist die Puppe zart und weich, von Farbe weiß, mit deutlichen Gliedmaßen und zwei
hornigen, braunen Schwanzspitzchen versehen. Jedes Hinterleibsglied erweitert sich seitwärts zu einem
dünnen, viereckigen Vorsprunge mit braun gezähntem Rande. Nach einigen Wochen erscheint der
Käfer, anfangs gelb, allmälig dunkelbraun, am Bauche heller und röthlich schimmernd. Er ist
ziemlich flach, mit Ausnahme seines schmalen Kopfes fast gleich breit im ganzen Verlaufe und
hängt in seinen drei Haupttheilen lose zusammen. Der platte, vorn gerundete Kopf steht gerade
vor und trägt an seinen Seitenrändern die elfgliederigen, schnurförmigen, nach der Spitze schwach
verdickten Fühler, durch die Backen eingeschnittene Augen, einen hornigen Zahn an der innern
Lade des Unterkiefers, dessen Taster beilförmig enden, und ein abgestutzt eiförmiges Endglied der
Lippentaster. Seine ganze Oberfläche ist dicht und fein punktirt, das Schildchen deutlich, die Flügel-
decken sind fein gefurcht; die drehrunden Schienen der schlanken Beine an den vordersten des
Männchens gekrümmt. Länge sieben Linien. Besonders des Abends wird der Käfer lebendig und
fliegt umher, daher findet man ihn am Morgen bisweilen an Räumlichkeiten, wo er sich bisher noch
nie blicken ließ. Seine Entwickelung nimmt durchschnittlich ein Jahr in Anspruch.

Um auch noch eines Baumbewohners zu gedenken, welcher sich hinter losen Rindenstücken auf-
hält, mitunter in größeren Familien, nenne ich den Helops lanipes, ein langbeiniges, sechs bis
sieben Linien messendes Thier von hellerzfarbenem Glanze; nur Fühler, Schienen und Tarsen sind
rothbraun. Jn der Körpertracht steht er von den hier erwähnten Arten dem Blaps am nächsten.
Die innere Unterkieferlade bleibt unbewehrt, das Endglied der zugehörigen Taster ist beilförmig,
die Oberlippe frei und ganzrandig. An den langen, fadenförmigen Fühlern zeichnet größere Länge
das dritte Glied aus. Das nebst dem Kopfe dicht und grob punktirte, dadurch mattere Halsschild
ist breiter als lang, vorn stumpf, hinten fast spitzwinkelig und scharf ausgezogen, geradlinig
schließen sich die stark gewölbten, vorn wenig breiteren, später aber noch etwas erweiterten Flügel-
decken daran an, welche hinten einzeln in stumpfe Spitzen ausgezogen sind. Jede führt acht Punkt-
streifen und in den flachen Zwischenräumen verworrene, schwache Punkte. Beim schmalern Männchen
ist die Unterseite der Mitteltarsen lang behaart, was der zweite Name besagen soll. Blanchard
(in Guerin-Menev. Mag. de zool. 1837 pl. 175) bildet die Larve ab. Die Gattung Helops breitet sich
vorherrschend über die Mittelmeerländer aus, gegen hundert Arten kommen allein auf Europa, welche
ihrem äußern Ansehen nach nicht alle übereinstimmen und sich zum Theil schwer unterscheiden lassen,
Nordamerika weist sehr wenige auf, Ostindien eine und Anstralien eine überdem noch fragliche Art.



Feiſtkäfer. Achſenkäfer. Mehlkäfer. Helops.
thiere und Vögel von ihnen ſkelettiren, welche zwar aller verweslichen Theile entkleidet waren, aber
durch Anhaften der Sehnenfaſern noch nicht das Ausſehen eines vorſchriftsmäßigen, ſaubern der-
artigen Präparates hatten. Auch finden ſich die in Rede ſtehenden Thiere nicht ſelten auf Tauben-
ſchlägen, im Miſte, und aus alledem geht hervor, daß ſie weder in Koſt noch im Aufenthaltsorte
nicht ſehr wähleriſch ſind, wenn letzterer, ſei es Boden, Scheune, Mehlkaſten, Taubenſchlag oder ein
ausrangirter Kochtopf nur trocken, und jene ausreichend vorhanden iſt. Läßt man ſie in einer
Schachtel darben, ſo freſſen ſie auch an den Leichen ihrer Brüder, oder benagen die Wände ihres
Gefängniſſes, um ſich daraus zu befreien. Ehe ſie erwachſen ſind, häuten ſie ſich viermal, und
man könnte eine ſolche Larvenhaut für ein abgeſtorbenes Thier halten, weil ſie wegen ihrer Härte
die natürliche Geſtalt beibehält. Sie ſind glänzend gelb, von der Länge eines Zolls, haben einen
kleinen ovalen, augenloſen Kopf, mit kurzen, viergliederigen Fühlern, ſechs Beine mit eben ſo viel
Gliedern, zwei feine, hornige Schwanzſpitzchen oben und zwei warzige Nachſchieber darunter am
zwölften Ringe ihres walzigen, etwas gedrückten Körpers, und können vermöge ihrer Glätte und
ſtarken Muskelkraft durch ſchlaugenförmige Windungen unſeren Fingern leicht entgleiten, wenn
wir ſie nicht recht feſt zwiſchen denſelben halten. Ungefähr im Juli erfolgt die Verpuppung an
dem gewohnten Aufenthaltsorte der Larve, gern in einem Winkel, zwiſchen Brettern, die wohl
auch zur größern Bequemlichkeit an den Rändern etwas abgenagt werden. Abweichend von der
Larve iſt die Puppe zart und weich, von Farbe weiß, mit deutlichen Gliedmaßen und zwei
hornigen, braunen Schwanzſpitzchen verſehen. Jedes Hinterleibsglied erweitert ſich ſeitwärts zu einem
dünnen, viereckigen Vorſprunge mit braun gezähntem Rande. Nach einigen Wochen erſcheint der
Käfer, anfangs gelb, allmälig dunkelbraun, am Bauche heller und röthlich ſchimmernd. Er iſt
ziemlich flach, mit Ausnahme ſeines ſchmalen Kopfes faſt gleich breit im ganzen Verlaufe und
hängt in ſeinen drei Haupttheilen loſe zuſammen. Der platte, vorn gerundete Kopf ſteht gerade
vor und trägt an ſeinen Seitenrändern die elfgliederigen, ſchnurförmigen, nach der Spitze ſchwach
verdickten Fühler, durch die Backen eingeſchnittene Augen, einen hornigen Zahn an der innern
Lade des Unterkiefers, deſſen Taſter beilförmig enden, und ein abgeſtutzt eiförmiges Endglied der
Lippentaſter. Seine ganze Oberfläche iſt dicht und fein punktirt, das Schildchen deutlich, die Flügel-
decken ſind fein gefurcht; die drehrunden Schienen der ſchlanken Beine an den vorderſten des
Männchens gekrümmt. Länge ſieben Linien. Beſonders des Abends wird der Käfer lebendig und
fliegt umher, daher findet man ihn am Morgen bisweilen an Räumlichkeiten, wo er ſich bisher noch
nie blicken ließ. Seine Entwickelung nimmt durchſchnittlich ein Jahr in Anſpruch.

Um auch noch eines Baumbewohners zu gedenken, welcher ſich hinter loſen Rindenſtücken auf-
hält, mitunter in größeren Familien, nenne ich den Helops lanipes, ein langbeiniges, ſechs bis
ſieben Linien meſſendes Thier von hellerzfarbenem Glanze; nur Fühler, Schienen und Tarſen ſind
rothbraun. Jn der Körpertracht ſteht er von den hier erwähnten Arten dem Blaps am nächſten.
Die innere Unterkieferlade bleibt unbewehrt, das Endglied der zugehörigen Taſter iſt beilförmig,
die Oberlippe frei und ganzrandig. An den langen, fadenförmigen Fühlern zeichnet größere Länge
das dritte Glied aus. Das nebſt dem Kopfe dicht und grob punktirte, dadurch mattere Halsſchild
iſt breiter als lang, vorn ſtumpf, hinten faſt ſpitzwinkelig und ſcharf ausgezogen, geradlinig
ſchließen ſich die ſtark gewölbten, vorn wenig breiteren, ſpäter aber noch etwas erweiterten Flügel-
decken daran an, welche hinten einzeln in ſtumpfe Spitzen ausgezogen ſind. Jede führt acht Punkt-
ſtreifen und in den flachen Zwiſchenräumen verworrene, ſchwache Punkte. Beim ſchmalern Männchen
iſt die Unterſeite der Mitteltarſen lang behaart, was der zweite Name beſagen ſoll. Blanchard
(in Guérin-Ménev. Mag. de zool. 1837 pl. 175) bildet die Larve ab. Die Gattung Helops breitet ſich
vorherrſchend über die Mittelmeerländer aus, gegen hundert Arten kommen allein auf Europa, welche
ihrem äußern Anſehen nach nicht alle übereinſtimmen und ſich zum Theil ſchwer unterſcheiden laſſen,
Nordamerika weiſt ſehr wenige auf, Oſtindien eine und Anſtralien eine überdem noch fragliche Art.



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[101/0119] Feiſtkäfer. Achſenkäfer. Mehlkäfer. Helops. thiere und Vögel von ihnen ſkelettiren, welche zwar aller verweslichen Theile entkleidet waren, aber durch Anhaften der Sehnenfaſern noch nicht das Ausſehen eines vorſchriftsmäßigen, ſaubern der- artigen Präparates hatten. Auch finden ſich die in Rede ſtehenden Thiere nicht ſelten auf Tauben- ſchlägen, im Miſte, und aus alledem geht hervor, daß ſie weder in Koſt noch im Aufenthaltsorte nicht ſehr wähleriſch ſind, wenn letzterer, ſei es Boden, Scheune, Mehlkaſten, Taubenſchlag oder ein ausrangirter Kochtopf nur trocken, und jene ausreichend vorhanden iſt. Läßt man ſie in einer Schachtel darben, ſo freſſen ſie auch an den Leichen ihrer Brüder, oder benagen die Wände ihres Gefängniſſes, um ſich daraus zu befreien. Ehe ſie erwachſen ſind, häuten ſie ſich viermal, und man könnte eine ſolche Larvenhaut für ein abgeſtorbenes Thier halten, weil ſie wegen ihrer Härte die natürliche Geſtalt beibehält. Sie ſind glänzend gelb, von der Länge eines Zolls, haben einen kleinen ovalen, augenloſen Kopf, mit kurzen, viergliederigen Fühlern, ſechs Beine mit eben ſo viel Gliedern, zwei feine, hornige Schwanzſpitzchen oben und zwei warzige Nachſchieber darunter am zwölften Ringe ihres walzigen, etwas gedrückten Körpers, und können vermöge ihrer Glätte und ſtarken Muskelkraft durch ſchlaugenförmige Windungen unſeren Fingern leicht entgleiten, wenn wir ſie nicht recht feſt zwiſchen denſelben halten. Ungefähr im Juli erfolgt die Verpuppung an dem gewohnten Aufenthaltsorte der Larve, gern in einem Winkel, zwiſchen Brettern, die wohl auch zur größern Bequemlichkeit an den Rändern etwas abgenagt werden. Abweichend von der Larve iſt die Puppe zart und weich, von Farbe weiß, mit deutlichen Gliedmaßen und zwei hornigen, braunen Schwanzſpitzchen verſehen. Jedes Hinterleibsglied erweitert ſich ſeitwärts zu einem dünnen, viereckigen Vorſprunge mit braun gezähntem Rande. Nach einigen Wochen erſcheint der Käfer, anfangs gelb, allmälig dunkelbraun, am Bauche heller und röthlich ſchimmernd. Er iſt ziemlich flach, mit Ausnahme ſeines ſchmalen Kopfes faſt gleich breit im ganzen Verlaufe und hängt in ſeinen drei Haupttheilen loſe zuſammen. Der platte, vorn gerundete Kopf ſteht gerade vor und trägt an ſeinen Seitenrändern die elfgliederigen, ſchnurförmigen, nach der Spitze ſchwach verdickten Fühler, durch die Backen eingeſchnittene Augen, einen hornigen Zahn an der innern Lade des Unterkiefers, deſſen Taſter beilförmig enden, und ein abgeſtutzt eiförmiges Endglied der Lippentaſter. Seine ganze Oberfläche iſt dicht und fein punktirt, das Schildchen deutlich, die Flügel- decken ſind fein gefurcht; die drehrunden Schienen der ſchlanken Beine an den vorderſten des Männchens gekrümmt. Länge ſieben Linien. Beſonders des Abends wird der Käfer lebendig und fliegt umher, daher findet man ihn am Morgen bisweilen an Räumlichkeiten, wo er ſich bisher noch nie blicken ließ. Seine Entwickelung nimmt durchſchnittlich ein Jahr in Anſpruch. Um auch noch eines Baumbewohners zu gedenken, welcher ſich hinter loſen Rindenſtücken auf- hält, mitunter in größeren Familien, nenne ich den Helops lanipes, ein langbeiniges, ſechs bis ſieben Linien meſſendes Thier von hellerzfarbenem Glanze; nur Fühler, Schienen und Tarſen ſind rothbraun. Jn der Körpertracht ſteht er von den hier erwähnten Arten dem Blaps am nächſten. Die innere Unterkieferlade bleibt unbewehrt, das Endglied der zugehörigen Taſter iſt beilförmig, die Oberlippe frei und ganzrandig. An den langen, fadenförmigen Fühlern zeichnet größere Länge das dritte Glied aus. Das nebſt dem Kopfe dicht und grob punktirte, dadurch mattere Halsſchild iſt breiter als lang, vorn ſtumpf, hinten faſt ſpitzwinkelig und ſcharf ausgezogen, geradlinig ſchließen ſich die ſtark gewölbten, vorn wenig breiteren, ſpäter aber noch etwas erweiterten Flügel- decken daran an, welche hinten einzeln in ſtumpfe Spitzen ausgezogen ſind. Jede führt acht Punkt- ſtreifen und in den flachen Zwiſchenräumen verworrene, ſchwache Punkte. Beim ſchmalern Männchen iſt die Unterſeite der Mitteltarſen lang behaart, was der zweite Name beſagen ſoll. Blanchard (in Guérin-Ménev. Mag. de zool. 1837 pl. 175) bildet die Larve ab. Die Gattung Helops breitet ſich vorherrſchend über die Mittelmeerländer aus, gegen hundert Arten kommen allein auf Europa, welche ihrem äußern Anſehen nach nicht alle übereinſtimmen und ſich zum Theil ſchwer unterſcheiden laſſen, Nordamerika weiſt ſehr wenige auf, Oſtindien eine und Anſtralien eine überdem noch fragliche Art.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/119>, abgerufen am 23.11.2024.