Taster, am hinten verengten Halsschilde, dessen Rücken mit den Weichen verschmilzt, an den cylindrischen, wenig heraustretenden vorderen und den nach innen nicht merklich erweiterten hintersten Hüften. -- Die buntere, grau behaarte und schwarzgezeichnete, wenig größere Hedobia imperialis lebt unter denselben Verhältnissen und findet sich, wenn auch seltener, in unseren Behausungen.
Die Klopf- oder Werkholzkäfer (Anobium) bohren als Larven in abgestorbenem Holze, vorzugsweise dem der Nadelbäume, oder Pappeln, Linden, Birken, Ellern u. a., welche sich unter den Laubhölzern durch Weichheit auszeichnen, und können daher an Orten, wo sie ungestört sind, wie in Kirchen, unbewohnten Schlössern, an Bildsäuleu, werthvollen Schnitzeleien, an alten Erbstücken von Meubeln in unseren Wohnzimmern sehr beträchtlichen Schaden anrichten. Gekrümmt wie die vorige und von faltigem Körper, mit sechs kleinen Beinchen versehen, arbeiten sie Gänge im Holze, zunächst unter Schonung der Oberfläche, verborgen im Jnnern, und man kann sie des Abends, wenn Alles ruhig ist, schrapen hören, indem sie in einem alten Schranke, einem Tisch- oder Stuhlbeine ihrem Zerstörungswerke nachgehen. Jm Mai oder später, je nach der Art, pflegen sie erwachsen zu sein. Dann nagen sie ein etwas geräumigeres Lager um sich herum und werden zur Puppe, welche in einigen Wochen den Käfer entläßt, der nun das Werk der Larve fortsetzt und durch ein kreisrundes Flugloch das Freie sucht. Mehrere solche Löcher, welche dann auch den späteren Larven dazu dienen, das Bohrmehl auszustoßen, verrathen mit der Zeit die Anwesen- heit des "Wurmes" in irgend einem Holzgeräthe, in Balken oder den Fensterbrettern des alten Gebäudes. Jst es aber erst dahin gekommen, so läßt sich zur Erhaltung der angegriffenen Gegen- stände wenig oder nichts mehr thun. Jm Juni fällt für gewöhnlich die Flugzeit der Käfer, und jetzt findet man sie da, wo sie einmal hausen, in Paarung, das kleinere Männchen auf dem größeren Weibchen sitzend. Der kapuzenförmige, buckelige Vorderrücken, der sich seitlich scharf kantet und daher mit den Weichen nicht verschmolzen ist, ein kleiner, nach unten gerichteter, zum größten Theile darin versteckter Kopf, eine schmale, lose Fühlerkeule, welche so lang oder länger ist, als die vorhergehenden fädlichen Geiselglieder, obschon sie nur drei davon umfaßt, und ein walziger Körper machen sie im Allgemeinen kenntlich. Das Endglied der Lippentaster erweitert sich und ist gestutzt, die Spitze der Kinnbacken zweizähnig, der Unterkiefer aus zwei behaarten Laden zusammengesetzt, einer innen schmälern und kürzern, und aus fadenförmigen viergliederigen, vorn schräg gestutzten Tastern. Die Beine haben an den beiden vorderen Paaren wenig vortretende, cylindrische Hüften, an den hintersten kaum nach innen erweiterte, alle fünf ungetheilte Fußglieder und können wie die Fühler an den Körper angezogen werden; denn auch diese Käfer stellen sich todt und lassen in solcher Lage Alles über sich ergehen, weshalb man dem einen speciell den Namen "Trotzkopf" beilegte. Man kennt etwa sechzig Arten, deren Hälfte in
Europa heimatet. Die größte ist der hier abgebildete bunte Klopfkäfer (A. tessellatum), leicht kenntlich an den dreieckigen Tarsengliedern und der überaus feinen, nicht gereiheten Punktirung des auf der Oberseite durch grau- gelbe Behaarung gesprenkelten, braunen Körpers. -- Das kleinere, aber in unseren Häusern gemeinste A. striatum (Todtenuhr) ist heller oder dunkler pechbraun, fein und kurz behaart, auf den Flügeldecken regelmäßig punktirt gestreist, hinten gerundet und einfach gerandet. Der Rand des Halsschildes biegt sich in der Gegend der Schultern winkelig auf, hat aber keine Einkerbungen. -- Der Trotz- kopf (A. pertinax) ist schwarz oder pechbraun, hat den Seitenrand und die Ecken des Halsschildes abgerundet, eine rautenförmige Vertiefung an dessen Wurzel und beiderseits davon ein gelbes Haarfleckchen. Die Unterseite ist etwas lichter behaart.
Diese Käfer verursachen zu Zeiten einen Uopfenden Ton, welcher in seiner Regelmäßigkeit an das Ticken einer Taschenuhr erinnert. Hörte man es des Abends und Nachts in einem stillen Krankenzimmer, so mußte es dem alten Aberglauben zu Folge dem Patienten seine letzten Lebens-
Taſter, am hinten verengten Halsſchilde, deſſen Rücken mit den Weichen verſchmilzt, an den cylindriſchen, wenig heraustretenden vorderen und den nach innen nicht merklich erweiterten hinterſten Hüften. — Die buntere, grau behaarte und ſchwarzgezeichnete, wenig größere Hedobia imperialis lebt unter denſelben Verhältniſſen und findet ſich, wenn auch ſeltener, in unſeren Behauſungen.
Die Klopf- oder Werkholzkäfer (Anobium) bohren als Larven in abgeſtorbenem Holze, vorzugsweiſe dem der Nadelbäume, oder Pappeln, Linden, Birken, Ellern u. a., welche ſich unter den Laubhölzern durch Weichheit auszeichnen, und können daher an Orten, wo ſie ungeſtört ſind, wie in Kirchen, unbewohnten Schlöſſern, an Bildſäuleu, werthvollen Schnitzeleien, an alten Erbſtücken von Meubeln in unſeren Wohnzimmern ſehr beträchtlichen Schaden anrichten. Gekrümmt wie die vorige und von faltigem Körper, mit ſechs kleinen Beinchen verſehen, arbeiten ſie Gänge im Holze, zunächſt unter Schonung der Oberfläche, verborgen im Jnnern, und man kann ſie des Abends, wenn Alles ruhig iſt, ſchrapen hören, indem ſie in einem alten Schranke, einem Tiſch- oder Stuhlbeine ihrem Zerſtörungswerke nachgehen. Jm Mai oder ſpäter, je nach der Art, pflegen ſie erwachſen zu ſein. Dann nagen ſie ein etwas geräumigeres Lager um ſich herum und werden zur Puppe, welche in einigen Wochen den Käfer entläßt, der nun das Werk der Larve fortſetzt und durch ein kreisrundes Flugloch das Freie ſucht. Mehrere ſolche Löcher, welche dann auch den ſpäteren Larven dazu dienen, das Bohrmehl auszuſtoßen, verrathen mit der Zeit die Anweſen- heit des „Wurmes“ in irgend einem Holzgeräthe, in Balken oder den Fenſterbrettern des alten Gebäudes. Jſt es aber erſt dahin gekommen, ſo läßt ſich zur Erhaltung der angegriffenen Gegen- ſtände wenig oder nichts mehr thun. Jm Juni fällt für gewöhnlich die Flugzeit der Käfer, und jetzt findet man ſie da, wo ſie einmal hauſen, in Paarung, das kleinere Männchen auf dem größeren Weibchen ſitzend. Der kapuzenförmige, buckelige Vorderrücken, der ſich ſeitlich ſcharf kantet und daher mit den Weichen nicht verſchmolzen iſt, ein kleiner, nach unten gerichteter, zum größten Theile darin verſteckter Kopf, eine ſchmale, loſe Fühlerkeule, welche ſo lang oder länger iſt, als die vorhergehenden fädlichen Geiſelglieder, obſchon ſie nur drei davon umfaßt, und ein walziger Körper machen ſie im Allgemeinen kenntlich. Das Endglied der Lippentaſter erweitert ſich und iſt geſtutzt, die Spitze der Kinnbacken zweizähnig, der Unterkiefer aus zwei behaarten Laden zuſammengeſetzt, einer innen ſchmälern und kürzern, und aus fadenförmigen viergliederigen, vorn ſchräg geſtutzten Taſtern. Die Beine haben an den beiden vorderen Paaren wenig vortretende, cylindriſche Hüften, an den hinterſten kaum nach innen erweiterte, alle fünf ungetheilte Fußglieder und können wie die Fühler an den Körper angezogen werden; denn auch dieſe Käfer ſtellen ſich todt und laſſen in ſolcher Lage Alles über ſich ergehen, weshalb man dem einen ſpeciell den Namen „Trotzkopf“ beilegte. Man kennt etwa ſechzig Arten, deren Hälfte in
Europa heimatet. Die größte iſt der hier abgebildete bunte Klopfkäfer (A. tessellatum), leicht kenntlich an den dreieckigen Tarſengliedern und der überaus feinen, nicht gereiheten Punktirung des auf der Oberſeite durch grau- gelbe Behaarung geſprenkelten, braunen Körpers. — Das kleinere, aber in unſeren Häuſern gemeinſte A. striatum (Todtenuhr) iſt heller oder dunkler pechbraun, fein und kurz behaart, auf den Flügeldecken regelmäßig punktirt geſtreiſt, hinten gerundet und einfach gerandet. Der Rand des Halsſchildes biegt ſich in der Gegend der Schultern winkelig auf, hat aber keine Einkerbungen. — Der Trotz- kopf (A. pertinax) iſt ſchwarz oder pechbraun, hat den Seitenrand und die Ecken des Halsſchildes abgerundet, eine rautenförmige Vertiefung an deſſen Wurzel und beiderſeits davon ein gelbes Haarfleckchen. Die Unterſeite iſt etwas lichter behaart.
Dieſe Käfer verurſachen zu Zeiten einen Uopfenden Ton, welcher in ſeiner Regelmäßigkeit an das Ticken einer Taſchenuhr erinnert. Hörte man es des Abends und Nachts in einem ſtillen Krankenzimmer, ſo mußte es dem alten Aberglauben zu Folge dem Patienten ſeine letzten Lebens-
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Klopfkäfer.
Taſter, am hinten verengten Halsſchilde, deſſen Rücken mit den Weichen verſchmilzt, an den
cylindriſchen, wenig heraustretenden vorderen und den nach innen nicht merklich erweiterten
hinterſten Hüften. — Die buntere, grau behaarte und ſchwarzgezeichnete, wenig größere Hedobia
imperialis lebt unter denſelben Verhältniſſen und findet ſich, wenn auch ſeltener, in unſeren
Behauſungen.
Die Klopf- oder Werkholzkäfer (Anobium) bohren als Larven in abgeſtorbenem Holze,
vorzugsweiſe dem der Nadelbäume, oder Pappeln, Linden, Birken, Ellern u. a., welche ſich unter den
Laubhölzern durch Weichheit auszeichnen, und können daher an Orten, wo ſie ungeſtört ſind, wie
in Kirchen, unbewohnten Schlöſſern, an Bildſäuleu, werthvollen Schnitzeleien, an alten Erbſtücken
von Meubeln in unſeren Wohnzimmern ſehr beträchtlichen Schaden anrichten. Gekrümmt wie
die vorige und von faltigem Körper, mit ſechs kleinen Beinchen verſehen, arbeiten ſie Gänge im
Holze, zunächſt unter Schonung der Oberfläche, verborgen im Jnnern, und man kann ſie des
Abends, wenn Alles ruhig iſt, ſchrapen hören, indem ſie in einem alten Schranke, einem Tiſch-
oder Stuhlbeine ihrem Zerſtörungswerke nachgehen. Jm Mai oder ſpäter, je nach der Art,
pflegen ſie erwachſen zu ſein. Dann nagen ſie ein etwas geräumigeres Lager um ſich herum und
werden zur Puppe, welche in einigen Wochen den Käfer entläßt, der nun das Werk der Larve
fortſetzt und durch ein kreisrundes Flugloch das Freie ſucht. Mehrere ſolche Löcher, welche dann auch
den ſpäteren Larven dazu dienen, das Bohrmehl auszuſtoßen, verrathen mit der Zeit die Anweſen-
heit des „Wurmes“ in irgend einem Holzgeräthe, in Balken oder den Fenſterbrettern des alten
Gebäudes. Jſt es aber erſt dahin gekommen, ſo läßt ſich zur Erhaltung der angegriffenen Gegen-
ſtände wenig oder nichts mehr thun. Jm Juni fällt für gewöhnlich die Flugzeit der Käfer, und
jetzt findet man ſie da, wo ſie einmal hauſen, in Paarung, das kleinere Männchen auf dem größeren
Weibchen ſitzend. Der kapuzenförmige, buckelige Vorderrücken, der ſich ſeitlich ſcharf kantet und
daher mit den Weichen nicht verſchmolzen iſt, ein kleiner, nach unten gerichteter, zum größten
Theile darin verſteckter Kopf, eine ſchmale, loſe Fühlerkeule, welche ſo lang oder länger iſt, als
die vorhergehenden fädlichen Geiſelglieder, obſchon ſie nur drei davon umfaßt, und ein walziger
Körper machen ſie im Allgemeinen kenntlich. Das Endglied der Lippentaſter erweitert ſich und
iſt geſtutzt, die Spitze der Kinnbacken zweizähnig, der Unterkiefer aus zwei behaarten Laden
zuſammengeſetzt, einer innen ſchmälern und kürzern, und aus fadenförmigen viergliederigen, vorn
ſchräg geſtutzten Taſtern. Die Beine haben an den beiden vorderen Paaren wenig vortretende,
cylindriſche Hüften, an den hinterſten kaum nach innen erweiterte, alle fünf ungetheilte Fußglieder
und können wie die Fühler an den Körper angezogen werden; denn auch dieſe Käfer ſtellen ſich
todt und laſſen in ſolcher Lage Alles über ſich ergehen, weshalb man dem einen ſpeciell den
Namen „Trotzkopf“ beilegte. Man kennt etwa ſechzig Arten, deren Hälfte in
[Abbildung Bunter Klopfkäfer
(Anobium tessellatum).]
Europa heimatet. Die größte iſt der hier abgebildete bunte Klopfkäfer
(A. tessellatum), leicht kenntlich an den dreieckigen Tarſengliedern und der
überaus feinen, nicht gereiheten Punktirung des auf der Oberſeite durch grau-
gelbe Behaarung geſprenkelten, braunen Körpers. — Das kleinere, aber in unſeren
Häuſern gemeinſte A. striatum (Todtenuhr) iſt heller oder dunkler pechbraun,
fein und kurz behaart, auf den Flügeldecken regelmäßig punktirt geſtreiſt, hinten
gerundet und einfach gerandet. Der Rand des Halsſchildes biegt ſich in der
Gegend der Schultern winkelig auf, hat aber keine Einkerbungen. — Der Trotz-
kopf (A. pertinax) iſt ſchwarz oder pechbraun, hat den Seitenrand und die
Ecken des Halsſchildes abgerundet, eine rautenförmige Vertiefung an deſſen Wurzel und beiderſeits
davon ein gelbes Haarfleckchen. Die Unterſeite iſt etwas lichter behaart.
Dieſe Käfer verurſachen zu Zeiten einen Uopfenden Ton, welcher in ſeiner Regelmäßigkeit an
das Ticken einer Taſchenuhr erinnert. Hörte man es des Abends und Nachts in einem ſtillen
Krankenzimmer, ſo mußte es dem alten Aberglauben zu Folge dem Patienten ſeine letzten Lebens-
Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 7
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/115>, abgerufen am 23.11.2024.
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